Welcher Lehrer der Philosophie käme nicht in Verlegenheit, wenn er von seinen Studenten gefragt wird, was sie
zweckmäßigerweise zur Einführung in die Philosophie lesen sollten. Es ist gewiss nicht die unpassendste Art, diese Verlegenheit zu überwinden, wenn man die Empfehlung gibt, die beiden Vorreden Kants zu seiner Kritik der reinen Vernunft von 1781 und 1787 und das Vorwort zu seiner Erläuterungsschrift zur Kritik, den 'Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können' von 1783, zu lesen. Sie führen in
unübertreff1icher Weise in die Erkenntnistheorie ein. Für die Philosophie als mögliche Wissenschaft aber ist eine Beschäftigung mit erkenntnistheoretischen Grundfragen zu bevorzugen, weil alle philosophischen Fragen wegen des Grades der Gewissheit jeder möglichen Antwort eine Erforschung unseres Erkenntnisvermögens erheischen.
Schon deshalb und weil auch die Vorreden des kritischen Kant zu seinen anderen Schriften didaktische Meisterstücke sind (zugleich übrigens Essays von literarischem Rang), liegt der Gedanke nahe, diese Vorreden
einmal zusammen herauszugeben.
***************
Which philosophy teacher would not feel embarrassed if a student asked what to read as a good introduction to philosophy? Surely not the least appropriate way to overcome this embarrassment would be to recommend Kant’s two prefaces to his Critique of Pure Reason (1781 and 1787) and the preface to his explanatory work on the Critique, the “Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können” (1783). These offer an unsurpassed introduction to the theory of knowledge. For philosophy as a possible science, however, it is important to deal with fundamental questions of the theory of knowledge because, on account of the degree of certainty in any possible answer, all philosophical questions demand an investigation of our capacity for knowledge. For this reason alone, and also because the critical Kant’s prefaces to his other works are didactic masterpieces (and at the same time essays of high literary quality), it seemed a worthy undertaking to publish these prefaces separately.
Aktualisiert: 2023-06-30
> findR *
Welcher Lehrer der Philosophie käme nicht in Verlegenheit, wenn er von seinen Studenten gefragt wird, was sie
zweckmäßigerweise zur Einführung in die Philosophie lesen sollten. Es ist gewiss nicht die unpassendste Art, diese Verlegenheit zu überwinden, wenn man die Empfehlung gibt, die beiden Vorreden Kants zu seiner Kritik der reinen Vernunft von 1781 und 1787 und das Vorwort zu seiner Erläuterungsschrift zur Kritik, den 'Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können' von 1783, zu lesen. Sie führen in
unübertreff1icher Weise in die Erkenntnistheorie ein. Für die Philosophie als mögliche Wissenschaft aber ist eine Beschäftigung mit erkenntnistheoretischen Grundfragen zu bevorzugen, weil alle philosophischen Fragen wegen des Grades der Gewissheit jeder möglichen Antwort eine Erforschung unseres Erkenntnisvermögens erheischen.
Schon deshalb und weil auch die Vorreden des kritischen Kant zu seinen anderen Schriften didaktische Meisterstücke sind (zugleich übrigens Essays von literarischem Rang), liegt der Gedanke nahe, diese Vorreden
einmal zusammen herauszugeben.
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Which philosophy teacher would not feel embarrassed if a student asked what to read as a good introduction to philosophy? Surely not the least appropriate way to overcome this embarrassment would be to recommend Kant’s two prefaces to his Critique of Pure Reason (1781 and 1787) and the preface to his explanatory work on the Critique, the “Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können” (1783). These offer an unsurpassed introduction to the theory of knowledge. For philosophy as a possible science, however, it is important to deal with fundamental questions of the theory of knowledge because, on account of the degree of certainty in any possible answer, all philosophical questions demand an investigation of our capacity for knowledge. For this reason alone, and also because the critical Kant’s prefaces to his other works are didactic masterpieces (and at the same time essays of high literary quality), it seemed a worthy undertaking to publish these prefaces separately.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Welcher Lehrer der Philosophie käme nicht in Verlegenheit, wenn er von seinen Studenten gefragt wird, was sie
zweckmäßigerweise zur Einführung in die Philosophie lesen sollten. Es ist gewiss nicht die unpassendste Art, diese Verlegenheit zu überwinden, wenn man die Empfehlung gibt, die beiden Vorreden Kants zu seiner Kritik der reinen Vernunft von 1781 und 1787 und das Vorwort zu seiner Erläuterungsschrift zur Kritik, den 'Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können' von 1783, zu lesen. Sie führen in
unübertreff1icher Weise in die Erkenntnistheorie ein. Für die Philosophie als mögliche Wissenschaft aber ist eine Beschäftigung mit erkenntnistheoretischen Grundfragen zu bevorzugen, weil alle philosophischen Fragen wegen des Grades der Gewissheit jeder möglichen Antwort eine Erforschung unseres Erkenntnisvermögens erheischen.
