Deutsche und Niederländer

Deutsche und Niederländer von Ház,  Éva
Die Arbeit thematisiert die Möglichkeit rezeptiver Mehrsprachigkeit in Europa am Beispiel des Sprachpaares Deutsch und Niederländisch. Als Vorbild betrachtet sie die skandinavische Semikommunikation. Sie hat einen rein explorativ-empirischen Charakter und unternimmt den Versuch, detailliert zu untersuchen, ob und in welchem Umfang ein direktes Verstehen zwischen (nord)deutschen und niederländischen Muttersprachlern möglich ist bzw. woran eine solche Kommunikation scheitern würde. Zu diesem Zweck wurde eine Untersuchung in beiden Ländern gestartet. Auf beiden Seiten wurden Tests zum Hör- und Leseverstehen durchgeführt, darüber hinaus wurden Einstellungen und Meinungen bezüglich des Nachbarvolkes und seiner Sprache erfragt, um herauszufinden, welche eventuellen subjektiven Hindernisse bei einer solchen Kommunikation auftreten können. In einem ersten Durchlauf wurden je 15 männliche und 15 weibliche Studierende aus Hamburg einerseits bzw. Amsterdam, Tilburg und Utrecht andererseits getestet und interviewt; in einer späteren Untersuchungsphase kamen noch weitere 20 deutsche Testpersonen aus Hamburg hinzu. Die sprachlichen Tests zeigten zwar nicht ein durchaus fehlerfreies Verstehen, aber die Ergebnisse waren zufriedenstellend. Vor allem die Texte zum Hörverstehen zeigten eindeutig, dass deutsche Hörer einem langsam vorgetragenen und deutlich artikulierten niederländischen Text durchaus folgen können. Aus den Tests liess sich insgesamt Folgendes konstatieren: Die niederländische Seite erreichte bei den Sprachtests aufgrund ihrer im schulischen Bereich erworbenen Kenntnisse des Deutschen bessere Ergebnisse und wäre somit in einer realen semikommunikativen Gesprächssituation eindeutig im Vorteil. Die deutsche Seite zeigte zwar eine gute rezeptive Basis, könnte aber ohne jegliche Vorkenntnisse des Niederländischen nur eingeschränkt an der Kommunikation teilnehmen. Von niederländischer Seite her wären in der Kommunikation eindeutig sprachliche Anpassungen wie Verlangsamung des Sprechtempos, Wiederholungen, Paraphrasierungen, angemessene Wortwahl etc. zu erwarten. Der Grad der Niederdeutschkenntnisse der deutschen und die Länge des schulischen Deutschunterrichts der niederländischen Testpersonen hatten nur teilweise Einfluss auf das Verstehen. Die subjektiven Einstellungen und Meinungen sprachen sich allerdings gegen eine unmittelbare Verständigung aus. Dieser Teil der Befragung förderte deutliche hemmende Faktoren zutage. Wenn man es realistisch betrachtet, dann bedarf es sicherlich noch einer längeren Zeit, bis vorhandene Barrieren und Stereotypen in den Köpfen beider Seiten abgebaut werden. Falls dies gelingen würde, würde man die europäische Mehrsprachigkeit erneut ein wenig weiterbringen können.
Aktualisiert: 2020-12-04
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Interskandinavische Kommunikation

Interskandinavische Kommunikation von Zeevaert,  Ludger
Die wachsende Sprachenvielfalt innerhalb der EU weckt den Bedarf nach innovativen Mehrsprachigkeitskonzepten, die nicht mehr unbedingt auf eine volle aktive Sprachbeherrschung zielen. Die in Skandinavien praktizierte, auf passiver Mehrsprachigkeit beruhende Verständigung zwischen Dänen, Norwegern und Schweden hat vor diesem Hintergrund in der letzten Zeit ein verstärktes Interesse gefunden. Die skandinavischen Länder praktizieren in offiziellen Zusammenhängen, aber auch bei der Begegnung ihrer Einwohner über die Staatsgrenzen hinweg traditionell eine Art der Verständigung, die auf sprachliche Gleichberechtigung der Kommunikationspartner zielt. Skandinavier sprechen jeweils ihre Muttersprache, sind aber in der Lage, ihre anderssprachigen Gesprächspartner zu verstehen. Diese auch als Semikommunikation bezeichnete Form des polyglotten Diskurses findet nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Erweiterung der Europäischen Union ein verstärktes Interesse auch im übrigen Europa. Dieses Buch untersucht erstmals anhand von hentischen Diskursen, welche Strategien Skandinavier unterschiedlicher Muttersprache verwenden, um die objektiv vorhandenen Verstehensprobleme in der mündlichen Kommunikation miteinander zu überwinden. Gegenstand der Untersuchung waren Diskurse zwischen Universitätsmitarbeitern aus allen skandinavischen Ländern, die auf verschiedenen Tagungen in Dänemark, Finnland und Schweden aufgenommen wurden. Die Analyse dieser Arbeitsgruppensitzungen und Podiumsdiskussionen auf interskandinavischen Tagungen ergab dabei, dass die zum Teil erheblichen Probleme der Skandinavier beim gegenseitigen Verstehen, die bei Befragungen und früheren experimentellen Untersuchungen festgestellt wurden, in den untersuchten Diskursen kaum offen zu Tage treten. Dieser Band untersucht deshalb neben den Problemen, die bei dieser speziellen Form der mehrsprachigen Kommunikation auftreten, vor allem die kommunikationstheoretischen Voraussetzungen sowie die Strategien, die Sprecher und Hörer anwenden, um eine zufriedenstellende Verständigung sicherzustellen. Voraussetzung dafür ist der Übergang von der Stufe einer regelgeleiteten, bewußten Perzeption zu einer eher gestaltorientierten, unbewußt ablaufenden Verarbeitung des Gehörten. Diese muß in der Interaktion geübt werden, sodass zum einen eine gewisse Kompromißbereitschaft erforderlich ist, da nicht alle Teilnehmer gleich viel Erfahrung in dieser speziellen Form der Kommunikation haben, zum anderen eine regelmäßige Überprüfung des Diskursverlaufs durch erfahrenere Teilnehmer erfolgen muss, damit bei sich abzeichnenden Problemen eingegriffen werden kann.
Aktualisiert: 2020-12-04
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Kommunikationsstrategien in interskandinavischen Diskursen

