NO PONTE

NO PONTE von Micciché,  Giuseppe
In den Sommerferien, in denen wir wie viele andere ins Ausland emigrierte Familien in unser Dorf zurückkehrten, waren der erste Geschmack der Heimat die Arancini, die es auf der Fähre vom italienischen Festland nach Sizilien zu essen gab. Von weitem sichtbar am anderen Ufer begrüsste uns die goldglänzende Madonnina, die Schutzpatronin von Messina. Erst viel später begann ich mich für den Küstenstrich um Messina zu interessieren, der seit der Antike geografisch und geopolitisch grosse Bedeutung hatte. Die Distanz zum italienischen Festland ist hier so gering, dass die Idee einer Brücke zwischen den Ufern Kalabriens und Siziliens die Köpfe der Bewohner seit Generationen obsessiv besetzt. Fasziniert von dieser Brücke, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist, begann ich das Küstengebiet 2006 fotografisch zu dokumentieren. Bereits von Mussolini in den Kriegsjahren angekündigt, weckte das höchst umstrittene Brückenprojekt das Interesse Berlusconis, der es in seiner Amtszeit als Premier zu konkretisieren begann. Wiederholt wurde dieses gigantomanische Prestigeprojekt diskutiert, geplant und schliesslich wieder verworfen. Es wäre die bisher längste und höchste Hängebrücke der Welt – erbaut auf erdbebengefährdetem, sandigem Grund. Für die einen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs Siziliens, schwebt die Brücke für die anderen wie ein Damoklesschwert über der Region und Italien.
Entstanden ist bei meinem Langzeitprojekt ein Porträt einer Region im Stillstand, im Zustand des gleichgültigen, frustrierten oder auch hoffnungsvollen Wartens. Es dokumentiert die Veränderung der (sub)urbanen Küstenabschnitte, die zögerlichen Versuche einer Aufwertung und zeigt Menschen in ihrem Alltag, wie die Fischer, deren Verdienst aus der Schwertfischjagd schon lange nicht mehr zum Leben reicht. No ponte ist ein Essay darüber, wie die Absenz von etwas uns so stark beeinflusst wie dessen Präsenz es tun würde. Ein Bild der Brücke wird in dieser Serie nie zu sehen sein. Die letzte Fotografie werde ich schiessen, wenn der Grundstein gelegt ist. – Giuseppe Micciché
Aktualisiert: 2023-06-30
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NO PONTE

NO PONTE von Micciché,  Giuseppe
In den Sommerferien, in denen wir wie viele andere ins Ausland emigrierte Familien in unser Dorf zurückkehrten, waren der erste Geschmack der Heimat die Arancini, die es auf der Fähre vom italienischen Festland nach Sizilien zu essen gab. Von weitem sichtbar am anderen Ufer begrüsste uns die goldglänzende Madonnina, die Schutzpatronin von Messina. Erst viel später begann ich mich für den Küstenstrich um Messina zu interessieren, der seit der Antike geografisch und geopolitisch grosse Bedeutung hatte. Die Distanz zum italienischen Festland ist hier so gering, dass die Idee einer Brücke zwischen den Ufern Kalabriens und Siziliens die Köpfe der Bewohner seit Generationen obsessiv besetzt. Fasziniert von dieser Brücke, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist, begann ich das Küstengebiet 2006 fotografisch zu dokumentieren. Bereits von Mussolini in den Kriegsjahren angekündigt, weckte das höchst umstrittene Brückenprojekt das Interesse Berlusconis, der es in seiner Amtszeit als Premier zu konkretisieren begann. Wiederholt wurde dieses gigantomanische Prestigeprojekt diskutiert, geplant und schliesslich wieder verworfen. Es wäre die bisher längste und höchste Hängebrücke der Welt – erbaut auf erdbebengefährdetem, sandigem Grund. Für die einen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs Siziliens, schwebt die Brücke für die anderen wie ein Damoklesschwert über der Region und Italien.
Entstanden ist bei meinem Langzeitprojekt ein Porträt einer Region im Stillstand, im Zustand des gleichgültigen, frustrierten oder auch hoffnungsvollen Wartens. Es dokumentiert die Veränderung der (sub)urbanen Küstenabschnitte, die zögerlichen Versuche einer Aufwertung und zeigt Menschen in ihrem Alltag, wie die Fischer, deren Verdienst aus der Schwertfischjagd schon lange nicht mehr zum Leben reicht. No ponte ist ein Essay darüber, wie die Absenz von etwas uns so stark beeinflusst wie dessen Präsenz es tun würde. Ein Bild der Brücke wird in dieser Serie nie zu sehen sein. Die letzte Fotografie werde ich schiessen, wenn der Grundstein gelegt ist. – Giuseppe Micciché
Aktualisiert: 2023-06-30
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NO PONTE

