Im Nachlass Erwin Rohdes (1845–1898), zur Hauptsache aus Briefen bestehend, fällt ein Schulheft aus dem Rahmen mit feierlich aufgemaltem Titel „Cogitata“ und darunter „E. Rohde.“. Die „Cogitata“ sind, wie der Name sagt, Gedankenstücke. Anfangs wurden sie durchnummeriert, mit Datum versehen und sind schön geschrieben. Allmählich löst sich diese erkennbare Ordnung auf, es finden sich Leselisten, Zitate, Niederschläge von sehr persönlichen Erfahrungen, Gedanken zur Sprache etc., – und nur noch sporadische Datierungen. Das Heft wurde mit den Jahren durch gefaltete Einlageheftchen oder Einzelblätter unübersichtlich, weshalb es von Rohde, vermutlich ein paar Jahre vor seinem Tod und parallel zur Paginierung seines Briefwechsels mit Nietzsche, geordnet, ausgedünnt und durchpaginiert wurde: ein „Beweis“ für die lebenslange Bedeutung beider Erinnerungsdokumente an seine Jugendzeit.
Der 22-jährige Erwin Rohde, Student der Klassischen Philologie in Leipzig, begann nach mehrwöchiger Wanderung mit Studienfreund Nietzsche, einem notorischen Notizheftschreiber, mit den „Cogitata“. Etwa zur gleichen Zeit schrieb er den ersten Brief an Nietzsche: Rohde hatte Leipzig verlassen, um sich an seiner Heimatuniversität Kiel auf den Studienabschluss vorzubereiten. Nietzsche blieb in Leipzig. Es liegt nahe, Briefe und „Cogitata“ als Versuche zu deuten, den unterbrochenen Dialog schriftlich weiterzuführen.
Die Ausgabe der „Cogitata“ ist eine Faksimileausgabe: der Leser kann die auffallende Veränderung der Handschrift Rohdes im Lauf der Jahre beobachten. Neben jedem Faksimile steht der transkribierte Text der Herausgeberin Marianne Haubold.
Die „Cogitata“ begleiten und unterfüttern die ersten drei Bände der fünfbändigen Ausgabe „Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass“. Es scheint sinnvoll, sie an dieser Stelle in die Briefreihe einzufügen.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Im Nachlass Erwin Rohdes (1845–1898), zur Hauptsache aus Briefen bestehend, fällt ein Schulheft aus dem Rahmen mit feierlich aufgemaltem Titel „Cogitata“ und darunter „E. Rohde.“. Die „Cogitata“ sind, wie der Name sagt, Gedankenstücke. Anfangs wurden sie durchnummeriert, mit Datum versehen und sind schön geschrieben. Allmählich löst sich diese erkennbare Ordnung auf, es finden sich Leselisten, Zitate, Niederschläge von sehr persönlichen Erfahrungen, Gedanken zur Sprache etc., – und nur noch sporadische Datierungen. Das Heft wurde mit den Jahren durch gefaltete Einlageheftchen oder Einzelblätter unübersichtlich, weshalb es von Rohde, vermutlich ein paar Jahre vor seinem Tod und parallel zur Paginierung seines Briefwechsels mit Nietzsche, geordnet, ausgedünnt und durchpaginiert wurde: ein „Beweis“ für die lebenslange Bedeutung beider Erinnerungsdokumente an seine Jugendzeit.
Der 22-jährige Erwin Rohde, Student der Klassischen Philologie in Leipzig, begann nach mehrwöchiger Wanderung mit Studienfreund Nietzsche, einem notorischen Notizheftschreiber, mit den „Cogitata“. Etwa zur gleichen Zeit schrieb er den ersten Brief an Nietzsche: Rohde hatte Leipzig verlassen, um sich an seiner Heimatuniversität Kiel auf den Studienabschluss vorzubereiten. Nietzsche blieb in Leipzig. Es liegt nahe, Briefe und „Cogitata“ als Versuche zu deuten, den unterbrochenen Dialog schriftlich weiterzuführen.
Die Ausgabe der „Cogitata“ ist eine Faksimileausgabe: der Leser kann die auffallende Veränderung der Handschrift Rohdes im Lauf der Jahre beobachten. Neben jedem Faksimile steht der transkribierte Text der Herausgeberin Marianne Haubold.
Die „Cogitata“ begleiten und unterfüttern die ersten drei Bände der fünfbändigen Ausgabe „Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass“. Es scheint sinnvoll, sie an dieser Stelle in die Briefreihe einzufügen.
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Der zweite Band „Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass“ umfasst die Jahre 1872 bis 1876. Er beginnt mit Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ und endet mit Rohdes Geschichte des antiken Romans „Der griechische Roman und seine Vorläufer“.
