Zeitgeschichte / Die Moralwächter des Staates
Eine Zeitreise in Sachen Sex und Moral
Walter Brendel
Locker, sexy und freizügig sind die 1920er-Jahre. Das Sündenbabel Berlin feiert rund um die Uhr. Doch die Weimarer Zeit ist eine Zeit der Gegensätze. Staat und Polizei wachen über die Moral und sind dabei nicht zimperlich. Ihre Ansichten sind schlimmer, als im Kaiserreich. Die Sittenpolizei kämpft gegen den „moralischen Verfall“ der Gesellschaft. Was als unmoralisch und unsittlich gilt, unterliegt im Lauf der Zeit ständigen Veränderungen. 10.000 bis 15.000 homosexuelle Männer landen während der NS-Zeit in Konzentrationslagern. Der NS-Staat schafft ein Netz an Bordellen. Sogar KZ-Bordelle lässt SS-Reichsführer Himmler einrichten. Doppelmoral und willkürliche Verfolgung werden zum System. Beim Sex ist man freizügig. Nach dem Krieg nehmen die Polizeidienststellen und mit ihnen die Sittenwächter schnell die Arbeit wieder auf. Polizisten aus der NS-Zeit sorgen für Kontinuität. In der Verfolgung von Sittendelikten gehen die beiden deutschen Staaten zunehmend unterschiedliche Wege. 1968 beginnt die sexuelle Revolution bis 1980 alles viel bunter wird.