ursprung in actu

ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-06-26
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sans phrase

sans phrase von Axelos,  Kostas, Casar,  Danyal, Dahlmann,  Manfred, Gallner,  Marlene, Goldmann,  Lucien, Heidemann,  Michael, Jouve,  Pierre, Julius,  Lyn, Kurth,  Lukas, Lem,  Stanislaw, Memmi,  Albert, Messerer,  Tobias, Mueller,  Frank, Pfeifer,  Karl, Radonic,  Ljiljana, Scheit,  Gerhard, Verly,  Marketa Bajgerova, Weiss,  Aron
Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
Aktualisiert: 2023-06-22
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sans phrase von Axelos,  Kostas, Casar,  Danyal, Dahlmann,  Manfred, Gallner,  Marlene, Goldmann,  Lucien, Heidemann,  Michael, Jouve,  Pierre, Julius,  Lyn, Kurth,  Lukas, Lem,  Stanislaw, Memmi,  Albert, Messerer,  Tobias, Mueller,  Frank, Pfeifer,  Karl, Radonic,  Ljiljana, Scheit,  Gerhard, Verly,  Marketa Bajgerova, Weiss,  Aron
Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
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sans phrase von Axelos,  Kostas, Casar,  Danyal, Dahlmann,  Manfred, Gallner,  Marlene, Goldmann,  Lucien, Heidemann,  Michael, Jouve,  Pierre, Julius,  Lyn, Kurth,  Lukas, Lem,  Stanislaw, Memmi,  Albert, Messerer,  Tobias, Mueller,  Frank, Pfeifer,  Karl, Radonic,  Ljiljana, Scheit,  Gerhard, Verly,  Marketa Bajgerova, Weiss,  Aron
Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
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sans phrase von Axelos,  Kostas, Casar,  Danyal, Dahlmann,  Manfred, Gallner,  Marlene, Goldmann,  Lucien, Heidemann,  Michael, Jouve,  Pierre, Julius,  Lyn, Kurth,  Lukas, Lem,  Stanislaw, Memmi,  Albert, Messerer,  Tobias, Mueller,  Frank, Pfeifer,  Karl, Radonic,  Ljiljana, Scheit,  Gerhard, Verly,  Marketa Bajgerova, Weiss,  Aron
Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
Aktualisiert: 2023-06-16
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Heidegger und die deutsche Sprache

Heidegger und die deutsche Sprache von Goldschmidt,  Georges-Arthur, Noll,  Monika
Die ›lingua tertii imperii‹, die Sprache des Dritten Reichs, hat – dank eines großen Einverständnisses mit, einer rückhaltlosen gedanklichen Zustimmung zu einem fürchterlichen, aus pompöser Monumentalität und Gefühlsduselei verfertigten Jargon, den man als sprachliche ›Thingstätte‹ bezeichnen könnte – alles und jedes durchdrungen. Den Zwängen des Nationalsozialismus entkam niemand, und was da¬mals in Deutschland erlebt und geschrieben wurde, trägt ihren sichtbaren Stempel und ist seither einem bestimmten Denken ein für alle Mal eingeschrieben. Dieser Jargon hatte die Sprache so sehr infiltriert und entstellt, dass jene ›Schädlinge‹, die die Naziwörter nicht benutzten, im Handumdrehen zu erkennen waren. Da Heideggers Denken mit eben dieser Sprache amalgamiert ist, kann es, selbst seinem politischen Gehalt nach, nicht ins Französische übertragen werden. Was Heidegger sagt, lässt sich partout nicht trennen von der Sprache, die es zum Ausdruck bringt, und zwar umso weniger, als sein ganzes Bemühen darauf gerichtet ist, Sprache letztlich von ihrer Wurzel her, in ihrer Vertikalität zu fassen.
Aktualisiert: 2023-06-15
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ursprung in actu

ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-06-07
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»Gegen den Geist des Sozialismus«