NO PONTE von Micciché,  Giuseppe
In den Sommerferien, in denen wir wie viele andere ins Ausland emigrierte Familien in unser Dorf zurückkehrten, waren der erste Geschmack der Heimat die Arancini, die es auf der Fähre vom italienischen Festland nach Sizilien zu essen gab. Von weitem sichtbar am anderen Ufer begrüsste uns die goldglänzende Madonnina, die Schutzpatronin von Messina. Erst viel später begann ich mich für den Küstenstrich um Messina zu interessieren, der seit der Antike geografisch und geopolitisch grosse Bedeutung hatte. Die Distanz zum italienischen Festland ist hier so gering, dass die Idee einer Brücke zwischen den Ufern Kalabriens und Siziliens die Köpfe der Bewohner seit Generationen obsessiv besetzt. Fasziniert von dieser Brücke, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist, begann ich das Küstengebiet 2006 fotografisch zu dokumentieren. Bereits von Mussolini in den Kriegsjahren angekündigt, weckte das höchst umstrittene Brückenprojekt das Interesse Berlusconis, der es in seiner Amtszeit als Premier zu konkretisieren begann. Wiederholt wurde dieses gigantomanische Prestigeprojekt diskutiert, geplant und schliesslich wieder verworfen. Es wäre die bisher längste und höchste Hängebrücke der Welt – erbaut auf erdbebengefährdetem, sandigem Grund. Für die einen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs Siziliens, schwebt die Brücke für die anderen wie ein Damoklesschwert über der Region und Italien.
Entstanden ist bei meinem Langzeitprojekt ein Porträt einer Region im Stillstand, im Zustand des gleichgültigen, frustrierten oder auch hoffnungsvollen Wartens. Es dokumentiert die Veränderung der (sub)urbanen Küstenabschnitte, die zögerlichen Versuche einer Aufwertung und zeigt Menschen in ihrem Alltag, wie die Fischer, deren Verdienst aus der Schwertfischjagd schon lange nicht mehr zum Leben reicht. No ponte ist ein Essay darüber, wie die Absenz von etwas uns so stark beeinflusst wie dessen Präsenz es tun würde. Ein Bild der Brücke wird in dieser Serie nie zu sehen sein. Die letzte Fotografie werde ich schiessen, wenn der Grundstein gelegt ist. – Giuseppe Micciché
Aktualisiert: 2023-06-30
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Die Verzauberung des Werts.

Die Verzauberung des Werts. von Papadopoulos,  Alexandra, Schneider,  Peter
Ohne Kryptographie wäre vielleicht das ganze Internet noch immer jenes kleine, offene, dezentrale und frei zugängliche Spielfeld für Nerds, Gamer:innen Wissenschaftler:innen und Hacker:innen, ohne Widerspruch zwischen Öffentlichkeit und Privatheit und der Notwendigkeit, die Identität und Authentizität aller Teilnehmenden sicherstellen zu müssen. Gleichzeitig wäre Handel und E-Commerce nicht möglich. Kryptographie ist die Technologie, die sichere Transaktionen zwischen Teilnehmenden, die sich nicht kennen, ermöglicht. Der Wert einer funktionierenden Kryptowährung liegt allein in ihrer pseudonymen und dezentralen Transaktionform. Eine Kryptowährung scheint eine gute Lösung zu sein, wenn sich sehr viele Menschen aus sehr guten Gründen nicht vertrauen können, aber trotzdem miteinander Geschäfte machen wollen. Kryptos garantieren einen Markt ausserhalb sozialer Bindungen und Verpflichtungen, sie sind das Geld der libertären Ideologie. Die Blockchains als ewige Liste vergangener Transaktionen sind ihre Geschichte.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Sonne, Meer und nackte Menschen. Die Nudistenfilme des Schweizers Werner Kunz

