Lucy Borchardt

Lucy Borchardt von Lorenz,  Ina
Lucy Borchardt (1877-1969) tritt 1915, als ihr Mann Richard Borchardt zur Kaiserlichen Marine einberufen wird, in die Geschäftsführung der „Fairplay Dampfschiffs-Reederei“ in Hamburg ein und bleibt auch nach Kriegsende als Prokuristin im Unternehmen tätig. Nach dem Tod ihres Mannes 1930 leitet sie erfolgreich als alleinige Eigentümerin und gleichzeitig Geschäftsführerin die Reederei, entwickelt in der NS-Zeit die Idee einer Seefahrts-Hachschara und rettet damit nach eigenen Angaben 150 jüdische Jugendliche. Unter massivem Druck des NS-Regimes handelt sie 1938 einen einzigartigen Deal aus: die Umwandlung der Fairplay-Reederei in eine „arisierte“ Stiftung privaten Rechts und die lastenfreie Überführung von drei Schiffen nach London als ihrem Zufluchtsort. Nach Hamburg wird die auch in London erfolgreich tätige Reederin zeit ihres Lebens nicht mehr zurückkehren.
Aktualisiert: 2022-08-25
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Flucht und Rückkehr

Flucht und Rückkehr von Angress,  Werner T., Kampe,  Norbert, Moslé,  Kai-Alexander
Gestützt auf frühe Aufzeichnungen und sein Kriegstagebuch beschreibt Werner Angress (1920–2010) die ersten 25 Jahre seines Lebens und legt damit einen anschaulichen Bericht vom Schicksal einer Generation vor: Schulzeit im antisemitisch bestimmten Alltag in Berlin, prägende Jahre im jüdischen Jugendbund und im Auswandererlehrgut Groß Breesen, die beinahe gescheiterte Flucht der Familie und der Neuanfang in Amsterdam, Auswanderung in die USA, die Sorge um Eltern und Brüder in den Niederlanden nach der deutschen Invasion, freiwillige Meldung zur US-Army und Ausbildung zum Gefangenenverhörer, Landung als Fallschirmspringer in der Normandie und zeitweilige Kriegsgefangenschaft, Teilnahme am Kampf gegen die deutsche Ardennenoffensive, Befreiung des KZ Wöbbelin, Sortierung nach „Schafen und Wölfen“ unter den gefangenen Wehrmachtsangehörigen und SS-Männern und schließlich das Wiedersehen mit Mutter und Brüdern in Amsterdam.
Aktualisiert: 2022-08-24
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Friedel Stern

Friedel Stern von Mayer,  Thomas
Friedel Stern wird 1917 in Leipzig geboren. Hier studiert sie auch an der Kunstgewerbeschule. 1936 gelingt ihr dank des Engagements ihrer Mutter die Ausreise aus Nazi-Deutschland nach Erez Israel, wo sie an der Bezalel Academy of Arts studiert. Mit Eintritt des Vereinigten Königreichs in den Zweiten Weltkrieg meldet sie sich als Freiwillige bei den britischen Truppen. Nach Kriegsende kehrt sie nach Israel zurück und avanciert zur ersten und bekanntesten Illustratorin und Karikaturistin des Landes. Ihre Arbeiten werden international gezeigt und sie veröffentlicht zahlreiche eigene Bücher. Den Eichmann-Prozess 1961 begleitet sie als Pressezeichnerin. Anlässlich einer Sonderausstellung ihrer Arbeiten im Rahmen der 5. „Karicartoon“-Biennale 2005 in Leipzig kehrt sie erstmals nach fast 70 Jahren in ihre Heimatstadt zurück. Friedel Stern stirbt am 29. Oktober 2006 in Tel Aviv.
Aktualisiert: 2021-11-04
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Die jüdische Jugendbewegung

Die jüdische Jugendbewegung
Die Erneuerung jüdischen Lebens im späten 19. und 20. Jahrhundert spiegelt sich auch in der jüdischen Jugendbewegung wider, die sich Ende des 19. Jahrhunderts unter dem kulturellen Einfluss der deutschen Wandervogel-Bewegung und der britischen Pfadfinder-Bewegung und vor dem Hintergrund der reformpädagogischen Bewegung in Deutschland und Osteuropa formierte. Ihr Spektrum reichte von politisch weit rechts bis weit links, von zionistisch über „assimilatorisch“ bis hin zu deutschnational, von atheistisch bis zu streng religiös. Die Gruppierungen nannten sich „Haschomer Hazair“, „Kameraden“, „Betar“ und sogar „Vortrupp“ und waren teils dem freien Lebensstil der Wandervögel, teils dem Militarismus der „Bündischen Jugend“ verpflichtet. Diese Vielfalt war spätestens ab 1933 bedroht, 1938 wurden die letzten jüdischen Jugendbünde verboten. Einzelne Gruppen waren bis zuletzt am jüdischen Rettungswiderstand in Deutschland beteiligt. Mit der Einwanderung ins Land Israel gelangten auch die Lebensentwürfe und Überzeugungen der jüdischen Jugendbewegten in das britische Mandatsgebiet Palästina und prägten die politische Kultur des jungen Staates Israel entscheidend mit. Der Band beleuchtet diese Vielfalt der jüdischen Jugendbewegung entlang verschiedener Gruppierungen und zentraler Akteure, auch mit Fokus auf einzelnen Städten, und gibt Einblicke in die jüdisch-jugendbewegten Anliegen, Aktivitäten und Debatten der 1910er- bis 1930er-Jahre. Dass auch nach 1945 die jüdische Jugendbewegung fortlebte, zeigt ein abschließender Blick auf die Situation im Nachkriegsdeutschland, in der DDR und auf die Jetztzeit. Mit Beiträgen von Doron Kiesel | Barbara Stambolis | Ulrike Kolb | Ulrike Pilarczyk | Marco Kißling | Knut Bergbauer | Jacob Snir | Maria Coors | Regina Scheer | Anke Kalkbrenner | Pava Raibstein | Hans Jakob Ginsburg | Jascha Nemtsov | Dominique Bourel | Micha Brumlik | Gert Mattenklott | Sabine Hering | Lieven Wölk | Lara Dämmig, Sandra Anusiewicz-Baer | Suska Döpp | Moshe Zimmermann | Aron Schuster
Aktualisiert: 2022-05-31
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Hachschara und Jugend-Alija