»Gegen den Geist des Sozialismus« von Kistenmacher,  Olaf
Antisemitismus in der politischen Linken wurde nicht erst nach 1945 zum Thema. Die Kritik daran ist so alt wie die Sache selbst. In der Weimarer Republik waren es ehemalige Gründungsmitglieder der KPD wie Franz Pfemfert oder Anarchosyndikalisten wie Rudolf Rocker, die die antisemitische Agitation während des Schlageter-Kurses kritisierten. Mitte der 1920er Jahre warnte Clara Zetkin auf dem Parteitag der KPD vor judenfeindlichen Stimmungen an der Basis. 1929 erschien im Zentralorgan der um Heinrich Brandler und August Thalheimer gebildeten KPD-Opposition eine der ersten radikalen Kritiken des Antizionismus der KPD. Mit ihrer Kritik knüpften die anarchistischen und kommunistischen Linken an Interventionen von Rosa Luxemburg oder Leo Trotzki an und reflektierten zugleich die Entwicklung in Russland nach der bolschewistischen Revolution. Marx’ Anspruch, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch »ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen« ist, schloss für sie den Kampf gegen Antisemitismus auch in den eigenen Reihen mit ein.
Aktualisiert: 2023-05-20
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ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-05-20
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Ein Lichtlein für die Toten

Ein Lichtlein für die Toten von Fuchshuber,  Thorsten, Initiative Sozialistisches Forum Freiburg, L.,  Julika, Leo,  Elser, Poensgen,  Daniel, Stapelfeldt,  Gerhardt, Thalmaier,  Christian
In den letzten sechs Jahren, aus denen die Beiträge des Bandes stammen, trieb, wie es scheint, die Gesellschaft des Kapitals von einer Krise in die nächste. Schon die sogenannte ›Flüchtlingskrise‹ galt als ›Jahrhundertkrise‹, dicht gefolgt von der ›Klimakrise‹, die den nahen Untergang verhieß, sollte kein ›radikales Umdenken‹ erfolgen. Seit Anfang 2020 bedroht nun ein Virus eben nicht nur die Gesellschaft des Kapitals, sondern eben auch Leib und Leben der Individuen. So verlockend es sein mag, alle diese Krisen ›ideologiekritisch‹ aufeinander zu beziehen, womöglich gar unter einem einzigen Begriff zu fassen, so falsch wäre es, die ideologischen Reaktionen auf diese Krisen allzu schnell unter eine autoritäre, postmoderne oder neoliberale Subjektverfassung zu subsumieren, so als ob es die Sachen selbst (etwa den Krieg in Syrien, den Wandel des Klimas oder ein tödliches Virus) gar nicht gäbe oder sich vom jeweiligen Leid einfach abstrahieren ließe. Dabei haben die Krisen der vergangenen Jahre durchaus etwas gemein. So wie sich die Gesellschaft des Kapitals unter dem ökonomischen Zwang, sich permanent selbst zu revolutionieren, nur durch beständige Krisen hindurch erhält, so pendeln auch die Subjekte in jeder als Krise wahrgenommenen Situation antinomisch zwischen der zynischen Auffassung, die ›Krise als Chance‹ zu begreifen, und Untergangsfantasien, die zumeist auf sadistische Lust an Entsagung, Abschottung und Zerstörung zielen.
Aktualisiert: 2023-05-18
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ursprung in actu

ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-05-17
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»Gegen den Geist des Sozialismus«

»Gegen den Geist des Sozialismus« von Kistenmacher,  Olaf
Antisemitismus in der politischen Linken wurde nicht erst nach 1945 zum Thema. Die Kritik daran ist so alt wie die Sache selbst. In der Weimarer Republik waren es ehemalige Gründungsmitglieder der KPD wie Franz Pfemfert oder Anarchosyndikalisten wie Rudolf Rocker, die die antisemitische Agitation während des Schlageter-Kurses kritisierten. Mitte der 1920er Jahre warnte Clara Zetkin auf dem Parteitag der KPD vor judenfeindlichen Stimmungen an der Basis. 1929 erschien im Zentralorgan der um Heinrich Brandler und August Thalheimer gebildeten KPD-Opposition eine der ersten radikalen Kritiken des Antizionismus der KPD. Mit ihrer Kritik knüpften die anarchistischen und kommunistischen Linken an Interventionen von Rosa Luxemburg oder Leo Trotzki an und reflektierten zugleich die Entwicklung in Russland nach der bolschewistischen Revolution. Marx’ Anspruch, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch »ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen« ist, schloss für sie den Kampf gegen Antisemitismus auch in den eigenen Reihen mit ein.
Aktualisiert: 2023-04-20
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Revisionismus von links