Sonne, Meer und nackte Menschen. Die Nudistenfilme des Schweizers Werner Kunz von Uhlmann,  Matthias
Wer ab Mitte der 1950er-Jahre nackte Menschen im Film anschauen wollte, besuchte vorzugsweise die Vorführung eines Naturistenfilms von Werner Kunz (1926–2018). Die pionierhaften Werke des Schweizer Self-made-Filmemachers widmeten sich zu einem grossen Teil der Darbietung von Nudistinnen (weniger derjenigen von Nudisten) in ihren angestammten Habitaten – hauptsächlich bei sommerlichem Sport und Spiel an Land und im Wasser. Zu ihrer Zeit waren die Produktionen das (legale) Nonplusultra, was kinematografische Nacktdarstellungen anbelangte. Von einigen Filmzensurstellen als Ausgeburten von Unsittlichkeit verboten, gelangten Kunz’ Streifen andernorts als instruktive Dokumentationen über eine alternative Lebensweise zur Aufführung. Der Schauwert der unbekleideten Leiber blieb durch die dokumentarische Rahmung selbstredend unangetastet, und so verschoben Kunz’ Nudistenfilme mit der Zeit die Grenzen des zensorisch Erlaubten. Während eines Jahrzehnts verfügte Kunz mit seinen Filmen – bei denen er in Personalunion für Drehbuch, Produktion, Regie und Verwertung verantwortlich zeichnete – über das Monopol kinematografischer Nacktdarstellungen. Im Rahmen von rastlos veranstalteten Sondervorstellungen zeigte er seine Werke in grösseren und kleineren Mehrzwecksälen in Schweizer Städten und Ortschaften. Ab Anfang der 1960er-Jahre wurden sie regelmässig auch in den Kinos gespielt. Nicht zuletzt feierten seine Produktionen grosse Erfolge im Ausland. (Welcher Schweizer Film kann sich schon einer dreieinhalb Monate langen Spielzeit in einem New Yorker Kino rühmen?) Der Zürcher Filmwissenschaftler Matthias Uhlmann präsentiert in der ersten detaillierten Darstellung zu dem in Vergessenheit geratenen Schweizer Filmpionier Werner Kunz sämtliche überlieferten Filme hinsichtlich ihrer Produktion, Verwertung und Rezeption. Inhaltszusammenfassungen und zahlreiche Standbilder veranschaulichen die zwei Dutzend nudistischen Werke (darunter vier Langspielfilme); zudem illustriert reichhaltiges Bildmaterial aus dem Privatarchiv des Regisseurs das aufwendig recherchierte Buch. In Interviews, die der Verfasser mit dem Filmemacher führte, kommt der Wegbereiter der sexuellen Freizügigkeit im internationalen Film selbst zu Worte: als «Vater von all dem».
Aktualisiert: 2023-05-18
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Sonne, Meer und nackte Menschen. Die Nudistenfilme des Schweizers Werner Kunz