Kommunikationsstrategien in interskandinavischen Diskursen von Golinski,  Bernadette
In dieser Studie werden Kommunikationsstrategien beschrieben und analysiert, die Skandinavier in Gesprächen mit anderen Skandinaviern verwenden, wenn jeder seine eigene Muttersprache spricht. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Diskurse zwischen Schweden und Dänen sowie Dänen und Norwegern. Die Sprachen Dänisch, Schwedisch und Norwegisch weisen aufgrund ihrer parallelen geschichtlichen Entwicklung sehr viele typologische und genetische Ähnlichkeiten auf. Diese Ähnlichkeiten ermöglichen eine direkte Verständigung zwischen den Sprechern, so dass das Hinzuziehen eines Dolmetschers oder der Gebrauch einer lingua franca sich erübrigen. Die Gesprächsteilnehmer verstehen die Nachbarsprache, bedienen sich aber nur ihrer eigenen Muttersprache. Sie sind also rezeptiv mehrsprachig. Eine Kommunikation, die unter diesen Bedingungen stattfindet, wird als Semikommunikation definiert. Charakteristisch für die Semikommunikation ist, dass sie als problematisch betrachtet wird. Trotz weit gehender Ähnlichkeiten gibt es auch einige Differenzen und die Ähnlichkeiten können sich zuweilen auch als trügerisch erweisen. Folglich müssen sich die Gesprächspartner - im Vergleich zu der monolingualen Kommunikation - mehr um Verständigung bemühen. Somit hängt der Kommunikationserfolg in der Semikommunikation davon ab, inwieweit die Gesprächsteilnehmer auftretende oder potenzielle sprachliche Probleme beseitigen können. Dazu bedienen sie sich unterschiedlicher Kommunikationsstrategien. Diese beinhalten Mittel und Prozeduren, die dem Sprecher bei der Realisierung seines kommunikativen Ziels helfen. Gleichzeitig haben sie einen interaktiven Charakter, weil sie der Überbrückung von Wissenslücken seitens des Rezipienten dienen. Der Hauptgedanke, auf dem diese Studie aufb, ist, dass gerade die Verwendung von Kommunikationsstrategien eine Verständigung zwischen Skandinaviern ermöglicht. In Anlehnung an weit verbreitete Empfehlungen für die Semikommunikation, die von internordischen sprachlichen Institutionen formuliert wurden, wird auf Kommunikationsstrategien wie Wiederholungen, Umschreibungen und den Gebrauch von Slang und Abkürzungen eingegangen. Das Herzstück der Studie bildet jedoch eine Strategie, die bisher nicht im Zusammenhang mit der Semikommunikation thematisiert wurde. Dabei handelt es sich um das Codeswitching in die Nachbarsprache. Aufgrund der Ähnlichkeiten der Sprachen würde man das Switchen nicht erwarten und doch kommt es häufig vor. Anhand der Analyse wird aufgezeigt unter welchen Bedingung sich Sprecher des Codeswitchings bedienen und welche Funktionen es erfüllt. Im Großen und Ganzen wird in dieser Studie dargelegt, wie die Semikommunikation funktioniert, welche Probleme auftauchen können und wie Gesprächsteilnehmer Verständigung etablieren. Damit kann dieses Buch als Grundlage dienen für die Erforschung der Verständigung zwischen Sprechern anderer eng verwandten Nachbarsprachen wie z.B. der slawischen oder romanischen Sprachen. In einem mehrsprachigen Europa, dessen innerstaatliche Grenzen immer mehr verschmelzen, wird gerade die rezeptive Mehrsprachigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, weil sie mit einem vergleichsweise geringen Einsatz Verständigung ermöglicht.
Aktualisiert: 2019-12-20
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