ZEIT als Zeiterleben, Zeitorientierung und Zeitperspektive
Salzwedel Hartmut, Ulrike Martens, Hartmut Salzwedel, Ralf-Kiran Schulz, Ingeborg Siggelkow
Um begriffliche Grundlagen sozio-kulturell geprägter Zeitlichkeit zu klären, schlägt der Autor eine kultursoziologische Rückbesinnung auf Georg Simmel anstelle einer Einbeziehung des Begriffes „soziales System“ im Sinne von Niklas Luhmann vor. Die dem sozialen Handeln zugrundeliegenden Zeitvorstellungen sollen durch eine begriffliche Hierarchie mit zunehmender Präzisierung als Zeiterleben, Zeitorientierung und Zeitperspektive erfaßt werden. Dies ermöglicht kulturübergreifende Voraussagen über Verhaltensgrenzen. Dabei erwachsen Hindernisse für eine kultursoziologische Piaget-Rezeption aus den Unterschieden zwischen naturwissenschaftlichen, insbesondere physikalischen und sozialwissenschaftlichen Raum- und Zeitvorstellungen.
Um Technikkultur über Zeitbegriffe zu verstehen, bedarf es der gedanklichen Loslösung von Naturrhythmen, also zeitlicher Abstraktion, die zu einer umfassenden Synchronisation führt – ein Vorgang individueller und gesellschaftlicher Differenzierung, parallel zur Entwicklung verantwortlichen Handelns.
Technische und gesellschaftliche Beschleunigung sind irreversibel, ihre Formen und Folgen bedürfen sozialwissenschaftlicher und politischer Aufmerksamkeit.