Dicker als Wasser

Dicker als Wasser von Baur,  Andreas, Bernard,  Andreas, Breitz,  Candice, Deiss,  Amely, Einzelberger,  Sabine, Fast,  Omer, Fellner,  Sabine, Goldin,  Nan, Reuschling,  Felicita, Schlör,  Karin, Wearing,  Gillian
Schicksalhaft? Das Ende der Familie, ein Verschwinden verwandtschaftlicher Beziehungen, aber auch die Kritik an starren Familienstrukturen – das sind immer wieder Themen ­gesellschaftlicher Debatten in der Moderne. Noch von den 68ern wurde die Familie als kleinbürgerliche Schicksalsgemeinschaft begriffen, aus der man aus­brechen, die man hinter sich lassen müsse. Stets neue Genera­tionen haben gegen überkommene Traditionen und festgefahrene Rollenmuster gekämpft, um neue ­Formen des Zusammenlebens zu erproben und durch­zusetzen. Obwohl immer wieder zum Auslaufmodell ­erklärt, verliert die Familie dennoch nicht ihre Bedeutung für den Einzelnen und die Gesellschaft, prägt uns doch nichts so nachhaltig wie dieses Beziehungsgeflecht. ­Familienangelegenheiten sind dabei nicht nur privater Natur, ­sondern haben immer auch eine politische ­Dimension. Sie sind Ausdruck und Motor sich ver­ändernder Sozialstrukturen, in denen das klassische ­iden­titätsstiftende Modell des Zusammenlebens in der Familie als Ort der Geborgenheit mit zahlreichen Um­brüchen konfrontiert ist. Vervielfältigt haben sich entsprechend auch die Auffassungen von dem, was alles Familie ist: Sie lässt sich nicht mehr nur auf biologische und standesrechtliche Kriterien reduzieren, sondern kann auch als Prozess, als »Doing Family«, oder als sich erweiterndes »Patchwork« betrachtet werden. ­Ausstellung und Buch beschäftigen sich nicht nur mit den vielfältigen Formen des Zusammenlebens, sondern wagen auch einen fragenden Blick in die Zukunft: ­Welche Bedeutung hat Familie angesichts globalisierter Arbeitsbedingungen und pluralisierter Lebensformen heute noch? Inwiefern ersetzen Netzwerke und Freunde klassische Familienstrukturen? Wie verändern (mitunter bereits digitalisierte) Biotechnologien, von künstlicher Befruchtung bis hin zur Leihmutterschaft, unser traditionelles Familienverständnis?Künstlerinnen und KünstlerCandice Breitz, Omer Fast, Simon Fujiwara,Nan Goldin, Badr el Hammami & Fadma Kaddouri, Verena Jaekel, Haejun Jo, Nina Katchadourian, Ragnar Kjartansson, Neozoon, Johannes PaulRaether, Gillian Wearing, Tobias Yves ZintelAusstellungen:Kunstpalais Erlangen, 24/9 – 27/11/2016Villa Merkel Esslingen 18/12/2016 – 26/12/2017
Aktualisiert: 2018-12-27
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Liam Gillick

Liam Gillick von Bourriaud,  Nicolas, Fleck,  Robert, Gillick,  Liam, Moffat,  Isabelle
SurpriseDie Ausstellung sowie das Buch zur großen Bonner Werkschau des Biennale-Teilnehmers (Soloshow im deutschen Pavillon 2009) halten einige Überraschungen bereit. Vor allem das Buch gibt einen umfänglichen, von Liam Gillick selbst erstellten Überblick seines Werkes, das in den letzten Jahren auf weit über 2000 Arbeiten für Einzelausstellungen und Beteiligungen angewachsen ist. (Besonderes Interesse wird dabei vermutlich wiederum der heftig kritisierten Biennale-Arbeit zuteil werden, zumal sie in die Ausstellung erneut aufgenommen wird.) In der breit angelegten Werkschau, vor allem aber in diesem Buch, können so die zentralen Motive der Arbeiten Liam Gillicks sichtbar werden. Ob in Texten, Skulpturen oder Installationen, stets hat Liam Gillicks Suchbewegung etwas von einer Kausalkette, die Begriffe Utopie, Parallelität, Raum, Zeit, Produktion werden auf ihre Differenzen geprüft. Es geht dem Künstler dabei aber nicht nur um die Produktionsverhältnisse und die aus ihnen resultierende Ästhetik, vielmehr scheint er als Nachfolger einer radikalen Moderne immer noch auf der Suche nach einem realen Ort der Utopie zu sein. Ausstellung: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 01/04–08/08/2010
Aktualisiert: 2021-04-15
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Andreas Karl Schulze: LA LA LA LA