Sehnsuchtsort, „eigentliche Heimath“ ist für den Kieler Dozenten Basel: in den neu sich um Nietzsche bildenden Kreis wird Rohde integriert. Der Kreis der Briefpartner erweitert sich: Richard und Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck und Franz Rühl. Die Briefe an die Familie werden seltener, verständlich bei der Nähe zwischen Kiel und Hamburg. Die Themen kreisen um Nietzsches Buch und Gesundheit, das Leben der Freunde in Basel, Zustände an der Kieler Universität, Einsamkeit, Familie, Liebe und „das Buch“. Schlaglichtartig werden Umbrüche der Zeit, die große Wirtschafts- und Bankenkrise von 1873, fassbar: Wiebe, die Hausbank der Rohdes in Hamburg, geht bankrott, den Freundeskreis der Familie wühlt ein Banker-Suizid auf, Rohdes Verleger macht pleite. Augenzwinkernd grüßt Rohde die Mutter mit „sozialdemokratischem Gruß“, er hatte Lasalle eingehend studiert. Unkontrollierbare Epidemien wie die Cholera bringen große Trauer in die Familie, der Bruder stirbt, eine Schwester überlebt knapp.
Erste Irritation in Bezug auf Nietzsche findet Ausdruck in Brief und „Cogitatum“. Eine heftige Leidenschaft zu einer verheirateten Frau löst sich in Nichts auf und erschüttert Rohdes Leben. Die Berufung auf eine ordentliche Professur in Jena wird als Erleichterung empfunden. ****************The second volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1872-1876. It begins with Nietzsche’s Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik and ends with Rohde’s history of the ancient novel, Der griechische Roman und seine Vorläufer.
The place where the Kiel-based lecturer longs to be, his “true home”, is Basel: he becomes integrated into the circle that has started to form around Nietzsche. His own circle of correspondents grows larger: Richard and Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck and Franz Rühl.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der zweite Band „Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass“ umfasst die Jahre 1872 bis 1876. Er beginnt mit Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ und endet mit Rohdes Geschichte des antiken Romans „Der griechische Roman und seine Vorläufer“.
Sehnsuchtsort, „eigentliche Heimath“ ist für den Kieler Dozenten Basel: in den neu sich um Nietzsche bildenden Kreis wird Rohde integriert. Der Kreis der Briefpartner erweitert sich: Richard und Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck und Franz Rühl. Die Briefe an die Familie werden seltener, verständlich bei der Nähe zwischen Kiel und Hamburg. Die Themen kreisen um Nietzsches Buch und Gesundheit, das Leben der Freunde in Basel, Zustände an der Kieler Universität, Einsamkeit, Familie, Liebe und „das Buch“. Schlaglichtartig werden Umbrüche der Zeit, die große Wirtschafts- und Bankenkrise von 1873, fassbar: Wiebe, die Hausbank der Rohdes in Hamburg, geht bankrott, den Freundeskreis der Familie wühlt ein Banker-Suizid auf, Rohdes Verleger macht pleite. Augenzwinkernd grüßt Rohde die Mutter mit „sozialdemokratischem Gruß“, er hatte Lasalle eingehend studiert. Unkontrollierbare Epidemien wie die Cholera bringen große Trauer in die Familie, der Bruder stirbt, eine Schwester überlebt knapp.
Erste Irritation in Bezug auf Nietzsche findet Ausdruck in Brief und „Cogitatum“. Eine heftige Leidenschaft zu einer verheirateten Frau löst sich in Nichts auf und erschüttert Rohdes Leben. Die Berufung auf eine ordentliche Professur in Jena wird als Erleichterung empfunden. ****************The second volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1872-1876. It begins with Nietzsche’s Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik and ends with Rohde’s history of the ancient novel, Der griechische Roman und seine Vorläufer.
The place where the Kiel-based lecturer longs to be, his “true home”, is Basel: he becomes integrated into the circle that has started to form around Nietzsche. His own circle of correspondents grows larger: Richard and Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck and Franz Rühl.
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Der zweite Band „Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass“ umfasst die Jahre 1872 bis 1876. Er beginnt mit Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ und endet mit Rohdes Geschichte des antiken Romans „Der griechische Roman und seine Vorläufer“.
Sehnsuchtsort, „eigentliche Heimath“ ist für den Kieler Dozenten Basel: in den neu sich um Nietzsche bildenden Kreis wird Rohde integriert. Der Kreis der Briefpartner erweitert sich: Richard und Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck und Franz Rühl. Die Briefe an die Familie werden seltener, verständlich bei der Nähe zwischen Kiel und Hamburg. Die Themen kreisen um Nietzsches Buch und Gesundheit, das Leben der Freunde in Basel, Zustände an der Kieler Universität, Einsamkeit, Familie, Liebe und „das Buch“. Schlaglichtartig werden Umbrüche der Zeit, die große Wirtschafts- und Bankenkrise von 1873, fassbar: Wiebe, die Hausbank der Rohdes in Hamburg, geht bankrott, den Freundeskreis der Familie wühlt ein Banker-Suizid auf, Rohdes Verleger macht pleite. Augenzwinkernd grüßt Rohde die Mutter mit „sozialdemokratischem Gruß“, er hatte Lasalle eingehend studiert. Unkontrollierbare Epidemien wie die Cholera bringen große Trauer in die Familie, der Bruder stirbt, eine Schwester überlebt knapp.