Revisionismus von links von Finkielkraut,  Alain, Hesse,  Christoph, Machunsky,  Niklaas
Die Zukunft, die sich schon 1982 in Alain Finkielkrauts Essay (L’Avenir d’une négation) ankündigte, ist zu unserer Gegenwart geworden. Es ist längst nicht mehr der rechte Revisionismus, der die Tagespresse beherrscht und es sind mehrheitlich auch nicht mehr die ewig Gestrigen, die den singulären Charakter der europäischen Judenvernichtung wirkmächtig in Zweifel ziehen oder leugnen. Das Geschäft des Revisionismus wird heute vielmehr von linken Aktivisten und postkolonialen Theoretikern besorgt, die nichts unversucht lassen, um an der Präzedenzlosigkeit der Shoah zu rütteln. Als Finkielkrauts Buch vor über 40 Jahren erschien, stand die Öffentlichkeit noch ganz unter dem Eindruck einer genuin rechten Holocaustleugnung. Die Debatte um Robert Faurisson, der die Existenz von Gaskammer in Auschwitz leugnete, beherrschte die Presse weit über Frankreich hinaus. Dem aufgeklärten Teil der Öffentlichkeit scheint das Motiv hinter dem Revisionismus dabei bis heute hin klar zu sein: wer bestreitet, dass es in Auschwitz Gaskammern gegeben hat, ist eines Geistes mit all jenen, die diese zum Zwecke der »Endlösung der Judenfrage« einst erbauten. Für kurzzeitige Irritation sorgte in dieser Hinsicht zwar die linke Ikone Noam Chomsky, der zu Faurissons Buch (Mémoire en défense) im Jahr 1980 ein eigenes Vorwort beisteuerte. Doch diese Irritation blieb nur von kurzer Dauer. Die liberale und linke Öffentlichkeit beruhigte sich umso schneller damit, dass es Chomsky in Wahrheit nur um die allgemeinere und grundsätzlichere Frage der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit und nicht etwa um die Holocaustleugnung gegangen sei. Doch weshalb sprang ein antiautoritärer Linker wie Chomsky ausgerechnet für einen Holocaustleugner und sein unantastbares Recht auf freie Meinung in die Bresche? Und wie konnte es dazu kommen, dass sich ausgerechnet der linksradikale Verlag La Vieille Taupe, der sich ansonsten durch den Vertrieb von situationistischer und antistalinistischer Literatur einen Namen gemacht hatte, zum zentralen Publikationsort des Revisionismus in Frankreich mausern sollte? Finkielkraut geht diesen (und weiteren) Fragen in seinem Essay nach, indem er die Geschichte des Revisionismus von links zunächst bis zu dessen Wurzeln in der Dreyfus-Affäre zurückverfolgt, um davon ausgehend die Zukunft dieses Ressentiments vorwegzunehmen. Für die deutsche Debatte ist Finkielkrauts Untersuchung dabei von besonderem Interesse, weil er bereits vor dem deutschen Historikerstreit (1986/87) die Argumente und Motive antizipierte und sezierte, die noch heute die Debatten um den Antisemitismus auf der documenta 15, den Antizionismus der Aktivisten von Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) und die stets damit verbundenen Scheindiskussionen über Kunst- und Redefreiheit prägen. Finkielkraut lenkt seine Aufmerksamkeit schon früh auf einen antirassistisch und antikolonialistisch daherkommenden Antizionismus. Seine Kritik richtet sich gegen ein Denken, das wie schon der rechte Revisionismus zuvor, nun allerdings von links, darauf abzielt, die neue, bis dahin ungekannte und unvorstellbare Qualität der »Endlösung der Judenfrage«, durch die Rückführung auf Altbekanntes und Allgemeines zu nivellieren. Ein Buch, das durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die einstigen Fluchtlinien einer zukünftigen Entwicklung zeichnen wollte, die in Gestalt des gängigen Antisemitismus und Revisionismus von links, heute allerdings längst Gegenwart geworden ist. Über Finkielkrauts selbstkritische Analyse, aber nicht minder polemische Kritik der 68er und des geistigen Milieus, das ihnen folgen sollte, schrieb Eike Geisel schon 1982 im SPIEGEL, dass sich neben ihr »die gängigen deutschen Veröffentlichungen ausnehmen wie tranige Seminararbeiten von Leuten, deren geheimer Wunsch schon immer war, Sozialarbeiter zu werden.«
Aktualisiert: 2023-04-20
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Heidegger und die deutsche Sprache