Andreas Karl Schulze: LA LA LA LA von Franz,  Erich, Schulze,  Andreas Karl
Etwas »Unbekanntes« tritt hervor» Andreas Karl Schulze malt mit dem Auge, mit der Aktivierung des Blicks. Seine Ausdrucksmöglichkeiten sind ungeahnt vielfältig, vom pointierten Aperçu bis zu festlicher Breite, von kontrollierter Präzision bis zu expressiver Dynamik und von intuitivem Rhythmus bis zu dadaistischem Stimmengewirr. Nie aber beschränken sich seine Arbeiten aufs Konzeptuelle, immer drücken sie sich im Sichtbaren aus. Gegen den ersten Anschein sind sie auch nur selten streng, stets jedoch emotional – erfüllt von musikalischer, tänzerischer, nachdenklicher, überraschender, sich beschleunigender und schließlich kaum noch fassbarer Bewegung. Ihr Verständnis ist eigentlich ganz leicht; es genügt, zu sehen, was sichtbar ist. Die Werke von Andreas Karl Schulze präsentieren allerdings nichts, was man schon kennt. Sie machen sichtbar, was Willi Baumeister als das ›Unbekannte in der Kunst‹ bezeichnet hat – ›etwas, das durch die Malerei erst sichtbar wird und vordem nicht vorhanden war, dem Unbekannten angehörte‹. Die Konzentration auf das Sichtbare bedeutet keine Beschränkung, sondern eine unabschließbare Erweiterung dessen, was zu erkennen ist … Alle Werke von Andreas Karl Schulze gehen eine Einheit mit der umgebenden realen Räumlichkeit ein – eine Einheit des Verschiedenen. Im Stadtraum von Lippstadt hat der Künstler an einigen Gebäuden – meist in unauffälligen Winkeln – mit jeweils sechs farbigen Quadraten bildliche Konstellationen realisiert. Der Blick erneuert sich auf das, was real vor Augen steht, er stellt sich ein auf die Abstände und Farbbezüge, die auch die Elemente der umgebenden Realität in dieses visuelle Beziehungsspiel einbeziehen. Sie nehmen teil an den Rhythmen, Akzentuierungen, Spannungen, an den weiterreichenden optischen Überraschungen und Entdeckungen. Etwas ›Unbekanntes‹ tritt hervor. Das Reale ist nicht nur Träger eines Kunstwerks und seiner emotionalen Prozesse, sondern deren notwendiger und kostbarer Bestandteil. An der einen oder anderen Stelle entsteht in einer Ecke des Alltags eine stille und intensive optische Poesie.« (Ausschnitt aus dem begleitenden Text von Erich Franz) Ausstellung: Kunstverein Lippstadt, 8/9–27/10/2013
Aktualisiert: 2018-12-27
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Heike Beyer: Kaum dass sie stehen können

Heike Beyer: Kaum dass sie stehen können von Beyer,  Heike, König,  Kasper, Litz,  Christine, Löbke,  Matthia
Wie Poesie oder MusikFiligran spannen sich Fäden von den weißen Blüten eines Blumenstraußes in den Ausstellungsraum, denn bei Heike Beyers ganz der Kontemplation gewidmeten Arbeiten »fühlt man statt Vanitas unmittelbar einladende Freundlichkeit«, wie Catrin Lorch anläßlich der Ausstellung 2004 im Kölner Museum Ludwig schreibt. Den Arbeiten ist ihre Vergänglichkeit also eingeschrieben, doch das auf eine feierliche Weise, so Catrin Lorch weiter, denn die Künstlerin schmückt die Räume und Hallen der Kunst eher als dass sie diese einrichtet. Die Arbeiten der 1967 in Siegen geborenen, heute in Köln lebenden Absolventin der Städelschule, Frankfurt, sind jedoch weder allein auf das Thema Dekoration noch die Vergänglichkeit und Täuschung durch den schönen Schein fixiert, vielmehr gilt ihr Interesse prozessualen Veränderungen, der Frage, wie Formen sich im Verfall, in der Ermüdung verändern, wie Erinnerungen verblassen, und am Ende steht die Frage: Was bleibt? Ausstellungen: Museum für Neue Kunst, Freiburg, 15/2–22/6/2014 Kunstverein Heilbronn, 5/7–24/8/2014
Aktualisiert: 2018-12-27
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Was Modelle können