Erste Irritation in Bezug auf Nietzsche findet Ausdruck in Brief und „Cogitatum“. Eine heftige Leidenschaft zu einer verheirateten Frau löst sich in Nichts auf und erschüttert Rohdes Leben. Die Berufung auf eine ordentliche Professur in Jena wird als Erleichterung empfunden. ****************The second volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1872-1876. It begins with Nietzsche’s Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik and ends with Rohde’s history of the ancient novel, Der griechische Roman und seine Vorläufer.
The place where the Kiel-based lecturer longs to be, his “true home”, is Basel: he becomes integrated into the circle that has started to form around Nietzsche. His own circle of correspondents grows larger: Richard and Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck and Franz Rühl.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der dritte Band der »Briefe aus dem Nachlass« von Erwin Rohde (1845-1898) umfasst knapp drei Jahre (Februar 1876 bis Dezember 1878). Kernstück sind Rohdes Briefe an die Braut: Anfangs freundlich, werden sie bald ungerecht und unangenehm schroff: er beklagt die lähmende Inhaltslosigkeit ihrer Korrespondenz. Er fühlt sich in der Falle. Der Altersunterschied von 14 Jahren mit großem Bildungsabstand macht sich ihm bemerkbar; Erinnerung an eine unlängst überstandene Leidenschaft und das Vergleichen erschweren ihm den Zugang zur neuen, im Grunde erwünschten Gemeinschaft. Er möchte den harten Schnitt der Lösung nicht tun, er will, dass sie die Verlobung zurück nimmt. Sie kann es nicht. Er findet sich drein, die Briefe werden wieder freundlich. Rohdes Fluchtreflex als Bräutigam ist nicht ungewöhnlich, weder für diese Zeit noch allgemein. Auffallend ist jedoch, auch in dieser Situation, das hohe Maß an Selbstreflexion, gepaart mit großer Fähigkeit zu Empathie. Er lässt die junge Frau an seinen Kämpfen teilnehmen. Er hält ihre Korrespondenz zwar für inhaltslos, für den Leser aber ist sie von bewegender Dramatik. Aus der Beziehung, der man, nach W. Burkert, anfänglich keine Chance einräumen mag, wird eine glückliche Ehe. Die Briefe an die Freunde handeln von Berufungsangelegenheiten, Bayreuth, Gesundheitsproblemen, der finanziellen Misere der Universität Jena, Arbeitsüberlastung. Überdruß, ja eigentliches Leiden an der »Jetztzeit«, der Berliner Reichs- und Wissenschaftspolitik verbindet als Grundbefinden Rohdes Freundeskreis, zu dem sich Franz Rühl (Universität Königsberg) immer deutlicher gesellt. So wird Erwin Rohde als sozialer Aufsteiger auch in diesem Briefband zum interessanten Zeugen einer Zeit im Wandel.****************The third volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1876-1878. The letters to his wife form the core of this period. Friendly at the beginning, they soon become brusque. There is a 14 year age difference between them. Rohde bemoans the paralysing lack of content of their correspondence. What appears to him as empty or meaningless becomes moving and dramatic for the reader. The relationship that seemed to be doomed to failure develops into a happy marriage.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der dritte Band der »Briefe aus dem Nachlass« von Erwin Rohde (1845-1898) umfasst knapp drei Jahre (Februar 1876 bis Dezember 1878). Kernstück sind Rohdes Briefe an die Braut: Anfangs freundlich, werden sie bald ungerecht und unangenehm schroff: er beklagt die lähmende Inhaltslosigkeit ihrer Korrespondenz. Er fühlt sich in der Falle. Der Altersunterschied von 14 Jahren mit großem Bildungsabstand macht sich ihm bemerkbar; Erinnerung an eine unlängst überstandene Leidenschaft und das Vergleichen erschweren ihm den Zugang zur neuen, im Grunde erwünschten Gemeinschaft. Er möchte den harten Schnitt der Lösung nicht tun, er will, dass sie die Verlobung zurück nimmt. Sie kann es nicht. Er findet sich drein, die Briefe werden wieder freundlich. Rohdes Fluchtreflex als Bräutigam ist nicht ungewöhnlich, weder für diese Zeit noch allgemein. Auffallend ist jedoch, auch in dieser Situation, das hohe Maß an Selbstreflexion, gepaart mit großer Fähigkeit zu Empathie. Er lässt die junge Frau an seinen Kämpfen teilnehmen. Er hält ihre Korrespondenz zwar für inhaltslos, für den Leser aber ist sie von bewegender Dramatik. Aus der Beziehung, der man, nach W. Burkert, anfänglich keine Chance einräumen mag, wird eine glückliche Ehe. Die Briefe an die Freunde handeln von Berufungsangelegenheiten, Bayreuth, Gesundheitsproblemen, der finanziellen Misere der Universität Jena, Arbeitsüberlastung. Überdruß, ja eigentliches Leiden an der »Jetztzeit«, der Berliner Reichs- und Wissenschaftspolitik verbindet als Grundbefinden Rohdes Freundeskreis, zu dem sich Franz Rühl (Universität Königsberg) immer deutlicher gesellt. So wird Erwin Rohde als sozialer Aufsteiger auch in diesem Briefband zum interessanten Zeugen einer Zeit im Wandel.****************The third volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1876-1878. The letters to his wife form the core of this period. Friendly at the beginning, they soon become brusque. There is a 14 year age difference between them. Rohde bemoans the paralysing lack of content of their correspondence. What appears to him as empty or meaningless becomes moving and dramatic for the reader. The relationship that seemed to be doomed to failure develops into a happy marriage.