Sonne, Meer und nackte Menschen. Die Nudistenfilme des Schweizers Werner Kunz von Uhlmann,  Matthias
Wer ab Mitte der 1950er-Jahre nackte Menschen im Film anschauen wollte, besuchte vorzugsweise die Vorführung eines Naturistenfilms von Werner Kunz (1926–2018). Die pionierhaften Werke des Schweizer Self-made-Filmemachers widmeten sich zu einem grossen Teil der Darbietung von Nudistinnen (weniger derjenigen von Nudisten) in ihren angestammten Habitaten – hauptsächlich bei sommerlichem Sport und Spiel an Land und im Wasser. Zu ihrer Zeit waren die Produktionen das (legale) Nonplusultra, was kinematografische Nacktdarstellungen anbelangte. Von einigen Filmzensurstellen als Ausgeburten von Unsittlichkeit verboten, gelangten Kunz’ Streifen andernorts als instruktive Dokumentationen über eine alternative Lebensweise zur Aufführung. Der Schauwert der unbekleideten Leiber blieb durch die dokumentarische Rahmung selbstredend unangetastet, und so verschoben Kunz’ Nudistenfilme mit der Zeit die Grenzen des zensorisch Erlaubten. Während eines Jahrzehnts verfügte Kunz mit seinen Filmen – bei denen er in Personalunion für Drehbuch, Produktion, Regie und Verwertung verantwortlich zeichnete – über das Monopol kinematografischer Nacktdarstellungen. Im Rahmen von rastlos veranstalteten Sondervorstellungen zeigte er seine Werke in grösseren und kleineren Mehrzwecksälen in Schweizer Städten und Ortschaften. Ab Anfang der 1960er-Jahre wurden sie regelmässig auch in den Kinos gespielt. Nicht zuletzt feierten seine Produktionen grosse Erfolge im Ausland. (Welcher Schweizer Film kann sich schon einer dreieinhalb Monate langen Spielzeit in einem New Yorker Kino rühmen?) Der Zürcher Filmwissenschaftler Matthias Uhlmann präsentiert in der ersten detaillierten Darstellung zu dem in Vergessenheit geratenen Schweizer Filmpionier Werner Kunz sämtliche überlieferten Filme hinsichtlich ihrer Produktion, Verwertung und Rezeption. Inhaltszusammenfassungen und zahlreiche Standbilder veranschaulichen die zwei Dutzend nudistischen Werke (darunter vier Langspielfilme); zudem illustriert reichhaltiges Bildmaterial aus dem Privatarchiv des Regisseurs das aufwendig recherchierte Buch. In Interviews, die der Verfasser mit dem Filmemacher führte, kommt der Wegbereiter der sexuellen Freizügigkeit im internationalen Film selbst zu Worte: als «Vater von all dem».
Aktualisiert: 2023-05-18
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Die Bändigung des Zufalls

Die Bändigung des Zufalls von Hacking,  Ian, Schneider,  Peter
"Die Bändigung des Zufalls" (The Taming of Chance) wurde von der « Modern Library » als eines der 100 wichtigsten Sachbücher des 20. Jahrhunderts in englischer Sprache ausgewählt. Ian Hacking zeigt, wie es im späten 19. Jahrhundert möglich wurde, statistische Muster als selbsterklärend und die Welt als nicht zwangsläufig deterministisch zu betrachten. Im gleichen Zeitraum wurde die Vorstellung von der menschlichen Natur durch ein Modell des normalen Menschen basierend auf den Gesetzen der Dispersion ersetzt. Diese beiden parallelen Transformationen verstärkten sich gegenseitig, sodass der Zufall die Welt weniger launisch erscheinen liess: Legitimiert wurde es, weil es Ordnung in das Chaos brachte. Hacking argumentiert, diese Entwicklungen hätten dazu geführt, dass sich eine neue Art des wissenschaftlichen Denkens durchgesetzt hat. Je grösser das Mass an Indeterminismus in unserer Vorstellung von der Welt und den Menschen ist, desto mehr erwarten wir Kontrolle und Eingriffe in unser Leben und desto weniger Freiheit. Die Bändigung des Zufalls verbindet detaillierte wissenschaftsge-schichtliche Forschung mit der für die Wissenschafts-philosophie charakteristischen Breite sowie Elan und zeigt die Beziehungen zwischen Philosophie, Naturwissenschaften, Mathematik und der Entwicklung sozialer Institutionen auf. Zugleich liefert es eine einzigartige und massgebliche Analyse der «Probabilisierung» der westlichen Welt. «Hacking hat ein unheimliches Gespür dafür, ein kritisches und neuartiges Merkmal der Vergangenheit herauszuarbeiten und zu zeigen, wie sich scheinbar disparate Fakten zusammenfügen, sofern wir ihm seine zentrale Kategorie zugestehen. Er erhebt nicht den Anspruch, einen vollständigen Überblick über sein Thema zu geben. Wie ein Archäologe respektiert er die bruchstückhafte Überlieferung als eine der Grenzen seines Fachs. Aber was er ausgräbt und entziffert, ist immer wieder spannend und erhellend.»
Aktualisiert: 2023-05-11
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Die Bändigung des Zufalls

