In der Krisen- und Umbruchzeit des Vormärz wurden pädagogische Fragen
entlang der Grenze zwischen politischen, religiösen und sozialen Problemlagen
kommuniziert, indem politische, religiöse und gesellschaftliche Herausforderungen
pädagogisch interpretiert wurden. Erziehung und Bildung waren
Gegenstand in Pamphleten, konzeptionellen Schriften, Briefen und Aufrufen,
sie wurden in Zeitschriften verhandelt und waren literarisches Sujet.
In der Verbreitung und Umsetzung oppositioneller pädagogischer Ideen
waren Akteurinnen und Akteuren Grenzen gesetzt: Grenzen der obrigkeitsstaatlichen
Zensurbehörden, aber auch Grenzen des staatlichen Bildungswesens,
die der Umsetzung alternativer pädagogischer Ideen kaum Raum
ließen. Pädagogische Konzeptionen und Praktiken der Opposition waren
aufgrund ihrer kritischen Ausrichtung umstritten und daher einerseits klandestin,
subversiv und konspirativ, sie zielten andererseits aber auch auf das
Auditorium einer bürgerlichen Öffentlichkeit, da sie mit der Hoffnung verbunden
waren, Emanzipationsprozesse ihres Klientels zu initiieren. Aus der
Sicht der Zensurbehörden bargen sie daher Gefahrenpotential und Sprengkraft,
weshalb pädagogische Akteurinnen und Akteure mit Zensurbestimmungen
und Vereinsverboten in der Folge der Karlsbader Beschlüsse konfrontiert
waren, mit Flucht, Verhaftung und Verfolgung – häufig blieb ihnen nur der
Weg in die Emigration. Umgekehrt wurden Erziehung und Bildung auf Seite
der restaurativen Mächte auch als Mechanismen des Erhalts der bestehenden
gesellschaftlichen und politischen Strukturen und Privilegien profiliert. Auf
pädagogischem Feld wurden im Vormärz insgesamt Interessen- und Machtkonflikte
zwischen „Emanzipation und Sozialdisziplinierung“ ausgetragen.
Aktualisiert: 2022-05-06
Autor:
Anna Ananieva,
Norbert Otto Eke,
Katharina Gather,
Rolf Haaser,
Maria Magnin,
Sandra Markewitz,
Carsten Müller,
Ingrid Pepperle,
Ursula Reitemeyer,
Stephan Schlüter,
Peter Sprengel,
Hendrik Stein,
Christian Stöger
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In der Krisen- und Umbruchzeit des Vormärz wurden pädagogische Fragen
entlang der Grenze zwischen politischen, religiösen und sozialen Problemlagen
kommuniziert, indem politische, religiöse und gesellschaftliche Herausforderungen
pädagogisch interpretiert wurden. Erziehung und Bildung waren
Gegenstand in Pamphleten, konzeptionellen Schriften, Briefen und Aufrufen,
sie wurden in Zeitschriften verhandelt und waren literarisches Sujet.
In der Verbreitung und Umsetzung oppositioneller pädagogischer Ideen
waren Akteurinnen und Akteuren Grenzen gesetzt: Grenzen der obrigkeitsstaatlichen
Zensurbehörden, aber auch Grenzen des staatlichen Bildungswesens,
die der Umsetzung alternativer pädagogischer Ideen kaum Raum
ließen. Pädagogische Konzeptionen und Praktiken der Opposition waren
aufgrund ihrer kritischen Ausrichtung umstritten und daher einerseits klandestin,
subversiv und konspirativ, sie zielten andererseits aber auch auf das
Auditorium einer bürgerlichen Öffentlichkeit, da sie mit der Hoffnung verbunden
waren, Emanzipationsprozesse ihres Klientels zu initiieren. Aus der
Sicht der Zensurbehörden bargen sie daher Gefahrenpotential und Sprengkraft,
weshalb pädagogische Akteurinnen und Akteure mit Zensurbestimmungen
und Vereinsverboten in der Folge der Karlsbader Beschlüsse konfrontiert
waren, mit Flucht, Verhaftung und Verfolgung – häufig blieb ihnen nur der
Weg in die Emigration. Umgekehrt wurden Erziehung und Bildung auf Seite
der restaurativen Mächte auch als Mechanismen des Erhalts der bestehenden
gesellschaftlichen und politischen Strukturen und Privilegien profiliert. Auf
pädagogischem Feld wurden im Vormärz insgesamt Interessen- und Machtkonflikte
zwischen „Emanzipation und Sozialdisziplinierung“ ausgetragen.
