Masken, Puppen und einsame Kinder

Masken, Puppen und einsame Kinder von Koebner,  Thomas
Spielzeug aus der Kinderstube kann außerhalb dieser Wärmezone bisweilen zwielichtig erscheinen, sogar Furcht einflößen. Ein merkwürdiger Kippeffekt: als ‹entpuppe› sich die ‹Heimlichkeit› der romantisierten Miniaturwelt bei näherem Hinschauen als vertrackte Täuschung. Die Fiktion von Filmen (wie die der Literatur) zeichnet dabei als Seismograph oft die Erschütterungen des Unbewussten und dessen Projektionen auf Alltagsdinge auf. Zu den Angst auslösenden Dingen gehören auffällig oft Masken und Puppen. Masken und Maskeraden verbergen, verheimlichen, schüchtern ein, sind– nicht nur aus der Perspektive feinfühliger Kinder – ‹Verkleidungen›, verstörende Tarnungen, die imstande sind, Scheu und Argwohn zu erwecken. Masken schüren Zweifel an der Identität des Gegenübers. Puppen, je menschenähnlicher sie sind, können in der Märchen- und der Horror-Phantasie suggerieren, dass sie nicht nur aus Keramik oder Kunststoff bestehen, sondern auf unheimliche Weise lebendig sind, manchmal aus eigenem Willen handeln, nicht mehr ihren Besitzern untertan. Gerade, weil Puppen traditionell in den intimen Bereich von Personen gehören, zumal Kindern, und zu liebevoller Fürsorge auffordern, scheinen Enttäuschung und Verrat nahe zu liegen: Puppen werden auch abwehrende, widerspenstige, sogar feindselige Reaktionen zugerechnet. Die beiden Studien zu Masken und Puppensind den Ausdrucksformen des Schreckens auf der Spur, einem rätselhaften und Entsetzen erregenden Gefühlsarrangement, das sich der besonnenen Betrachtung leider nie ganz erschließt, nie ganz seine Wirkung durch Aufklärung einbüßt. Dieselbe Suche nach den Quellen ‹pathetischer Trauer› führt zum politischen und poetischen Phänomen der einsamen Kinder. Behandelte Filme u.a.: Ernst Lubitsch: Die Puppe, Jean Renoir: La petite marchande d'allumettes, Federico Fellini: Il Casanova di Federico Fellini, Ingmar Bergman: Fanny och Alexander, Krzysztof Kieslowski: La double vie de Véronique, Spike Jonze: Being John Malkovich, Craig Gillespie: Lars and the Real Girl, Robert Zemeckis: Welcome to Marwen, Alberto Cavalcanti: The Ventriloquist's Dummy, Richard Attenborough: Magic, Tom Holland: Child's Play, John R. Leonetti: Annabelle-Reihe, William Brent Bell: The Boy, Ridley Scott: Blade Runner, Steven Spielberg: A. I. – Artificial Intelligence, Luis Buñuel: Ensayo de un crimen, Stanley Kubrick: Killer's Kiss
Aktualisiert: 2023-05-30
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Masken, Puppen und einsame Kinder

Masken, Puppen und einsame Kinder von Koebner,  Thomas
Spielzeug aus der Kinderstube kann außerhalb dieser Wärmezone bisweilen zwielichtig erscheinen, sogar Furcht einflößen. Ein merkwürdiger Kippeffekt: als ‹entpuppe› sich die ‹Heimlichkeit› der romantisierten Miniaturwelt bei näherem Hinschauen als vertrackte Täuschung. Die Fiktion von Filmen (wie die der Literatur) zeichnet dabei als Seismograph oft die Erschütterungen des Unbewussten und dessen Projektionen auf Alltagsdinge auf. Zu den Angst auslösenden Dingen gehören auffällig oft Masken und Puppen. Masken und Maskeraden verbergen, verheimlichen, schüchtern ein, sind– nicht nur aus der Perspektive feinfühliger Kinder – ‹Verkleidungen›, verstörende Tarnungen, die imstande sind, Scheu und Argwohn zu erwecken. Masken schüren