Die Bändigung des Zufalls von Hackiing,  Ian
Die Bändigung des Zufalls (The Taming of Chance) wurde von der « Modern Library » als eines der 100 wichtigsten Sachbücher des 20. Jahrhunderts in englischer Sprache ausgewählt. Ian Hacking zeigt, wie es im späten 19. Jahrhundert möglich wurde, statisti-sche Muster als selbsterklärend und die Welt als nicht zwangsläufig deterministisch zu betrachten. Im gleichen Zeitraum wurde die Vorstellung von der menschlichen Natur durch ein Modell des normalen Menschen basierend auf den Gesetzen der Dispersion ersetzt. Diese beiden parallelen Transformationen verstärkten sich gegenseitig, sodass der Zufall die Welt weniger launisch erscheinen liess : Legitimiert wurde es, weil es Ordnung in das Chaos brachte. Hacking argumentiert, diese Entwicklungen hätten dazu geführt, dass sich eine neue Art des wissenschaftlichen Denkens durch-gesetzt hat. Je grösser das Mass an Indeterminismus in unserer Vorstellung von der Welt und den Menschen ist, desto mehr erwarten wir Kontrolle und Eingriffe in unser Leben und desto weniger Freiheit. Die Bändigung des Zufalls verbindet detaillierte wissenschaftsge-schichtliche Forschung mit der für die Wissenschafts-philosophie charakteristischen Breite sowie Elan und zeigt die Beziehungen zwischen Philosophie, Natur-wissenschaften, Mathematik und der Entwicklung sozialer Institutionen auf. Zugleich liefert es eine einzigartige und massgebliche Analyse der «Probabilisierung» der westlichen Welt. «Hacking hat ein unheimliches Gespür dafür, ein kritisches und neuartiges Merkmal der Vergangenheit herauszuarbeiten und zu zeigen, wie sich scheinbar disparate Fakten zusammenfügen, sofern wir ihm seine zentrale Kategorie zugestehen. Er erhebt nicht den Anspruch, einen vollständigen Überblick über sein Thema zu geben. Wie ein Archäologe respektiert er die bruchstückhafte Überlieferung als eine der Grenzen seines Fachs. Aber was er ausgräbt und entziffert, ist immer wieder spannend und erhellend.»
Aktualisiert: 2023-05-04
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Die Bändigung des Zufalls

Die Bändigung des Zufalls von Hacking,  Ian, Schneider,  Peter
"Die Bändigung des Zufalls" (The Taming of Chance) wurde von der « Modern Library » als eines der 100 wichtigsten Sachbücher des 20. Jahrhunderts in englischer Sprache ausgewählt. Ian Hacking zeigt, wie es im späten 19. Jahrhundert möglich wurde, statistische Muster als selbsterklärend und die Welt als nicht zwangsläufig deterministisch zu betrachten. Im gleichen Zeitraum wurde die Vorstellung von der menschlichen Natur durch ein Modell des normalen Menschen basierend auf den Gesetzen der Dispersion ersetzt. Diese beiden parallelen Transformationen verstärkten sich gegenseitig, sodass der Zufall die Welt weniger launisch erscheinen liess: Legitimiert wurde es, weil es Ordnung in das Chaos brachte. Hacking argumentiert, diese Entwicklungen hätten dazu geführt, dass sich eine neue Art des wissenschaftlichen Denkens durchgesetzt hat. Je grösser das Mass an Indeterminismus in unserer Vorstellung von der Welt und den Menschen ist, desto mehr erwarten wir Kontrolle und Eingriffe in unser Leben und desto weniger Freiheit. Die Bändigung des Zufalls verbindet detaillierte wissenschaftsge-schichtliche Forschung mit der für die Wissenschafts-philosophie charakteristischen Breite sowie Elan und zeigt die Beziehungen zwischen Philosophie, Naturwissenschaften, Mathematik und der Entwicklung sozialer Institutionen auf. Zugleich liefert es eine einzigartige und massgebliche Analyse der «Probabilisierung» der westlichen Welt. «Hacking hat ein unheimliches Gespür dafür, ein kritisches und neuartiges Merkmal der Vergangenheit herauszuarbeiten und zu zeigen, wie sich scheinbar disparate Fakten zusammenfügen, sofern wir ihm seine zentrale Kategorie zugestehen. Er erhebt nicht den Anspruch, einen vollständigen Überblick über sein Thema zu geben. Wie ein Archäologe respektiert er die bruchstückhafte Überlieferung als eine der Grenzen seines Fachs. Aber was er ausgräbt und entziffert, ist immer wieder spannend und erhellend.»
Aktualisiert: 2023-05-04
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Trans

