Zeichnungen zu Fontanes »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« – Band VI
Dörfer und Flecken im Lande Ruppin
Roland Lampe, Thomas Lünser
Fontanes Brandenburg lebt noch!
Natürlich, sonst könnte der Brandenburger Maler und Graphiker Thomas Lünser seine Zeichnungen zu dessen »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« nicht hier veröffentlichen. Auf den Spuren Fontanes, nicht nur in der Landschaft, sondern auch in dessem Geiste, hat Lünser in mehr als vier Jahren geforscht, skizziert, gezeichnet. Das Ergebnis liegt jetzt in Form von sechs Bändchen mit Schwarz-Weiß-Zeichnungen vor. Viel Spaß beim Erkunden einer Region, die bis heute noch den Fontaneschen Charakter bewahrt hat. Manchmal muss man eben bloß etwas länger verweilen und sich auf eine Zeitreise im Kopf begeben. Dann beginnen sie alle wieder zu leben: die Marwitzens, die Knesebecks, die Itzenplitz‘ und die Zietens, die von Rohrs, natürlich die vielen Geister und Gespenster sowie die wundersamen Leute, ohne die die Mark Brandenburg um vieles ärmer wäre.
Ein Sammelsurium – der Band ist eigentlich kein wirklicher Bestandteil der »Wanderungen« mehr. Erst nach dem Tode Fontanes veröffentlicht, umfasst er Fragmente, Aufsätze und Texte, die Fontane nicht mehr beendet hatte. Daher auch der Untertitel »Eine Nachlese«.
Dennoch reizvoll, auch diese Texte zu illustrieren, zumal hier wieder viel Historisches zu erkunden war. Blättern in alten Chroniken, Besuche in Museen und sonstige Recherchen waren notwendig, um all die Persönlichkeiten zu finden, die Fontane beschrieb.
Auch Ausflüge gehörten natürlich wieder mit dazu: noch mal in den Spreewald, noch mal ins Ruppiner Land, in den Fläming und in die Mittelmark. Letztendlich noch ein Exkurs über die Berliner und deren Eigenheiten runden den Band ab. Wieder war es eine große Freude, passende Bilder für die Texte zu zeichnen. Wieder gab es viel Interessantes und Neues zu entdecken.
Der Maler und Graphiker Thomas Lünser ist ein Fontane-Liebhaber. Die Idee, Fontanes Wanderungen zu illustrieren, kam ihm bei seinen Touren quer durch Brandenburg. Überall stieß er auf die von Theodor Fontane beschriebenen Landschaften, Schlösser und Dörfer. Dass Fontanes Wanderungen Zeitreisen sind, erschloss sich ihm beim genauen Lesen der Kapitel. Fontane taucht ein in die Brandenburger Frühzeit, lässt seine Leser teilhaben an den mittelalterlichen Fehden der Raubritter, nimmt sie mit in die klösterliche Welt der Zisterziensermönche, forscht über die alten Slawen und entdeckt längst vergessene Persönlichkeiten wieder. Eine reizvolle Aufgabe für einen Illustrator. Die alten Wege des märkischen Dichters erneut zu beschreiten, nachzuschauen, was noch vorhanden ist und in alten Archiven und Galerien herumzustöbern, um eine Idee vom Aussehen der Fontaneschen Helden zu bekommen – das waren reizvolle Impulse für ihn, selber zum Stift zu greifen und auf Papier festzuhalten, was die Faszination der Fontane-Texte bis heute noch ausmacht. Brandenburg ist eine ungewöhnlich reiche Landschaft voller geschichtsträchtiger Orte und durchtränkt vom Geiste vieler Persönlichkeiten, deren Taten bis heute nachwirken. Eine Spurensuche, die viele Skizzenblöcke füllt und nun als Buch vorliegt.