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Der dritte Band der »Briefe aus dem Nachlass« von Erwin Rohde (1845-1898) umfasst knapp drei Jahre (Februar 1876 bis Dezember 1878). Kernstück sind Rohdes Briefe an die Braut: Anfangs freundlich, werden sie bald ungerecht und unangenehm schroff: er beklagt die lähmende Inhaltslosigkeit ihrer Korrespondenz. Er fühlt sich in der Falle. Der Altersunterschied von 14 Jahren mit großem Bildungsabstand macht sich ihm bemerkbar; Erinnerung an eine unlängst überstandene Leidenschaft und das Vergleichen erschweren ihm den Zugang zur neuen, im Grunde erwünschten Gemeinschaft. Er möchte den harten Schnitt der Lösung nicht tun, er will, dass sie die Verlobung zurück nimmt. Sie kann es nicht. Er findet sich drein, die Briefe werden wieder freundlich. Rohdes Fluchtreflex als Bräutigam ist nicht ungewöhnlich, weder für diese Zeit noch allgemein. Auffallend ist jedoch, auch in dieser Situation, das hohe Maß an Selbstreflexion, gepaart mit großer Fähigkeit zu Empathie. Er lässt die junge Frau an seinen Kämpfen teilnehmen. Er hält ihre Korrespondenz zwar für inhaltslos, für den Leser aber ist sie von bewegender Dramatik. Aus der Beziehung, der man, nach W. Burkert, anfänglich keine Chance einräumen mag, wird eine glückliche Ehe. Die Briefe an die Freunde handeln von Berufungsangelegenheiten, Bayreuth, Gesundheitsproblemen, der finanziellen Misere der Universität Jena, Arbeitsüberlastung. Überdruß, ja eigentliches Leiden an der »Jetztzeit«, der Berliner Reichs- und Wissenschaftspolitik verbindet als Grundbefinden Rohdes Freundeskreis, zu dem sich Franz Rühl (Universität Königsberg) immer deutlicher gesellt. So wird Erwin Rohde als sozialer Aufsteiger auch in diesem Briefband zum interessanten Zeugen einer Zeit im Wandel.****************The third volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1876-1878. The letters to his wife form the core of this period. Friendly at the beginning, they soon become brusque. There is a 14 year age difference between them. Rohde bemoans the paralysing lack of content of their correspondence. What appears to him as empty or meaningless becomes moving and dramatic for the reader. The relationship that seemed to be doomed to failure develops into a happy marriage.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der vierte Band „Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass“ umfasst Rohdes Briefe aus den Tübinger Jahren (1878–1886), seinem 33. bis 41. Lebensjahr. Persönlich wie beruflich waren es bewegte Jahre. Dem jungen Ehepaar Rohde wurden in Tübingen drei Kinder geboren, ein „Quell der Freude“ (4.118, an Rühl), an den er „nicht ohne Zittern des Herzens“ denken könne (4.83, an Valentine Rohde). Nach acht Jahren in Tübingen folgte Rohde im Frühjahr 1886 einem Ruf nach Leipzig; aufgrund kollegialer Missverhältnisse ergriff er jedoch nach nur einem Semester die sich bietende Gelegenheit eines Rufes nach Heidelberg. Rohdes Tübinger Jahre fielen zusammen mit Nietzsches Wanderjahren. Nietzsche hatte 1879 wegen Krankheit seine Basler Professur aufgegeben. Das Elend des Freundes direkt mitzuerleben, dazu fühlte Rohde sich nicht in der Lage. Der Briefkontakt war fast erloschen, die vorher so häufigen Besuche bei Nietzsche in Basel gab es nicht mehr. Die Entfremdung machte Rohde ratlos: „ich fürchte mich [...] vor der Kluft, die scheinbar zw. uns befestigt ist“ (4.149, an Overbeck). Neben den wenigen Briefen und Werkbesprechungen gibt es einen weiteren, bisher nicht beachteten Beziehungsstrang zu Nietzsche: Rohde zitierte ihn in seinen Aufsätzen. Die Hinweise sind in einem Anhang festgehalten. In Tübingen fing Rohde auch an zu sammeln für sein Hauptwerk, die Psyche (1890/1894). Viel Raum in der Korrespondenz nehmen Rohdes Reiseberichte an seine Frau ein, die intimen Blick in ein Ehe- und Familienleben in wilhelminischer Zeit gewähren. Die Briefe an die befreundeten Kollegen Ribbeck und Rühl spiegeln seine Bedenken bei der Entwicklung der akademischen Philologie und bei den Intrigen im Kampf um Berufungen, dergleichen „Boxereien“ ihm „ho¨chst antipathisch“ sind (4.275, an Overbeck).