Zweifel an der Identität des Gegenübers. Puppen, je menschenähnlicher sie sind, können in der Märchen- und der Horror-Phantasie suggerieren, dass sie nicht nur aus Keramik oder Kunststoff bestehen, sondern auf unheimliche Weise lebendig sind, manchmal aus eigenem Willen handeln, nicht mehr ihren Besitzern untertan. Gerade, weil Puppen traditionell in den intimen Bereich von Personen gehören, zumal Kindern, und zu liebevoller Fürsorge auffordern, scheinen Enttäuschung und Verrat nahe zu liegen: Puppen werden auch abwehrende, widerspenstige, sogar feindselige Reaktionen zugerechnet. Die beiden Studien zu Masken und Puppensind den Ausdrucksformen des Schreckens auf der Spur, einem rätselhaften und Entsetzen erregenden Gefühlsarrangement, das sich der besonnenen Betrachtung leider nie ganz erschließt, nie ganz seine Wirkung durch Aufklärung einbüßt. Dieselbe Suche nach den Quellen ‹pathetischer Trauer› führt zum politischen und poetischen Phänomen der einsamen Kinder. Behandelte Filme u.a.: Ernst Lubitsch: Die Puppe, Jean Renoir: La petite marchande d'allumettes, Federico Fellini: Il Casanova di Federico Fellini, Ingmar Bergman: Fanny och Alexander, Krzysztof Kieslowski: La double vie de Véronique, Spike Jonze: Being John Malkovich, Craig Gillespie: Lars and the Real Girl, Robert Zemeckis: Welcome to Marwen, Alberto Cavalcanti: The Ventriloquist's Dummy, Richard Attenborough: Magic, Tom Holland: Child's Play, John R. Leonetti: Annabelle-Reihe, William Brent Bell: The Boy, Ridley Scott: Blade Runner, Steven Spielberg: A. I. – Artificial Intelligence, Luis Buñuel: Ensayo de un crimen, Stanley Kubrick: Killer's Kiss
Aktualisiert: 2023-05-26
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Masken, Puppen und einsame Kinder von Koebner,  Thomas
Spielzeug aus der Kinderstube kann außerhalb dieser Wärmezone bisweilen zwielichtig erscheinen, sogar Furcht einflößen. Ein merkwürdiger Kippeffekt: als ‹entpuppe› sich die ‹Heimlichkeit› der romantisierten Miniaturwelt bei näherem Hinschauen als vertrackte Täuschung. Die Fiktion von Filmen (wie die der Literatur) zeichnet dabei als Seismograph oft die Erschütterungen des Unbewussten und dessen Projektionen auf Alltagsdinge auf. Zu den Angst auslösenden Dingen gehören auffällig oft Masken und Puppen. Masken und Maskeraden verbergen, verheimlichen, schüchtern ein, sind– nicht nur aus der Perspektive feinfühliger Kinder – ‹Verkleidungen›, verstörende Tarnungen, die imstande sind, Scheu und Argwohn zu erwecken. Masken schüren Zweifel an der Identität des Gegenübers. Puppen, je menschenähnlicher sie sind, können in der Märchen- und der Horror-Phantasie suggerieren, dass sie nicht nur aus Keramik oder Kunststoff bestehen, sondern auf unheimliche Weise lebendig sind, manchmal aus eigenem Willen handeln, nicht mehr ihren Besitzern untertan. Gerade, weil Puppen traditionell in den intimen Bereich von Personen gehören, zumal Kindern, und zu liebevoller Fürsorge auffordern, scheinen Enttäuschung und Verrat nahe zu liegen: Puppen werden auch abwehrende, widerspenstige, sogar feindselige Reaktionen zugerechnet. Die beiden Studien zu Masken und Puppensind den Ausdrucksformen des Schreckens auf der Spur, einem rätselhaften und Entsetzen erregenden Gefühlsarrangement, das sich der besonnenen Betrachtung leider nie ganz erschließt, nie ganz seine Wirkung durch Aufklärung