Das 19. Jahrhundert gilt immer noch als Säkulum der Nationenbildung. Die vorliegende diskurshistorische Studie erklärt nun das Jahrhundert der Nationen als eine Geschichte der Europa-Inszenierungen. Sie weist nach, dass sich die Vorstellungen der Nation erst aus dem Europa-Diskurs heraus entwickelt haben, und stellt die lebendigen Debatten vor, in denen Europa von den Zeitgenossen als politische Idee, als interkultureller Erfahrungsraum, als prospektives sozio-kulturelles Modell und als kulturelle Praxis wahrgenommen wird. Der Verfasser hat ein umfangreiches Korpus an überwiegend deutschsprachigen, politischen, historiographischen, publizistischen, juristischen, theologischen und vor allem belletristischen Texten recherchiert. Anhand dieser Schriften wird rekonstruiert, wie sich infolge der revolutionären Umbrüche und politischen Krisen seit dem Sturz Napoleons das Bewusstsein einer europäischen Identität zunächst ausbreitet, aufgrund von politischen, kulturellen, technischen und geschichtsphilosophischen Entwicklungen wandelt und mit der Reichsgründung schließlich marginalisiert wird.
Insbesondere die Literaten entwickeln eine bis heute gebräuchliche Europa-Rhetorik. Bekannte Autoren wie Heine, Laube, Rückert, Schlegel oder Fürst Pückler-Muskau, aber auch Modeliteraten wie Zschokke, Willkomm oder Storch sowie vergessene Autoren wie Adolph von Schaden haben ihre Vorstellungen vom Kontinent in Geschichten inszeniert: Sie reichen von den Vereinigten Staaten von Europa bis hin zum europäischen Einheitsstaat, von einer offenen, kosmopolitischen Gesellschaftsordnung bis hin zum Wunsch nach einer uneinnehmbaren europäischen Festung, von den europaskeptischen Geschichtspessimisten bis hin zu den messianischen Sehnsüchten nach einer Kolonialmacht.
Aktualisiert: 2022-08-25
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Eine extreme Fußreise durch Osteuropa, Forschungsreisen zu den versprengten Minderheiten ˗ in ihrer Reiseprosa erschliessen Büscher und Gauß das durch den Eisernen Vorhang jahrelang abgeschottete östliche Europa. Im Zentrum der Studie steht die Frage nach der Inszenierung der Reise und des durchwanderten fremden Raums im Hinblick auf die imaginären Raumentwürfe von Ost- und Mitteleuropa, auf die westlichen mental maps und die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Studie beleuchtet narrative Herangehensweisen an den ostmitteleuropäischen Raum und gewährt einen Einblick in die literarische Kartographierung Europas nach der Wende. Im Medium der Reiseliteratur erfolgt bei den Autoren eine subjektive Vermessung der osteuropäischen Fremde sowie ein Remapping der kognitiven Karten Europas.
Aktualisiert: 2023-04-08
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Aktualisiert: 2020-09-01
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Aktualisiert: 2020-09-01
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Aktualisiert: 2020-09-01
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In diesem Buch wird der Versuch unternommen, ein Integrationsmodell für eine Fachsprachenlinguistik zu erstellen. Die Grundlage, auf der das Modell aufgebaut wird, bildet die Anthropozentrische Linguistik. In erster Linie ist das Modell ein Versuch, die Fragen, die das Fachwissen, die Fachsprachen und die Fachtexte betreffen, im Rahmen der Fachsprachenlinguistik in einer Ganzheit zusammenzuführen. Eines der Ziele dieser Überlegungen ist eine weitere Präzisierung der Bedeutung des Ausdrucks «Fachsprache» sowie «Fachtext». Es ist der Versuch eine Antwort auf die Frage zu finden, welchen ontologischen Status das hat, worauf man sich mit dem Ausdruck «Fachsprache» bezieht. Wie existiert das, was so benannt wird? Was sind – und was sind keine – Objekte, die als «Fachsprachen» bezeichnet werden? Was beinhalten sie und was beinhalten sie nicht? Gefragt wird aber auch nach den Forschungsgegenständen und -aufgaben der Fachsprachenlinguistik.