Was Modelle können von Hartung,  Martin, Schmidt,  Eva
Modellschau! Das dreidimensionale Architekturmodell – im verkleinerten Maßstab – war und ist im Feld der Architektur und Stadtplanung ein Hilfsmittel in der Kommuni­kation von geplanter oder reali­sierter Architektur. Das Modell kann effizient Informationen liefern über größere räumliche Zusammenhänge, die man in Originalgröße ganz anders oder eventuell gar nicht wahrnimmt. Denn das Modell ermöglicht durch die Verkleinerung auch eine Reduzierung räumlicher Komplexität. Plötzlich lässt sich mit einem Blick sehen, was in Originalgröße nur im zeitlichen Prozess körperlicher Begehungen Stück um Stück erfahren werden kann. Dabei ist auffällig, dass in der Gegenwartskunst vielfach das ­Architektur- und Stadtmodell ­aufgegriffen und aus seinem eng ge­fassten Funktionskontext befreit wird, dass dann seine ­primär phänome­nologischen ­Qualitäten adaptiert und für künstlerische Fragestellungen fruchtbar gemacht werden. In der konzeptuell verstandenen ­Gegenwartskunst der letzten 40 Jahre wird das Architekturmodell poetisch geöffnet und auf metaphorische und theatra­lische Weise genutzt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die geheimnisvolle Aura des Kleinen, wie Gaston Bachelard sie beschreibt: So kann der Blick eindringen – quasi körperlos, doch stets sich auf die körperliche ­Erfahrung verlassend und auf diese vertrauend. Einerseits hilft hier einerseits der offensichtliche Bezug zum Architekturmodell bei der Entwicklung und Lösung skulpturaler Fragestellungen, andererseits kann das Architekturmodell – ­gerade in seinem Zustand, der stets Entwurf bleibt und Realisierung werden soll – als Instrument der Kritik und Veranschaulichung von Utopie dienen. Gerade das Sowohl-als-auch, die Gleichzeitigkeit direkter sinnlicher Präsenz und die suggestiver Distanz zum Erfahrungsraum der Betrachter, macht eine der Faszinationen des Modells aus. Ausstellung und Buch starten den Versuch, eine kleine Geschichte des Architekturmodells in der Gegenwartskunst zu schreiben. Das soll mit den legendären – monumentalen – Modellen von Charles Simonds und Anne und Patrick Poirier beginnen, mit Ludger Gerdes, Hermann Pitz und Thomas Schütte die 1990er Jahre streifen und den Faden weiterspinnen bis zu den heute aktuellen Positionen. Beteiligte KünstlerInnen: Absalon, Michael Ashkin, Thomas Bayrle, Peter Downsbrough, Jean Pascal Flavien, Alicia Framis, ­Carlos Garaicoa, Ludger Gerdes, Christian Haake, Gabu Heindl & Drehli Robnik, Friederike Klotz, Langlands & Bell, Rita McBride, Isa Melsheimer, Stephan Mörsch, Sirous Namazi, Hermann Pitz, Anne & Patrick Poirier, Hinrich Sachs, Michel Sauer, Thomas Schütte, Laurie Simmons & Peter Wheelwright, Charles Simonds, Stephen Willats, Elizabeth Wright, Yin Xiuzhen Ausstellung: Museum für Gegenwartskunst Siegen,29/6–12/10/2014
Aktualisiert: 2018-12-27
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Bojan Šarčević: A Curious Contortion in the Method of Progress – L’ellipse d’ellipse

