Für Nietzsche sind die metaphysischen Orientierungspunkte des menschlichen Selbstbewusstseins unter Generalverdacht geraten, ebenso wie die für ewig gehaltenen Werte, aus denen der Mensch den Glauben an seine Würde bezog. Angesichts der Unwürdigkeit des Menschen erhebt die Selbstverkleinerung der Moderne die Scham zum bestimmenden Grundgefühl, und das schambestimmte Bewusstsein richtet sich letztlich gegen die Moral selbst. Der damit angezeigte Immoralismus wagt einen freien Blick auf die Selbstherabsetzung des modernen Menschen und einen tapferen Ausblick auf einen möglichen Gegenentwurf zur modernen Selbstverkleinerung. Das Verhältnis des Menschen zu sich selbst neu zu bestimmen, diesen Versuch unternimmt Nietzsche anhand der Frage nach der Vornehmheit. Der Vornehme ist ohne jene Scham vor dem Menschen, zeichnet sich zugleich aber durch einen «Instinkt der Ehrfurcht» und Ehrfurcht vor sich aus.
Der Band bietet erstmalig eine umfassende Analyse der Schlüsselbegriffe Scham und Würde bei Nietzsche. So schliesst er zugleich an gegenwärtige ethische Debatten an.
Aktualisiert: 2022-10-13
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Zu den beiden «Bösewichten» der antiken Philosophie, Kallikles und Thrasymachos, existiert überraschend wenig detailreiche Sekundärliteratur, obwohl das intellektuelle Interesse an ihren bei Platon überlieferten Anschauungen überaus groß ist – denn das Faustrecht fasziniert. Der vorliegende Kommentar zu den entsprechenden Textstellen des «Gorgias» bzw. des ersten Buches des «Staates» soll die Lücken in der Sekundärliteratur nun schliessen. Gängigen Standpunkten heutiger Interpreten, zwar nicht offen für Kallikles und Thrasymachos Partei zu ergreifen, Ihnen aber warmherziges Verständnis auszusprechen, tritt der Autor entschieden entgegen. Er nähert sich dem Problem um das durch Kallikles und Thrasymachos vertretene sophistische Recht des Stärkeren von Platons Seite her. Das Buch sagt insgesamt dem anhaltenden Rehabilitierungsstreben zur Sophistik bzw. der um sich greifenden Diffamierung Platons (im Stile eines Karl Popper oder Hans Kelsen) den Kampf an. Damit wird den Sophisten diejenige Rolle zugewiesen, die ihnen geschichtlich gesehen auch zukommt, nicht Aufklärer, sondern Aufwiegler zu sein. Nicht zuletzt kommt über die umfangreiche Charakterdarstellung des Kallikles und Thrasymachos hinaus die ethische Grundhaltung ihres großen Gegenspielers Sokrates zum Tragen. Das Buch zeichnet ihn als echten Bezwinger des Immoralismus aus. Und Sokrates erweist sich schließlich einmal mehr als der, der er ist: als der wahre Erzieher der Menschheit.
Aktualisiert: 2020-09-01
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Zu den beiden «Bösewichten» der antiken Philosophie, Kallikles und Thrasymachos, existiert überraschend wenig detailreiche Sekundärliteratur, obwohl das intellektuelle Interesse an ihren bei Platon überlieferten Anschauungen überaus groß ist – denn das Faustrecht fasziniert. Der vorliegende Kommentar zu den entsprechenden Textstellen des «Gorgias» bzw. des ersten Buches des «Staates» soll die Lücken in der Sekundärliteratur nun schliessen. Gängigen Standpunkten heutiger Interpreten, zwar nicht offen für Kallikles und Thrasymachos Partei zu ergreifen, Ihnen aber warmherziges Verständnis auszusprechen, tritt der Autor entschieden entgegen. Er nähert sich dem Problem um das durch Kallikles und Thrasymachos vertretene sophistische Recht des Stärkeren von Platons Seite her. Das Buch sagt insgesamt dem anhaltenden Rehabilitierungsstreben zur Sophistik bzw. der um sich greifenden Diffamierung Platons (im Stile eines Karl Popper oder Hans Kelsen) den Kampf an. Damit wird den Sophisten diejenige Rolle zugewiesen, die ihnen geschichtlich gesehen auch zukommt, nicht Aufklärer, sondern Aufwiegler zu sein. Nicht zuletzt kommt über die umfangreiche Charakterdarstellung des Kallikles und Thrasymachos hinaus die ethische Grundhaltung ihres großen Gegenspielers Sokrates zum Tragen. Das Buch zeichnet ihn als echten Bezwinger des Immoralismus aus. Und Sokrates erweist sich schließlich einmal mehr als der, der er ist: als der wahre Erzieher der Menschheit.
Aktualisiert: 2023-04-11
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