Das Buch behandelt die Übernahme und Verwendung von Wörtern „aus dem chinesischen Sprach- und Kulturkreis“ in die deutsche Sprache und nennt diese „Sinismen“. Den Schwerpunkt dieser Studie bildet die linguistische Analyse der Sinismen anhand eigenständig erhobener Sprachdaten und deren Auswertung. Die Sinismen im DUDEN und im SPIEGEL wurden systematisch untersucht hinsichtlich ihrer Häufigkeit (nach Wortarten, Sachbereichen und Klassifikationen) und des Integrationsgrades der einzelnen Sprachebenen (phonologisch, graphematisch, morphosyntaktisch und semantisch). So ist es möglich, sowohl qualitativ als auch quantitativ eine überzeugende Studie zu chinesischen Entlehnungen im Deutschen durchzuführen. Diese Arbeit verkleinert deutlich eine Forschungslücke der sprachwissenschaftlichen und kulturellen Beschreibung chinesisch-deutscher Entlehnungen. Sie bietet eine beachtliche und lesenswerte Fülle und Breite von kulturellen Hintergründen und linguistischen Untersuchungen. Sie kann als Anregung verstanden werden, einen Beitrag für weitere Untersuchungen leisten und zur Thematisierung von „Sinismen im Deutschen“ dienen.
Aktualisiert: 2023-04-06
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„Bensen üliger“ (Heftgeschichten) sind von ursprünglich schriftlicher Vorlage ausgehende mündlich tradierte moderne Spielmannsdichtungen der Inneren Mongolei. Bei den schriftlichen Vorlagen handelt es sich überwiegend um chinesische Romane oder Heldengeschichten, für die zum Teil auch mongolische Übersetzungen vorliegen. „Bensen üliger“ werden bis heute von Spielleuten (mong.: qururči) erzählt, die aus der Ost- und Südostmongolei stammen.
Das hier zu untersuchende „bensen üliger“ Ögedei mergen qan-u üliger („Die Geschichte vom weisen Qan Ögedei“) stammt aus einer Sammlung von Tonbandtranskripten mongolischer volksiterarischer Texte aus dem Nachlass von Prof. Dr. Walther Heissig. Diese Materialien hat Prof. Heissig der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Düsseldorf vermacht. Ein großer Teil dieser Textsammlung ist bisher noch nicht bearbeitet bzw. noch nicht übersetzt worden.
Die Handlung dieser Heftgeschichte spielt in der Yuán-Zeit und wurde im Herbst 1980 aufgenommen, die Aufnahmezeit betrug etwa 60 Stunden. Das vorliegende Werk enthält die uiguro-mongolische Transkription des „bensen üligers“ Ögedei mergen qan-u üliger nach dem System von Poppe (2006). Der formale Aufbau der Transkription entspricht der handschriftlichen Vorlage.
In der Heftgeschichte Ögedei mergen qan-u üliger sind der Autorin spezifische Sprachkontaktphänomene aufgefallen, die für das vorliegende Werk von besonderer Bedeutung sind. Es zeigt sich, dass die zweisprachig aufgewachsenen Mongolen in der Inneren Mongolei je nach Region in unterschiedlicher Stärke Chinesisch und Mongolisch abwechselnd oder miteinander vermischt verwenden. Im Fall der Vermischung wird das Chinesische dabei maßgeblich verändert. Diglossie und Bilingualismus führen zum Sprachwechsel (Codeswitching) und damit verbunden zu verschiedenen linguistischen Transfererscheinungen. Diese lassen sich in den Bereichen der Lexik, Phonetik und Morphologie nachweisen.
Da es sich bei den „bensen üliger“ um mündlich tradierte moderne Spielmannsdichtung handelt, treten verschiedene umgangssprachliche Elemente auf, beispielsweise eine große Anzahl an Sinismen (die mongolische Wiedergabe chinesischer Wörter und Begriffe). Die in diesem Band enthaltenen Sinismen sind sowohl ein Beleg für bestimmte Sprachkontaktphänomene in der Inneren Mongolei als auch dafür, dass diese ihren Eingang in das Repertoire der mongolischen mündlichen Tradition gefunden haben.