Bojan Šarčević: A Curious Contortion in the Method of Progress – L’ellipse d’ellipse von Gauthier,  Michel, Herbert,  Martin, Meyer-Stoll,  Christiane, Šarčević,  Bojan
She He Es ist die offene Form, um die es dem 1974 in Belgrad geborenen, heute in Berlin und Paris lebenden Bojan Šarčević im Grundsatz geht; oder, um ihn selbst zu Wort kommen zu lassen: »Meine Ausstellungen sind nicht Ausdruck einer Position, sondern Reflexion der Ursprünge jeglicher Position.« Und so zeigt dieses Buch zu den beiden Ausstellungen im Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, und dem Institut d’art contemporain, Villeurbann/Rhône-Alpes eine bildhauerische Arbeit, die zwischen monumentaler Plastik, filigraner Wandarbeit und vielschichtigen Filmen mäandert. Bei Bojan Šarčević wissen die Betrachter nie, was als nächstes kommen wird. Gewiss ist nur, dass es sich um ästhetische Fragestellungen handelt, die uns in einer fast schon einfachen Brecht’schen Manier darauf stoßen, wie die Grenze von der Kunst zum Leben zu überschreiten ist. Im Gegensatz dazu gibt es allerdings auch eine modernistische Ader im Werk von Bojan Šarčević, wenn er eine widerständige Form entwickelt, die zugleich auch als Skulptur und deshalb im Grunde als krasses Gegenteil einer zwischen Leben und Kunst überschrittenen Grenze auftritt. Diese Praxis speist sich aus vielen historischen Vorbildern, seien es die Moskauer Konstruktivisten oder die Architekten Hans Poelzig, Erich Mendelsohn und Hans Scharoun. Sie lässt allerdings jeden Formalismus hinter sich. Denn »dass sich die Kunst in eine Form des Lebens verwandeln will«, wie Michel Gauthier in seinem Beitrag für den Katalog schreibt, »bedeutet nicht, dass sich das Leben jeglicher Form von Kunst entledigt.« Der hier nun vorliegende Katalog ist freilich auch eine kleine Sensation, denn erstmals überhaupt gestattet es der Künstler (und hat selbst aktiv daran mitgewirkt), dass eine Vielzahl seiner so unterschiedlichen Arbeiten seit 1999, vorwiegend aber aus den letzten fünf Jahren, retrospektiv abgebildet, beschrieben und gedeutet werden. Damit liegt nun endlich das Buch vor, auf das eine interessierte Kunstwelt schon lange gewartet hat. Ausstellungen: Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, 10/2–6/5/2012 Institut d’art contemporain, Villeurbann/Rhône-Alpes, 21/9–18/11/2012
Aktualisiert: 2018-12-27
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Klaus Merkel: hornbook

Klaus Merkel: hornbook von Kienbaum,  Jochen, Merkel,  Klaus
Was ist das »hornbook«? Das Besondere am Band »Hornbook« der Kienbaum Artists’ Books für 2014 von Klaus Merkel ist eine adäquat zu seiner Arbeitsweise und Ausstellungspraxis vorgenommene Reihung der 165 Bilder dieses Bandes. Der Künstler bildet nämlich stets Bilderreihen, Cluster oder Rhythmen, um die Zeichen auf seinen Bildern als Form- und Farbsignale ohne Botschaften zu kennzeichen. Er selbst hat dazu gesagt, man sehe »nur das, was über die subjektive Stimmung rüberkommt. Die Bilder haben keine ›Erzählung‹ und sind auch nicht zur Verarbeitung von ›Abstraktionen‹. Du kannst sie entweder körperlich wahrnehmen oder du kannst sie ablehnen.« Das kann auch gegenständliche Zeichen beschreiben, nur ist das Bild durch diese kein Erzählort mehr, hat also keinerlei mimetische Funktion. Dazu bedient sich der Künstler einer Palette von wenigen Farben, nämlich grün, rot, gelb, schwarz und manchmal blau. Hans-Joachim Müller schreibt dazu in seinem Eintrag im Kritischen Lexikon der Gegenwartskunst: »Erzählt wird, wenn es das überhaupt geben kann, eine nichtlineare, ungerichtete ›Erzählung‹, erzählt wird vom Kontinuum der Bilder, das keine Richtung kennt, das sich in alle Richtungen dehnt und streckt, das tief hinein reicht in die Geschichte und Herkunft der Bilder und ebenso tief in den weiten Raum ihrer Möglichkeiten und Horizonte.« Dass hier auch der Zufall als Bildgeber mobilisiert wird, verdeutlicht vielleicht die Titelfindung des Künstlers für dieses Buch. Klaus Merkel hat auf seinem Rechner ein Wörterbuch installiert, das ihm jeden Tag willkürlich ein Wort ausspuckt. Dabei waren die Hornbooks in Horn geschnitzte Alphabettäfelchen mit denen einst in England und in den USA Kindern das Lesen beigebracht wurde.
Aktualisiert: 2018-12-27
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