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der vierte Band „Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass“ umfasst Rohdes Briefe aus den Tübinger Jahren (1878–1886), seinem 33. bis 41. Lebensjahr. Persönlich wie beruflich waren es bewegte Jahre. Dem jungen Ehepaar Rohde wurden in Tübingen drei Kinder geboren, ein „Quell der Freude“ (4.118, an Rühl), an den er „nicht ohne Zittern des Herzens“ denken könne (4.83, an Valentine Rohde). Nach acht Jahren in Tübingen folgte Rohde im Frühjahr 1886 einem Ruf nach Leipzig; aufgrund kollegialer Missverhältnisse ergriff er jedoch nach nur einem Semester die sich bietende Gelegenheit eines Rufes nach Heidelberg. Rohdes Tübinger Jahre fielen zusammen mit Nietzsches Wanderjahren. Nietzsche hatte 1879 wegen Krankheit seine Basler Professur aufgegeben. Das Elend des Freundes direkt mitzuerleben, dazu fühlte Rohde sich nicht in der Lage. Der Briefkontakt war fast erloschen, die vorher so häufigen Besuche bei Nietzsche in Basel gab es nicht mehr. Die Entfremdung machte Rohde ratlos: „ich fürchte mich [...] vor der Kluft, die scheinbar zw. uns befestigt ist“ (4.149, an Overbeck). Neben den wenigen Briefen und Werkbesprechungen gibt es einen weiteren, bisher nicht beachteten Beziehungsstrang zu Nietzsche: Rohde zitierte ihn in seinen Aufsätzen. Die Hinweise sind in einem Anhang festgehalten. In Tübingen fing Rohde auch an zu sammeln für sein Hauptwerk, die Psyche (1890/1894). Viel Raum in der Korrespondenz nehmen Rohdes Reiseberichte an seine Frau ein, die intimen Blick in ein Ehe- und Familienleben in wilhelminischer Zeit gewähren. Die Briefe an die befreundeten Kollegen Ribbeck und Rühl spiegeln seine Bedenken bei der Entwicklung der akademischen Philologie und bei den Intrigen im Kampf um Berufungen, dergleichen „Boxereien“ ihm „ho¨chst antipathisch“ sind (4.275, an Overbeck).
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der vierte Band „Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass“ umfasst Rohdes Briefe aus den Tübinger Jahren (1878–1886), seinem 33. bis 41. Lebensjahr. Persönlich wie beruflich waren es bewegte Jahre. Dem jungen Ehepaar Rohde wurden in Tübingen drei Kinder geboren, ein „Quell der Freude“ (4.118, an Rühl), an den er „nicht ohne Zittern des Herzens“ denken könne (4.83, an Valentine Rohde). Nach acht Jahren in Tübingen folgte Rohde im Frühjahr 1886 einem Ruf nach Leipzig; aufgrund kollegialer Missverhältnisse ergriff er jedoch nach nur einem Semester die sich bietende Gelegenheit eines Rufes nach Heidelberg. Rohdes Tübinger Jahre fielen zusammen mit Nietzsches Wanderjahren. Nietzsche hatte 1879 wegen Krankheit seine Basler Professur aufgegeben. Das Elend des Freundes direkt mitzuerleben, dazu fühlte Rohde sich nicht in der Lage. Der Briefkontakt war fast erloschen, die vorher so häufigen Besuche bei Nietzsche in Basel gab es nicht mehr. Die Entfremdung machte Rohde ratlos: „ich fürchte mich [...] vor der Kluft, die scheinbar zw. uns befestigt ist“ (4.149, an Overbeck). Neben den wenigen Briefen und Werkbesprechungen gibt es einen weiteren, bisher nicht beachteten Beziehungsstrang zu Nietzsche: Rohde zitierte ihn in seinen Aufsätzen. Die Hinweise sind in einem Anhang festgehalten. In Tübingen fing Rohde auch an zu sammeln für sein Hauptwerk, die Psyche (1890/1894). Viel Raum in der Korrespondenz nehmen Rohdes Reiseberichte an seine Frau ein, die intimen Blick in ein Ehe- und Familienleben in wilhelminischer Zeit gewähren. Die Briefe an die befreundeten Kollegen Ribbeck und Rühl spiegeln seine Bedenken bei der Entwicklung der akademischen Philologie und bei den Intrigen im Kampf um Berufungen, dergleichen „Boxereien“ ihm „ho¨chst antipathisch“ sind (4.275, an Overbeck).
