Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B.
Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können.
Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt.
Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin.
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B.
Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können.
Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt.
Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin.
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
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Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B.
Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können.
Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt.
Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin.
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
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Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B.
Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können.
Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt.
Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin.
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
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Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können.
Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt.
Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin.
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
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