In diesem Open-Access-Buch wird ein differenziertes Bild der Folgen von „Bologna“, „Exzellenzinitiative“, Drittmittelwettbewerb und „New Public Management“ für die berufliche Identität von Professor*innen gezeichnet. Eine qualitative empirische Studie zeigt, dass die mit diesen Reformen verbundenen Leistungsbewertungen nicht nur Identitätsbedrohungen mit sich bringen müssen, sondern auch neue Möglichkeiten der Identitätsentfaltung bieten können. Der Fokus auf Reformerfahrung und -bewältigung von Professor*innen bietet eine wichtige Ergänzung anderer Analysen der Universitätsreformen.
Aktualisiert: 2023-04-04
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In diesem Open-Access-Buch wird ein differenziertes Bild der Folgen von „Bologna“, „Exzellenzinitiative“, Drittmittelwettbewerb und „New Public Management“ für die berufliche Identität von Professor*innen gezeichnet. Eine qualitative empirische Studie zeigt, dass die mit diesen Reformen verbundenen Leistungsbewertungen nicht nur Identitätsbedrohungen mit sich bringen müssen, sondern auch neue Möglichkeiten der Identitätsentfaltung bieten können. Der Fokus auf Reformerfahrung und -bewältigung von Professor*innen bietet eine wichtige Ergänzung anderer Analysen der Universitätsreformen.
Aktualisiert: 2023-03-14
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Die Fachgeschichtsschreibung der Geisteswissenschaften im «Dritten Reich» hat in den letzten Jahren großen Aufschwung genommen. Der zeitliche Abstand erlaubt heute einen unverstellten Blick; die nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 erfolgte Öffnung wichtiger Archive ermöglicht zudem eine flächendeckende Dokumentation. Kleinere Fächer erweisen sich wegen ihrer Überschaubarkeit als besonders interessant. Die hier erstmals nachgezeichnete Geschichte der Mittellateinischen Philologie (Lateinische Philologie des Mittelalters) bietet vertiefte Einblicke in das damalige Wissenschaftssystem. Das Fach ist eine Brückenwissenschaft, da das Latein in der Zeit von der Spätantike bis zum Humanismus die Sprache der Kirche, der Universitäten und der Kanzleien war, sich zugleich aber auch als literarisches Medium neben den Volkssprachen behauptete. Somit geriet die Mittellateinische Philologie in Konkurrenz zu Geschichtswissenschaft, Klassischer Philologie, Theologie, Philosophie, Rechtsgeschichte, diversen Nationalphilologien und Spezialdisziplinen wie Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Da von den ursprünglich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in München, Göttingen und Berlin errichteten Lehrstühlen im Jahr 1933 nur noch der Münchner (mit Paul Lehmann) besetzt war, das Fach ansonsten von Privatdozenten unterrichtet wurde, stellte sich die Frage nach der Zukunft der Disziplin. Der Berliner Germanist Karl Langosch, der als Schüler von Karl Strecker auch mittellateinisch ausgebildet war, ergriff mehrere Initiativen, um das Fach wieder fester zu verankern. Er wandte sich mit einer Denkschrift, die später unter dem Titel „Mittellatein als Deutschkunde“ im Druck erschien (1937), gleichzeitig an die Preußische Akademie der Wissenschaften und das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Er schlug vor, die Akademie möchte eine eigene Arbeitsstelle einrichten, die sich um die Edition mittellateinischer Texte, die Abfassung eines mittellateinischen Wörterbuchs und die Herausgabe einer mittellateinischen Zeitschrift kümmern sollte. Gleichzeitig plädierte er dafür, Mittellatein in die Lehrpläne der Gymnasien aufzunehmen und für Studenten der Klassischen Philologie, der Geschichtswissenschaft und der Germanistik für verbindlich zu erklären. Diese Forderungen riefen ein geteiltes Echo hervor, da sie den Altphilologen und Historikern zu weit gingen, dem Reichsministerium für Wissenschaft wegen der anfallenden Kosten nicht ins Konzept passten. Die mittellateinischen Lehrbeauftragten, meist habilitierte Studienräte (Josef Klapper in Breslau, Otto Schumann in Frankfurt a.M., Hans Walther in Göttingen, Hermann Meyer-Benfey in Hamburg, Walter Stach in Leipzig), verfügten über zu wenig Einfluss, um Langoschs Plan zu unterstützen. Er erzielte aber einen Teilerfolg: Kenntnisse des Mittellateins wurden in die Lehrpläne des Deutschunterrichts aufgenommen, an mehreren Universitäten (Berlin, Breslau, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig) wurden Lehraufträge für Mittellatein institutionalisiert, an der Reichsuniversität Straßburg wurde 1942 ein eigener Lehrstuhl geschaffen und mit Walter Stach besetzt. Die von dem Münchener Komponisten Carl Orff komponierte Kantate «Carmina Burana», die 1937 in Frankfurt a.M. uraufgeführt wurde, brach eine weitere Lanze für das Mittellatein. Zwar waren die Fachvertreter nur indirekt an der Abfassung des Librettos beteiligt, aber Karl Langosch nahm Mitte der 1950er Jahre Kontakt zu Orff auf, um ihn zur Vertonung des „Ludus de Antichristo“ zu bewegen. Die vorliegende Darstellung, welche die „Sattelzeit“ zwischen den traditionellen Anfängen des Fachs um die vorige Jahrhundertwende und dem Aufschwung in der Adenauerzeit in den Blick nimmt, ist für Mittellateiner, Altphilologen, Historiker, Germanisten und Musikwissenschaftler besonders aufschlussreich. Sie stützt sich auf eine breite Materialbasis, die aus vierzig Archiven zusammengetragen wurde, und enthält zu allen im Untersuchungszeitraum wirkenden Mittellateinern innerhalb und außerhalb der Universitäten bibliographische Angaben. Dabei wurden erstmals über tausend Briefe ausgewertet, die neben fachlichen Diskussionen ein differenziertes Bild der Alltagsgeschichte im Zweiten Weltkrieg entwerfen, insbesondere von Frankfurt a. M., München und Straßburg. Register der Namen sowie antiker und mittelalterlicher Autoren und Werke machen das Buch zu einem Nachschlagewerk. Der emeritierte Freiburger Professor Frank- Rutger Hausmann, unter anderem für französische und italienische Literatur des Mittelalters, ist neben zahlreichen Fachveröffentlichungen auch mit kritischen Untersuchungen zu geisteswissenschaftlichen Disziplinen in der Zeit des Nationalsozialismus hervorgetreten
Aktualisiert: 2021-02-02
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