Aktualisiert: 2023-06-30
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Die emphatische Vorstellung, dass ein Pädagoge in erster Linie ein Lehrender ist, der eine Lehre vertritt (ein Habitus des Denkens und Urteilens u.ä.) und selbst gelehrt sein sollte, damit er das Lehren überhaupt vollziehen kann, hat sich heutzutage verflüchtigt. Der Lehr-Lern-Forschung geht es in erster Linie um ein Wissen, wie beliebige Inhalte Schülern zu vermitteln sind. Die Inhalte dienen letztlich nur der Illustration.
Kernanliegen dieses Buches ist dagegen eine bildungstheoretische und bildungspraktische Rehabilitation des Lehrens und der Lehre. Das wird veranschaulicht an verschiedenen Modellen unterschiedlicher Lehrpraxen (aus verschiedenen Epochen).
Aktualisiert: 2023-06-30
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Die emphatische Vorstellung, dass ein Pädagoge in erster Linie ein Lehrender ist, der eine Lehre vertritt (ein Habitus des Denkens und Urteilens u.ä.) und selbst gelehrt sein sollte, damit er das Lehren überhaupt vollziehen kann, hat sich heutzutage verflüchtigt. Der Lehr-Lern-Forschung geht es in erster Linie um ein Wissen, wie beliebige Inhalte Schülern zu vermitteln sind. Die Inhalte dienen letztlich nur der Illustration.
Kernanliegen dieses Buches ist dagegen eine bildungstheoretische und bildungspraktische Rehabilitation des Lehrens und der Lehre. Das wird veranschaulicht an verschiedenen Modellen unterschiedlicher Lehrpraxen (aus verschiedenen Epochen).
Aktualisiert: 2023-06-30
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Die emphatische Vorstellung, dass ein Pädagoge in erster Linie ein Lehrender ist, der eine Lehre vertritt (ein Habitus des Denkens und Urteilens u.ä.) und selbst gelehrt sein sollte, damit er das Lehren überhaupt vollziehen kann, hat sich heutzutage verflüchtigt. Der Lehr-Lern-Forschung geht es in erster Linie um ein Wissen, wie beliebige Inhalte Schülern zu vermitteln sind. Die Inhalte dienen letztlich nur der Illustration.
Kernanliegen dieses Buches ist dagegen eine bildungstheoretische und bildungspraktische Rehabilitation des Lehrens und der Lehre. Das wird veranschaulicht an verschiedenen Modellen unterschiedlicher Lehrpraxen (aus verschiedenen Epochen).
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der erste Band einer kommentierten Gesamtausgabe der Briefe Erwin Rohdes liegt vor: wir lesen, wie der Student im ersten Semester den Eltern vom Jahn-Ritschl-Streit an der Universität Bonn berichtet, in dessen Folge er mit einer Gruppe anderer Kommilitonen, darunter Friedrich Nietzsche, dem Lehrer Friedrich Ritschl nach Leipzig folgt. Die Freundschaft zwischen Nietzsche und Rohde, die sich im Lauf der gemeinsamen Semester über der Lektüre Schopenhauers angebahnt und vertieft hatte, findet ihren Niederschlag nach dem studienbedingten Weggang Rohdes nach Kiel in einem zwar schon bekannten, aber immer noch bewegenden Briefwechsel. Weitere Stationen im Fortgang der Briefe sind Rohdes einjährige Studienreise nach Italien und das (unbezahlte) Privatdozententum in Kiel; die Briefe begleiten den Entstehungsprozess von Nietzsches „Geburt der Tragödie“; mit ihrem Erscheinen schließt der erste Band. Die Briefe zeigen ein lebendiges und beeindruckendes Bild eines jungen, begabten, witzigen, nachdenkenden Menschen in seiner Zeit und ihren Bindungen.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der erste Band einer kommentierten Gesamtausgabe der Briefe Erwin Rohdes liegt vor: wir lesen, wie der Student im ersten Semester den Eltern vom Jahn-Ritschl-Streit an der Universität Bonn berichtet, in dessen Folge er mit einer Gruppe anderer Kommilitonen, darunter Friedrich Nietzsche, dem Lehrer Friedrich Ritschl nach Leipzig folgt. Die Freundschaft zwischen Nietzsche und Rohde, die sich im Lauf der gemeinsamen Semester über der Lektüre Schopenhauers angebahnt und vertieft hatte, findet ihren Niederschlag nach dem studienbedingten Weggang Rohdes nach Kiel in einem zwar schon bekannten, aber immer noch bewegenden Briefwechsel. Weitere Stationen im Fortgang der Briefe sind Rohdes einjährige Studienreise nach Italien und das (unbezahlte) Privatdozententum in Kiel; die Briefe begleiten den Entstehungsprozess von Nietzsches „Geburt der Tragödie“; mit ihrem Erscheinen schließt der erste Band. Die Briefe zeigen ein lebendiges und beeindruckendes Bild eines jungen, begabten, witzigen, nachdenkenden Menschen in seiner Zeit und ihren Bindungen.