Ermittlung der Prävalenzentwicklung der M-Stadien der Dermatitis Digitalis in einer Milchkuhhaltung in Brandenburg über den Zeitraum von zwei Jahren

Ermittlung der Prävalenzentwicklung der M-Stadien der Dermatitis Digitalis in einer Milchkuhhaltung in Brandenburg über den Zeitraum von zwei Jahren von Volland,  Marina
Die Dermatitis digitalis (DD) ist eine multifaktorielle Infektionskrankheit der Zwischenzehenhaut von Rindern, die mit Schmerzen und Leistungseinbußen bei den betroffenen Tieren einhergeht. Eine wichtige Grundlage für die Bekämpfung, die sich generell schwierig gestaltet, ist die Diagnostik der DD und ihrer klinischen Erscheinungsformen am Einzeltier und eine zeitnahe Behandlung. Um dies regelmäßig zu gewährleisten werden Methoden benötigt, die einfacher und stressfreier sind als die Inspektion der Gliedmaßen im Klauenstand (= Goldstandard). Eine gute Möglichkeit bietet beispielsweise die Bonitur von DD-Läsionen im Melkstand, da sie nicht mit den Betriebsabläufen interferiert. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine einfache Scoring-Methode für DD im Außenmelkerkarussell auf ihre Verlässlichkeit und Reproduzierbarkeit bezüglich des Erkennens verschiedener Erkrankungsstadien der DD zu untersuchen und zu evaluieren, ob diese Methode auch durch Betriebspersonal erlernt und durchgeführt werden kann. Des Weiteren sollten unter Anwendung dieser Methode die DD-Prävalenz und ihre zyklischen Schwankungen in einer brandenburgischen Milchviehherde über einen Zeitraum von 24 Monaten überwacht werden. Mögliche Einflüsse durch jahreszeitlich bedingte klimatische Schwankungen sollten hierbei ebenfalls berücksichtigt werden. Alle Untersuchungen fanden zwischen Januar 2015 und Dezember 2016 in einem brandenburgischen Milchviehbetrieb statt. In diesem Zeitraum wurden täglich durchschnittlich 704 Kühe in einem Außenmelkerkarussell gemolken. Alle zu melkenden Kühe wurden dort einmal im Monat durch eine erfahrene BeobachterIn auf das Vorhandensein von DD-assoziierten Hautveränderungen an den distalen Hintergliedmaßen untersucht. Hierbei kamen, mit Ausnahme einer Taschenlampe zur besseren Inspektion des Zwischenklauenspaltes, keine weiteren Hilfsmittel zum Einsatz. Auf eine Vorreinigung der Klauen mit Wasser wurde ebenfalls verzichtet. Die Evaluierung der Objektivierbarkeit und Treffsicherheit der Scoring-Methode fand an drei zusätzlichen und aufeinanderfolgen Beobachtungstagen statt. Hierfür bonitierten fünf BeobachterInnen mit unterschiedlichem Erfahrungsstand bezüglich der DD-Diagnostik die Unterfüße von 416 Kühen zu zwei aufeinanderfolgenden Melkzeiten im Außernmelkerkarussell. Nach dem zweiten Scoring wurde eine zufällige Stichprobe von 100 Tieren durch den Herdenmanager selektiert und einer detaillierteren Untersuchung durch dieselben BeobachterInnen in einem Klauenstand zugeführt. Die Einteilung der DD-Läsionen erfolgte hierbei nach dem sogenannten M-Schema von DÖPFER et al. (1997), modifiziert nach BERRY et al. (2012). Für die vorliegende Arbeit wurde dieses Schema auf Grundlage der Erkenntnisse von RELUN et al. (2011) und THOMSEN et al. (2008) noch deutlich vereinfacht, indem drei Merkmalskategorien gebildet wurden, die wie folgt definiert waren: M0 = gesunde Haut; Ma = aktive Läsion; Mc = chronische Läsion. Die Scoring-Ergebnisse aus dem Melkstand wurden jenen als Goldstandard geltenden Werten aus der Klauenstanduntersuchung gegenübergestellt. Auf diese Weise konnten Sensitivität, Spezifität, PPV, NPV, Intraobserver-Übereinstimmung, Interobserver-Übereinstimmung sowie die Übereinstimmung mit dem Goldstandard berechnet werden. Für die letzten drei Parameter erfolgte dies unter Ausschluss der zufälligen Übereinstimmung durch Ermittlung