Im Wintersemester 1935/36 hielt Martin Heidegger die Vorlesung "Grundfragen der Metaphysik". Sie wurde 1962 veröffentlicht unter dem Titel "Die Frage nach dem Ding". Die Wiedergabe dieses Textes im Band 41 der Gesamtausgabe erfolgt unverändert, Seitenmarginalien verweisen auf die Erstveröffentlichung. Zusätzlich sind fünf Beilagen aufgenommen.
Kants Bestimmung der Dingheit des Dinges wird von Heidegger als die Mitte des neuzeitlichen philosophischen Denkens dargestellt, bei ihm kulminieren aber auch anfängliche und mittelalterliche Gedanken, so daß er eine wesentliche Umbruchstelle des Denkens bezüglich der Dingheit des Dinges kennzeichnet. Die Mitte innerhalb des Kantischen Denkens sieht Heidegger in der "Kritik der reinen Vernunft", und zwar in dem "System aller Grundsätze des reinen Verstandes". Bevor Heidegger die eingehende und sorgfältige Untersuchung der "Grundsätze" durchführt und sie als den Mittelpunkt der KdrV einsichtig macht, nimmt er die Klärungen der hier verwendeten Begriffe und ihrer Geschichte vor. Hier finden sich auch die wichtigen Überlegungen zur Kennzeichnung der antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Naturwissenschaft, die Überlegungen zur "mathesis" und diejenigen, die die Vorrangstellung des Subjekts begründen. Bei Kant wandelt sich nämlich - wie Heidegger zeigt - die Frage nach dem Ding zur Frage: Wer ist der Mensch? Gemäß dem subjektivistischen Ansatz, der sich seit der neuzeitlichen Philosophie geltend macht, bestimmt sich die Erkenntnis der Dinge nach dem, wie der Mensch erkennt, wie er sich versteht. Das heißt: Der Mensch überspringt die Dinge immer schon; heißt aber auch: Die Dinge bleiben so, wie sie sind, indem sie uns auf uns selbst zurückschicken. Der Bereich zwischen Ding und Mensch als der wesentlich umgreifende - vor das Ding und hinter den Menschen - wird so eröffnet.
Aktualisiert: 2021-12-10
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Im Wintersemester 1935/36 hielt Martin Heidegger die Vorlesung "Grundfragen der Metaphysik". Sie wurde 1962 veröffentlicht unter dem Titel "Die Frage nach dem Ding". Die Wiedergabe dieses Textes im Band 41 der Gesamtausgabe erfolgt unverändert, Seitenmarginalien verweisen auf die Erstveröffentlichung. Zusätzlich sind fünf Beilagen aufgenommen.
Kants Bestimmung der Dingheit des Dinges wird von Heidegger als die Mitte des neuzeitlichen philosophischen Denkens dargestellt, bei ihm kulminieren aber auch anfängliche und mittelalterliche Gedanken, so daß er eine wesentliche Umbruchstelle des Denkens bezüglich der Dingheit des Dinges kennzeichnet. Die Mitte innerhalb des Kantischen Denkens sieht Heidegger in der "Kritik der reinen Vernunft", und zwar in dem "System aller Grundsätze des reinen Verstandes". Bevor Heidegger die eingehende und sorgfältige Untersuchung der "Grundsätze" durchführt und sie als den Mittelpunkt der KdrV einsichtig macht, nimmt er die Klärungen der hier verwendeten Begriffe und ihrer Geschichte vor. Hier finden sich auch die wichtigen Überlegungen zur Kennzeichnung der antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Naturwissenschaft, die Überlegungen zur "mathesis" und diejenigen, die die Vorrangstellung des Subjekts begründen. Bei Kant wandelt sich nämlich - wie Heidegger zeigt - die Frage nach dem Ding zur Frage: Wer ist der Mensch? Gemäß dem subjektivistischen Ansatz, der sich seit der neuzeitlichen Philosophie geltend macht, bestimmt sich die Erkenntnis der Dinge nach dem, wie der Mensch erkennt, wie er sich versteht. Das heißt: Der Mensch überspringt die Dinge immer schon; heißt aber auch: Die Dinge bleiben so, wie sie sind, indem sie uns auf uns selbst zurückschicken. Der Bereich zwischen Ding und Mensch als der wesentlich umgreifende - vor das Ding und hinter den Menschen - wird so eröffnet.
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