einbüßt. Dieselbe Suche nach den Quellen ‹pathetischer Trauer› führt zum politischen und poetischen Phänomen der einsamen Kinder. Behandelte Filme u.a.: Ernst Lubitsch: Die Puppe, Jean Renoir: La petite marchande d'allumettes, Federico Fellini: Il Casanova di Federico Fellini, Ingmar Bergman: Fanny och Alexander, Krzysztof Kieslowski: La double vie de Véronique, Spike Jonze: Being John Malkovich, Craig Gillespie: Lars and the Real Girl, Robert Zemeckis: Welcome to Marwen, Alberto Cavalcanti: The Ventriloquist's Dummy, Richard Attenborough: Magic, Tom Holland: Child's Play, John R. Leonetti: Annabelle-Reihe, William Brent Bell: The Boy, Ridley Scott: Blade Runner, Steven Spielberg: A. I. – Artificial Intelligence, Luis Buñuel: Ensayo de un crimen, Stanley Kubrick: Killer's Kiss
Aktualisiert: 2023-05-26
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Masken, Puppen und einsame Kinder von Koebner,  Thomas
Spielzeug aus der Kinderstube kann außerhalb dieser Wärmezone bisweilen zwielichtig erscheinen, sogar Furcht einflößen. Ein merkwürdiger Kippeffekt: als ‹entpuppe› sich die ‹Heimlichkeit› der romantisierten Miniaturwelt bei näherem Hinschauen als vertrackte Täuschung. Die Fiktion von Filmen (wie die der Literatur) zeichnet dabei als Seismograph oft die Erschütterungen des Unbewussten und dessen Projektionen auf Alltagsdinge auf. Zu den Angst auslösenden Dingen gehören auffällig oft Masken und Puppen. Masken und Maskeraden verbergen, verheimlichen, schüchtern ein, sind– nicht nur aus der Perspektive feinfühliger Kinder – ‹Verkleidungen›, verstörende Tarnungen, die imstande sind, Scheu und Argwohn zu erwecken. Masken schüren Zweifel an der Identität des Gegenübers. Puppen, je menschenähnlicher sie sind, können in der Märchen- und der Horror-Phantasie suggerieren, dass sie nicht nur aus Keramik oder Kunststoff bestehen, sondern auf unheimliche Weise lebendig sind, manchmal aus eigenem Willen handeln, nicht mehr ihren Besitzern untertan. Gerade, weil Puppen traditionell in den intimen Bereich von Personen gehören, zumal Kindern, und zu liebevoller Fürsorge auffordern, scheinen Enttäuschung und Verrat nahe zu liegen: Puppen werden auch abwehrende, widerspenstige, sogar feindselige Reaktionen zugerechnet. Die beiden Studien zu Masken und Puppensind den Ausdrucksformen des Schreckens auf der Spur, einem rätselhaften und Entsetzen erregenden Gefühlsarrangement, das sich der besonnenen Betrachtung leider nie ganz erschließt, nie ganz seine Wirkung durch Aufklärung einbüßt. Dieselbe Suche nach den Quellen ‹pathetischer Trauer› führt zum politischen und poetischen Phänomen der einsamen Kinder. Behandelte Filme u.a.: Ernst Lubitsch: Die Puppe, Jean Renoir: La petite marchande d’allumettes, Federico Fellini: Il Casanova di Federico Fellini, Ingmar Bergman: Fanny och Alexander, Krzysztof Kieslowski: La double vie de Véronique, Spike Jonze: Being John Malkovich, Craig Gillespie: Lars and the Real Girl, Robert Zemeckis: Welcome to Marwen, Alberto Cavalcanti: The Ventriloquist’s Dummy, Richard Attenborough: Magic, Tom Holland: Child’s Play, John R. Leonetti: Annabelle-Reihe, William Brent Bell: The Boy, Ridley Scott: Blade Runner, Steven Spielberg: A. I. – Artificial Intelligence, Luis Buñuel: Ensayo de un crimen, Stanley Kubrick: Killer’s Kiss
Aktualisiert: 2023-03-02
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