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Der dritte Band der »Briefe aus dem Nachlass« von Erwin Rohde (1845-1898) umfasst knapp drei Jahre (Februar 1876 bis Dezember 1878). Kernstück sind Rohdes Briefe an die Braut: Anfangs freundlich, werden sie bald ungerecht und unangenehm schroff: er beklagt die lähmende Inhaltslosigkeit ihrer Korrespondenz. Er fühlt sich in der Falle. Der Altersunterschied von 14 Jahren mit großem Bildungsabstand macht sich ihm bemerkbar; Erinnerung an eine unlängst überstandene Leidenschaft und das Vergleichen erschweren ihm den Zugang zur neuen, im Grunde erwünschten Gemeinschaft. Er möchte den harten Schnitt der Lösung nicht tun, er will, dass sie die Verlobung zurück nimmt. Sie kann es nicht. Er findet sich drein, die Briefe werden wieder freundlich. Rohdes Fluchtreflex als Bräutigam ist nicht ungewöhnlich, weder für diese Zeit noch allgemein. Auffallend ist jedoch, auch in dieser Situation, das hohe Maß an Selbstreflexion, gepaart mit großer Fähigkeit zu Empathie. Er lässt die junge Frau an seinen Kämpfen teilnehmen. Er hält ihre Korrespondenz zwar für inhaltslos, für den Leser aber ist sie von bewegender Dramatik. Aus der Beziehung, der man, nach W. Burkert, anfänglich keine Chance einräumen mag, wird eine glückliche Ehe. Die Briefe an die Freunde handeln von Berufungsangelegenheiten, Bayreuth, Gesundheitsproblemen, der finanziellen Misere der Universität Jena, Arbeitsüberlastung. Überdruß, ja eigentliches Leiden an der »Jetztzeit«, der Berliner Reichs- und Wissenschaftspolitik verbindet als Grundbefinden Rohdes Freundeskreis, zu dem sich Franz Rühl (Universität Königsberg) immer deutlicher gesellt. So wird Erwin Rohde als sozialer Aufsteiger auch in diesem Briefband zum interessanten Zeugen einer Zeit im Wandel.****************The third volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1876-1878. The letters to his wife form the core of this period. Friendly at the beginning, they soon become brusque. There is a 14 year age difference between them. Rohde bemoans the paralysing lack of content of their correspondence. What appears to him as empty or meaningless becomes moving and dramatic for the reader. The relationship that seemed to be doomed to failure develops into a happy marriage.
Aktualisiert: 2023-06-29
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Der dritte Band der »Briefe aus dem Nachlass« von Erwin Rohde (1845-1898) umfasst knapp drei Jahre (Februar 1876 bis Dezember 1878). Kernstück sind Rohdes Briefe an die Braut: Anfangs freundlich, werden sie bald ungerecht und unangenehm schroff: er beklagt die lähmende Inhaltslosigkeit ihrer Korrespondenz. Er fühlt sich in der Falle. Der Altersunterschied von 14 Jahren mit großem Bildungsabstand macht sich ihm bemerkbar; Erinnerung an eine unlängst überstandene Leidenschaft und das Vergleichen erschweren ihm den Zugang zur neuen, im Grunde erwünschten Gemeinschaft. Er möchte den harten Schnitt der Lösung nicht tun, er will, dass sie die Verlobung zurück nimmt. Sie kann es nicht. Er findet sich drein, die Briefe werden wieder freundlich. Rohdes Fluchtreflex als Bräutigam ist nicht ungewöhnlich, weder für diese Zeit noch allgemein. Auffallend ist jedoch, auch in dieser Situation, das hohe Maß an Selbstreflexion, gepaart mit großer Fähigkeit zu Empathie. Er lässt die junge Frau an seinen Kämpfen teilnehmen. Er hält ihre Korrespondenz zwar für inhaltslos, für den Leser aber ist sie von bewegender Dramatik. Aus der Beziehung, der man, nach W. Burkert, anfänglich keine Chance einräumen mag, wird eine glückliche Ehe. Die Briefe an die Freunde handeln von Berufungsangelegenheiten, Bayreuth, Gesundheitsproblemen, der finanziellen Misere der Universität Jena, Arbeitsüberlastung. Überdruß, ja eigentliches Leiden an der »Jetztzeit«, der Berliner Reichs- und Wissenschaftspolitik verbindet als Grundbefinden Rohdes Freundeskreis, zu dem sich Franz Rühl (Universität Königsberg) immer deutlicher gesellt. So wird Erwin Rohde als sozialer Aufsteiger auch in diesem Briefband zum interessanten Zeugen einer Zeit im Wandel.****************The third volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1876-1878. The letters to his wife form the core of this period. Friendly at the beginning, they soon become brusque. There is a 14 year age difference between them. Rohde bemoans the paralysing lack of content of their correspondence. What appears to him as empty or meaningless becomes moving and dramatic for the reader. The relationship that seemed to be doomed to failure develops into a happy marriage.
