Zwischen Füchsen und Wölfen
Konfession, Klientel und Konflikte in der fränkischen Reichsritterschaft nach dem Westfälischen Frieden
Andreas Flurschütz da Cruz
Welche Mittel und Wege standen dem frühneuzeitlichen Reichsadel zur Durchsetzung seiner Interessen zur Verfügung? Anhand eines Lehenprozesses zwischen den mainfränkischen Familien Fuchs von Bimbach und Wolf von Wolfsthal untersucht Flurschütz da Cruz alternative bzw. parallele Lösungswege zur Klage vor den Territorial- und Reichsgerichten. Diese identifiziert er vor allem in informellen Handlungs- und Kommunikationssträngen, die er neben der gerichtlichen Überlieferung anhand von alternativen Quellen nachvollzieht.
Die bisher unbekannten, in der Studie rekonstruierten Patronage- und Klientelsysteme verbanden lokale, regionale, Landes- und Reichsebene miteinander – vom Dorfschultheißen bis zum Reichsoberhaupt – und demonstrieren so die Polyzentralität des frühneuzeitlichen Reichssystems. Ausschlaggebend für gerichtliche Entscheidungen war nicht allein der Buchstabe der Reichsgesetze, sondern Vernetzungskriterien wie Verwandtschaft, Freund- und Nachbarschaft sowie ganz maßgeblich die Konfession.
Exemplarisch zeigt die Studie, dass auch eines der prominentesten Gesetzeswerke der Frühen Neuzeit, der die konfessionellen Zwistigkeiten angeblich beendende Westfälische Frieden von 1648, >>zunächst einmal nur eine vielversprechende Theorie<< war. Anhand des Falles Fuchs contra Wolfsthal sowie mehrerer Vergleichsbeispiele deckt Flurschütz da Cruz eine >>verlängerte Gegenreformation<< auf, die über lehenpolitische Maßnahmen dafür sorgte, dass auch weit nach 1648 noch ganze Landstriche rekatholisiert wurden.