Wegschauen geht nicht

Wegschauen geht nicht von Eckert,  Nora
Georg Büchner zum 200. Geburtstag – durch die Augen des Theaters Vor zweihundert Jahren wurde Georg Büchner geboren – er war noch keine 24 Jahre alt, als er am 19. Februar 1837 in Zürich an Typhus starb. Neben seiner Erzählung Lenz hinterliess er eine Dissertation über das Nervensystem der Barben und einige andere wissenschaftliche Abhandlungen, zwei Übersetzungen von Texten Victor Hugos, die revolutionäre Flugschrift Der Hessische Landbote, ein schmales Konvolut mit Briefen und drei Theaterstücke: Dantons Tod, Leonce und Lena und Woyzeck. Literarisch aufmerksame Zeitgenossen mögen die darin liegende Genialität durchaus schon damals erspürt haben. Doch hob sich der Vorhang für Büchners Bühnenwerke erst ein gutes Jahrhundert später. Als das moderne Theater um 1900 seine Stücke entdeckte, galten sie als Offenbarung. All das, was die Moderne an Themen, Ausdruck und Stil für sich reklamierte, fand sie hier in überraschender Frische und Klarheit vor. Seither hat Büchner den Rang eines Klassikers; seine Werke sind zu guten Bekannten geworden. Aber wie gut kennen wir sie wirklich? Betrachten wir ihre rege Rezeptionsgeschichte auf den deutschsprachigen Bühnen des 20. Jahrhunderts, so fällt auf, dass sehr Unterschiedliches aus den Stücken herausgelesen wurde. Das Theater – gleich einem Selbstbedienungsladen – präsentierte die Werke, so wie sie gefielen, zeitgemäss dekoriert, textlich variiert, nach je unterschiedlicher Intention. Nora Eckert bietet ein aufschlussreiches Panorama der sprunghaften und vielgesichtigen Aneignung von Büchners Dramen durch das Theater des vergangenen Jahrhunderts. Ausgehend von konkreter Inszenierungspraxis, etwa der Danton-Inszenierung von Gustaf Gründgens aus dem Jahre 1939 oder den markanten Umsetzungen Robert Wilsons, ergeben sich Einblicke in die Kultur-, Politik- und Mentalitätsgeschichte der jeweiligen Zeit. Die intellektuelle und ästhetische Stimmungsfrequenz der drei Stücke korrespondierte stets passgenau mit damals aktuellen Diskursen. Wie steht es um Büchners Resonanz auf heutigen Bühnen? Überlegungen zu dieser Frage schliessen den Rundgang des Buches ab. Inhalt Büchners Ankunft im Theater. Eine Rekonstruktion Woyzeck und Wozzeck. Versuch über die moralischen Gründe eines Theatererfolgs Robespierre oder die Sehnsucht nach dem starken Mann. Ein rezeptionsgeschichtlicher Beitrag zu Dantons Tod in der Weimarer Zeit '… aber wir haben den Krieg und die Guillotine'. Gründgens spielt 1939 St. Just Leonce und Lena oder: Wie inszeniert man Langeweile? Robert Wilson inszeniert Büchner: Was ist unter der Oberfläche? Büchners Aktualität
Aktualisiert: 2020-01-01
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Wegschauen geht nicht

