Wunder Jesu – Protest- und Hoffnungsgeschichten
Manfred Köhnlein
„Brot vermehren, Blinde heilen, Dämonen austreiben, über das Wasser gehen – wie soll das jemals möglich gewesen sein?“ Die Wunder Jesu bereiten in Predigt und Unterricht nicht selten große Schwierigkeiten. Sie werden als antik belächelt und als vernunftwidrig abgetan. Dabei machen sie mehr als ein Drittel des Erzählbestandes der Evangelien aus, so dass ihre Ablehnung dem Leben Jesu viel von seiner Kraft und Anschaulichkeit nimmt.
Köhnlein nimmt die Wunder aus dem unfruchtbaren Streit um die Gültigkeit der Naturgesetze heraus. Er versteht die Wundergeschichten als Kommunikationsdramen, in denen der „Befreier“ und „Heiler“ Jesus von Nazaret in scheinbar ausweglosen Situationen gegen Verzagen und Resignation protestiert. Jesus bricht sperrige Normen des zwischenmenschlichen Umgangs auf, geht Risiken der Zuwendung ein und erweckt Hoffnung auf bessere Verhältnisse im „Reich Gottes“. So mögen die Wunder Jesu zwar ungewöhnliche Erfahrungen darstellen, aber sie waren und sind keine unmöglichen „Stories“.
Der weithin bekannte israelische Künstler Jehuda Bacon hat zu den Auslegungen 20 feinsinnige Zeichnungen angefertigt, die über das bloße Illustrieren hinaus eigenständige Meditationen darstellen.