Zwangssterilisation in Offenbach am Main 1934-1944
Jessika Hennig
Anhand von 439 Originalakten des Erbgesundheitsgerichtes Offenbach wird das Schicksal von Betroffenen in dieser Region aufgezeigt, die im Dritten Reich Opfer von Zwangssterilisationen wurden. Das Buch beschreibt den praktischen Ablauf des Verfahrens von der Anzeige bis zur Operation. Es vermittelt zudem einen Eindruck, wie sogenannte „Erbkranke“ Opfer nationalsozialistischer Rassenpolitik wurden. Formal bezogen sich die Macher des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ auf medizinisch-wissenschaftliche Kriterien, in Wirklichkeit lagen den Verfahren jedoch Sozialdiagnostik und rassenpolitische Ideologien zugrunde. Das Buch weist die reibungslose Zusammenarbeit verschiedener Institutionen, Behörden und Berufsgruppen nach, dokumentiert aber auch den Widerstand vor allem auf seiten der Betroffenen und deren Angehörigen. Die Haltung der im Verfahren beteiligten Ärzte, Richter und anderer Berufsgruppen war geprägt von Sozialdarwinismus und Rassenhygiene. Stellungnahmen gegen die Zwangssterilisation von professioneller Seite fanden sich nur sehr selten. Weitere Nachforschungen in der Gedenkstätte der Landesheilanstalt Hadamar zeigen, daß auch in Offenbach am Main „Erbkranke“ später der „Euthanasie“ zum Opfer fielen.