Was veranlaßte Voltaire, von einem "siècle de Frédéric" zu sprechen, das sogar der Preußenkönig nicht zu akzeptieren bereit war, und warum nennt auch Kant noch das 18. Jahrhundert ein "Jahrhundert Friedrichs"?
Aus komparatistischer Sicht und basierend auf umfangreichen Quellenstudien vergleicht Claudia Schröder die Positionen französischer Aufklärer wie Voltaire und d'Alembert mit denen deutscher Schriftsteller, Geschichtsschreiber und Politiker, insbesondere die des preußischen Königs Friedrichs II., Herders, Kants und des preußischen Ministers Hertzberg. Es wird dargelegt, wie aus den Auseinandersetzungen zwischen den klassizistischen Altertumsfreunden und den modernistischen Aufklärern - der Querelle des anciens et des modernes - in Frankreich sich ein aufklärerisches Fortschrittsverständnis herausbildete, das auch zu einer neuen Geschichtsauffassung in Preußen führte: Die Vorstellung der klassizistisch-zyklischen Periodisierung der Geschichte Preußens wurde abgelöst von einer zukunftsorientierten Geschichtsvorstellung. Gleichzeitig betrachtete man die Regierungszeit Friedrichs II. noch im Rahmen einer aktualisierten traditionellen christlich monarchistischen Erbe- und Legitimationstheorie, der Theorie der Vier-Weltmonarchien, verbunden mit der "translatio imperii"-Theorie. Führende Repräsentanten der Aufklärungsbewegung faßten die Regierungszeit Friedrichs II. als eine Übergangsepoche von dem normativen antiken Kultur- und Politikmodell zu einer zukunftsorientierten aufgeklärten Alternative auf. Das "siècle de Frédéric" repräsentierte für deutsche und französische Aufklärer nicht mehr ein wiedererstandenes fünftes klassisches Zeitalter der Dichtung und Kunst. Auch kann man den preußischen König weder als Klassizisten noch als aufgeklärten Modernisten rubrizieren. Der ursprünglich klassizistische Begriff "siècle de Frédéric" war für französische und deutsche Aufklärer auch ein politisches Programm. An ihm entwickelten sie ihre Vorstellungen von einem aufgeklärten Absolutismus noch bevor der Begriff geprägt war.
Die Debatte über den siècle-Begriff dokumentiert, daß sich innerhalb des überlieferten Denkmodells der klassizistischen Zyklentheorie in der Epochenwende des 18. Jahrhunderts mit dem Aufklärungsdenken ein neues Geschichts- und Zeitverständnis herausbildet: dieses beruft sich nicht mehr auf die Autorität der Vergangenheit, sondern fußt auf einer zukunftsorientierten Sicht.
Aktualisiert: 2023-06-15
> findR *
Was veranlaßte Voltaire, von einem "siècle de Frédéric" zu sprechen, das sogar der Preußenkönig nicht zu akzeptieren bereit war, und warum nennt auch Kant noch das 18. Jahrhundert ein "Jahrhundert Friedrichs"?
Aus komparatistischer Sicht und basierend auf umfangreichen Quellenstudien vergleicht Claudia Schröder die Positionen französischer Aufklärer wie Voltaire und d'Alembert mit denen deutscher Schriftsteller, Geschichtsschreiber und Politiker, insbesondere die des preußischen Königs Friedrichs II., Herders, Kants und des preußischen Ministers Hertzberg. Es wird dargelegt, wie aus den Auseinandersetzungen zwischen den klassizistischen Altertumsfreunden und den modernistischen Aufklärern - der Querelle des anciens et des modernes - in Frankreich sich ein aufklärerisches Fortschrittsverständnis herausbildete, das auch zu einer neuen Geschichtsauffassung in Preußen führte: Die Vorstellung der klassizistisch-zyklischen Periodisierung der Geschichte Preußens wurde abgelöst von einer zukunftsorientierten Geschichtsvorstellung. Gleichzeitig betrachtete man die Regierungszeit Friedrichs II. noch im Rahmen einer aktualisierten traditionellen christlich monarchistischen Erbe- und Legitimationstheorie, der Theorie der Vier-Weltmonarchien, verbunden mit der "translatio imperii"-Theorie. Führende Repräsentanten der Aufklärungsbewegung faßten die Regierungszeit Friedrichs II. als eine Übergangsepoche von dem normativen antiken Kultur- und Politikmodell zu einer zukunftsorientierten aufgeklärten Alternative auf. Das "siècle de Frédéric" repräsentierte für deutsche und französische Aufklärer nicht mehr ein wiedererstandenes fünftes klassisches Zeitalter der Dichtung und Kunst. Auch kann man den preußischen König weder als Klassizisten noch als aufgeklärten Modernisten rubrizieren. Der ursprünglich klassizistische Begriff "siècle de Frédéric" war für französische und deutsche Aufklärer auch ein politisches Programm. An ihm entwickelten sie ihre Vorstellungen von einem aufgeklärten Absolutismus noch bevor der Begriff geprägt war.
