Das ist wie der Roman einer Straße – emotional, überraschend und meisterhaft. Dieter Hoffmann-Axthelm will es ganz genau wissen. Er geht die Köpenicker Straße Grundstück für Grundstück ab und entwickelt daraus ein wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Panorama Preußens. Wie Naturgeografie, Stadtwerdung und Probleme der Manufakturen mit administrativen Abläufen zusammenhängen – das sind seine Fragen.
Die Quellen machen dieses Buch lebendig. Die Quellen beschreiben, wie die Unternehmer, die Ackerbürger, die Fabrikanten aus dem staubigen Feldweg entlang der Spree etwas gemacht haben. Vor 1740 befanden sich die Straße und ihre Akteure in den Startlöchern, bis es mit dem Regierungsantritt von Friedrich II. zu einem jähen Sprung nach vorn kam. Holzhandel, Kattunproduktion und Militär trugen ganz spezifisch zur Entwicklung des Staates bei, aber auch Pietismus, bürgerliche Selbstverwaltung und die Genossenschaften des Sozialiberalismus. Parzellierung, Ackerfolge, Gartenstruktur, Uferschälungen, Bleichtechnik und Sodachemie. All das fügt sich aus den einfachsten Details zu einem komplexen Geschichtsbild bis 1989 und danach zusammen, spannend zu lesen.
Aktualisiert: 2019-11-26
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Wir sind umgeben von Dingen, die wichtig und praktisch, aber so alltäglich
sind, dass wir sie kaum beachten.Sie sind einfach da, gehören
zu unserem Leben, werden genutzt,verbraucht, ausgetauscht, erneuert,
durch modernere Varianten ersetzt oder sind einfach nicht mehr nötig.
Viele dieser Gegenstände geraten dann in Vergessenheit, und dies geschieht
heute viel schneller als vor 50, 100 oder 150 Jahren. In diesem Büchlein
sind 40 Alltagsdinge versammelt, die in vielen Wohnungen und Häusern
zwischen 1750 und 1960 verwendet wurden – von A wie Abwaschtisch bis
Z wie Zoetrop. Benutzt wurden sie bei der Wäsche und beim Kochen, beim
Baden und Spielen – eben im Alltag.Und oft waren diese einfachen Dinge
für ihre Besitzer von großem Wert. Um 1871 verdiente ein guter Facharbeiter
vier bis acht Taler in der Woche. Davon konnte er geradeso leben. Handwerker
verdienten noch weniger, hatten aber oft Kost und Logis frei. Mit diesem
Geld war es schwer, die täglichen Bedürfnisse zu befriedigen, und noch
schwerer, Anschaffungen zu tätigen oder sogar einen Hausstand zu gründen.
Da musste der Kauf eines jeden Haushaltsgegenstandes wohl überlegt
sein. So erklärt sich, dass auch scheinbar ganz gewöhnliche Gebrauchsgegenstände
in den Familien vererbt wurden und Bügeleisen oder Schuhbürsten
eine Lebensdauer hatten, die heutige Hersteller schockieren würde.
Die prekären Lebensumstände der unteren und mittleren Schichten erlaub-
ten weder luxuriöse Verschwendung noch üppige oder gar austauschbare
Ausstattungen. Deshalb wurden Gegenstände des Alltags gepflegt, bewahrt
und sorgsam gehütet – eine traditionelle Form der Nachhaltigkeit. Viele
dieser Dinge wurden in Berlin oder im Umland hergestellt und verkauft, aber
auch aus fernen Teilen Deutschlands und der Welt gelangten Waren nach
Berlin. Die aufkommende Industrialisierung mit hohen Stückzahlen zu
billigen Preisen und die neuen Verkehrsmöglichkeiten durch die moderne
Schifffahrt und die Eisenbahnen trugen dazu bei.
Mancher Gegenstand gibt mit seiner Form und Funktion heute Rätsel auf.
Einige Bezeichnungen rufen Assoziationen hervor, die nichts mit dem
Bezeichneten zu tun haben, wie der Vatermörder, die Ochsenzunge oder
auch der Nacktfrosch. Hinter manchen Begriffen verbirgt sich heute ein ganz
anderer Gegenstand – bei Notlicht und Plättbrett sind diese Veränderungen
offensichtlich. Bei vielen Gegenständen ist noch heute klar, um was für ein
Ding es sich handelt.
Mittlerweile gibt es Shows im Fernsehen und Rätselbilder in Zeitungen und
Zeitschriften, wo solche Alltagsgegenstände erraten werden können. Dieses
Büchlein zeigt einige dieser vergessenen Dinge, die im Stadtmuseum Berlin
bewahrt werden. Vielleicht schenkt es Momente des Innehaltens – wenn
bei ganz alltäglichen Verrichtungen die Dinge wieder neu gesehen werden
können.
Aktualisiert: 2023-03-16
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