Aktualisiert: 2020-09-01
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In diesem Buch wird der Versuch unternommen, ein Integrationsmodell für eine Fachsprachenlinguistik zu erstellen. Die Grundlage, auf der das Modell aufgebaut wird, bildet die Anthropozentrische Linguistik. In erster Linie ist das Modell ein Versuch, die Fragen, die das Fachwissen, die Fachsprachen und die Fachtexte betreffen, im Rahmen der Fachsprachenlinguistik in einer Ganzheit zusammenzuführen. Eines der Ziele dieser Überlegungen ist eine weitere Präzisierung der Bedeutung des Ausdrucks «Fachsprache» sowie «Fachtext». Es ist der Versuch eine Antwort auf die Frage zu finden, welchen ontologischen Status das hat, worauf man sich mit dem Ausdruck «Fachsprache» bezieht. Wie existiert das, was so benannt wird? Was sind – und was sind keine – Objekte, die als «Fachsprachen» bezeichnet werden? Was beinhalten sie und was beinhalten sie nicht? Gefragt wird aber auch nach den Forschungsgegenständen und -aufgaben der Fachsprachenlinguistik.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Unter Europa ist nicht immer das gleiche verstanden
worden. Je nach Epoche und unter dem Einfluß
der jeweils dominanten Deutungseliten wurden
immer wieder andere »Akzente« gesetzt,
»neue« Traditionen entdeckt und »gestiftet« und
andere – epochenspezifische – europäische Werte
proklamiert. Europa wird konstruiert. Heute
ebenso wie in der Zeit vor 1945.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Monographie
stehen »Sachbücher«, Reiseberichte und literarisch-
politische Schriften von acht Autorinnen
und Autoren, die maßgeblich am Europa-Diskurs
im Dritten Reich und zum Teil auch in der frühen
Bundesrepublik beteiligt waren. Einer von ihnen
ist Walther Kiaulehn. Kiaulehn entwirft im Zweiten
Weltkrieg in der Zeitschrift Signal einen europäischen
»Stammbaum« der etwas anderen, totalitären
Art – selbstverständlich unter Ausschluß des
halbasiatischen Rußlands und des »Europaflüchtlings
« England. England ist in Richtung USA »abgeschwommen
«. Für Ernst Wilhelm Eschmann
zählen Großbritannien ebenso wie Frankreich
ohnehin zu »Randeuropa«, die Mittelmächte
Deutschland und Italien dagegen zum eigentlichen
Kern des Kontinents. Europa entsteht aus
der Mitte heraus, und das Mittlere, Ausgewogene,
zwischen Tradition und Fortschritt Vermittelnde
prägen das Europäische. Radikal und ohne Sinn
für das Mittlere, das sind die anderen: die Amerikaner
mit ihren Wolkenkratzer-Phantasien und
die Bolschewiken mit ihrer kulturfeindlichen Tabula-
Rasa-Mentalität. »Das Neue Europa« dagegen
ist der Kontinent, auf dem in Übereinstimmung
mit dem historisch gewachsenen Maß, eine maßvolle,
moderate Moderne Gestalt annimmt. So
beispielsweise im »Neuen Bari«, der »Lieblingsstadt
des Fascismus«, die Gustav R. Hocke im
Jahr 1937 besucht und in der er statt gigantischer
Hochhäuser sehr viel kleinere, sechsgeschossige
Gebäude an der neugebauten Uferpromenade
antrifft.
Der Begriff »Das Neue Europa« begann sich
im Laufe der 1930er Jahre in Deutschland durchzusetzen
und gehörte mit Beginn des Zweiten
Weltkriegs zum festen Bestandteil des deutschen
Europa-Diskurses.
Carl Wege lehrt an der Universität Bielefeld.
Seine Forschungsarbeit ist im Schnittpunkt von
Literaturwissenschaft, Geschichte und Publizistik
angelegt. Zuletzt erschien von ihm der Band
Buchstabe und Maschine. Beschreibung einer
Allianz im Suhrkamp Verlag. Gegenwärtig arbeitet
er an einem Forschungsprojekt mit dem Titel
»Die Konstruktion einer Werte- und Schicksalsgemeinschaft.
Der Finnland-Diskurs in Deutschland
1933–1945«.
Aktualisiert: 2021-02-04
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