Hachschara und Jugend-Alija von Ashkenazi,  Ofer, Homann,  Arne, Pilarczyk,  Ulrike
Hachschara und Jugend-Alija standen 2019 im Zentrum einer Tagung in Steinhorst, aus der die Beiträge des vorliegenden Bandes hervorgingen. Auf der Grundlage intensiver Quellenarbeit werden darin zwei Phänomene untersucht und miteiander in Beziehung gesetzt, die sich in der Zwischenkriegszeit zu den wichtigsten Institutionen der Auswanderung, Emigration und Flucht jüdischer Jugendlicher und junger Erwachsener nach Palästina entwickelten. Hachschara, die eine Berufsausbildung in Landwirtschaft, Handwerk und Hauswirtschaft zur Vorbereitung auf die Alija nach Palästina beinhaltete, wird zunächst als bestimmendes Merkmal der zionistisch-chaluzischen Jugend nach 1918 herausgearbeitet und ihre Entwicklung zu einem umfassenden Berufsbildungs-, Erziehungs-, und Rettungsprojekt skizziert. Daran anschließend werden die konfliktreichen Anfänge der Jugend-Alija im Spannungsfeld der politischen Notwendigkeiten nach 1933, theoretischer Entwürfe und praktischer Umsetzungen erzieherischer und berufsbildender Maßnahmen in Deutschland und Palästina untersucht.
Aktualisiert: 2022-02-03
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„Am Gelände von Herrn Latte fing ein reges Leben an“

„Am Gelände von Herrn Latte fing ein reges Leben an“ von Buser,  Verena, Jakob,  Ann-Dore, Kirchhöfer,  Birgit, Kurz,  Christof, Schottmann,  Gudrun
Das jüdische Fabrikantenehepaar Latte betrieb in Berlin-Niederschönhausen eine große Flaschenhandlung. Ab 1934 befanden sich auf dem Fabrikgelände eine bedeutende Hachschara-Einrichtung sowie Ausbildungswerkstätten für jüdische Jugendliche zu deren Vorbereitung auf die Auswanderung aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Die Existenz dieser Ausbildungsstätte und der Flaschenfabrik waren fast völlig in Vergessenheit geraten. Dieses Buch entwirft ein Bild der Hachschara in Niederschönhausen im Kontext der damaligen beruflichen Umschichtungsstellen“, illustriert durch Einzelschicksale ehemaliger Teilnehmer und zahlreiche Fotos. Zudem wird die Biographie des Ehepaares Latte vorgestellt, welche sowohl den Versuch der jüdischen Selbsthilfe als auch die systematische Auslöschung des jüdischen Unternehmertums widerspiegelt.
Aktualisiert: 2020-09-10
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David Sealtiel

David Sealtiel von Lorenz,  Ina
David de Benjamin Sealtiel (1903–1969), ein in Berlin geborener Hamburger Sefarde, war früh ein rebellischer Außenseiter, der sich nach Anerkennung sehnte. Das aufsässige Kind, das die väterliche Autorität in Frage stellte, wurde Fremdenlegionär und verteidigte als „Aluf“ Jerusalem im Unabhängigkeitskrieg von 1948. Der orientierungslose Jüngling aus Hamburg, der die Synagoge mied und sich lieber in den Kneipen der Hafenstädte herumtrieb, wurde ein Freund von Martin Buber, Gershom Scholem und Izhak Ben Zvi. Aus dem gescheiterten landwirtschaftlichen Arbeiter in Palästina wurde der Leiter der Hachschara in Frankreich. Und aus dem Funktionär der Haganah, den die Deutschen drei lange Jahre in den Konzentrationslagern folterten und misshandelten und den die Briten zum Tode verurteilten, wurde der Botschafter des Staates Israel in Brasilien, Mexiko und Holland.
Aktualisiert: 2020-06-30
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Wer hätte das geglaubt