von κ-Koeffizienten, welche schließlich nach den Kategorien von LANDIS und KOCH (1977) interpretiert wurden. Die beschriebene Methode stellt mit einer Untersuchungszeit von ca. zehn Sekunden pro Tier ein sehr einfaches und schnelles Verfahren zum Erkennen von DD-assoziierten Hautveränderungen dar. Die auf diese Weise ermittelte Prävalenz von DDgesamt (Ma+Mc) mit 70,6% fällt deutlich niedriger aus als jene im Klauenstand erhobene mit 86,6%. Die mittlere Sensitivität für das Erkennen von DDgesamt (Ma+Mc) lag bei 0,78, die Spezifität bei 0,69. Für Ma betrug die Sensitivität lediglich 0,32, für Mc 0,57, was folglich eine genaue Differenzierung der Merkmalskategorien mit dieser Methode nicht sicher zulässt. Die κ-Koeffizienten für die Intraobserver-Übereinstimmung schwankten für die Beurteilung nach den drei modifizierten M-Stadien (M0, Ma, Mc) zwischen Werten von 0,149 und 0,535, was bestenfalls einer ausreichenden Übereinstimmung entspricht. Für das grundsätzliche Erkennen von DD-Läsionen (M0, Ma+Mc), lag der höchste κ-Wert bei 0,626, was einer mittelmäßigen Übereinstimmung gleichkommt. Erfahrene BeobachterInnen erzielten konstantere Werte und stimmten besser mit sich selbst überein als wenig erfahrene BeobachterInnen. Auch für die Interobserver-Übereinstimmung wurden Kappa-Werte in diesen beiden Kategorien berechnet. Die Bestwerte lagen hier bei 0,447 für die Bewertung der drei Merkmalskategorien (M0, Ma, Mc) und bei 0,571, wenn DD nur generell erkannt werden sollte (M0, Ma+Mc). Diese Werte entsprechen beide einer mittelmäßigen Übereinstimmung nach LANDIS und KOCH (1977). Zudem kann bei allen BeobachterInnen eine Steigerung der Übereinstimmungen am zweiten Untersuchungstag festgestellt werden, sodass von einem Lerneffekt ausgegangen werden kann. Beim Vergleich der Scoring-Ergebnisse aus dem Melkstand mit jenen des Goldstandards konnten für die Kategorisierung nach drei Merkmalskategorien bestenfalls ausreichende und für die zwei Merkmalskategorien (M0, Ma+Mc) mittelmäßige Übereinstimmungen erzielt werden. Die meisten Missklassifikationen traten bei der Einstufung von Ma-Läsionen auf, die häufig fälschlicherweise den chronischen Veränderungen (Mc) zugeordnet wurden. Im Verlauf von 24 Monaten schwankte die DD-Prävalenz unter Berücksichtigung aller Krankheitsausprägungen in der untersuchten Milchviehherde zwischen 54,6% und 90,4% und lag im Mittel bei 74,2%. Bei Betrachtung der einzelnen DD-Stadien ließ sich ein deutlicher Anstieg der chronischen Veränderungen (Mc) und ein Abfall der gesunden Unterfüße (M0) verzeichnen, wohingegen die Anzahl der aktiven Läsionen (Ma) zunächst auch etwas sank, dann aber weitestgehend stabil bei circa 20% blieb. Bei jahreszeitlicher Untergliederung des Untersuchungszeitraumes waren keine signifikanten Veränderungen der Prävalenz feststellbar (p = 0,102), die auf einen Einfluss der jahreszeitlichen Witterungsbedingungen zurückgeführt werden konnten. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass die Methode ausreichend geeignet ist, um DD-assoziierte Hautveränderungen im Außenmelkerkarussell schnell zu erkennen, ohne dabei die Betriebsabläufe zu stören. Für eine genaue Differenzierung von M-Stadien sollte hingegen anderen, vergleichbaren Methoden unter Einsatz von Hilfsmitteln und mit Vorreinigung der Klauen der Vorzug gegeben werden. Auch eine vorherige Schulung der BeobachterInnen in der Diagnostik von DD ist unerlässlich, um valide Daten zu erzielen. Nach gründlicher Einführung kann die Methode auch durch Betriebspersonal angewandt werden, um die DD-Prävalenz zu überwachen, Ausbrüche zu erkennen und Therapieerfolge zu kontrollieren. Der Goldstandard ist nach wie vor die Untersuchung der Klauen in einem Klauenstand.
