Zur Reputation von Parteien
Reputationsmanagement deutscher Parteien in der Mediengesellschaft
Oliver Pellarin
Nie in der Geschichte der Bundesrepublik war das Vertrauen in die Parteien geringer. Gesellschaftliche Megatrends und eine ordentliche Portion Selbstverschulden haben dem Vertrauen in die politischen Parteien, ihrer Glaubwürdigkeit und ihrem Ruf stark geschadet. Zwar ist eine gesunde Skepsis gegenüber dem politischen System für eine Demokratie sinnvoll, Misstrauen und Gleichgültigkeit bedrohen jedoch die demokratische Grundordnung. Die deutschen Parteien stecken in einer chronischen Vertrauens- und Reputationskrise und haben bislang nur unzureichende Antworten auf diese komplexen Herausforderungen gegeben. Sie unterwerfen sich der Medienlogik, mediale Darstellungseffekte ersetzen politische Problemlösung. Reputation ist ein erfolgskritisches Unterscheidungsmerkmal, maßgeblich extern verortet und durch die Medien und Stakeholder determiniert – Aufbau und Pflege der Reputation müssen also genau dort ansetzen. Oliver Pellarin formuliert ein parteienspezifisches Reputationsmodell, das Grundlage für die Messung und Steuerung von Parteienreputation ist, und schließt damit eine klaffende Forschungslücke zum Reputationsmanagement, das sich bislang ausschließlich auf ökonomische Organisationen konzentriert hat.