Der Rote Milan – Paladin des Königs.
Eine Erzählung aus dem 10. Jahrhundert
Deutschland zu Beginn des 10. Jahrhunderts gab es nicht. Das östliche Frankenreich, in dem die Karolinger schon lange nicht mehr das Sagen haben, ist ein loser Verband von Stammesherzogtümern, deren Anführer eifersüchtig über ihre Privilegien wachen. Der auf den Tod verwundete letzte König Konrad lässt seinem Gegenspieler, dem Sachsenherzog Heinrich durch seinen Bruder Eberhard die Königswürde antragen. Der nimmt an und verzichtet aber auf die formelle Krönung und Salbung.
Sein Sohn und Nachfolger Otto will im Gegensatz zu seinem Vater nicht mehr „der Erste unter Seinesgleichen“ sein. Er sieht seine Position als König herausgehoben über den anderen Edlen des Reiches. So liegt er im Streit mit seinen Brüdern, führt Krieg mit seinem Sohn Liudolf und dessen Verbündeten. An den Grenzen des Sachsenreiches warten beutehungrige Völker auf die Gelegenheit, dem durch Bürgerkriege innenpolitisch zerrissenen Reich den Todesstoß zu versetzen. Im Süden und Westen die Ungarn, im Nordosten die Heveller, Dalemintier und ihre Verbündeten.
An der Seite König Ottos ficht Heinrich von Mühlberg. Wegen seiner rotbraunen Haare und seiner hellen Augen trägt er den Beinamen „der Rote Milan“. Otto setzt ihn zum Mittler ein zwischen ihm und seinem streitbaren Sohn. Heinrich verhandelt im Geheimauftrag und scheitert. Liudolf flieht, während Regensburg brennt, ins Thüringische. Er findet Aufnahme in den Wäldern und unter der Obhut einer Frau, die dem König einmal besonders nahe stand.
Auf ihrer Veste Mühlburg in Thüringen lebt Larissa, eine Slawenprinzessin. Einst war sie Ottos Geliebte und wurde die Mutter seines Sohnes Wilhelm. Als Heidin kommt sie als Ehefrau Ottos nicht in Frage. Deshalb wird sie fern vom Hof mit einem hohen königlichen Würdenträger verheiratet. Wilhelm wird exzellent im Kloster erzogen und vom Papst sogar zum „höchsten Priester nördlich der Alpen“ ernannt. Er steigt auf in höchste geistliche und weltliche Positionen und vertritt den königlichen Vater während dessen Abwesenheit. Wie sein Halbbruder Luidolf gerät auch er in Konflikt mit dem Vater, als der kirchenpolitische Reformen anstrebt und die Macht Roms im Reich beschneiden will.
Am 10. August 955 kommt es zum alles entscheidenden Kampf zwischen den „Legionen des Königs“ und den ungarischen Reiterarmeen. Auf dem Lechfeld in der Nähe der alten römischen Stadt Augsburg treffen die Heerhaufen aufeinander. Nach einem dreitägigen Gemetzel fällt der Sieg Ottos Truppen zu. Auf dem Schlachtfeld erheben ihn seine Soldaten zum Imperator. Nur wenig später, am 16. Oktober fordern unterdrückte Slawenvölker unter Führung innenpolitischer Gegner Ottos den König erneut heraus. Am Flüsschen Raxa an der Ostgrenze des Reiches siegen die Sachsen.
Werden sich der gekränkte Königssohn und sein unbeugsamer Vater wieder versöhnen? Gelingt es Otto den Bürgerkrieg zu beenden, um gegen die äußeren Feinde gewappnet zu sein? Wer sind die handelnden Personen und welche Rolle spielen sie in diesem großen Drama in der Mitte des 10. Jahrhunderts?
Wenn Karl der Große oft und gerne als der „Vater Europas“ genannt wird, so gilt Otto der Große als „Begründer des Reiches der Deutschen“.
Die Geschichte, die in diesem Buch erzählt wird, orientiert sich nah an den geschichtlichen Ereignissen. Die meisten der Figuren und Orte waren real existierend. Trotzdem bleibt noch eine breite Projektionsfläche für die Phantasie, was die Charaktere und ihre Worte und Taten angeht. Der Vater-Sohn-, der Bruder-Bruder-Konflikt, das Rechthaben-Wollen, die Macht- und Ränkespiele und die Partei- und Einflussnahme der weltlichen und kirchlichen Institutionen, all das hat es schon immer gegeben und wird es weiter geben.
Nach all den Wanderhuren und ihren Familien, den Hebammen und Kastellaninnen, den Medicussen und Schamanen endlich wieder eine Erzählung aus der Hochzeit des Mittelalters, nahe an der historischen Wahrheit.
Aktualisiert: 2023-03-22
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