Zwischen Affirmation und Verweigerung
Bertolt Brecht und die Revolution
Jürgen Hillesheim
Zum hundertsten Mal jährten sich die Ereignisse, die 1918/1919 fast zu einem politischen Umsturz geführt hätten. Eine deutsche bzw. bayerische Räterepublik sollte konstituiert werden. „Trommeln in der Nacht“, Brechts Drama der Revolutionsverweigerung, wurde angeregt durch die Vorgänge in Berlin und München. Später, im April 1919, befand er sich in Augsburg mitten im Geschehen. Durchaus interessiert an den Ereignissen war der junge Autor, aber auch distanziert. Diese erste Begegnung mit dem Kommunismus bestimmte Brechts Sicht der Revolution und die Vorbehalte ihr gegenüber. Das erweisen Werke wie der „Gesang des Soldaten der Roten Armee“, das Lehrstück „Die Maßnahme“ und die „Buckower Elegien“. Brecht entwickelte „aus seiner Wahrnehmung des Ersten Weltkriegs und des Elends, das dieser brachte, ein Verständnis der Revolution als Fortsetzung des Krieges und des Leids unter anderer ideologischer, nun roter Flagge. Immun gegenüber der Revolution blieb er, trotz aller Lippenbekenntnisse, bis zu seiner Zeit in der DDR“ (Jürgen Hillesheim, FAZ, 17.11.2018).