Der dem Tragiker Euripides zugeschriebene der mittlerweile als frühhellenistische Tragödie gelesen werden kann, erzählt von den Geschehnissen der sogenannten Dolonie, des 10. Buches der homerischen Ilias, aber im Gegensatz zu dieser nicht aus der griechischen, sondern aus der trojanischen Perspektive. Durch die Art und Weise, wie der Dichter seinen Text gestaltet, wird deutlich, dass er sich von Beginn an mit der literarischen Tradition – vor allem mit Homer und der Gattung der Tragödie – auseinandersetzt und dabei seine Innovationen thematisiert, so dass die Poiesis, das ‚Gemachtsein‘, der Tragödie auf der Metaebene des Textes zum zentralen Thema wird.
Der Auftritt der poetologisch bedeutsamen Muse am Ende des Dramas ist eine gattungsspezifische Innovation, die sich deutlich von allen anderen Neuerungen in diesem Text abhebt. Die Rede der Muse, der Trägerin einer textinhärenten Poetik, erweist sich als durchsetzt mit meta- und autopoetischen Reflexionsmomenten, die für das Verständnis der ganzen Tragödie von Bedeutung sind. Im Zentrum dieser Studie steht somit die ‚neue Muse‘ nicht nur als eine handelnde Figur im Text, sondern vor allem auch im Sinne des innovativen Schaffens des Dichters.
INHALT
1. Einleitung 13
2. νέων κληδόνα μύθων – Eine neu(artig)e Erzählung 25
2.1 Tradition und Innovation 25
2.2 Neue Helden?! 31
2.2.1 Hektor und die Wache 31
2.2.2 Dolon und Rhesos 38
2.3 Vom Epos zur Tragödie 52
2.3.1 Die Tragödie der Nachtigall 52
2.3.2 Athenes Eingriff. Oder: Die Macht des Mythos 59
2.3.3 Die Leiden des Wagenlenkers 68
3. ὁρᾶν πάρεστι – Metapoetik in der Musenrede 75
3.1 Die „neue“ Muse 75
3.2 Die Klage der Muse 85
3.2.1 ἰάλεμος αὐθιγενής 93
3.2.2 Vom Klagegesang zum Ruf nach Rache 96
3.2.3 ἀριστότοκος vs. δυσαριστοτόκεια 99
3.3 Die Geburt der Tragödie 102
3.3.1 Die Schuld des Thamyris 102
3.3.2 Die Bestrafung des Thamyris 113
3.3.3 Kindsaussetzung / Vergleich mit Thetis 119
3.4 Die Schuld Athenes 124
3.5 Eine Zukunft für Rhesos 131
3.6 Das letzte Wort der Muse 140
4. φῶς γὰρ ἡμέρας τόδε – Das Ende der Tragödie 143
Literatur 149
Index locorum 165
Aktualisiert: 2023-03-28
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