Zwischen arabischer Provinz und Hoher Pforte
Beziehungen, Bildung und Politik des osmanischen Bürokraten Ragib Mehmed Pasa (st. 1763)
Henning Sievert
Ragib Mehmed Pasa (st. 1763) gilt als bedeutender Staatsmann und genießt zugleich einigen Ruhm als Dichter und Gelehrter. Er gehörte zur aufsteigenden Schicht der literarisch gebildeten Bürokraten, war jedoch zugleich ein Vermittler zwischen Angehörigen verschiedener Gruppen sowie zwischen Istanbul einerseits und Syrien, Ägypten, Irak andererseits. Diese Arbeit untersucht an Ragib Pasas Beispiel die sozialen und kulturellen Verflechtungen, die das Osmanische Reich mindestens ebenso sehr zusammenhielten wie ökonomische Interessen und militärische Gewalt. Bei der Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen der Hauptstadt und den anderen Reichsteilen liegt der Fokus auf den arabischen Provinzen, wobei osmanisch-türkische ebenso wie arabischsprachige Quellen berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, was für Beziehungen Ragib Pasa im Laufe seiner langen Karriere zu Personen in der Hauptstadt und in den Provinzen aufbaute – ein oft vernachlässigter oder einseitig interpretierter Aspekt, der für das soziale Gefüge und für den einzelnen jedoch von größter Wichtigkeit war. Es geht dabei sowohl um „rein“ politische Verbindungen (und Feindschaften) als auch um die Themen des Austausches und die Bedeutung der verschiedenen Arten von Bildung.