Einfluss der Maischegärung auf die Inhaltsstoffe und Eigenschaften von Weißwein

Einfluss der Maischegärung auf die Inhaltsstoffe und Eigenschaften von Weißwein von Hammer,  Simone
Bei »Orange Wein« handelt es sich um Wein aus weißen Trauben, der mit Hilfe von Maischegärung hergestellt wird. Bei der Maischegärung werden Schalen und Kerne während der Weinbereitung nicht abgetrennt. Dieses Verfahren wird normalerweise überwiegend zur Rotweinbereitung eingesetzt. »Orange Weine« vereinen somit Eigenschaften von Rot- und von Weißweinen und sind deshalb nicht eindeutig einer der gängigen Weinarten zuzuordnen. Vor Beginn dieser Arbeit waren über die Zusammensetzung und die spezifischen Eigenschaften kaum wissenschaftliche Erkenntnisse verfügbar. Es war jedoch anzunehmen, dass die Maischegärung insbesondere die Polyphenolzusammensetzung verändert, da die Polyphenole vor allem in der Beerenschale enthalten sind und diese im Zuge der Maischegärung stärker in Wechselwirkung mit dem entstehenden Wein tritt. Es existierten auch keine gebündelten Daten dazu, welche Philosophie Winzer bei der Herstellung verfolgen und welche Ansichten sie zu verschiedenen Aspekten des An- und Ausbaus verfolgen. Durch die Auswertung einer Befragung unter deutschen Winzern war es möglich deren Ansichten abzubilden. Durch Modellversuchen mit unterschiedlichen Rebsorten konnte der Einfluss der verschiedenen Traubenbestandteile auf das Polyphenolprofil von maischevergorenen Weißweinen besser verstanden werden. Mit Hilfe von Untersuchungen an eigens ausgebauten Weinen aus zwei Jahrgängen und Weinen aus dem Handel wurde eine umfassende Charakterisierung von »Orange Weinen« vorgenommen. Dabei wurden sowohl die Polyphenol¬zusammen¬setzung als auch andere spezifische Inhaltsstoffe wie organische Säuren oder flüchtige Stoffe untersucht. Anhand der selbst ausgebauten Weine konnte verfolgt werden, wie sich die Polyphenolzusammensetzung im Laufe der Weinbereitung änderte. Außerdem konnte der Einfluss verschiedener Gärgebinde und jahrgangstypischer Einflussgrößen verglichen werden. Aus den praktischen Erfahrungen konnten wichtige Erkenntnisse für den Ausbau von »Orange Weinen« abgeleitet werden, die in Handlungs¬empfehlungen an Winzer einfließen können. Aus den analytischen Ergebnissen lassen sich wichtige Erkenntnisse für die Beurteilung von »Orange Weinen« schließen. Es zeigte sich beispielsweise, dass neben den Polyphenolen auch Inhaltsstoffe wie Methanol, Kalium, Bernsteinsäure und Shikimisäure durch Maischegärung beeinflusst werden können. »Orange Weine« zeigten diesbezüglich Eigenschaften, die zum Teil für Rotweine typisch sind, aber bis dato nicht für Weißweine beschrieben waren. Anhand von 79 »Orange Weinen« aus dem Handel konnte eine umfassende Charakterisierung der Polyphenolprofile erstellt werden. Mit Hilfe multivariater Analysemethoden wurde ein statistisches Modell der Polyphenolprofile erarbeitet. Die handelsüblichen Weine wurden auch herangezogen um eine Datenbank von 1H-NMR-Spektren aufzubauen, die ebenfalls mit Hilfe multivariater Analyseverfahren in einem statistischen Modell abgebildet wurden. Beide Modelle waren dazu geeignet »Orange Weine« und herkömmliche Weine voneinander zu trennen werden. Das auf den 1H-NMR-Spektren basierende Modell lieferte bei der Klassifizierung von Validierungsproben etwas bessere Ergebnisse. Anhand mehrerer Weine konnten Erkenntnisse über die Beschaffenheit der polymeren Polyphenole von »Orange Weinen« erlangt werden. Mit Hilfe von Modellversuchen konnte ein tieferes Verständnis zu den Einflüssen der Maischegärung hinsichtlich des Polyphenoleintrages ermittelt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sind sowohl für die Herstellung als auch die Beurteilung von »Orange Weinen« hilfreich. Es wird sich in den kommenden