Schon deshalb und weil auch die Vorreden des kritischen Kant zu seinen anderen Schriften didaktische Meisterstücke sind (zugleich übrigens Essays von literarischem Rang), liegt der Gedanke nahe, diese Vorreden
einmal zusammen herauszugeben.
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Which philosophy teacher would not feel embarrassed if a student asked what to read as a good introduction to philosophy? Surely not the least appropriate way to overcome this embarrassment would be to recommend Kant’s two prefaces to his Critique of Pure Reason (1781 and 1787) and the preface to his explanatory work on the Critique, the “Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können” (1783). These offer an unsurpassed introduction to the theory of knowledge. For philosophy as a possible science, however, it is important to deal with fundamental questions of the theory of knowledge because, on account of the degree of certainty in any possible answer, all philosophical questions demand an investigation of our capacity for knowledge. For this reason alone, and also because the critical Kant’s prefaces to his other works are didactic masterpieces (and at the same time essays of high literary quality), it seemed a worthy undertaking to publish these prefaces separately.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Welcher Lehrer der Philosophie käme nicht in Verlegenheit, wenn er von seinen Studenten gefragt wird, was sie
zweckmäßigerweise zur Einführung in die Philosophie lesen sollten. Es ist gewiss nicht die unpassendste Art, diese Verlegenheit zu überwinden, wenn man die Empfehlung gibt, die beiden Vorreden Kants zu seiner Kritik der reinen Vernunft von 1781 und 1787 und das Vorwort zu seiner Erläuterungsschrift zur Kritik, den 'Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können' von 1783, zu lesen. Sie führen in
unübertreff1icher Weise in die Erkenntnistheorie ein. Für die Philosophie als mögliche Wissenschaft aber ist eine Beschäftigung mit erkenntnistheoretischen Grundfragen zu bevorzugen, weil alle philosophischen Fragen wegen des Grades der Gewissheit jeder möglichen Antwort eine Erforschung unseres Erkenntnisvermögens erheischen.
Schon deshalb und weil auch die Vorreden des kritischen Kant zu seinen anderen Schriften didaktische Meisterstücke sind (zugleich übrigens Essays von literarischem Rang), liegt der Gedanke nahe, diese Vorreden
einmal zusammen herauszugeben.
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Which philosophy teacher would not feel embarrassed if a student asked what to read as a good introduction to philosophy? Surely not the least appropriate way to overcome this embarrassment would be to recommend Kant’s two prefaces to his Critique of Pure Reason (1781 and 1787) and the preface to his explanatory work on the Critique, the “Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können” (1783). These offer an unsurpassed introduction to the theory of knowledge. For philosophy as a possible science, however, it is important to deal with fundamental questions of the theory of knowledge because, on account of the degree of certainty in any possible answer, all philosophical questions demand an investigation of our capacity for knowledge. For this reason alone, and also because the critical Kant’s prefaces to his other works are didactic masterpieces (and at the same time essays of high literary quality), it seemed a worthy undertaking to publish these prefaces separately.
Aktualisiert: 2023-06-29
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Die Streitschrift "Zur Genealogie der Moral" wurde 1887 dem letztveröffentlichten "Jenseits von Gut und Böse" zur Ergänzung und Verdeutlichung beigegeben; sie schließt den Bogen der neuen Akzentuierung seiner wertkritischen philosophischen Schriften im Rahmen der Neuen Ausgabe von 1886/87. In der "Götzen-Dämmerung" gibt Nietzsche dann noch einmal ein Resümee seiner Kritik der überkommenen Werte.
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
In den fünf Büchern der "Fröhlichen Wissenschaft", seinem vielleicht bekanntesten Werk, radikalisiert Nietzsche seine Kritik an der Metaphysik, der Erkenntnis und der Moral. Hier findet sich der berühmte Satz »Gott ist todt«, verkündet von dem »tollen Menschen« (Zarathustra). Der Tod Gottes steht bei Nietzsche für das historische Ereignis des Untergangs des christlichen Glaubens und dessen Folgen.
