Zöpfe, Blutwurst und Kartoffeln
Neue Beobachtungen eines Konservativen
Thomas Hartung, Dirk Kohl
„…Der WDR-Reporter Tuncay Özdamar hatte die Causa auf Twitter kritisiert – sonst wäre sie gar nicht bekannt geworden. „Es wurde Blutwurst serviert. İnşallah halal. Welches Zeichen will Seehofers Innenministerium damit setzen? Ein wenig Respekt vor Muslimen, die kein Schweinefleisch essen, wäre angebracht.” Mehrere deutsche Medien griffen den „Fall“ prompt auf, warfen der deutschen Politik „Unsensibilität“ und mangelndes „Feingefühl“ vor: das „Blutwurst-Gate“ war geboren.
Blamabel daran ist nicht nur die Tatsache, dass die meisten deutschen Dönerbuden nicht zertifiziert halal sind und nicht einmal das Restaurant im Jüdischen Museum Berlin, das Zehntausende jüdische Besucher hat, koscher kocht. Blamabel daran ist vor allem die Tatsache, dass überhaupt darüber diskutiert wird, dass es in Deutschland Schweinefleisch-Produkte auf einer offiziellen Veranstaltung gibt, an der auch Nichtmoslems teilnehmen…“ (aus „Die Wurst ist Ausdruck für das Ganze“)
Seit dem Erscheinen von Hartungs erstem Band „Wie steht’s um Deutschland“ läuft noch viel mehr schief: Mädchenzöpfe gelten als Kennzeichen rechtsextremer Eltern, Kartoffeln als neues Schimpfwort für die, die schon länger hier leben, und Indianerkostüme gar als rassistisch. In seinen „Neuen Beobachtungen eines Konservativen“ legt Thomas Hartung in gewohnt souveräner Weise den Finger in die Wunden unseres Gemeinwesens, das er in Gefahr wähnt, untherapierbar zu werden.