ABC Berliner Luxusgüter

ABC Berliner Luxusgüter von Bartel,  Elisabeth, Franzkowiak,  Anne, Nentwig,  Franziska, Veigel,  Renate
Was ist eigentlich Luxus? Das Brockhaus Conversations-Lexikon aus dem Jahr 1885 gibt dazu Auskunft: Luxus ist jeder Aufwand, der über das gewöhnliche Bedürfnis hinausgeht. In der Regel pflegt man aber, indem man das Bedürfnis festzustellen sucht, die Persönlichkeiten und ihre Stellung, die Sitten und Standesgewohnheiten in Betracht zu ziehen, und insofern ist für den Handwerker vieles Luxus, was für den reichen Kaufmann, den großen Gutsbesitzer nicht als solcher gilt. Die hier vorgestellten 39 Gegenstände der Tafel- und Wohnkultur, der Mode und Galanterie aus dem 18. und 19. Jahrhundert waren Luxusgüter für den reichen Kaufmann und den großen Gutsbesitzer. Edle und kostbare Materialien, technische Neuheiten und Raffinesse, dem Zeitgeschmack entsprechende, schöne Formgebung und aufwendige Verarbeitung hoben diese Luxusgüter von den alltäglichen Gebrauchsgegenständen ab. Zugleich spiegeln sie die Lebenswelten früherer Generationen wider, geben Auskunft über die Zeit, in der sie entstanden und lassen längst vergangene Welten aufscheinen. So erinnert eine fein gearbeitete silberne Lichtputzschere daran, dass die Dochte der Talgkerzen alle halbe Stunde gekürzt werden mussten, weil die Kerzen sonst zu stark rußten. Welch ein Aufwand und welch ein luxuriöses Werkzeug! Wie hochgeschätzt eine Taschenuhr im Rokoko war, mit welcher Sorgfalt der Herr von Stand mit diesem wertvollen Zeitmesser umging, zeigt sich daran, dass es einen Uhrenhalter aus teurem Porzellan gab, in welchem die Taschenuhr im Haus repräsentativ und schonend aufbewahrt werden konnte. Das ABC Berliner Luxusgüter stellt feinste Waren vor, die im 18. und 19. Jahrhundert in Berliner Manufakturen und Werkstätten entstanden sind. Schon Ende des 17. Jahrhunderts begann in Berlin die Herstellung kostbarer Luxusartikel. Etwa 100 Jahre später, im Jahr 1786, schrieb Friedrich Nicolai in seiner Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam: Die Manufakturen und Fabriken sind seit der Regierung Kurfürsten Friedrich Wilhelm des Großen in den Brandenburgischen Landen überhaupt, und besonders in Berlin in sehr blühenden Zustand gekommen. Man hat dabey sehr vieles den Holländern, den aus Frankreich der Religion wegen vertriebenen Protestanten, den Pfälzern und den Schweizern zu danken, welche den Eingebohrnen Beyspiele gegeben haben, die mit Eifer sind nachgeahmt wurden. Die reiche Vielfalt und hervorragende Qualität von Berliner Luxus- und Galanteriewaren des 18. und 19. Jahrhunderts stehen in ursächlichem Zusammenhang mit den herausragenden Fertigkeiten der Einwanderer. Vor allem die französischen Glaubensflüchtlinge, die nach dem Potsdamer Toleranzedikt von 1685 ins Land kamen, brachten neue Produktionszweige nach Berlin. In der Textilherstellungsund Bekleidungsbranche gab es nun spezialisierte, sehr qualifizierte Fachleute: Wollweber, Strumpfwirker, Färber, Sticker, Schneider, Schuhmacher, Handschuhmacher, Posamentierer, Hersteller von Knöpfen, Gold- und Silberborten. Sie produzierten feine Wollgewebe, Tuche, reine Seiden und Damaste bester Qualität...
Aktualisiert: 2023-03-16
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ABC Berliner Alltagsdinge

ABC Berliner Alltagsdinge von Matuschek,  Peter, Nentwig,  Franziska, Quitsch,  Ines, Thyzel,  Silvia
Wir sind umgeben von Dingen, die wichtig und praktisch, aber so alltäglich sind, dass wir sie kaum beachten.Sie sind einfach da, gehören zu unserem Leben, werden genutzt,verbraucht, ausgetauscht, erneuert, durch modernere Varianten ersetzt oder sind einfach nicht mehr nötig. Viele dieser Gegenstände geraten dann in Vergessenheit, und dies geschieht heute viel schneller als vor 50, 100 oder 150 Jahren. In diesem Büchlein sind 40 Alltagsdinge versammelt, die in vielen Wohnungen und Häusern zwischen 1750 und 1960 verwendet wurden – von A wie Abwaschtisch bis Z wie Zoetrop. Benutzt wurden sie bei der Wäsche und beim Kochen, beim Baden und Spielen – eben im Alltag.Und oft waren diese einfachen Dinge für ihre Besitzer von großem Wert. Um 1871 verdiente ein guter Facharbeiter vier bis acht Taler in der Woche. Davon konnte er geradeso leben. Handwerker verdienten noch weniger, hatten aber oft Kost und Logis frei. Mit diesem Geld war es schwer, die täglichen Bedürfnisse zu befriedigen, und noch schwerer, Anschaffungen zu tätigen oder sogar einen Hausstand zu gründen. Da musste der Kauf eines jeden Haushaltsgegenstandes wohl überlegt sein. So erklärt sich, dass auch scheinbar ganz gewöhnliche Gebrauchsgegenstände in den Familien vererbt wurden und Bügeleisen oder Schuhbürsten eine Lebensdauer hatten, die heutige Hersteller schockieren würde. Die prekären Lebensumstände der unteren und mittleren Schichten erlaub- ten weder luxuriöse Verschwendung noch üppige oder gar austauschbare Ausstattungen. Deshalb wurden Gegenstände des Alltags gepflegt, bewahrt und sorgsam gehütet – eine traditionelle Form der Nachhaltigkeit. Viele dieser Dinge wurden in Berlin oder im Umland hergestellt und verkauft, aber auch aus fernen Teilen Deutschlands und der Welt gelangten Waren nach Berlin. Die aufkommende Industrialisierung mit hohen Stückzahlen zu billigen Preisen und die neuen Verkehrsmöglichkeiten durch die moderne Schifffahrt und die Eisenbahnen trugen dazu bei. Mancher Gegenstand gibt mit seiner Form und Funktion heute Rätsel auf. Einige Bezeichnungen rufen Assoziationen hervor, die nichts mit dem Bezeichneten zu tun haben, wie der Vatermörder, die Ochsenzunge oder auch der Nacktfrosch. Hinter manchen Begriffen verbirgt sich heute ein ganz anderer Gegenstand – bei Notlicht und Plättbrett sind diese Veränderungen offensichtlich. Bei vielen Gegenständen ist noch heute klar, um was für ein Ding es sich handelt. Mittlerweile gibt es Shows im Fernsehen und Rätselbilder in Zeitungen und Zeitschriften, wo solche Alltagsgegenstände erraten werden können. Dieses Büchlein zeigt einige dieser vergessenen Dinge, die im Stadtmuseum Berlin bewahrt werden. Vielleicht schenkt es Momente des Innehaltens – wenn bei ganz alltäglichen Verrichtungen die Dinge wieder neu gesehen werden können.
Aktualisiert: 2023-03-16
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