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
Für die Neue Ausgabe seiner philosophischen Schriften 1886 erhob Nietzsche die 1879/1880 als Anhänge zu seinem ersten "Buch für freie Geister" publizierten Aphorismen über "Vermischte Meinungen und Sprüche" und "Der Wanderer und sein Schatten" zu einem eigenständigen zweiten Band seiner freigeistigen Betrachtungen unter dem Titel "Menschliches, Allzumenschliches".
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
Für die Neue Ausgabe seiner philosophischen Schriften 1886 erhob Nietzsche die 1879/1880 als Anhänge zu seinem ersten "Buch für freie Geister" publizierten Aphorismen über "Vermischte Meinungen und Sprüche" und "Der Wanderer und sein Schatten" zu einem eigenständigen zweiten Band seiner freigeistigen Betrachtungen unter dem Titel "Menschliches, Allzumenschliches".
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
Auf dem Höhe- und Wendepunkt seines Denkweges verfasst Nietzsche 1886 in einem Zuge fünf Vorreden zu den Neuausgaben seiner frühen Werke. Im Zusammenhang gedacht, können diese kurzen Texte als Selbstinterpretation und damit als Schlüssel zu allen folgenden Schriften Nietzsches bis zu den Briefen und Postkarten vom Januar 1889 dienen. Im Einzelnen handelt es sich um die Vorreden zu Jenseits von Gut und Böse, Menschliches, Allzumenschliches, Morgenröte, Die fröhliche Wissenschaft, um den Versuch einer Selbstkritik zur Geburt der Tragödie und um die Vorrede zur Genealogie der Moral.
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
In den 575 Aphorismen dieses Bandes geht es Nietzsche in lockerer Folge um die Kritik der moralischen Vorurteile. Kritisiert werden die religiösen und die metaphysischen Begründungen der Moral, sowohl unter theoretischem Aspekt als auch im Sinne einer historischen Entlarvung der ausgebildeten Moralbegriffe als Verschleierungen einer auf das Spiel von Macht und Schwäche gegründeten Sittlichkeit.
Aktualisiert: 2023-06-16
> findR *
1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
Aktualisiert: 2023-06-16
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1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
Aktualisiert: 2023-06-16
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1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
Aktualisiert: 2023-06-14
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Auf dem Höhe- und Wendepunkt seines Denkweges verfaßt Nietzsche 1886 in einem Zuge fünf Vorreden zu den Neuausgaben seiner frühen Werke. Im Zusammenhang gedacht, können diese kurzen Texte als Selbstinterpretation und damit als Schlüssel zu allen folgenden Schriften Nietzsches bis zu den Briefen und Postkarten vom Januar 1889 dienen. Im einzelnen handelt es sich um die Vorreden zu Jenseits von Gut und Böse, Menschliches, Allzumenschliches, Morgenröte, Die fröhliche Wissenschaft, um den Versuch einer Selbstkritik zur Geburt der Tragödie und um die Vorrede zur Genealogie der Moral.
Aktualisiert: 2023-06-14
> findR *
Die Streitschrift "Zur Genealogie der Moral" wurde 1887 dem letztveröffentlichten "Jenseits von Gut und Böse" zur Ergänzung und Verdeutlichung beigegeben; sie schließt den Bogen der neuen Akzentuierung seiner wertkritischen philosophischen Schriften im Rahmen der Neuen Ausgabe von 1886/87. In der "Götzen-Dämmerung" gibt Nietzsche dann noch einmal ein Resümee seiner Kritik der überkommenen Werte.
Aktualisiert: 2023-06-14
> findR *
1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
Aktualisiert: 2023-06-14
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1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
Aktualisiert: 2023-06-14
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Die Streitschrift "Zur Genealogie der Moral" wurde 1887 dem letztveröffentlichten "Jenseits von Gut und Böse" zur Ergänzung und Verdeutlichung beigegeben; sie schließt den Bogen der neuen Akzentuierung seiner wertkritischen philosophischen Schriften im Rahmen der Neuen Ausgabe von 1886/87. In der "Götzen-Dämmerung" gibt Nietzsche dann noch einmal ein Resümee seiner Kritik der überkommenen Werte.
Aktualisiert: 2023-06-14
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1885 fasste Friedrich Nietzsche den Entschluss, eine Neue Ausgabe seiner Schriften erscheinen zu lassen, die »das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken« herausstellen sollte. Diesem Konzept folgt auch die von Claus-Artur Scheier neu herausgegebene Ausgabe der philosophischen Werke in sechs Bänden.