Wegschauen geht nicht von Eckert,  Nora
Georg Büchner zum 200. Geburtstag – durch die Augen des Theaters Vor zweihundert Jahren wurde Georg Büchner geboren – er war noch keine 24 Jahre alt, als er am 19. Februar 1837 in Zürich an Typhus starb. Neben seiner Erzählung Lenz hinterliess er eine Dissertation über das Nervensystem der Barben und einige andere wissenschaftliche Abhandlungen, zwei Übersetzungen von Texten Victor Hugos, die revolutionäre Flugschrift Der Hessische Landbote, ein schmales Konvolut mit Briefen und drei Theaterstücke: Dantons Tod, Leonce und Lena und Woyzeck. Literarisch aufmerksame Zeitgenossen mögen die darin liegende Genialität durchaus schon damals erspürt haben. Doch hob sich der Vorhang für Büchners Bühnenwerke erst ein gutes Jahrhundert später. Als das moderne Theater um 1900 seine Stücke entdeckte, galten sie als Offenbarung. All das, was die Moderne an Themen, Ausdruck und Stil für sich reklamierte, fand sie hier in überraschender Frische und Klarheit vor. Seither hat Büchner den Rang eines Klassikers; seine Werke sind zu guten Bekannten geworden. Aber wie gut kennen wir sie wirklich? Betrachten wir ihre rege Rezeptionsgeschichte auf den deutschsprachigen Bühnen des 20. Jahrhunderts, so fällt auf, dass sehr Unterschiedliches aus den Stücken herausgelesen wurde. Das Theater – gleich einem Selbstbedienungsladen – präsentierte die Werke, so wie sie gefielen, zeitgemäss dekoriert, textlich variiert, nach je unterschiedlicher Intention. Nora Eckert bietet ein aufschlussreiches Panorama der sprunghaften und vielgesichtigen Aneignung von Büchners Dramen durch das Theater des vergangenen Jahrhunderts. Ausgehend von konkreter Inszenierungspraxis, etwa der Danton-Inszenierung von Gustaf Gründgens aus dem Jahre 1939 oder den markanten Umsetzungen Robert Wilsons, ergeben sich Einblicke in die Kultur-, Politik- und Mentalitätsgeschichte der jeweiligen Zeit. Die intellektuelle und ästhetische Stimmungsfrequenz der drei Stücke korrespondierte stets passgenau mit damals aktuellen Diskursen. Wie steht es um Büchners Resonanz auf heutigen Bühnen? Überlegungen zu dieser Frage schliessen den Rundgang des Buches ab. Inhalt Büchners Ankunft im Theater. Eine Rekonstruktion Woyzeck und Wozzeck. Versuch über die moralischen Gründe eines Theatererfolgs Robespierre oder die Sehnsucht nach dem starken Mann. Ein rezeptionsgeschichtlicher Beitrag zu Dantons Tod in der Weimarer Zeit '… aber wir haben den Krieg und die Guillotine'. Gründgens spielt 1939 St. Just Leonce und Lena oder: Wie inszeniert man Langeweile? Robert Wilson inszeniert Büchner: Was ist unter der Oberfläche? Büchners Aktualität
Aktualisiert: 2019-10-30
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Maskenball Unter den Linden

Maskenball Unter den Linden von Croiset,  Hans, Pressler,  Mirjam
1935: Der vierundzwanzigjährige Schauspieler Moritz Akkerman aus Amsterdam reist für ein paar Tage nach Berlin, um dort im berühmten UFA-Filmstudio seine Rolle aus einem holländischen Film zu synchronisieren. Er ist frisch verheiratet. Kurz vor der Abreise wird sein Sohn geboren, weshalb er sich nur zögernd von seiner Familie trennt. Doch die Aussicht auf eine besonders hohe Gage und damit die Möglichkeit, einen soliden deutschen Kinderwagen kaufen zu können, versöhnen die Eheleute mit seiner Abwesenheit. Berlin ist verstörend: Die Flaggen, die Paraden, die unübersehbare Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung überwältigen ihn ebenso wie die Avancen einer bekannten deutschen Schauspielerin, die Verbindungen zu den höchsten politischen Kreisen pflegt. Nachdem zwei deutsche 'Rasseexperten' ihm bescheinigt haben, dass er das Aussehen eines reinblütigen Ariers hat – Moritz ist jüdischer Abstammung –, und er die Möglichkeit bekommt, an der deutschen Aufführung von Joost van den Vondels 'Luzifer' mitzuarbeiten, beginnt ein Spiel mit dem Feuer.
Aktualisiert: 2021-01-04
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