Die Debatte über den siècle-Begriff dokumentiert, daß sich innerhalb des überlieferten Denkmodells der klassizistischen Zyklentheorie in der Epochenwende des 18. Jahrhunderts mit dem Aufklärungsdenken ein neues Geschichts- und Zeitverständnis herausbildet: dieses beruft sich nicht mehr auf die Autorität der Vergangenheit, sondern fußt auf einer zukunftsorientierten Sicht.
Aktualisiert: 2023-05-15
> findR *
Was veranlaßte Voltaire, von einem "siècle de Frédéric" zu sprechen, das sogar der Preußenkönig nicht zu akzeptieren bereit war, und warum nennt auch Kant noch das 18. Jahrhundert ein "Jahrhundert Friedrichs"?
Aus komparatistischer Sicht und basierend auf umfangreichen Quellenstudien vergleicht Claudia Schröder die Positionen französischer Aufklärer wie Voltaire und d'Alembert mit denen deutscher Schriftsteller, Geschichtsschreiber und Politiker, insbesondere die des preußischen Königs Friedrichs II., Herders, Kants und des preußischen Ministers Hertzberg. Es wird dargelegt, wie aus den Auseinandersetzungen zwischen den klassizistischen Altertumsfreunden und den modernistischen Aufklärern - der Querelle des anciens et des modernes - in Frankreich sich ein aufklärerisches Fortschrittsverständnis herausbildete, das auch zu einer neuen Geschichtsauffassung in Preußen führte: Die Vorstellung der klassizistisch-zyklischen Periodisierung der Geschichte Preußens wurde abgelöst von einer zukunftsorientierten Geschichtsvorstellung. Gleichzeitig betrachtete man die Regierungszeit Friedrichs II. noch im Rahmen einer aktualisierten traditionellen christlich monarchistischen Erbe- und Legitimationstheorie, der Theorie der Vier-Weltmonarchien, verbunden mit der "translatio imperii"-Theorie. Führende Repräsentanten der Aufklärungsbewegung faßten die Regierungszeit Friedrichs II. als eine Übergangsepoche von dem normativen antiken Kultur- und Politikmodell zu einer zukunftsorientierten aufgeklärten Alternative auf. Das "siècle de Frédéric" repräsentierte für deutsche und französische Aufklärer nicht mehr ein wiedererstandenes fünftes klassisches Zeitalter der Dichtung und Kunst. Auch kann man den preußischen König weder als Klassizisten noch als aufgeklärten Modernisten rubrizieren. Der ursprünglich klassizistische Begriff "siècle de Frédéric" war für französische und deutsche Aufklärer auch ein politisches Programm. An ihm entwickelten sie ihre Vorstellungen von einem aufgeklärten Absolutismus noch bevor der Begriff geprägt war.
Die Debatte über den siècle-Begriff dokumentiert, daß sich innerhalb des überlieferten Denkmodells der klassizistischen Zyklentheorie in der Epochenwende des 18. Jahrhunderts mit dem Aufklärungsdenken ein neues Geschichts- und Zeitverständnis herausbildet: dieses beruft sich nicht mehr auf die Autorität der Vergangenheit, sondern fußt auf einer zukunftsorientierten Sicht.
Aktualisiert: 2023-04-15
> findR *
MEHR ANZEIGEN
Bücher zum Thema Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.)
Sie suchen ein Buch über Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.)? Bei Buch findr finden Sie eine große Auswahl Bücher zum
Thema Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.). Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr
hat zahlreiche Bücher zum Thema Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.) im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das
passende Buch für Ihr Lesevergnügen. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das
Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche
Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zum Thema Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.) einfach online und lassen Sie es sich bequem nach
Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch.
Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.) - Große Auswahl Bücher bei Buch findr
Bei uns finden Sie Bücher beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher zum
Thema Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.), die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche
Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl
Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Autoren bei Buchfindr:
Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie
unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien
zu finden. Unter Friedrich Wilhelm (Preussen, König, II.) und weitere Themen und Kategorien finden Sie schnell und einfach eine Auflistung
thematisch passender Bücher. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege.
Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem
zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu
studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.