Aktualisiert: 2022-04-07
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Untersuchung zur Prävalenz, Charakterisierung und antimikrobieller Resistenz von Y. enterocolitica in Wildbeständen von Schwarzwild, Rehwild, Rotwild und Füchsen im südöstlichen Brandenburg

Untersuchung zur Prävalenz, Charakterisierung und antimikrobieller Resistenz von Y. enterocolitica in Wildbeständen von Schwarzwild, Rehwild, Rotwild und Füchsen im südöstlichen Brandenburg von Henning,  Felix Franz
Die Yersiniose, welche neben Y. pseudotuberculosis hauptsächlich durch Y. enterocolitica ausgelöst wird, tritt nach Infektionen mit Campylobacter und Salmonella als dritthäufigste bakterielle Magen-Darm-Erkrankung beim Menschen in Deutschland auf. Seit 2001 ist die Yersiniose, nach Infektionsschutzgesetz, eine meldepflichtige Erkrankung, welche vornehmlich alimentär durch den Verzehr von kontaminiertem, rohen oder unzureichend erhitztem Schweinefleisch auf den Menschen übertragen wird. Während umfangreiche Daten zu Prävalenzen in Nutztieren vorliegen, wurde das Vorkommen von Y. enterocolitica bei Wildtieren in Deutschland bisher nur wenig untersucht. Ziel dieser Studie war, die Prävalenz von Y. enterocolitica bei unterschiedlichen Wildtierarten im südöstlichen Brandenburg zu bestimmen, die Isolate hinsichtlich ihres Bio-/Serotyps zu charakterisieren und ihre antimikrobielle Resistenz zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden im Zeitraum von 2015 bis 2017 insgesamt 782 Tonsillenpaare von erlegtem Rehwild (316), Schwarzwild (310), Rotwild (110) und Füchsen (46) aus den Landkreisen Oder-Spree, Dahme-Spreewald und Spree-Neiße entnommen und im Labor untersucht. Die Proben wurden nach einer 14tägigen Kälteanreicherung in PSB auf CIN-Agar kultiviert und verdächtige Kolonien isoliert. Die Spezieszugehörigkeit wurde mittels PCR identifiziert und durch MALDI-TOF bestätigt. Weiterhin wurden die Serotypen der Stämme mittels PCR nach Garzetti et al. (2014) bestimmt und die Stämme im BfR biochemisch charakterisiert. Die antimikrobielle Resistenztestung erfolgte mittels Agardiffusionstest. Insgesamt wurden 95 Y. enterocolitica Stämme isoliert. Die ermittelten Prävalenzen liegen beim Schwarzwild bei 21,94% (68/310), beim Rehwild bei 6,01% (19/316), beim Rotwild bei 2,73% (3/110) und bei Füchsen bei 10,87% (5/46). 12 der 95 Yersinia-Isolate trugen das ail Gen, 73 Stämme das ystB und 53 Stämme das inv Gen. Biochemisch wurden 59 Stämme dem Biotyp 1A, ein Stamm dem Biotyp 1B und ein Stamm dem Biotyp 2 zugeordnet. 34 Stämme konnten keinem Y. enterocolitica Biotypen zugeordnet werden. Am häufigsten vertreten war der Serotyp O:8 (76/95), gefolgt von O:5 (11/95) und O:3 (5/95). Drei Stämme konnten keinem Serotyp zugeordnet werden. Zwei von Wildschweinen stammende Isolate konnten den humanpathogenen Bio-/Serotypen 1B/O:8 und 2/O:8 zugeordnet werden. Die Testung auf antimikrobielle Resistenzen ergab, dass alle Stämme gegen Kanamycin und Nalidixinsäure empfindlich sowie resistent gegen Erythromycin waren. Insgesamt betrachtet waren die meisten Y. enterocolitica-Stämme gegen die untersuchten antimikrobiellen Wirkstoffe empfindlich, aber resistent gegen Ampicillin, Erythromycin, Amoxicillin-Clavulansäure, Cefalotin und Cefazolin. Im Hinblick auf die Antibiotikaklassen zeigt sich eine verminderte Empfindlichkeit bei den Cephalosporinen der ersten Generation mit nur 2 sensiblen Stämmen gegenüber Cefalotin und 5 sensiblen Stämmen gegenüber Cefazolin. Gegen die Cephalosporine der zweiten und dritten Generation waren die untersuchten Isolate überwiegend empfindlich mit nur sechs resistenten Isolaten gegen Cefuroxim und 4 resistenten Isolaten gegen Cefotaxim. Bei den Vertretern der Penicilline zeigt sich eine gemischte Resistenzlage mit 13 sensiblen Isolaten bei Ampicillin und 29 sensiblen Isolaten bei Amoxicillin-Clavulansäure. Gegen die Gruppe der Aminoglykosidantibiotika mit Kanamycin, Gentamicin und Streptomycin waren jeweils kein, nur ein bzw. drei Isolate resistent. Gegen die Chinolone Nalidixinsäure und Ciprofloxacin waren keine bzw. fünf Isolate resistent. Gegenüber den antimikrobiellen Wirkstoffen Tetracyclin, Sulfamethoxazol/Trimethoprim, Trimethoprim und Chloramphenicol waren 92, 94, 91 und 90 Isolate empfindlich. 