Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung

Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung von Bosse,  Heinrich
Die Aufklärung entsteht in der ständischen Gesellschaft und hebt sie schließlich auf, indem sie den Raum des lateinischen Wissens für alle öffnet. Konkret: Der gelehrte Stand der lateinisch Ausgebildeten will den Raum seines Wissens für alle öffnen. Die Studierten verändern die Zirkulation des Wissens zwischen ihnen selbst und den Unstudierten, aber auch zwischen Regierung und Öffentlichkeit. Sie verändern die Ausbildung an den Universitäten, indem sie aus dem flottierenden Wissen aller Autoren die eine Wissenschaft der Kundigen machen. Sie verändern den Umgang mit Wissen, indem sie es unterhaltend, ja sogar bildend gestalten, um auch die Freizeit zu bewirtschaften. Sie verändern die Vermarktung des Wissens, indem sie die Expansion des Büchermarktes so lange unterstützen, bis der kapitalistische Kommerz überhandnimmt. Durch diese Bemühungen differenziert sich der Raum des lateinischen Wissens („die gelehrte Republik“) in die modernen Subsysteme: das Bildungswesen, die Öffentlichkeit, die Wissenschaft. Zugleich verändern diese Bemühungen auch die Qualität des Wissens, das nunmehr als unendlich verbesserungsbedürftig begrüßt und begriffen wird. So transformieren die Institutionen, Medien und Praktiken der Aufklärung die ständische Gesellschaft zur modernen Wissensgesellschaft mit ihrem Glauben an den Fortschritt. Heinrich Bosse ist seit Jahrzehnten einer der renommiertesten deutschen Aufklärungsforscher. Er war bis 2002 als Akademischer Rat am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben zahlreichen Aufsätzen u.a. die folgenden Bücher: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit (1981). 2. Aufl. Paderborn 2014; zusammen mit Ursula Renner (Hg.): Literaturwissenschaft – Einführung in ein Sprachspiel (1999). 2. Aufl. Freiburg 2010; zusammen mit Harald Neumeyer: „Da blüht der Winter schön“. Musensohn und Wanderlied um 1800. Freiburg i. Br. 1995. Wichtige Aufsätze von Heinrich Bosse enthält der Band Bildungsrevolution 1770–1830. Hg. mit einem Gespräch von Nacim Ghanbari. Heidelberg 2012.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung

Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung von Bosse,  Heinrich
Die Aufklärung entsteht in der ständischen Gesellschaft und hebt sie schließlich auf, indem sie den Raum des lateinischen Wissens für alle öffnet. Konkret: Der gelehrte Stand der lateinisch Ausgebildeten will den Raum seines Wissens für alle öffnen. Die Studierten verändern die Zirkulation des Wissens zwischen ihnen selbst und den Unstudierten, aber auch zwischen Regierung und Öffentlichkeit. Sie verändern die Ausbildung an den Universitäten, indem sie aus dem flottierenden Wissen aller Autoren die eine Wissenschaft der Kundigen machen. Sie verändern den Umgang mit Wissen, indem sie es unterhaltend, ja sogar bildend gestalten, um auch die Freizeit zu bewirtschaften. Sie verändern die Vermarktung des Wissens, indem sie die Expansion des Büchermarktes so lange unterstützen, bis der kapitalistische Kommerz überhandnimmt. Durch diese Bemühungen differenziert sich der Raum des lateinischen Wissens („die gelehrte Republik“) in die modernen Subsysteme: das Bildungswesen, die Öffentlichkeit, die Wissenschaft. Zugleich verändern diese Bemühungen auch die Qualität des Wissens, das nunmehr als unendlich verbesserungsbedürftig begrüßt und begriffen wird. So transformieren die Institutionen, Medien und Praktiken der Aufklärung die ständische Gesellschaft zur modernen Wissensgesellschaft mit ihrem Glauben an den Fortschritt. Heinrich Bosse ist seit Jahrzehnten einer der renommiertesten deutschen Aufklärungsforscher. Er war bis 2002 als Akademischer Rat am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben zahlreichen Aufsätzen u.a. die folgenden Bücher: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit (1981). 2. Aufl. Paderborn 2014; zusammen mit Ursula Renner (Hg.): Literaturwissenschaft – Einführung in ein Sprachspiel (1999). 2. Aufl. Freiburg 2010; zusammen mit Harald Neumeyer: „Da blüht der Winter schön“. Musensohn und Wanderlied um 1800. Freiburg i. Br. 1995. Wichtige Aufsätze von Heinrich Bosse enthält der Band Bildungsrevolution 1770–1830. Hg. mit einem Gespräch von Nacim Ghanbari. Heidelberg 2012.
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Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung

Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung von Bosse,  Heinrich
Die Aufklärung entsteht in der ständischen Gesellschaft und hebt sie schließlich auf, indem sie den Raum des lateinischen Wissens für alle öffnet. Konkret: Der gelehrte Stand der lateinisch Ausgebildeten will den Raum seines Wissens für alle öffnen. Die Studierten verändern die Zirkulation des Wissens zwischen ihnen selbst und den Unstudierten, aber auch zwischen Regierung und Öffentlichkeit. Sie verändern die Ausbildung an den Universitäten, indem sie aus dem flottierenden Wissen aller Autoren die eine Wissenschaft der Kundigen machen. Sie verändern den Umgang mit Wissen, indem sie es unterhaltend, ja sogar bildend gestalten, um auch die Freizeit zu bewirtschaften. Sie verändern die Vermarktung des Wissens, indem sie die Expansion des Büchermarktes so lange unterstützen, bis der kapitalistische Kommerz überhandnimmt. Durch diese Bemühungen differenziert sich der Raum des lateinischen Wissens („die gelehrte Republik“) in die modernen Subsysteme: das Bildungswesen, die Öffentlichkeit, die Wissenschaft. Zugleich verändern diese Bemühungen auch die Qualität des Wissens, das nunmehr als unendlich verbesserungsbedürftig begrüßt und begriffen wird. So transformieren die Institutionen, Medien und Praktiken der Aufklärung die ständische Gesellschaft zur modernen Wissensgesellschaft mit ihrem Glauben an den Fortschritt. Heinrich Bosse ist seit Jahrzehnten einer der renommiertesten deutschen Aufklärungsforscher. Er war bis 2002 als Akademischer Rat am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben zahlreichen Aufsätzen u.a. die folgenden Bücher: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit (1981). 2. Aufl. Paderborn 2014; zusammen mit Ursula Renner (Hg.): Literaturwissenschaft – Einführung in ein Sprachspiel (1999). 2. Aufl. Freiburg 2010; zusammen mit Harald Neumeyer: „Da blüht der Winter schön“. Musensohn und Wanderlied um 1800. Freiburg i. Br. 1995. Wichtige Aufsätze von Heinrich Bosse enthält der Band Bildungsrevolution 1770–1830. Hg. mit einem Gespräch von Nacim Ghanbari. Heidelberg 2012.
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Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita

Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita von Cataldi Madonna,  Luigi, Zur Linden,  Johann Georg
1735 veröffentlichte Johann Georg Zur Linden in Jena die "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita". Sein Werk ist das Resultat eines unerwarteten Bündnisses zwischen der wolffschen Aufklärung und dem Pietismus nach dem harten Zusammenstoß dieser beiden Richtungen, der seinen Höhepunkt in der Verbannung Wolffs aus Halle fand. In den folgenden Jahren trat eine neue kulturelle Figur in Erscheinung, der Aufklärer-Pietist oder umgekehrt, der die Hoch- und Spätaufklärung beherrschte und zu dessen ersten Repräsentanten Zur Linden zählt. Obgleich die Ratio von den Vorschriften der logischen Hermeneutik ausgeht, beruht sie auf einer Aufwertung der Themen der antiken Rhetorik und konzipiert die Hermeneutik als eine auf die Mittel-Zweck-Rationalität gestützte Technik, der die Aufgabe zukommt, die besten Mittel für das Verstehen von Texten und Reden festzulegen. Die heilige Hermeneutik von Zur Linden zeichnet sich durch wenigstens vier innovative Aspekte aus: 1. Den Vorschlag einer allgemeinen Hermeneutik probabilistischer Art. 2. Eine eingehende Untersuchung der verschiedenen Sinnbegriffe und ihrer Wechselbeziehungen. 3. Die Kritik am Besserverstehen als Auslegungsziel. Die kritischen Punkte des Textes dürfen nicht zugunsten seiner Nichtwidersprüchlichkeit ausgemerzt werden, weil jede Verbesserung leicht in eine Manipulation des Sinns ausarten kann. 4. Die mögliche Nichtübereinstimmung zwischen dem, was der Autor sagen will, und dem, was er tatsächlich sagt. Für Zur Linden hat der Textsinn unzweifelhaft Vorrang und bildet den einzigen möglichen Zugang zum Autorsinn. Seine autorbezogene Texthermeneutik stellt sich noch heute als originelle, beachtenswerte Leistung dar.****************In 1735 Johann Georg Zur Linden published his "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita" in Jena. His work was the result of an unexpected alliance between the Wolffian Enlightenment and Pietism, after the fierce clash between these two trends which had culminated in Wolff’s banishment from Halle. In the years that followed a new cultural figure appeared, the Enlightener-Pietist, or vice versa, who was to dominate the high and late Enlightenment and of whom Zur Linden was one of the first examples. Although the Ratio takes as its starting-point the rules of logical hermeneutics, it is based in an evaluation of the themes of classical rhetoric, and conceives hermeneutics as a technique, grounded in means-end rationality, the task of which is to determine the best method for understanding texts and speech. Zur Linden’s sacred hermeneutic theory is distinguished by at least four innovative aspects: 1. The proposal of a general hermeneutics of a probabilistic type. 2. An intensive examination of the different concepts of sense and their interrelationships. 3. The critique of better understanding as the goal of exegesis. The critical points of the text should not be obliterated in favour of its consistency. 4. The possible lack of agreement between what the author intends to say and what he actually says. For Zur Linden the sense of the text takes undoubted precedence and constitutes the only possible access to the author’s sense. His author-related textual hermeneutics can still be seen today as an original and noteworthy achievement.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita

Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita von Cataldi Madonna,  Luigi, Zur Linden,  Johann Georg
1735 veröffentlichte Johann Georg Zur Linden in Jena die "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita". Sein Werk ist das Resultat eines unerwarteten Bündnisses zwischen der wolffschen Aufklärung und dem Pietismus nach dem harten Zusammenstoß dieser beiden Richtungen, der seinen Höhepunkt in der Verbannung Wolffs aus Halle fand. In den folgenden Jahren trat eine neue kulturelle Figur in Erscheinung, der Aufklärer-Pietist oder umgekehrt, der die Hoch- und Spätaufklärung beherrschte und zu dessen ersten Repräsentanten Zur Linden zählt. Obgleich die Ratio von den Vorschriften der logischen Hermeneutik ausgeht, beruht sie auf einer Aufwertung der Themen der antiken Rhetorik und konzipiert die Hermeneutik als eine auf die Mittel-Zweck-Rationalität gestützte Technik, der die Aufgabe zukommt, die besten Mittel für das Verstehen von Texten und Reden festzulegen. Die heilige Hermeneutik von Zur Linden zeichnet sich durch wenigstens vier innovative Aspekte aus: 1. Den Vorschlag einer allgemeinen Hermeneutik probabilistischer Art. 2. Eine eingehende Untersuchung der verschiedenen Sinnbegriffe und ihrer Wechselbeziehungen. 3. Die Kritik am Besserverstehen als Auslegungsziel. Die kritischen Punkte des Textes dürfen nicht zugunsten seiner Nichtwidersprüchlichkeit ausgemerzt werden, weil jede Verbesserung leicht in eine Manipulation des Sinns ausarten kann. 4. Die mögliche Nichtübereinstimmung zwischen dem, was der Autor sagen will, und dem, was er tatsächlich sagt. Für Zur Linden hat der Textsinn unzweifelhaft Vorrang und bildet den einzigen möglichen Zugang zum Autorsinn. Seine autorbezogene Texthermeneutik stellt sich noch heute als originelle, beachtenswerte Leistung dar.****************In 1735 Johann Georg Zur Linden published his "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita" in Jena. His work was the result of an unexpected alliance between the Wolffian Enlightenment and Pietism, after the fierce clash between these two trends which had culminated in Wolff’s banishment from Halle. In the years that followed a new cultural figure appeared, the Enlightener-Pietist, or vice versa, who was to dominate the high and late Enlightenment and of whom Zur Linden was one of the first examples. Although the Ratio takes as its starting-point the rules of logical hermeneutics, it is based in an evaluation of the themes of classical rhetoric, and conceives hermeneutics as a technique, grounded in means-end rationality, the task of which is to determine the best method for understanding texts and speech. Zur Linden’s sacred hermeneutic theory is distinguished by at least four innovative aspects: 1. The proposal of a general hermeneutics of a probabilistic type. 2. An intensive examination of the different concepts of sense and their interrelationships. 3. The critique of better understanding as the goal of exegesis. The critical points of the text should not be obliterated in favour of its consistency. 4. The possible lack of agreement between what the author intends to say and what he actually says. For Zur Linden the sense of the text takes undoubted precedence and constitutes the only possible access to the author’s sense. His author-related textual hermeneutics can still be seen today as an original and noteworthy achievement.
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Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita

Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita von Cataldi Madonna,  Luigi, Zur Linden,  Johann Georg
1735 veröffentlichte Johann Georg Zur Linden in Jena die "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita". Sein Werk ist das Resultat eines unerwarteten Bündnisses zwischen der wolffschen Aufklärung und dem Pietismus nach dem harten Zusammenstoß dieser beiden Richtungen, der seinen Höhepunkt in der Verbannung Wolffs aus Halle fand. In den folgenden Jahren trat eine neue kulturelle Figur in Erscheinung, der Aufklärer-Pietist oder umgekehrt, der die Hoch- und Spätaufklärung beherrschte und zu dessen ersten Repräsentanten Zur Linden zählt. Obgleich die Ratio von den Vorschriften der logischen Hermeneutik ausgeht, beruht sie auf einer Aufwertung der Themen der antiken Rhetorik und konzipiert die Hermeneutik als eine auf die Mittel-Zweck-Rationalität gestützte Technik, der die Aufgabe zukommt, die besten Mittel für das Verstehen von Texten und Reden festzulegen. Die heilige Hermeneutik von Zur Linden zeichnet sich durch wenigstens vier innovative Aspekte aus: 1. Den Vorschlag einer allgemeinen Hermeneutik probabilistischer Art. 2. Eine eingehende Untersuchung der verschiedenen Sinnbegriffe und ihrer Wechselbeziehungen. 3. Die Kritik am Besserverstehen als Auslegungsziel. Die kritischen Punkte des Textes dürfen nicht zugunsten seiner Nichtwidersprüchlichkeit ausgemerzt werden, weil jede Verbesserung leicht in eine Manipulation des Sinns ausarten kann. 4. Die mögliche Nichtübereinstimmung zwischen dem, was der Autor sagen will, und dem, was er tatsächlich sagt. Für Zur Linden hat der Textsinn unzweifelhaft Vorrang und bildet den einzigen möglichen Zugang zum Autorsinn. Seine autorbezogene Texthermeneutik stellt sich noch heute als originelle, beachtenswerte Leistung dar.****************In 1735 Johann Georg Zur Linden published his "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita" in Jena. His work was the result of an unexpected alliance between the Wolffian Enlightenment and Pietism, after the fierce clash between these two trends which had culminated in Wolff’s banishment from Halle. In the years that followed a new cultural figure appeared, the Enlightener-Pietist, or vice versa, who was to dominate the high and late Enlightenment and of whom Zur Linden was one of the first examples. Although the Ratio takes as its starting-point the rules of logical hermeneutics, it is based in an evaluation of the themes of classical rhetoric, and conceives hermeneutics as a technique, grounded in means-end rationality, the task of which is to determine the best method for understanding texts and speech. Zur Linden’s sacred hermeneutic theory is distinguished by at least four innovative aspects: 1. The proposal of a general hermeneutics of a probabilistic type. 2. An intensive examination of the different concepts of sense and their interrelationships. 3. The critique of better understanding as the goal of exegesis. The critical points of the text should not be obliterated in favour of its consistency. 4. The possible lack of agreement between what the author intends to say and what he actually says. For Zur Linden the sense of the text takes undoubted precedence and constitutes the only possible access to the author’s sense. His author-related textual hermeneutics can still be seen today as an original and noteworthy achievement.
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Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen

Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen von Aichele,  Alexander, Meier,  Georg Friedrich
Bereits in der deutschen Aufklärung, zumal in Halle, stritten sich Deterministen, Kompatibilisten und Libertarier um die menschliche Willensfreiheit. Der orthodoxe Wolffianismus nahm dabei auf der Basis einer durchaus bezweifelbaren und recht schlichten Leibniz-Interpretation eine Position ein, die man heutzutage wohl ‚kompatibilistisch‘ nennen würde. Sie lässt sich vereinfacht so formulieren: Zwar können wir wissen, dass wir zu den Handlungen, die wir vollziehen, determiniert sind, aber wir können nicht im Voraus wissen, welche Handlungen das sind. Deswegen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als so zu ‚entscheiden‘ und zu ‚handeln‘, als wären wir nicht determiniert, sondern frei. Diese Art von epistemischem Kompatibilismus (avant la lettre) versucht Georg Friedrich Meier (1718–1777) in seinen "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen" zu begründen. Dabei zeigt sich allerdings vor allem der prinzipielle Determinismus dieses Modells.****************During the German Enlightenment, especially in Halle, determinists, compatibilists and libertarians were already arguing about human free will. Orthodox Wolffians took a position, based on a highly tenuous and very simple interpretation of Leibniz, which we would define today as ‘compatibilist’. It can be formulated in simple terms as follows: we may be able to know that we are determined to the actions that we perform, but we cannot know in advance what those actions are. Therefore nothing remains for us but to ‘decide’ and ‘act’ as if we were not determined but free. In his "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen", Georg Friedrich Meier (1718–1777) attempts to justify this form of epistemic compatibalism (avant la lettre), yet demonstrates above all the principle of determinism of this model.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen

Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen von Aichele,  Alexander, Meier,  Georg Friedrich
Bereits in der deutschen Aufklärung, zumal in Halle, stritten sich Deterministen, Kompatibilisten und Libertarier um die menschliche Willensfreiheit. Der orthodoxe Wolffianismus nahm dabei auf der Basis einer durchaus bezweifelbaren und recht schlichten Leibniz-Interpretation eine Position ein, die man heutzutage wohl ‚kompatibilistisch‘ nennen würde. Sie lässt sich vereinfacht so formulieren: Zwar können wir wissen, dass wir zu den Handlungen, die wir vollziehen, determiniert sind, aber wir können nicht im Voraus wissen, welche Handlungen das sind. Deswegen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als so zu ‚entscheiden‘ und zu ‚handeln‘, als wären wir nicht determiniert, sondern frei. Diese Art von epistemischem Kompatibilismus (avant la lettre) versucht Georg Friedrich Meier (1718–1777) in seinen "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen" zu begründen. Dabei zeigt sich allerdings vor allem der prinzipielle Determinismus dieses Modells.****************During the German Enlightenment, especially in Halle, determinists, compatibilists and libertarians were already arguing about human free will. Orthodox Wolffians took a position, based on a highly tenuous and very simple interpretation of Leibniz, which we would define today as ‘compatibilist’. It can be formulated in simple terms as follows: we may be able to know that we are determined to the actions that we perform, but we cannot know in advance what those actions are. Therefore nothing remains for us but to ‘decide’ and ‘act’ as if we were not determined but free. In his "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen", Georg Friedrich Meier (1718–1777) attempts to justify this form of epistemic compatibalism (avant la lettre), yet demonstrates above all the principle of determinism of this model.
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Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen

Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen von Aichele,  Alexander, Meier,  Georg Friedrich
Bereits in der deutschen Aufklärung, zumal in Halle, stritten sich Deterministen, Kompatibilisten und Libertarier um die menschliche Willensfreiheit. Der orthodoxe Wolffianismus nahm dabei auf der Basis einer durchaus bezweifelbaren und recht schlichten Leibniz-Interpretation eine Position ein, die man heutzutage wohl ‚kompatibilistisch‘ nennen würde. Sie lässt sich vereinfacht so formulieren: Zwar können wir wissen, dass wir zu den Handlungen, die wir vollziehen, determiniert sind, aber wir können nicht im Voraus wissen, welche Handlungen das sind. Deswegen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als so zu ‚entscheiden‘ und zu ‚handeln‘, als wären wir nicht determiniert, sondern frei. Diese Art von epistemischem Kompatibilismus (avant la lettre) versucht Georg Friedrich Meier (1718–1777) in seinen "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen" zu begründen. Dabei zeigt sich allerdings vor allem der prinzipielle Determinismus dieses Modells.****************During the German Enlightenment, especially in Halle, determinists, compatibilists and libertarians were already arguing about human free will. Orthodox Wolffians took a position, based on a highly tenuous and very simple interpretation of Leibniz, which we would define today as ‘compatibilist’. It can be formulated in simple terms as follows: we may be able to know that we are determined to the actions that we perform, but we cannot know in advance what those actions are. Therefore nothing remains for us but to ‘decide’ and ‘act’ as if we were not determined but free. In his "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen", Georg Friedrich Meier (1718–1777) attempts to justify this form of epistemic compatibalism (avant la lettre), yet demonstrates above all the principle of determinism of this model.
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Kausalität bei Kant und J.F. Flatt

Kausalität bei Kant und J.F. Flatt von Wang,  Mujie
J. F. Flatt war von 1785 bis 1792 Philosophieprofessor in Tübingen und damit Lehrer von Hegel, Schelling und Hölderlin. Von Beginn dieser Tätigkeit an beschäftigte er sich intensiv mit Kants Philosophie, insbesondere seiner Kausalitätslehre. Die diesbezüglichen Vorlesungen wurden 2018 von Michael Franz und Ernst Otto Onnasch erstmalig herausgegeben und kommentiert. Diese neue Quelle legt es nahe, Flatts Kant-Kritik erneut zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen. Die Arbeit befasst sich mit dem Streit, der nicht unmittelbar zwischen Flatt und Kant, sondern vermittelt über Anhänger und Gegner Kants, v.a. C.L. Reinhold, J.G.H Feder und J.A. Eberhard, stattfand. In Flatts Kant-Kritik dokumentiert sich die Kluft zwischen dem damals neuen kritischen Denken Kants und dem herkömmlichen rationalistischen Denken in der Tradition von Leibniz und Wolff. Kants Transzendentalphilosophie betrachtet Flatt, sofern Inkonsistenzen behoben werden können, als einen neuen Zugang zur rationalen Theologie. Der Fokus dieser Arbeit liegt damit auf Flatts Inkonsistenzvorwurf und seinen Vermittlungsversuchen bezüglich des Kausalitätsbegriffes zwischen der Tübingischen Theologie und dem Kantischen Kritizismus.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Kausalität bei Kant und J.F. Flatt von Wang,  Mujie
J. F. Flatt war von 1785 bis 1792 Philosophieprofessor in Tübingen und damit Lehrer von Hegel, Schelling und Hölderlin. Von Beginn dieser Tätigkeit an beschäftigte er sich intensiv mit Kants Philosophie, insbesondere seiner Kausalitätslehre. Die diesbezüglichen Vorlesungen wurden 2018 von Michael Franz und Ernst Otto Onnasch erstmalig herausgegeben und kommentiert. Diese neue Quelle legt es nahe, Flatts Kant-Kritik erneut zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen. Die Arbeit befasst sich mit dem Streit, der nicht unmittelbar zwischen Flatt und Kant, sondern vermittelt über Anhänger und Gegner Kants, v.a. C.L. Reinhold, J.G.H Feder und J.A. Eberhard, stattfand. In Flatts Kant-Kritik dokumentiert sich die Kluft zwischen dem damals neuen kritischen Denken Kants und dem herkömmlichen rationalistischen Denken in der Tradition von Leibniz und Wolff. Kants Transzendentalphilosophie betrachtet Flatt, sofern Inkonsistenzen behoben werden können, als einen neuen Zugang zur rationalen Theologie. Der Fokus dieser Arbeit liegt damit auf Flatts Inkonsistenzvorwurf und seinen Vermittlungsversuchen bezüglich des Kausalitätsbegriffes zwischen der Tübingischen Theologie und dem Kantischen Kritizismus.
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Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung

Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung von Bosse,  Heinrich
Die Aufklärung entsteht in der ständischen Gesellschaft und hebt sie schließlich auf, indem sie den Raum des lateinischen Wissens für alle öffnet. Konkret: Der gelehrte Stand der lateinisch Ausgebildeten will den Raum seines Wissens für alle öffnen. Die Studierten verändern die Zirkulation des Wissens zwischen ihnen selbst und den Unstudierten, aber auch zwischen Regierung und Öffentlichkeit. Sie verändern die Ausbildung an den Universitäten, indem sie aus dem flottierenden Wissen aller Autoren die eine Wissenschaft der Kundigen machen. Sie verändern den Umgang mit Wissen, indem sie es unterhaltend, ja sogar bildend gestalten, um auch die Freizeit zu bewirtschaften. Sie verändern die Vermarktung des Wissens, indem sie die Expansion des Büchermarktes so lange unterstützen, bis der kapitalistische Kommerz überhandnimmt. Durch diese Bemühungen differenziert sich der Raum des lateinischen Wissens („die gelehrte Republik“) in die modernen Subsysteme: das Bildungswesen, die Öffentlichkeit, die Wissenschaft. Zugleich verändern diese Bemühungen auch die Qualität des Wissens, das nunmehr als unendlich verbesserungsbedürftig begrüßt und begriffen wird. So transformieren die Institutionen, Medien und Praktiken der Aufklärung die ständische Gesellschaft zur modernen Wissensgesellschaft mit ihrem Glauben an den Fortschritt. Heinrich Bosse ist seit Jahrzehnten einer der renommiertesten deutschen Aufklärungsforscher. Er war bis 2002 als Akademischer Rat am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben zahlreichen Aufsätzen u.a. die folgenden Bücher: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit (1981). 2. Aufl. Paderborn 2014; zusammen mit Ursula Renner (Hg.): Literaturwissenschaft – Einführung in ein Sprachspiel (1999). 2. Aufl. Freiburg 2010; zusammen mit Harald Neumeyer: „Da blüht der Winter schön“. Musensohn und Wanderlied um 1800. Freiburg i. Br. 1995. Wichtige Aufsätze von Heinrich Bosse enthält der Band Bildungsrevolution 1770–1830. Hg. mit einem Gespräch von Nacim Ghanbari. Heidelberg 2012.
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Medien, Institutionen und literarische Praktiken der Aufklärung von Bosse,  Heinrich
Die Aufklärung entsteht in der ständischen Gesellschaft und hebt sie schließlich auf, indem sie den Raum des lateinischen Wissens für alle öffnet. Konkret: Der gelehrte Stand der lateinisch Ausgebildeten will den Raum seines Wissens für alle öffnen. Die Studierten verändern die Zirkulation des Wissens zwischen ihnen selbst und den Unstudierten, aber auch zwischen Regierung und Öffentlichkeit. Sie verändern die Ausbildung an den Universitäten, indem sie aus dem flottierenden Wissen aller Autoren die eine Wissenschaft der Kundigen machen. Sie verändern den Umgang mit Wissen, indem sie es unterhaltend, ja sogar bildend gestalten, um auch die Freizeit zu bewirtschaften. Sie verändern die Vermarktung des Wissens, indem sie die Expansion des Büchermarktes so lange unterstützen, bis der kapitalistische Kommerz überhandnimmt. Durch diese Bemühungen differenziert sich der Raum des lateinischen Wissens („die gelehrte Republik“) in die modernen Subsysteme: das Bildungswesen, die Öffentlichkeit, die Wissenschaft. Zugleich verändern diese Bemühungen auch die Qualität des Wissens, das nunmehr als unendlich verbesserungsbedürftig begrüßt und begriffen wird. So transformieren die Institutionen, Medien und Praktiken der Aufklärung die ständische Gesellschaft zur modernen Wissensgesellschaft mit ihrem Glauben an den Fortschritt. Heinrich Bosse ist seit Jahrzehnten einer der renommiertesten deutschen Aufklärungsforscher. Er war bis 2002 als Akademischer Rat am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben zahlreichen Aufsätzen u.a. die folgenden Bücher: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit (1981). 2. Aufl. Paderborn 2014; zusammen mit Ursula Renner (Hg.): Literaturwissenschaft – Einführung in ein Sprachspiel (1999). 2. Aufl. Freiburg 2010; zusammen mit Harald Neumeyer: „Da blüht der Winter schön“. Musensohn und Wanderlied um 1800. Freiburg i. Br. 1995. Wichtige Aufsätze von Heinrich Bosse enthält der Band Bildungsrevolution 1770–1830. Hg. mit einem Gespräch von Nacim Ghanbari. Heidelberg 2012.
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Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita

Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita von Cataldi Madonna,  Luigi, Zur Linden,  Johann Georg
1735 veröffentlichte Johann Georg Zur Linden in Jena die "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita". Sein Werk ist das Resultat eines unerwarteten Bündnisses zwischen der wolffschen Aufklärung und dem Pietismus nach dem harten Zusammenstoß dieser beiden Richtungen, der seinen Höhepunkt in der Verbannung Wolffs aus Halle fand. In den folgenden Jahren trat eine neue kulturelle Figur in Erscheinung, der Aufklärer-Pietist oder umgekehrt, der die Hoch- und Spätaufklärung beherrschte und zu dessen ersten Repräsentanten Zur Linden zählt. Obgleich die Ratio von den Vorschriften der logischen Hermeneutik ausgeht, beruht sie auf einer Aufwertung der Themen der antiken Rhetorik und konzipiert die Hermeneutik als eine auf die Mittel-Zweck-Rationalität gestützte Technik, der die Aufgabe zukommt, die besten Mittel für das Verstehen von Texten und Reden festzulegen. Die heilige Hermeneutik von Zur Linden zeichnet sich durch wenigstens vier innovative Aspekte aus: 1. Den Vorschlag einer allgemeinen Hermeneutik probabilistischer Art. 2. Eine eingehende Untersuchung der verschiedenen Sinnbegriffe und ihrer Wechselbeziehungen. 3. Die Kritik am Besserverstehen als Auslegungsziel. Die kritischen Punkte des Textes dürfen nicht zugunsten seiner Nichtwidersprüchlichkeit ausgemerzt werden, weil jede Verbesserung leicht in eine Manipulation des Sinns ausarten kann. 4. Die mögliche Nichtübereinstimmung zwischen dem, was der Autor sagen will, und dem, was er tatsächlich sagt. Für Zur Linden hat der Textsinn unzweifelhaft Vorrang und bildet den einzigen möglichen Zugang zum Autorsinn. Seine autorbezogene Texthermeneutik stellt sich noch heute als originelle, beachtenswerte Leistung dar.****************In 1735 Johann Georg Zur Linden published his "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita" in Jena. His work was the result of an unexpected alliance between the Wolffian Enlightenment and Pietism, after the fierce clash between these two trends which had culminated in Wolff’s banishment from Halle. In the years that followed a new cultural figure appeared, the Enlightener-Pietist, or vice versa, who was to dominate the high and late Enlightenment and of whom Zur Linden was one of the first examples. Although the Ratio takes as its starting-point the rules of logical hermeneutics, it is based in an evaluation of the themes of classical rhetoric, and conceives hermeneutics as a technique, grounded in means-end rationality, the task of which is to determine the best method for understanding texts and speech. Zur Linden’s sacred hermeneutic theory is distinguished by at least four innovative aspects: 1. The proposal of a general hermeneutics of a probabilistic type. 2. An intensive examination of the different concepts of sense and their interrelationships. 3. The critique of better understanding as the goal of exegesis. The critical points of the text should not be obliterated in favour of its consistency. 4. The possible lack of agreement between what the author intends to say and what he actually says. For Zur Linden the sense of the text takes undoubted precedence and constitutes the only possible access to the author’s sense. His author-related textual hermeneutics can still be seen today as an original and noteworthy achievement.
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Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita

Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita von Cataldi Madonna,  Luigi, Zur Linden,  Johann Georg
1735 veröffentlichte Johann Georg Zur Linden in Jena die "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita". Sein Werk ist das Resultat eines unerwarteten Bündnisses zwischen der wolffschen Aufklärung und dem Pietismus nach dem harten Zusammenstoß dieser beiden Richtungen, der seinen Höhepunkt in der Verbannung Wolffs aus Halle fand. In den folgenden Jahren trat eine neue kulturelle Figur in Erscheinung, der Aufklärer-Pietist oder umgekehrt, der die Hoch- und Spätaufklärung beherrschte und zu dessen ersten Repräsentanten Zur Linden zählt. Obgleich die Ratio von den Vorschriften der logischen Hermeneutik ausgeht, beruht sie auf einer Aufwertung der Themen der antiken Rhetorik und konzipiert die Hermeneutik als eine auf die Mittel-Zweck-Rationalität gestützte Technik, der die Aufgabe zukommt, die besten Mittel für das Verstehen von Texten und Reden festzulegen. Die heilige Hermeneutik von Zur Linden zeichnet sich durch wenigstens vier innovative Aspekte aus: 1. Den Vorschlag einer allgemeinen Hermeneutik probabilistischer Art. 2. Eine eingehende Untersuchung der verschiedenen Sinnbegriffe und ihrer Wechselbeziehungen. 3. Die Kritik am Besserverstehen als Auslegungsziel. Die kritischen Punkte des Textes dürfen nicht zugunsten seiner Nichtwidersprüchlichkeit ausgemerzt werden, weil jede Verbesserung leicht in eine Manipulation des Sinns ausarten kann. 4. Die mögliche Nichtübereinstimmung zwischen dem, was der Autor sagen will, und dem, was er tatsächlich sagt. Für Zur Linden hat der Textsinn unzweifelhaft Vorrang und bildet den einzigen möglichen Zugang zum Autorsinn. Seine autorbezogene Texthermeneutik stellt sich noch heute als originelle, beachtenswerte Leistung dar.****************In 1735 Johann Georg Zur Linden published his "Ratio meditationis hermeneuticae imprimis sacrae methodo systematica proposita" in Jena. His work was the result of an unexpected alliance between the Wolffian Enlightenment and Pietism, after the fierce clash between these two trends which had culminated in Wolff’s banishment from Halle. In the years that followed a new cultural figure appeared, the Enlightener-Pietist, or vice versa, who was to dominate the high and late Enlightenment and of whom Zur Linden was one of the first examples. Although the Ratio takes as its starting-point the rules of logical hermeneutics, it is based in an evaluation of the themes of classical rhetoric, and conceives hermeneutics as a technique, grounded in means-end rationality, the task of which is to determine the best method for understanding texts and speech. Zur Linden’s sacred hermeneutic theory is distinguished by at least four innovative aspects: 1. The proposal of a general hermeneutics of a probabilistic type. 2. An intensive examination of the different concepts of sense and their interrelationships. 3. The critique of better understanding as the goal of exegesis. The critical points of the text should not be obliterated in favour of its consistency. 4. The possible lack of agreement between what the author intends to say and what he actually says. For Zur Linden the sense of the text takes undoubted precedence and constitutes the only possible access to the author’s sense. His author-related textual hermeneutics can still be seen today as an original and noteworthy achievement.
Aktualisiert: 2023-06-29
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Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen

Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen von Aichele,  Alexander, Meier,  Georg Friedrich
Bereits in der deutschen Aufklärung, zumal in Halle, stritten sich Deterministen, Kompatibilisten und Libertarier um die menschliche Willensfreiheit. Der orthodoxe Wolffianismus nahm dabei auf der Basis einer durchaus bezweifelbaren und recht schlichten Leibniz-Interpretation eine Position ein, die man heutzutage wohl ‚kompatibilistisch‘ nennen würde. Sie lässt sich vereinfacht so formulieren: Zwar können wir wissen, dass wir zu den Handlungen, die wir vollziehen, determiniert sind, aber wir können nicht im Voraus wissen, welche Handlungen das sind. Deswegen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als so zu ‚entscheiden‘ und zu ‚handeln‘, als wären wir nicht determiniert, sondern frei. Diese Art von epistemischem Kompatibilismus (avant la lettre) versucht Georg Friedrich Meier (1718–1777) in seinen "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen" zu begründen. Dabei zeigt sich allerdings vor allem der prinzipielle Determinismus dieses Modells.****************During the German Enlightenment, especially in Halle, determinists, compatibilists and libertarians were already arguing about human free will. Orthodox Wolffians took a position, based on a highly tenuous and very simple interpretation of Leibniz, which we would define today as ‘compatibilist’. It can be formulated in simple terms as follows: we may be able to know that we are determined to the actions that we perform, but we cannot know in advance what those actions are. Therefore nothing remains for us but to ‘decide’ and ‘act’ as if we were not determined but free. In his "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen", Georg Friedrich Meier (1718–1777) attempts to justify this form of epistemic compatibalism (avant la lettre), yet demonstrates above all the principle of determinism of this model.
Aktualisiert: 2023-06-29
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Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen

Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen von Aichele,  Alexander, Meier,  Georg Friedrich
Bereits in der deutschen Aufklärung, zumal in Halle, stritten sich Deterministen, Kompatibilisten und Libertarier um die menschliche Willensfreiheit. Der orthodoxe Wolffianismus nahm dabei auf der Basis einer durchaus bezweifelbaren und recht schlichten Leibniz-Interpretation eine Position ein, die man heutzutage wohl ‚kompatibilistisch‘ nennen würde. Sie lässt sich vereinfacht so formulieren: Zwar können wir wissen, dass wir zu den Handlungen, die wir vollziehen, determiniert sind, aber wir können nicht im Voraus wissen, welche Handlungen das sind. Deswegen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als so zu ‚entscheiden‘ und zu ‚handeln‘, als wären wir nicht determiniert, sondern frei. Diese Art von epistemischem Kompatibilismus (avant la lettre) versucht Georg Friedrich Meier (1718–1777) in seinen "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen" zu begründen. Dabei zeigt sich allerdings vor allem der prinzipielle Determinismus dieses Modells.****************During the German Enlightenment, especially in Halle, determinists, compatibilists and libertarians were already arguing about human free will. Orthodox Wolffians took a position, based on a highly tenuous and very simple interpretation of Leibniz, which we would define today as ‘compatibilist’. It can be formulated in simple terms as follows: we may be able to know that we are determined to the actions that we perform, but we cannot know in advance what those actions are. Therefore nothing remains for us but to ‘decide’ and ‘act’ as if we were not determined but free. In his "Gedancken von dem Einfluße der göttlichen Vorsehung in die freyen Handlungen der Menschen", Georg Friedrich Meier (1718–1777) attempts to justify this form of epistemic compatibalism (avant la lettre), yet demonstrates above all the principle of determinism of this model.
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