Zerreißprobe?
Rüstungsforschung an der Abteilung Maschinenbau der MPA Stuttgart von 1933 bis 1945
Jens Klein
Während des „Dritten Reiches“ wurden technisch-wissenschaftliche Institutionen in wachsendem Umfang in die Rüstungsforschung integriert. Die Nationalsozialisten institutionalisierten ein neues System konkurrierender staatlicher und Partei-Organisationen, die Einfluss auf die Wissenschaftspolitik nahmen. Auch die Materialprüfungsanstalten waren im Wissenschaftssystem verankert – die Stuttgarter MPA war immerhin die zweitgrößte Deutschlands. Diese Studie beschreibt die Auswirkungen der äußerst dynamischen NS-Wissenschaftspolitik auf das Wirken der Stuttgarter MPA, die ihre Mitarbeiterzahl von 1930 bis 1938 von 30 auf mehr als 150 Angestellte steigerte, und sie analysiert Querverbünde in der Automobil- und Maschinenindustrie auch außerhalb des staatlichen Innovationssystems.
Während des Krieges war es unter anderem Aufgabe der MPA, heimische Materialien auf deren Verwendungsfähigkeit für Werkstoffe zu untersuchen, um einen autarken Wehrstaat zu erschaffen. Das Buch verdeutlicht anhand von Beispielen die tägliche Arbeit an der Anstalt und analysiert ihre Forschungsprojekte während der NS-Zeit. Weiter wird der Frage nachgegangen, wie die Machthaber die Tätigkeiten in der MPA hinsichtlich der Kriegswichtigkeit und Rüstungsrelevanz bewerteten und welche Auswirkungen diese Einschätzungen für die MPA hatten. Waren all diese Einflüsse eine Zerreißprobe für die Anstalt? Und was geschah mit der Stuttgarter MPA und ihren Mitarbeitern nach 1945?