91 der 95 (95,8%) Isolate sind gegen drei oder mehr als drei antimikrobielle Wirkstoffe resistent. Die vorliegende Studie deutet darauf hin, dass beim Umgang mit Wild ein Risiko besteht mit Y. enterocolitica in Kontakt zu geraten und somit eine Infektion mit Yersinia über diesen Weg möglich ist. Dies unterstreicht die Bedeutung der Einhaltung von Personal- und Wildbrethygiene im Umgang mit potentiellen Lebensmitteln zum Verbraucherschutz aber auch zum Eigenschutz. Die Personengruppen, Jäger und Fleischer, welche in der Regel den ersten und direkten Kontakt zum Tier haben, legen den Grundstein für ein hygienisches und qualitativ hochwertiges Lebensmittel.
Aktualisiert: 2021-10-20
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Vorkommen von Staupeviren und Zoonoseerregern bei Wildkarnivoren in Thüringen

Vorkommen von Staupeviren und Zoonoseerregern bei Wildkarnivoren in Thüringen von Siempelkamp,  Timo Jan
Wildtiere dienen einer Vielzahl bakterieller, parasitärer und viraler Infektionserreger als Reservoir und Vektoren und stellen somit eine Gefahr für Menschen und deren Haus-, Nutz- und Zootiere dar. Im Wandel befindliche Umweltbedingungen beeinflussen kontinuierlich die globalen epidemiologischen Gegebenheiten und erfordern das Sammeln Regionen-spezifischer Daten für eine risikobasierte Bekämpfung von Seuchen- und Zoonoseerregern im Rahmen eines ganzheitlichen Gesundheitsschutzes. Bei einem landesweiten Monitoring in Thüringen wurden von Januar 2014 bis März 2016 Vorkommen und Verteilung von Canine morbillivirus (CDV) und den Zoonoseerregern Rabies lyssavirus (RABV) und Trichinella spp. bei Wildkarnivoren, Echinococcus (E.) multilocularis bei Wildkaniden, Baylisascaris (B.) procyonis bei Waschbären und Mycobacterium (M.) bovis bei Dachsen beobachtet. Im Zuge der Untersuchungen auf CDV wurde zusätzlich die virale Distribution in ausgewählten Organen infizierter Tiere beurteilt, um eine Empfehlung bzgl. der Probenauswahl für die molekularbiologische Routinediagnostik ableiten zu können. Als Untersuchungsmaterial dienten 1230 Tierkörper von 936 Rotfüchsen (Vulpes vulpes), 195 Waschbären (Procyon lotor), 54 Europäischen Dachsen (Meles meles), 39 Steinmardern (Martes foina), 4 Marderhunden (Nyctereutes procyonoides), einem Europäischen Iltis (Mustela putorius) und einem Hermelin (Mustela erminea), die aus allen siebzehn Landkreisen und sechs kreisfreien Städten des Freistaats ans Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz gesendet wurden. Die Untersuchungen zum Nachweis des Erregers der Staupe, einer der bedeutendsten Infektionskrankheiten der Karnivoren weltweit, wurden nach automatisierter, magnetic bead-basierter Nukleinsäureextraktion mittels CDV-spezifischer Reverse Transkriptase-quantitative Polymerase-Kettenreaktion (RT-qPCR) durchgeführt. Es konnte eine zweijährige CDV-Periodenprävalenz2014/2015 von 21,6 % (95 %-Konfidenzintervall (KI): 19,2 – 24,3 %) ermittelt werden. Zwischen beiden vollen Untersuchungsjahren bestand kein signifikanter Unterschied in der CDV-Nachweisrate, die, über das Jahr hinweg betrachtet, einen wellenförmigen Verlauf zeigte, mit peaks signifikant erhöhter Prävalenz im Frühjahr. Auf Landkreisebene konnten, bei einem Median von 22,2 %, sich erheblich unterscheidende Prävalenzen von 8,3 – 52,4 % gemessen werden, wobei die Wahrscheinlichkeit eines CDV-Nachweises im Osten Thüringens gegenüber den anderen Regionen signifikant erhöht war. Zusätzlich konnte bei der räumlichen Betrachtung, ab einer Bevölkerungszahl von mehr als 50 000 Einwohnern, ein Urbanisierungseffekt erhöhter CDV-Prävalenz demonstriert werden. Höhere wildkarnivore Populationsdichten in den Städten, im Vergleich zu ruralen Habitaten, führen zu gesteigerten, artübergreifenden urbanen Transmissionsraten. Getragen von den weit verbreiteten Rotfüchsen, entfielen insgesamt 90,0 % aller detektierten Staupefälle auf kanide Wildkarnivoren, die mit 26,8 % (95 %-KI: 24,9 – 29,8 %) die signifikant höchste Nachweisrate aufwiesen. Darüber hinaus wurde der Erreger in 17 Waschbären (95 %-KI der Periodenprävalenz unter Kleinbären: 5,2 – 13,6 %), neun Dachsen und zwei Steinmardern (95 %-KI der Periodenprävalenz unter Musteliden: 6,0 – 20,0 %) gefunden. Während die Merkmale Alter, Geschlecht und Endoparasitenbefall keine Prädisposition für den CDV-Nachweis darstellten, konnten signifikant erhöhte Nachweisraten in schlecht genährten, verhaltensauffälligen und verendeten Tieren gemessen werden. Unter den Staupefällen konnten insbesondere respiratorische, zentralnervöse und intestinale Verläufe einschließlich Mischformen festgestellt werden, kutane Formen der Erkrankung waren von untergeordneter Bedeutung. Staupekranke Wildtiere zeigten ein erhöhtes Potential in Kontakt zu Menschen, Haustieren oder Wohnraum zu treten und steigern somit die Expositionsgefahr. Aufgrund der enzootischen Seuchenlage, artübergreifender Transmissionsketten und dem vermehrten Auftreten von Staupe in urbanen Gebieten, ist an der Schutzimpfung für empfängliche Tiere in menschlicher Obhut unbedingt festzuhalten. Für den molekularbiologischen Virusnachweis zeigten sich lymphatische Organe besonders geeignet. Aufgrund der komplexen Pathogenese der Staupe und der Vielfalt möglicher Verläufe, stellt die Reduzierung auf einzelne Organe in der CDV-Diagnostik einen möglichen Sensitivitätsverlust dar. Die parallele Untersuchung von Kleinhirn, einem respiratorisch-epithelialen Organpool aus Lid und Lunge sowie einem intestinal-lymphatischen Pool aus Lymphonodi jejunales und Ileum mit Peyer’schen Platten in der RT-qPCR gewährleistet einen sicheren Staupevirus-Genomnachweis unter der Berücksichtigung möglichen Einsparpotentials. Die Untersuchungen zum Nachweis der Zoonosen Tollwut, Tuberkulose und Trichinellose verliefen mit negativem Ergebnis. Thüringen bleibt damit gemäß den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit offiziell frei von terrestrischer Tollwut. Weiterhin stellen Dachse, anders als in anderen Teilen Europas, kein M. bovis-Reservoir dar und Trichinella spp. scheinen als Krankheitserreger für heimische Wildkarnivoren von untergeordneter Bedeutung zu sein. Der kleine Fuchsbandwurm E. multilocularis und der Waschbärspulwurm B. procyonis, die gut an ihre jeweiligen Endwirte adaptiert sind, aber im Fehlzwischenwirt Mensch zu den lebensbedrohlichen Krankheiten Alveoläre Echinokokkose (AE) bzw. im Falle der Baylisascariose zu viszeraler, neuraler oder okulärer Larva migrans führen können, sind dagegen in Thüringen hochprävalent vertreten. So konnten zweijährige Periodenprävalenzen2014/2015 von 43,9 % (95 %-KI: 40,3 – 47,5 %) für E. multilocularis und 44,4 % (95 %-KI: 36,5 – 52,4 %) für B. procyonis gemessen werden. Für beide Erreger wurde eine Saisonalität mit den signifikant höchsten Nachweisraten im Herbst festgestellt, sowie ein geringeres Vorkommen in den Städten. Während das zoonotische Potential von B. procyonis noch Fragen aufwirft, scheint die AE in Thüringen auf dem Vormarsch zu sein.
Aktualisiert: 2021-11-11
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