BAND 1
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Die Geburt der Tragödie (Neue Ausgabe 1886)
X, 414 Seiten
BAND 2
Menschliches, Allzumenschliches 1
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 358 Seiten
BAND 3
Menschliches, Allzumenschliches 2
(Neue Ausgabe 1886)
VI, 330 Seiten
BAND 4
Morgenröthe (Neue Ausgabe 1887)
VI, 330 Seiten
BAND 5
Die fröhliche Wissenschaft / Wir Furchtlosen
(Neue Ausgabe 1887)
VI, 338 Seiten
BAND 6
Zur Genealogie der Moral (1887)
Götzen-Dämmerung (1889)
VI, 314 Seiten
Diese erste Ausgabe der philosophischen Werke Friedrich Nietzsches in der »Philosophischen Bibliothek« folgt dem 1885 von Nietzsche selbst gefassten und begründeten Konzept einer Neuen Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften und bietet den Text nach den Originalausgaben von 1886/1887, ergänzt um die 1889 erschienene Götzen-Dämmerung.
Eine »vollständige Ausgabe letzter Hand« nach dem Vorbild Goethes hat Friedrich Nietzsche nicht vorlegen können, denn am Ende war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch gibt das wirklich Grund zur Klage? Oder anders gefragt: Hätte Nietzsche eine solche Ausgabe, die einfach alles versammelt, was er geschrieben hat, überhaupt gewollt und gutgeheißen?
Die Frage muss offen bleiben. Doch es gibt gewiss Gründe, Nietzsche nicht mit jenen gleichzustellen, denen es auf diese Weise nur darum zu tun war, ihren Nachruhm zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu steuern. Denn es gibt sie ja, die von Nietzsche selbst gewollte und kritisch kommentierte Ausgabe ganz eigener Art: nämlich die durch Jenseits von Gut und Böse und die Genealogie der Moral eingerahmte Neue Ausgabe von 1886/87, die die vor dem Zarathustra veröffentlichten, mit neuen Vorreden versehenen philosophischen Schriften enthält, von denen der Autor selber sagte:
»Sie werden bemerken, dass Menschliches, Allzumenschliches, die Morgenröte, die fröhliche Wissenschaft einer Vorrede ermangeln: es hatte gute Gründe, dass ich damals, als diese Werke entstanden, mir ein Stillschweigen auferlegte – ich stand noch zu nahe, noch zu sehr ›drin‹ und wußte kaum, was mit mir geschehen war. Jetzt, wo ich selber am besten und genauesten sagen kann, was das Eigene und Unvergleichliche in diesen Werken ist und inwiefern sie eine für Deutschland neue Literatur inaugurieren (das Vorspiel einer moralischen Selbst-Erziehung und Kultur, die bisher den Deutschen gefehlt hat), würde ich mich zu solchen zurückblickenden und nachträglichen Vorreden gerne entschließen. Meine Schriften stellen eine fortlaufende Entwicklung dar, welche nicht nur mein persönliches Erlebnis und Schicksal sein wird: – ich bin nur der Erste, eine heraufkommende Generation wird das, was ich erlebt habe, von sich aus verstehn und eine feine Zunge für meine Bücher haben. Die Vorreden könnten das Notwendige im Gange einer solchen Entwicklung deutlich machen.« (Brief vom 7. August 1886 an seinen Verleger Th. Fritsch)
Mit der 1990 unter dem Titel ›Friedrich Nietzsche: Ecce auctor‹ vorgelegten Edition der Vorreden von 1886 hatte Claus-Artur Scheier zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass Nietzsche die für die Neue Ausgabe seiner im eigentlichen Sinne »philosophischen« Schriften verfassten Vorreden als in sich geschlossenen, genealogisch angelegten Versuch einer selbstkritischen Neubewertung und Einordnung seines Werkes ansah: »Von der Vorrede zur Geburt der Tragödie bis zur Vorrede des letztgenannten Buchs [der ›Genealogie der Moral‹] – das gibt eine Art ›Entwicklungsgeschichte‹« (zu der, des Erprobens der Tonlage wegen, noch die Vorrede zu »Jenseits von Gut und Böse« gerechnet werden kann). Jetzt sah sich Nietzsche im Zenit seiner Schaffenskraft, und die Neue Ausgabe sollte den Mitte 1885 gefassten Plan vorantreiben, »eine große Schul-Tätigkeit als Philosoph auszuüben […]. Die Bücher heraus aus diesem Winkel!!! Es sind meine Angelhaken; wenn sie mir keine Menschen fangen, so haben sie keinen Sinn!« (Brief an die Schwester, kurz vor dem 15. August 1885)
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