Heidegger und die deutsche Sprache von Goldschmidt,  Georges-Arthur, Noll,  Monika
Die ›lingua tertii imperii‹, die Sprache des Dritten Reichs, hat – dank eines großen Einverständnisses mit, einer rückhaltlosen gedanklichen Zustimmung zu einem fürchterlichen, aus pompöser Monumentalität und Gefühlsduselei verfertigten Jargon, den man als sprachliche ›Thingstätte‹ bezeichnen könnte – alles und jedes durchdrungen. Den Zwängen des Nationalsozialismus entkam niemand, und was da¬mals in Deutschland erlebt und geschrieben wurde, trägt ihren sichtbaren Stempel und ist seither einem bestimmten Denken ein für alle Mal eingeschrieben. Dieser Jargon hatte die Sprache so sehr infiltriert und entstellt, dass jene ›Schädlinge‹, die die Naziwörter nicht benutzten, im Handumdrehen zu erkennen waren. Da Heideggers Denken mit eben dieser Sprache amalgamiert ist, kann es, selbst seinem politischen Gehalt nach, nicht ins Französische übertragen werden. Was Heidegger sagt, lässt sich partout nicht trennen von der Sprache, die es zum Ausdruck bringt, und zwar umso weniger, als sein ganzes Bemühen darauf gerichtet ist, Sprache letztlich von ihrer Wurzel her, in ihrer Vertikalität zu fassen.
Aktualisiert: 2023-04-21
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sans phrase

sans phrase von Becker,  Randi, Bijlsma,  Aljoscha, Bitterolf,  Markus, Bruhn,  Joachim, Feuerherdt,  Alex, Fleischer,  Werner, Glaser,  Georg K, Goldschmidt,  Georges-Arthur, Göllner,  Renate, Gruber,  Alex, Gruber,  Hans-Peter, Hartmann,  Simone Dinah, Heidemann,  Michael, Kaggl,  Colin, Khan,  Karim, Markl,  Florian, Mettin,  Martin, Metzger,  Heinz-Klaus, Pohrt,  Wolfgang, Radonic,  Ljiljana, Scheit,  Gerhard, Sperber,  Manés, von Osten-Sacken,  Thomas
Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
Aktualisiert: 2023-03-02
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Schriften zu Nationalsozialismus und Antisemitismus

Schriften zu Nationalsozialismus und Antisemitismus von Lenhard,  Philipp, Pollock,  Friedrich
Der dritte Band der Gesammelten Schriften Friedrich Pollocks enthält Texte zu Nationalsozialismus und Antisemitismus sowie Überlegungen zur europäischen Nachkriegsordnung. Als Jude und Marxist in doppelter Hinsicht von Verfolgung bedroht, war Pollock 1933 nach Genf emigriert, wo er die Zweigstelle des Instituts für Sozialforschung leiten sollte. Schon 1934 ging er nach New York, um an der Columbia University zusammen mit Max Horkheimer das Institute for Social Research unter gänzlich neuen Bedingungen wiederaufzubauen. Als Co-Direktor und Verwaltungschef blieb Pollock nach der Emigration zunächst wenig Zeit für die wissenschaftliche Arbeit. Der für die berühmte Familienstudie des Instituts geplante Text über Authority and Economics kam über den in diesem Band erstmals abgedruckten Entwurf nicht hinaus. Abgesehen von einigen Rezensionen blieb Pollock mehrere Jahre lang wissenschaftlich unproduktiv. Dies änderte sich erst mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Einem Aufsatz über die Kriegsproduktion folgten 1941 zwei Schlüsseltexte der ›Kritischen Theorie‹, nämlich Aufsätze über die Epoche des Staatskapitalismus und den Nationalsozialismus als neue Ordnung. Parallel dazu fertigte Pollock Notizen und Aphorismen zur Klassentheorie an, die in eine rudimentär gebliebene Theorie der Racketgesellschaft einmündeten. In einem hier präsentierten zweiten Block wird Pollocks sozialwissenschaftliche Analyse des Antisemitismus vorgestellt, war er doch federführend an einem Forschungsprojekts des Instituts über Anti-Semitism among American Labour beteiligt und steuerte ein eigenes Kapitel bei, das im vorliegenden Band erstmals Veröffentlichung findet. Anschließend an die Befunde aus der Labourstudie sowie weitere Institutsprojekte zum Antisemitismus hielt Pollock 1944 auf dem Washingtoner Kongress der Women’s International League for Peace and Freedom einen bis heute bemerkenswerten Vortrag über Political Antisemitism, der auch den zeitgleich in Europa stattfindenden Mord an den europäischen Juden thematisierte. In einem dritten Textblock werden Aufsätze Pollocks versammelt, in denen er sich mit politischen Strategien für die deutsche und europäische Nachkriegsordnung beschäftigt. Diese Texte schrieb er nicht etwa für die Schublade, sondern sie sollten die politisch Verantwortlichen erreichen. Pollock gelang es sogar, seine Ideen im Weißen Haus zu präsentieren, stieß dort jedoch auf Ablehnung. Dennoch geben die Überlegungen Einblick in die politische Analyse des Zweiten Weltkriegs, des Nationalsozialismus und auch der Rolle der Alliierten nach 1945.
Aktualisiert: 2023-01-24
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sans phrase

