Ysengrimus
Lateinisch - deutsch
Michael Schilling
Die Ausgabe des bietet erstmals den lateinischen Text mit einer neuen deutschen Prosaübersetzung, die den sophistischen Stil der Vorlage bewahrt und zugleich die Lesbarkeit im Auge behält. Das in 3287 elegischen Distichen abgefasste Tierepos entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts in der Gegend um Gent und prangert in einer scharfen Satire die kirchlichen und klösterlichen Verhältnisse seiner Zeit an. Der unbekannte Verfasser verfügt über ein breites Spektrum an Spielarten des Humors, das vom einfachen Wortwitz über slapstickartige Handlungskomik und ironisches Sprechen bis zu bitterem Sarkasmus reicht. Die heillose Welt, die auf die Apokalypse zusteuert, wird dem Lachen preisgegeben, einem Lachen, das freilich an Verzweiflung grenzt und im Halse stecken zu bleiben droht. Der Autor ist ein glänzender Erzähler, dessen narratives Potenzial manche Entwicklungen der Moderne (Zeitlupe, ) vorwegnimmt. Es verwundert nicht, dass dieser großartige Text den Ausgangspunkt für die volkssprachige Tierepik vom altfranzösischen über den mittelniederländischen und den mittelniederdeutschen bis hin zu Goethes und dem Comic bildet.