Aktualisiert: 2023-06-29
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Der dritte Band der »Briefe aus dem Nachlass« von Erwin Rohde (1845-1898) umfasst knapp drei Jahre (Februar 1876 bis Dezember 1878). Kernstück sind Rohdes Briefe an die Braut: Anfangs freundlich, werden sie bald ungerecht und unangenehm schroff: er beklagt die lähmende Inhaltslosigkeit ihrer Korrespondenz. Er fühlt sich in der Falle. Der Altersunterschied von 14 Jahren mit großem Bildungsabstand macht sich ihm bemerkbar; Erinnerung an eine unlängst überstandene Leidenschaft und das Vergleichen erschweren ihm den Zugang zur neuen, im Grunde erwünschten Gemeinschaft. Er möchte den harten Schnitt der Lösung nicht tun, er will, dass sie die Verlobung zurück nimmt. Sie kann es nicht. Er findet sich drein, die Briefe werden wieder freundlich. Rohdes Fluchtreflex als Bräutigam ist nicht ungewöhnlich, weder für diese Zeit noch allgemein. Auffallend ist jedoch, auch in dieser Situation, das hohe Maß an Selbstreflexion, gepaart mit großer Fähigkeit zu Empathie. Er lässt die junge Frau an seinen Kämpfen teilnehmen. Er hält ihre Korrespondenz zwar für inhaltslos, für den Leser aber ist sie von bewegender Dramatik. Aus der Beziehung, der man, nach W. Burkert, anfänglich keine Chance einräumen mag, wird eine glückliche Ehe. Die Briefe an die Freunde handeln von Berufungsangelegenheiten, Bayreuth, Gesundheitsproblemen, der finanziellen Misere der Universität Jena, Arbeitsüberlastung. Überdruß, ja eigentliches Leiden an der »Jetztzeit«, der Berliner Reichs- und Wissenschaftspolitik verbindet als Grundbefinden Rohdes Freundeskreis, zu dem sich Franz Rühl (Universität Königsberg) immer deutlicher gesellt. So wird Erwin Rohde als sozialer Aufsteiger auch in diesem Briefband zum interessanten Zeugen einer Zeit im Wandel.****************The third volume "Erwin Rohde – Briefe aus dem Nachlass" covers the years 1876-1878. The letters to his wife form the core of this period. Friendly at the beginning, they soon become brusque. There is a 14 year age difference between them. Rohde bemoans the paralysing lack of content of their correspondence. What appears to him as empty or meaningless becomes moving and dramatic for the reader. The relationship that seemed to be doomed to failure develops into a happy marriage.
Aktualisiert: 2023-06-29
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Der vierte Band „Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass“ umfasst Rohdes Briefe aus den Tübinger Jahren (1878–1886), seinem 33. bis 41. Lebensjahr. Persönlich wie beruflich waren es bewegte Jahre. Dem jungen Ehepaar Rohde wurden in Tübingen drei Kinder geboren, ein „Quell der Freude“ (4.118, an Rühl), an den er „nicht ohne Zittern des Herzens“ denken könne (4.83, an Valentine Rohde). Nach acht Jahren in Tübingen folgte Rohde im Frühjahr 1886 einem Ruf nach Leipzig; aufgrund kollegialer Missverhältnisse ergriff er jedoch nach nur einem Semester die sich bietende Gelegenheit eines Rufes nach Heidelberg. Rohdes Tübinger Jahre fielen zusammen mit Nietzsches Wanderjahren. Nietzsche hatte 1879 wegen Krankheit seine Basler Professur aufgegeben. Das Elend des Freundes direkt mitzuerleben, dazu fühlte Rohde sich nicht in der Lage. Der Briefkontakt war fast erloschen, die vorher so häufigen Besuche bei Nietzsche in Basel gab es nicht mehr. Die Entfremdung machte Rohde ratlos: „ich fürchte mich [...] vor der Kluft, die scheinbar zw. uns befestigt ist“ (4.149, an Overbeck). Neben den wenigen Briefen und Werkbesprechungen gibt es einen weiteren, bisher nicht beachteten Beziehungsstrang zu Nietzsche: Rohde zitierte ihn in seinen Aufsätzen. Die Hinweise sind in einem Anhang festgehalten. In Tübingen fing Rohde auch an zu sammeln für sein Hauptwerk, die Psyche (1890/1894). Viel Raum in der Korrespondenz nehmen Rohdes Reiseberichte an seine Frau ein, die intimen Blick in ein Ehe- und Familienleben in wilhelminischer Zeit gewähren. Die Briefe an die befreundeten Kollegen Ribbeck und Rühl spiegeln seine Bedenken bei der Entwicklung der akademischen Philologie und bei den Intrigen im Kampf um Berufungen, dergleichen „Boxereien“ ihm „ho¨chst antipathisch“ sind (4.275, an Overbeck).
Aktualisiert: 2023-06-29
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