Rosanow (1856-1919) war ein konservativer russischer Philosoph, einflussreicher Journalist und innovativer Schriftsteller. Er wird unscharf ‚russischer Nietzsche‘ und ‚russischer Freud’ genannt, weil er die Orthodoxe Kirche radikaler Kritik unterzog und Fürsprache für die Lebenslust hielt. Gestützt zunächst auf den Judaismus, später auf die altägyptische Kultur, hat er eine persönliche Religion entworfen, die den Menschen auf Augenhöhe mit Gott stellt. Quer dazu steht sein zeitweiliger, hier kritisch beleuchteter Antisemitismus. Viele seiner der Zeit weit vorauseilenden Gedanken zur Poetik des Lebens, zur Bedeutung von Gefühl und Zärtlichkeit im Zusammenleben der Menschen, zur Nähe von Mensch und Tier, zur Bedeutung des nordöstlichen Afrika (Ägypten) für die europäischen Kulturen, verdienen in der Mitte Europas auch gegenwärtig Beachtung.
Da Rosanow in verschiedenen Berufen tätig war (als Lehrer, Beamter im Reichskontrollamt, Zeitungsredakteur), bietet die Biographie vielfältigen Einblick in die russische Kultur von 1860 bis 1920. Im Kern enthält sie auch eine russische Kulturgeschichte dieser Zeit, die dem Bild der russischen Geschichte im ‚mainstream‘ eine Alternative entgegenhält: Im Sinne einer konservativen Moderne scheint am Beispiel Rosanows auch eine andere als die totalitäre Variante Russlands mit Lenin und Stalin möglich.
Bis zur Oktoberrevolution sehr einflussreich, in der Sowjetunion verfemt, ist Rosanow seit Glasnost und Perestroika im heutigen Russland ein wirkmächtiger Autor. Insbesondere steht er als Verfechter des Andersdenkens dem gegenwärtigen autoritären Putinismus schroff gegenüber.
Aktualisiert: 2023-04-14
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Russland ist kein weißer, wohl aber ein hellgrauer Fleck im Geschichtsatlas der Wirtschaftswissenschaft. Diese Feststellung gilt nicht nur aus westlicher Sicht, sondern sogar in Russland selbst fehlt es bisher an einer befriedigenden Bestandsaufnahme des russischen ökonomischen Denkens. Zweynerts Studie schließt diese Lücke für das 19. und das frühe 20. Jahrhundert. Dabei wird erstmals auch liberalen Strömungen, wie etwa der Kiewer Schule, über die bis heute auch in Rußland so gut wie nichts bekannt ist, die ihnen gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Der Verfasser, der mehrere Jahre in russischen Bibliotheken und Archiven recherchiert hat, zeigt, daß die wissenschaftliche Originalität der russischen Ökonomen des 19. Jahrhunderts unterschätzt worden ist. So stellt um nur ein Beispiel zu nennen die Lehre von der Produktivität der sogenannten inneren Güter, die für die russische Klassik charakteristisch war, einen wegweisenden Beitrag zur Theorie der wirtschaftlichen und zivilisatorischen Entwicklung dar, der in den Annalen der Theoriegeschichte künftig seinen festen Platz finden dürfte.
Doch Zweynerts Monographie ist mehr als ein Handbuch. Den Ansätzen von Karl Pribram und Mark Perlman/Charles McCann Jr. folgend, fragt der Autor nach dem Zusammenhang zwischen der russischen Geistes- und Kulturgeschichte und den Traditionen des darin eingebetteten ökonomischen Denkens. Die Verbindung entdeckt er im patristischen Vermächtnis der russisch-orthodoxen Weltsicht, in dem sich Holismus und Anthropozentrismus in eigentümlicher Weise verschränken: Der Wunsch, eine umfassende Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit zu gewährleisten, habe die Mehrheit der russischen Denker fordern lassen, die Ganzheitlichkeit der Gesellschaft zu bewahren. Zweynert gelingt der Nachweis, dass ein Zusammenhang zwischen dieser Forderung und der traditionell ablehnenden Einstellung der russischen Intellektuellen zum Kapitalismus bestand und bis auf den heutigen Tag fortbesteht. Insofern vermittelt seine weit über den Tellerrand der reinen Ökonomik hinausweisende Studie auch überraschende Einsichten in die wirtschaftskulturelle Dimension des osteuropäischen Transformationsprozesses.
Aktualisiert: 2021-10-21
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