sans phrase von Bandl,  Alexandra, Bitterolf,  Markus, Brandner,  Felix, Bruhn,  Joachim, Chaouat,  Bruno, Dahlmann,  Manfred, Fuchshuber,  Thorsten, Gathmann,  Till, Glick,  Caroline B., Goda,  Norman J. W., Goldschmidt,  Georges-Arthur, Graf,  Oskar Maria, Gruber,  Alex, Gruhler,  Luis, Heidemann,  Michael, Hellbrück,  David, Mettler,  Miriam, Scheit,  Gerhard, Svetlova,  Ksenia, Tobin,  Jonathan S., Traiman,  Alex
Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
Aktualisiert: 2022-11-22
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Die Geschichte des Weh

Die Geschichte des Weh von Glaser,  Georg K, Schock,  Ralph
Im Jahr 1968, fünfzehn Jahre nach der Veröffentlichung seines beeindruckenden Berichts Geheimnis und Gewalt, legte der Pariser Schriftsteller und Silberschmied Georg K. Glaser (1910–1995) eine Erzählung vor. Deren Protagonist Weh ist der 1908 in Frankfurt am Main geborene Eugen Weidmann, der am 17. Juni 1939 in Versailles durch die Guillotine hingerichtet wurde. Eines Nachts treffen in der Pariser Emigration nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten der Ich-Erzähler, unschwer als Glaser selbst zu erkennen, und Weidmann aufeinander, vermittelt über den gemeinsamen Freund Willy Mainzer. Während dieser Weidmann wegen seiner angeblichen wirtschaftlichen Erfolge bewundert und daran zu partizipieren hofft, wird der Erzähler immer misstrauischer. Mit knapper Not entkommen die beiden schließlich einem Anschlag Weidmanns. Wenig später stellt sich heraus, dass Weidmann ein lange gesuchter mehrfacher Mörder ist. Der Autor unternimmt es in seiner Erzählung, dem dunklen Rätsel dieses Mannes auf die Spur zu kommen, der ihm »verwandt« erscheint. Die Geschichte des Weh handelt von Flucht und Vertreibung, der Ohnmacht vor dem heraufziehenden Krieg wie der Verwandtschaft in der Einsamkeit und davon, wie das Eigentümliche das Allgemeine bestimmt. Der Band enthält ein Nachwort von Ralph Schock und wird um einen Brief Glasers an Max Horkheimer in der Causa Mainzer, ein Porträt Glasers von Gustav Regler sowie weitere Dokumente ergänzt.
Aktualisiert: 2023-04-12
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ursprung in actu

ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-04-12
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Seinslogik und Kapital

Seinslogik und Kapital von Dahlmann,  Manfred, Gruber,  Alex, Thalmaier,  Christian
Dem Seinsphilosophen gelingt es allerdings auch nicht, sich von Negation und Vermitteltheit vollständig zu ‚befreien‘ – zumindest so lange es noch Seiendes gibt, das sich ihm entgegenstellt. Auch und gerade er – und hier gehen Philosophie und gesunder Menschenverstand übergangslos ineinander über – konzentriert das Positive in das Eine (das Sein) und das von ihm abgeschiedene Negative zwar nicht in ein Außen (das ist ihm verwehrt), sondern in ein ‚Man‘, in eine ‚Seinsvergessenheit … So abstrakt und schwer verständlich die Seinsphilosophie auch daherkommen mag, so unerträglich ihr Geraune und so widerwärtig ihre Geschichtsblindheit auch ist: sie rennt mittlerweile in allen Kreisen bis hin zu den Stammtischen nicht mehr nur weit offene Türen ein – sie befindet sich längst mittendrin im gesellschaftlichen Zentrum, in ihrer barbarischen Gewalt nur noch zurückgehalten von der rationalen Form, die sich auf den globalen Märkten organisiert. Jede Krise rüttelt weiter an der Geltung dieser Form. Und den Seinsphilosophen mögen die Massen als Pöbel erscheinen: sie liefern diesem dessen Philosophie. Fällt die materielle Basis des Rationalismus in oder nach einer Krise aus, dann vereinigen sich Pöbel und Experten zur vernichtenden Gewalt.
Aktualisiert: 2023-04-12
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