Wer hätte das geglaubt von Fiedler,  Herbert, Fiedler,  Ruth, Steinitz,  Zwi H, Wiehn,  Erhard R
Trotz der unmenschlichen, fast hoffnungslosen Zustände in den deutschen Konzentrationslagern blühte in Kreisen zahlreicher Häftlinge eine enge Kameradschaft, die auch unter größter Lebensgefahr nicht versagte. Hilfsbereitschaft und Hingabe charakterisierten die vom Schicksal geschlagenen Menschen in absolut menschenunwürdigen Umständen. Die barbarischen Bedingungen in den NS-Konzentrationslagern sollten den Häftlingen ihre Menschlichkeit rauben, sie in ihrem Überlebenskampf in Raubtiere zu verwandeln. Dieses Ziel haben die Nazis nicht erreicht. Das gemeinsame, tragische Schicksal führte vielmehr zu moralisch hochwertiger Verbundenheit und Freundschaft, die so manchem das Leben rettete und bis zur Befreiung und sogar noch danach erhalten blieb. Solidarität war Symbol der Menschlichkeit in einer Welt des Grauens, in der Hunger und Tod herrschten. Die kurzen Berichte aus der Nazihölle 40 Jahre nach der Befreiung beschreiben in Kürze authentisch, wie Nazideutschland unter bestialischen Umständen die systematische Ermordung des jüdischen Volkes versuchte. Bewundernswert ist nicht nur die Standhaftigkeit und Verbundenheit der Hachschará-Gruppe, sondern auch ihre Zuversicht und ihr Wille, sich am Aufbau des Landes Israel zu beteiligen. Das große Leid, das die jungen Menschen erleben mussten, der Verlust ihrer Familien in Deutschland und anderen Ländern stärkte ihr Bewusstsein und ihren Willen, nach einem eigenem Heimatland zu streben, in dem das jüdische Volk endlich zu Hause sein kann, um nie mehr als Minderheit angesehen und verfolgt zu werden. Noch in KZs eingesperrt, hatte dieser damals noch utopische Traum sie nicht verlassen. Mit dieser Hoffnung kämpften sie sich bis zur erlösenden Befreiung durch. Nicht alle hatten das Glück, die Befreiung zu erleben, viele starben an Erschöpfung und Krankheiten kurz vor und am Befreiungstag oder auch Wochen später. Das Herz erbebt angesichts dieser tragischen Schicksale. Ich habe die sich hier präsentierende Gruppe nach meiner Befreiung im Verlauf unserer illegalen Auswanderung nach Palästina 1946 in Antwerpen kennengelernt und mich ihr angeschlossen. Gemeinsam waren wir auf Hachschará im Kibbuz Afikim und gründeten 1948 den "Kibbuz Buchenwald", später "Netzer Sereni" genannt. 65 Jahre sind seit der Befreiung vergangen, die Mehrzahl der Zeitzeugen weilt nicht mehr unter uns, um so wichtiger sind ihre Berichte für die Zukunft. Sie sollen zukünftigen Generationen als Mahnung und Warnung dienen.
Aktualisiert: 2020-03-18
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„Und doch gefällt mir das Leben.“ Die Briefe der Clara Grunwald 1941 bis 1943

„Und doch gefällt mir das Leben.“ Die Briefe der Clara Grunwald 1941 bis 1943 von Grunwald,  Clara
Die Lehrerin Clara Grunwald (1877–1943) gehörte in den 1920er Jahren zu den bedeutendsten Montessori-Pädagoginnen in Deutschland. Auf ihre Initiative wurde 1924 im Berliner Arbeiterviertel Wedding das erste „Volkskinderhaus“ gegründet. Die Sozialistin und Jüdin gründete die Deutsche Montessori-Gesellschaft, engagierte sich für die praktische Verbreitung der Montessori-Pädagogik und veröffentlichte zahlreiche Artikel. Nach dem Entzug der Lehrberechtigung durch die Nationalsozialisten 1933 widmete sie sich der Vorbereitung junger Juden für die Auswanderung. Ab 1941 arbeitete sie in einem landwirtschaftlichen Umschulungsheim, dem Hachschara-Lager Gut Neuendorf. Als 1943 die Belegschaft deportiert wurde, schloss sie sich dem Transport der von ihr betreuten Kinder nach Auschwitz an, wo sie ermordet wurde. Die hier in einer Neuausgabe veröffentlichten Briefe schrieb Clara Grunwald aus Neuendorf an eine Freundin. „Mein Gefühl für jedes Einzelschicksal ist rege, wie es von Kindheit an bei mir sehr stark war, so stark, dass ich manchmal empfand, ich lebte viele Leben, in Freud und Leid, nicht nur das meine …“ Der Herausgeber der Erstausgabe, Egon Larsen, würdigte Clara Grunwalds pädagogisches Wirken und zeichnet ihren Lebensweg nach. Die vorliegende Neuausgabe wird durch einen Prolog von Sabine Krusen mit neuen Erkenntnissen zum Leben und Wirken Clara Grunwalds ergänzt.
Aktualisiert: 2019-10-17
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