Viele Bücher handeln vom Haus Habsburg. Von Homo- und Bisexualität in Österreichs Herrscherhaus handelte bislang keines. Dabei sorgten Sprösslinge mit abweichenden Neigungen immer wieder für Aufsehen. Erzherzog Ludwig Victor vor allem, der jüngste Bruder von Kaiser Franz-Joseph. Als erklärter Liebling seiner Mutter entwickelte er eine "unmännliche" Persönlichkeit, galt als intrigant und tratschsüchtig. Er lebte seine Homosexualität für damalige Verhältnisse offen aus und sorgte für allerhand Skandale. Schließlich zog die Familie die Reißleine. Verbannt und entmündigt starb Ludwig Viktor auf einem Schloss bei Salzburg. Doch er war nicht allein, wie Helmut Neuhold recherchierte. Weiter kommen vor: Der gebildete und eigenwillige Erzherzog Ludwig Salvator, "ungekrönter König" der Insel Mallorca, dessen Liebhaber ihm Briefe mit pornographischen Zeichnungen schickte. Kaiser Joseph II., verheiratet mit einer Lesbe und in gefühlsbetonte Männerfreundschaften verstrickt. Barockkaiser Karl VI. - seine Langzeitbeziehung zu einem Günstling war allgemein bekannt. Erzherzog Leopold Wilhelm, mehrfacher Bischof, Feldherr und Verfasser merkwürdiger Liebesgedichte. Schließlich der sonderliche Kaiser Rudolf II. mit seinen so genannten "Kammerdienern", denen er sich ziemlich auslieferte. Aus dem Mittelalter präsentiert Neuhold drei habsburgische Herzöge, die schon bei anderen Autoren den Verdacht homoerotischer Aktivitäten hervorriefen: Herzog Friedrich IV. der sich selbst der Homoerotik "beschuldigt" haben soll, Herzog Albrecht III. "mit dem Zopfe", dem man unterstellt, eine Art von Transvestit gewesen zu sein, und Friedrich "der Schöne", der auch einige Zeit deutscher König war. Seine Aussöhnung mit dem Gegenkönig Ludwig dem Bayern endete damit, dass sie Tisch und Bett teilten.
Aktualisiert: 2023-02-14
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In Österreich ist reichhaltiges urkundliches Quellenmaterial zur mittelalterlichen Geschichte der Juden überliefert, dazu kommen zeitgenössische historiographische, literarische und theologische Texte. Sie geben Aufschluss über die wirtschaftliche, rechtliche und persönliche Situation der Juden sowie über den Umgang der christlichen Umwelt mit ihnen. Der nun vorliegende vierte Band der Reihe, die diese Quellen erstmals zugänglich macht, umfasst den Zeitraum von 1387 bis 1404 und gibt Einblick in die Judenpolitik der Herzöge Albrecht III., Albrecht IV., Wilhelm und Leopold IV. sowie der Landesfürsten der nicht von den Habsburgern regierten Territorien auf dem heutigen Bundesgebiet. Die Quellen dokumentieren den steigenden politischen, gesellschaftlichen und finanziellen Druck auf die jüdische Bevölkerung, die im Untersuchungszeitraum erstmals seit der Pestzeit wieder offenen Verfolgungen ausgesetzt war.
Aktualisiert: 2020-05-01
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Die Legende der heiligen Hedwig von Schlesien (1174/78-1243, kanonisiert 1267) wurde um 1300 von einem unbekannten Geistlichen in lateinischer Sprache verfasst. Insgesamt viermal wurde die Vita im Spätmittelalter ins Deutsche übersetzt. Die vorliegende Edition bietet die älteste Übertragung der Legenda maior de beata Hedwigi, die 1380 von Rudolf Wintnauer im Auftrag Herzog Albrechts III. in Wien beendet wurde.
Diese Übersetzung wurde bisher kaum von der Germanistik beachtet, obwohl schon 1960 der Nestor der deutschen Prosaforschung, Wolfgang Stammler, ihre Edition anregte. Aus gutem Grund: Der einzige Textzeuge ist zugleich der Autograph des Übersetzers. Durch die zeilengetreue Edition und einen ausführlichen Apparat, der alle Korrekturen Wintnauers enthält, wird ein genauer Einblick in die Schreibwerkstatt des Übersetzers möglich. Der Text zählt außerdem zu den frühesten Werken der Wiener Übersetzungsschule unter Herzog Albrecht III. Im Untersuchungsteil wird eine erste Einordnung der Übersetzung vor ihrem literaturgeschichtlichen Hintergrund vorgenommen. Darüber hinaus wird die Schreibsprache der Handschrift analysiert, eine Einführung über die heilige Hedwig und ihre Legende gegeben. Ein Glossar, das die sprachgeschichtlich wichtigsten Wörter enthält, beschließt die Edition.
Aktualisiert: 2020-01-08
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