Jahren zeigen ob diese Art Wein weiter Bestand hat und ob der Bedarf besteht sie mit Hilfe einer Definition zu beschreiben bzw. deren Herstellung zu reglementieren. Mit dieser Arbeit wurden erste Schritte unternommen und grundlegende Daten ermittelt, die eine Charakterisierung von »Orange Weinen« ermöglichen und bei der Erarbeitung einer Definition für »Orange Weine« einfließen können. Für ein umfassenderes Bild und eine bessere analytische Unterscheidung von »Orange Weinen« und herkömmlichen Weißweinen ist es unerlässlich, dass weitere Untersuchungen durchgeführt werden und die erarbeiteten statistischen Modelle erweitert werden.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Bewertung des Einflusses von Mikroorganismen und oenologischen Faktoren auf die Bildung biogener Amine und deren sensorische Eigenschaften während der Weinbereitung

Bewertung des Einflusses von Mikroorganismen und oenologischen Faktoren auf die Bildung biogener Amine und deren sensorische Eigenschaften während der Weinbereitung von Herr,  Pascal
Für den aufgeklärten Weinkonsument von heute rückt der gesundheitliche Aspekt immer mehr in den Blickpunkt. Ein erhöhter Gehalt an biogenen Aminen in Wein entspricht somit nicht den aktuellen Marktanforderungen. Während der letzten Jahre führten die klimatischen Veränderungen aber auch neuere oenologische Praktiken wie die Maischestandzeit weißer Trauben zu einem Anstieg der pH-Werte im Most. Dies führt zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen und somit Profilierung unterschliedlicher Bakterien. Gleichzeitig nimmt die mikrobiozide Wirkung der SO2 mit dem pH-Anstieg deutlich ab. Folglich steigt auch die Gefahr der bakteriellen Bildung biogener Amine. Damit auch weiterhin deutsche Weine den qualitativen Anforderungen entsprechen, war es Ziel dieser Arbeit während allen Etappen der Weinbereitung die Einflussfaktoren, die zur Bildung biogener Amine führen, zu untersuchen. Biogene Amine entstehen in Wein vorrangig nach Decarboxylierung der korrespondierenden Aminosäuren durch bakterielle Aktivität. Die Bildung der, vor allem aus gesundheitlichen Aspekten, unerwünschten biogenen Amine beruht auf einer Vielzahl von Einflussfaktoren, die von der Beschaffenheit des Lesgutes (Trauben) über die Art der Kellerwirtschaft bis hin zum Ausbau bzw. der Reifung des Weines reichen. Diese multiplen Faktoren wurden im Rahmen dieser Arbeit bezüglich ihres Einflusses auf die Bildung ausgewählter biogener Amine untersucht. Die Bestimmung des Gehaltes der biogenen Amine Histamin, Putrescin, Cadaverin, Phenylethylamin, Tyramin, ß-Alanin, Agmatin, Isoamylamin und Ethanolamin erfolgte mittels HPLC-Fluoreszenzdetektion (HPLC-FD) nach Festphasenextraktion (SPE) und Vorsäulenderivatisierung mit ortho-Phthaldialdehyd und 2-Mercaptoethanol über den internen Standard Heptylamin. In dieser Arbeit gelang es bei umfassenden Untersuchungen über zwei Jahrgänge zahlreiche Ursachen für die Bildung biogener Amine aufzuklären und daraus präventive und kurative Maßnahmen abzuleiten. Diese Untersuchungen erfolgten anhand realer Traubenproben, Mosten und Weinen, wobei alle Weinbereitungsschritte unter Praxisbedingungen sukzessiv verfolgt wurden. Die in dieser Form bisher nicht puplizierte Durchführung manigfaltiger Technikumsversuche unter kontrollierten Bedingungen ermöglicht die konkrete Aussage über die Einflussfaktoren, die während der Vinifikation der Bildung biogener Amine entgegenwirken oder diese fördern. Es konnte eindeutig geklärt werden, dass die Traubenfäulnis zu erhöhten Gehalten biogener Amine im Most führt. Dabei erwiesen sich gezielte Inokkulationen von gesunden Trauben mit unterschiedlichen Pilzsporen als innovativer Ansatz, um die negative Auswirkung der Fäulnis zu untersuchen. Im Verlauf der Fermentationsprozesse