Aktualisiert: 2022-05-05
Autor:
Anna Ananieva,
Norbert Otto Eke,
Katharina Gather,
Rolf Haaser,
Maria Magnin,
Sandra Markewitz,
Carsten Müller,
Ingrid Pepperle,
Ursula Reitemeyer,
Stephan Schlüter,
Peter Sprengel,
Hendrik Stein,
Christian Stöger
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In der Krisen- und Umbruchzeit des Vormärz wurden pädagogische Fragen
entlang der Grenze zwischen politischen, religiösen und sozialen Problemlagen
kommuniziert, indem politische, religiöse und gesellschaftliche Herausforderungen
pädagogisch interpretiert wurden. Erziehung und Bildung waren
Gegenstand in Pamphleten, konzeptionellen Schriften, Briefen und Aufrufen,
sie wurden in Zeitschriften verhandelt und waren literarisches Sujet.
In der Verbreitung und Umsetzung oppositioneller pädagogischer Ideen
waren Akteurinnen und Akteuren Grenzen gesetzt: Grenzen der obrigkeitsstaatlichen
Zensurbehörden, aber auch Grenzen des staatlichen Bildungswesens,
die der Umsetzung alternativer pädagogischer Ideen kaum Raum
ließen. Pädagogische Konzeptionen und Praktiken der Opposition waren
aufgrund ihrer kritischen Ausrichtung umstritten und daher einerseits klandestin,
subversiv und konspirativ, sie zielten andererseits aber auch auf das
Auditorium einer bürgerlichen Öffentlichkeit, da sie mit der Hoffnung verbunden
waren, Emanzipationsprozesse ihres Klientels zu initiieren. Aus der
Sicht der Zensurbehörden bargen sie daher Gefahrenpotential und Sprengkraft,
weshalb pädagogische Akteurinnen und Akteure mit Zensurbestimmungen
und Vereinsverboten in der Folge der Karlsbader Beschlüsse konfrontiert
waren, mit Flucht, Verhaftung und Verfolgung – häufig blieb ihnen nur der
Weg in die Emigration. Umgekehrt wurden Erziehung und Bildung auf Seite
der restaurativen Mächte auch als Mechanismen des Erhalts der bestehenden
gesellschaftlichen und politischen Strukturen und Privilegien profiliert. Auf
pädagogischem Feld wurden im Vormärz insgesamt Interessen- und Machtkonflikte
zwischen „Emanzipation und Sozialdisziplinierung“ ausgetragen.
Aktualisiert: 2020-09-24
Autor:
Anna Ananieva,
Norbert Otto Eke,
Katharina Gather,
Rolf Haaser,
Maria Magnin,
Sandra Markewitz,
Carsten Müller,
Ingrid Pepperle,
Ursula Reitemeyer,
Stephan Schlüter,
Peter Sprengel,
Hendrik Stein,
Christian Stöger
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Das zweite Drittel des 19. Jahrhunderts war die Zeit einer sich verstärkenden
religiösen Dynamik. Sie kann geradezu als Experimentalphase angesehen
werden, die von mitunter überraschenden Konstellationen geprägt war. In
der Forschung gibt es, bis auf das reiche Feld von Detailstudien, allerdings
keine zusammenhängenden Untersuchungen, die verschiedenen Aspekten
dieses „Experimentalfelds“ vergleichend nachgehen. So bleibt es bei einem
Nebeneinander von literaturwissenschaftlichen, philosophischen, theologischen
und historischen Arbeiten, die sich methodisch und theoretisch zu
wenig befruchten. Allein aufgrund dieses Forschungsdefizits scheint ein
ausdrücklich interdisziplinär angelegtes Jahrbuch zu dieser Thematik legitimiert.
Die Ausgangsthese dieses Jahrbuchs ist dagegen, dass die Epoche durch
eine „Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen“ gekennzeichnet war. Befanden
sich soziale, politische und religiöse Emanzipationsdiskurse keinesfalls
in Einklang, vermischten sich darüber hinaus gerade auf religiösem Gebiet
‚Vormärzliches‘ und ‚Biedermeierliches‘ (bzw. Restauratives) sowie ‚Emanzipatives‘
und ‚Traditionelles‘ auf eine Weise, die nicht Übersichtlichkeiten,
sondern Unübersichtlichkeiten beförderte.
Aktualisiert: 2019-11-15
Autor:
Olaf Briese,
Paulin Clochec,
Hermann-Peter Eberlein,
Marion Freund,
Martin Friedrich,
Christoph Gardian,
Ingo Löppenberg,
Julia Menzel,
Ursula Reitemeyer,
Cornelia Rémi,
Inge Rippmann,
Karl W. Schwarz,
Klaus Seidl,
Heiko Ullrich
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