Das Thema „Frieden: Geschenk oder Aufgabe?“ ist auf Grund persönlicher Erfahrungen, politischer Überzeugungen und philosophischem Interesse an historischen und aktuellen Analysen gesellschaftlicher Prozesse und Umwälzungen ein wesentliches Leitthema unserer philosophischen Studien. Ergebnisse flossen in unsere Lehre und Forschung auf den spezifischen Gebieten der Ethik und Wissenschaftsphilosophie ein. Aktiv beteiligten wir uns an internationalen Auseinandersetzungen. In Vorträgen, Publikationen und Interviews regen wir weiter fruchtbare Debatten an und sind an Reaktionen interessiert.
Womit sind wir gegenwärtig im internationalen Maßstab konfrontiert, wenn es um Krieg oder Frieden geht? Der Kampf gegen den Terror des IS ist blutig und mit vielen Opfern verbunden. Wir leben mit einer Reihe von lokalen Kriegen und militärischen Auseinandersetzungen. Denken wir an Jemen, Libyen, Syrien, Irak, Afghanistan, Südsudan und die Expansion Israels mit den Reaktionen der Palästinenser. Gesellschaftssysteme brechen zusammen. Eine dadurch mit ausgelöste und ständig wachsende Flüchtlingswelle trifft Europa, die USA und andere Länder. Auslöser für die militärischen Aktionen sind keineswegs nur der Kampf gegen den Terrorismus, wie nicht selten behauptet wird, sondern vor allem wirtschaftliche Interessen an Rohstoffen, Absatzmärkten und Arbeitskräften. Es geht generell um politische Einflussnahme auf Länder und ihre Regierungen. Wirtschaftskrisen sind zu bewältigen. Sie wirken sich auf Währungen aus. Handelskriege finden mit Strafzöllen statt. Die wissenschaftlich-technische Revolution ist zu meistern. Sie verändert prinzipiell die Militäraktionen. Raketen- und Drohnenangriffe finden gegen Regionen, Länder und militärische Gruppierungen statt. Das Töten von Personen, die vom Angreifenden als gefährlich angesehen werden, erfolgt oft anonym, wobei Unschuldige mit getroffen werden. Nicht zu vergessen ist, dass durch den Klimawandel und menschliches Verhalten bedingte ökologische Schäden ebenfalls zu militärischen Auseinandersetzungen führen. Die 2020 existierende Corona-Pandemie zwang zu verschiedenen Schutzmaßnahmen. Politikerinnen und Politiker wurden für ihre Reaktionen gelobt, kritisiert und auch verurteilt. Die internationalen militärischen Konflikte bestanden unabhängig davon weiter und verschärften sich teilweise sogar.
Was ist zu tun? Um diese Frage begründet zu beantworten, gehen wir bei der Analyse der Situation auf unsere persönlichen Erfahrungen und auf die Beteiligung an nationalen und internationalen Auseinandersetzungen ein. Historische Wurzeln von Friedenssehnsucht und Kriegsgefahr bestimmen weiter gegenwärtige Einschätzungen. Es geht darum, die Bedingungen aufzudecken, wie der Frieden hergestellt und erhalten werden kann. Wir beginnen erstens mit dem Leben als Kriegskinder, die uns motivierten, das Thema zum Gegenstand unserer späteren philosophischen Studien zu machen. Mit der Autorin Margarete Dörr hatten wir einen interessanten Briefwechsel, den wir wiedergeben. Zweitens sind weitere Lebensstationen als Erfahrungsbasis für die Beschäftigung mit dem Thema zu nennen, so auch UNO-Erfahrungen Drittens gehen wir, nach dem Motto „Verachtet mir die Meister nicht!“ auf wesentliche Problemsichten herausragender Denker in Vergangenheit und Gegenwart ein. Viertens stellen wir uns der Frage, wie Krieg und Frieden zu unterscheiden sind, welche Kriegsursachen eine Rolle spielen und stellen uns der Frage, ob es gerechte Kriege gibt. Fünftens schildern wir Friedensaktivitäten von Frauen, greifen die Losung „Die Waffen nieder“ von Bertha von Suttner auf. Das Wirken von Pazifistinnen, wie Augspurg und Heymann, Clara Zetkin, von Kämpferinnen gegen den Faschismus und Alice Herz ist zu würdigen. Sechstens geht es um Lehren aus der Vergangenheit und aktuelle Aktivitäten für den Frieden. Klaus Fuchs wurde vom Waffenentwickler zum Friedensaktivisten. Es stellt sich die Frage, ob ein dauerhafter Friede möglich ist. Entwicklungstendenzen nach dem Sieg über den Faschismus sind zu analysieren, denn die Frage ist zu beantworten: Was lehrt uns die Vergangenheit? Diese Lehren sind die Basis für aktuelle Friedensaktivitäten Siebtens geht es um die Technologiewende und das Verhältnis von Ideal- und Realethik, denn es sind Erfolgs- und Gefahrenrisiken moderner Technologien bei militärischen Aktionen zu bedenken. Achtens befassen wir uns mit dem Verhältnis von Demokratie, Diktatur und Krieg in seinen verschiedenen Aspekten. Neuntens ist die Verantwortung der Wissenschaft zu bestimmen. Zehntens befassen wir uns mit aktuellen militärischen Konflikten, der Verleihung des Friedensnobelpreises an Barak Obama und die Reaktionen dazu. Elftens ist für die
Zukunft als Gestaltungsraum als Fazit auf die Fragen von Immanuel Kant einzugehen: Was wissen wir? Was ist zu hoffen? Was ist zu tun?
Wir greifen bei unseren Darlegungen in diesem Buch auf Ergebnisse unserer Studien und auf Vorträge und Publikationen zurück. Das wird im Einzelnen mit dem Hinweis auf die Literatur ausgewiesen. Dazu gehört auch die folgende Publikation „Sind Kriege gesetzmäßig? (Hörz, H. 2010), die sich mit Standpunkten, Hoffnungen und Handlungsorientierungen befasst.
Aktualisiert: 2020-12-17
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