Zeit zur Neige
Elisabeth Lasche
Ich erinnere mich an meine Eltern. Heute weiß ich, dass sie Angst hatten. Angst vor der Welt und um alles, was sie liebten. Ich konnte meine und ihre Angst lange Zeit nicht trennen.
Sie wünschten und versprachen uns Kindern eine heile Welt, aber die heile Welt klammerte die Angst aus.
Wir haben jeden Sonntag auf das große Kruzifix gesehen,
wenn wir in der Kirche saßen, und von einem Gott gehört,
der uns rettet aus der Not. Als wir klein waren, haben wir
richtig heftig an ihn geglaubt. Dann kam allmählich der
Verstand dazu.
Als mein Vater starb, fühlte ich Schmerz, doch erstaunlicherweise ging die Angst ein Stück zurück. Der reale Tod hatte meine Zweifel genommen. Die, die ich betrauere, sind ein Teil von mir geworden und ich ein Teil von ihnen geblieben.
Dennoch müssen wir manche Türen schließen, um andere Türen weit aufzumachen. Ich bin in einem Pfarrhaus aufgewachsen. Ich weiß, wie das geht. Schon in meinem Amerikajahr 1971 habe ich damit begonnen zu üben.