Zur Lyrik Gottfried Benns
Acht Interpretationen
Carsten Dutt
In minutiöser Lektürearbeit werfen die Interpretationen dieses Bandes neues Licht auf so berühmte und lyrikgeschichtlich epochale Gedichte wie „Kleine Aster“, „Requiem“, „Ein Wort“ und „Menschen getroffen“. Zugleich werden weniger bekannte und gleichwohl kapitale Texte in ihrer Repräsentativität für Benns lyrisches Œuvre erschlossen. Dabei wird deutlich, dass die poetische und metapoetische Praxis Benns weder durch die Programmformeln seiner dichtungstheoretischen Essayistik noch durch geistes-, wissens- oder diskursgeschichtliche Rubrizierungen auszuschöpfen ist: Die komplexe Individualität der Werke transzendiert ihre Bedingungen und Kontexte. Welche Implikationen dies für die Beschäftigung mit zentralen Themen der Benn-Forschung wie etwa der Ästhetik des Hässlichen, des Schocks und der religiösen Desillusionierung, der Poetik des Rauschs und des „südlichen Worts“, der Metaphysik der Form und des statischen Gedichts oder dem späten Projekt alltagsnaher „Bewusstseinsinventuren“ im Parlandoton hat, wird in hermeneutisch genauen Argumentationen entwickelt.