Zwischen Drama und Erzählung
Ein Beitrag zur Theorie geschehensdarstellender Literatur
Holger Korthals
Was macht ein Drama „episch“? Ist ein Dialogroman ein Erzähltext? In welchem Umfang sind moderne Theatertexte noch Dramen? Der vorliegende Band beantwortet Fragen wie diese mit einer vergleichenden Typologie der Bauformen narrativer und dramatischer Texte. Jenseits erstarrter Urteile werden strukturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede beider Textsorten neu bestimmt.
Indem erzähltheoretische Modelle – allen voran Gérard Genettes „Discours du récit“ – auf dramatische Texte von der Antike bis zur unmittelbaren Gegenwart angewandt werden, ergibt sich ein neuer Blick auf die Stellung von Drama und Erzählung im System der literarischen Gattungen. Zahlreiche erzählende und „erzählanaloge“ Passagen in der modernen, aber auch in der älteren Dramatik lassen die strikte Trennung der beiden Textsorten im Rahmen der traditionellen Trias „Lyrik – Epik – Dramatik“ fragwürdig erscheinen und legen eine gemeinsame Betrachtung unter dem Oberbegriff „Geschehensdarstellung“ nahe. Die Überlegungen zur literaturtheoretischen Modellbildung werden anhand einer Vielzahl von Textbelegen veranschaulicht, so daß sie für den Leser stets nachvollziehbar bleiben und in konkrete Handreichungen für die Dramenanalyse münden.