Von derselben Verfasserin erschien bei uns:
„Sprache und Identität der Mongolen Chinas heute“, ISBN 978-3-89645-222-1.
Aktualisiert: 2023-04-26
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Die vorliegende Arbeit beschreibt den gegenwärtigen Sprachgebrauch bei zweisprachigen, d.h. Mongolisch und Chinesisch sprechenden Mongolen in der Autonomen Region Innere Mongolei der Volksrepublik China und untersucht die Bedeutung der Sprache für die Identität dieser Mongolen. Der Zusammenhang zwischen Sprache und Identität sowie die Relevanz der Sprache für die Identitätskonstruktion werden sowohl innerhalb dieser Sprechergruppe als auch von den Mongolen der Republik Mongolei, die für die Beschreibungen herangezogen werden, unterschiedlich interpretiert und gerechtfertigt. Ausschlaggebend für diese Interpretationen sind die Überschneidung von Kategorien ("cross-cutting ties"), die auf gruppentypischen Merkmalen, wie etwa dem Sprachgebrauch, basieren.
Mittels Inklusions- und Exklusions-Strategien, die die jeweilige Identitätskonstruktion unterstützen, können diese Merkmale ignoriert, uminterpretiert oder unterschiedlich stark betont werden. Die Arbeit beschreibt und erklärt diese Interpretationsunterschiede. Die bilingualen Mongolen vermischen beim Sprechen Mongolisch und Chinesisch, wobei eigentümliche Wortneuschöpfungen entstehen, von der Autorin Sinismen genannt. Es handelt sich hierbei um die mongolische Wiedergabe chinesischer Wörter und Begriffe. Mongolisch-chinesische Sprachkontakt-Erscheinungen haben bereits Eingang in das Genre "bensen üliger" (Heftgeschichten) der mongolischen mündlichen Traditionen gefunden. Bensen üliger sind von ursprünglich schriftliche Vorlage ausgehende mündlich tradierte moderne Spielmannsdichtungen der Inneren Mongolei.
Das erste Kapitel befasst sich mit begrifflichen Einordnungen, demografischen und geografischen Beschreibungen der Inneren Mongolei sowie Erläuterungen zum Sprachgebrauch in diesem Gebiet. Das zweite Kapitel beschreibt das Genre bensen üliger, seine Entstehung und Verbreitung, die Rezitationsformen, die chinesischen Vorlagen sowie chinesischen Termini. Im dritten Kapitel wird die Differenzierung zwischen Hàn und Nicht-Hàn in historischer Perspektive beleuchtet, da sich hier Erklärungen für die gegenwärtig unterschiedliche Behandlung der einzelnen Gruppen und ihren Sprachgebrauch durch den chinesischen Staat finden lassen.
Das Kapitel vier befasst sich mit der Sprachkontaktsituation in der Inneren Mongolei. Es werden Fälle von Code-switching zwischen Mongolisch und Chinesisch, Transfer-Erscheinungen in Bereichen der Lexik, Phonologie, Morphologie und Syntax sowie Wortneuschöpfungen, die Sinismen, ausführlich beschrieben und linguistisch analysiert. Im fünften Kapitel wird der Zusammenhang von Sprachgebrauch und Identität behandelt und erläutert, dass sich die Mongolen der Inneren Mongolei in einem Positionierungs-Dilemma befinden: Als Teil des chinesischen Staates müssen sie sich gesellschaftlichen Ordnungen und sprachlichen Praktiken anpassen, sie haben aber gleichzeitig den Wunsch, ihre mongolische Identität zu bewahren, auch um sich gegen den Vorwurf von Mongolen aus der Republik Mongolei zu wehren, sie seien zu Chinesen geworden.
Nur durch das situationsabhängig wechselnde Einnehmen beider Positionen (der chinesischen oder mongolischen) gelingt es ihnen, Argumente zu finden, um eine mongolische Identität im dynamischen Umweltbezug immer wieder neu zu konstruieren und zu rechtfertigen. In einem Schlussteil werden die Ergebnisse zusammengefasst.
Aktualisiert: 2023-04-27
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