ist der biologische Säureabbau (BSA) bzw. die malolaktische Gärung, verbunden mit unerwünschter bakterieller Metabolitbildung, die Hauptquelle für die Bildung biogener Amine. Als Schlüsselfaktor für die Bildung biogener Amine konnte der pH-Wert identifiziert werden. So erwiesen sich hohe pHWerte als förderlich für die Bildung biogener Amine. Auffällig war die Tatsache, dass es vor allem bei Rotweinen bei Überschreiten des pH-Wertes von 3,4 zur verstärkten Bildung biogener Amine kam. Deren Bildung wurde durch einen spontanen BSA und eine späte Gabe schwefliger Säure zusätzlich potenziert. Bei weißen Rebsorten konnte gezeigt werden, dass der Lysozymeinsatz von 150 mg/L nur in Verbindung mit einer zeitnahen Schwefelung der Bildung von biogenen Aminen entgegenwirkt. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit der Entwicklung neuer lytischer Enzyme mit weitem Wirkungsspektrum gegen Schadbakterien. Grundsätzlich konnte die Notwendigkeit einer optimierten Steuerung der Fermentationsprozesse durch Einsatz von Starterkulturen nachgewiesen werden. Die Hitzeeinwirkung während der Rotweinvinifikation durch die Maischeerhitzung oder der Jungweine durch Flash-Pasteurisierung wirkte so präventiv, dass die Bildung biogener Amine fast komplett unterbunden werden konnte. Beide präventive Verfahren wurden in ihrer sensorischen Auswirkung auf die Weinqualität überprüft und erwiesen sich als erfolgreiche Strategien, um die mikrobiologische Prozesssicherheit während der Weinbereitung zu erhöhen. Bei der direkten Abreicherung bereits gebildeter biogener Amine erwies sich das Natrium-Bentonit als das Leistungsfähigste. Insbesondere die hohe Abreicherung des physiologisch bedeutsamsten biogenen Amins, Histamin, ist hervorzuheben. Der bereits bekannte Umstand, dass die Hefe selbst ein äußerst wirkungsvolles Biosorbent darstellt, konnte anhand eines erweiterten Adsorptionsspektrums bestätigt werden. So führte eine Hefeschönung mit gesunder Hefe und der Einsatz eines Hefeautolysats zu einer schonenden Abreicherung biogener Amine. Aus sensorischer Sicht sind Weine mit geringen Konzentrationen biogener Amine anzuraten. Die sensorische Beurteilung der Versuchsweine zeigte tendenziell eine mit steigenden Gehalten einhergehende Maskierung von fruchtigen und frischen Noten. Bei den Rotweinen lag eine bisher noch unbekannte Förderung der Adstringenz, grünen Tannine und Bittere durch die biogenen Amine Phenylethylamin und Histamin vor. Der Einsatz der Methode der Temporal Dominance of Sensations (TDS), bei der die Wahrnehmung der Versuchsweine im Mund in Form sensorischer Muster dargestellt wurde, zeigte eine zunehmende Dominanz eines stumpfen/belegenden Empfindens und des Attributes adstringierend bei höheren Gehalten biogener Amine. Die umfassende sensorische Beurteilung der Versuchsweine ergab einen Einblick auf die Auswirkung der Prozesschritte auf das Endprodukt Wein. Den Weinerzeugern ist es somit möglich, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um das gewünschte Weinprofil zu erzielen. Nach aktuellem Kenntnisstand liegt mit dieser Arbeit erstmalig eine systematische Untersuchung biogener Amine von der Traube bis hin zum gefüllten und sensorisch beurteilten Wein vor. Für die Weinwirtschaft ergeben sich aus den erarbeiteten Ergebnissen konkrete Strategien: Einsatz von Starterkulturen mit zeitnaher Schwefelung, Flashpasteurisierung zum schonenden Abtöten von Schadorganismen oder die kurative Entfernung biogener Amine mittels Bentonit und Hefezellwänden. Diese ermöglichen der Weinbranche auf prozess- oder klimabedingte Veränderungen schlagkräftig zu reagieren und Weine zu erzeugen, die den Marktanforderungen nach niedrigen Gehalten biogener Amine entsprechen.
Aktualisiert: 2019-06-18
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