Zerstörte Rechtskultur
Vorträge im Berliner Kammergericht
Monika Nöhre
Warum erscheint die zweite Auflage des Buches „Die Geschichte der Staatsanwaltschaft in Deutschland bis zur Gegenwart“ erst 80 Jahre nach Publikation der Erstauflage 1932? Warum traf der mit der Vertreibung und Vernichtung jüdischer Juristen einhergehende Verlust der Rechtskultur Berlin härter als alle anderen deutschen Städte? Und wo nahm die Rehabilitierung der mutigen Widerstandskämpfer des gescheiterten Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 ihren Ausgang?
Antwort auf diese Fragen findet der Leser in zwei Vorträgen, die Erardo Cristoforo Rautenberg und Ingo Müller im Plenarsaal des Kammergerichts im Berliner Themenjahr 2013 mit dem Titel „Zerstörte Vielfalt“ gehalten haben. Der Kampf um das Ende der Verleumdung der mutigen Widerstandskämpfer wird eindrucksvoll in dem im Originaltext abgedruckten Plädoyer von Fritz Bauer dokumentiert, das er 1952 im sogenannten Remer-Prozess vor dem Landgericht Braunschweig gehalten hat. Die Beiträge dokumentieren die vielfältigen Zerstörungen der Rechtskultur, die auf das Konto der Nationalsozialisten gehen. Gleichzeitig zeigen sie aber auch Ansätze für einen Neubeginn auf.