Trans von Brubaker,  Rogers, Schneider,  Peter
2015, kurz nachdem sich Caitlyn Jenner zu ihrer Identität als Transgender bekannt hatte, wurde Rachel Dolezal, Präsidentin einer Ortsgruppe der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), durch ihre Eltern als weiss «geoutet». Darauf entbrannte in den Medien eine Debatte über die Fluidität von gender und race. Wenn Jenner sich rechtmässig als Frau identifizieren konnte, konnte sich Dolezal nicht ebenso als schwarz identifizieren? Obwohl sex im Unterschied zu race eine biologische Fundierung hat, findet die Wahl bzw. Änderung von sex oder gender paradoxerweise eine grössere Akzeptanz als die Wahl oder Änderung der race. Während Dolezals Behauptung, sie sei schwarz, von wenigen akzeptiert wurde, verstärkt sich die Fluidität von Race-Identitäten in dem Masse, wie die Abstammung – zunehmend als gemischt verstanden – ihre Vorherrschaft über Identität verliert und race und ethnicity wie auch gender als etwas gesehen werden, was wir tun, und nicht als etwas, was wir haben. Indem er race und ethnicity durch die Linse der Transgender-Erfahrung neu betrachtet – nicht nur als eine Bewegung von einer Kategorie zur anderen, sondern auch als Position zwischen und jenseits von bestehenden Kategorien –, unterstreicht Brubaker die Formbarkeit, Kontingenz und Beliebigkeit der Kategorien von race. Ausgehend von der kontroversen Koppelung von «transgender» und «transracial», zeigt Rogers Brubaker, wie gender und race, die während langer Zeit als stabil, angeboren und unzweideutig verstanden werden, in den letzten Jahrzehnten – auf unterschiedliche Art und in unterschiedlichem Ausmass – als wandelbar und einer Wahl zugänglich betrachtet werden. Transgender-Identitäten haben sich in schwindelerregendem Tempo von der Peripherie in den Mainstream bewegt, und Grenzen der Ethnizität und der race wurden unscharf.
Aktualisiert: 2023-04-05
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Die Verzauberung des Werts

Die Verzauberung des Werts von Papadopoulos,  Alexandra, Schneider,  Peter
Ohne Kryptografie wäre vielleicht das ganze Internet noch immer jenes kleine, offene, dezentrale und frei zugängliche Spielfeld für Nerds, Gamer:innen, Wissenschaftler:innen und Hacker:innen, ohne Widerspruch zwischen Öffentlichkeit und Privatheit und der Notwendigkeit, die Identität und Authentizität aller Teilnehmenden sicherstellen zu müssen. Gleichzeitig wäre Handel und E-Commerce nicht möglich. Kryptografie ist die Technologie, die sichere Transaktionen zwischen Teilnehmenden, die sich nicht kennen, ermöglicht. Der Wert einer funktionierenden Kryptowährung liegt allein in ihrer pseudonymen und dezentralen Transaktionform. Eine Kryptowährung scheint eine gute Lösung zu sein, wenn sich sehr viele Menschen aus sehr guten Gründen nicht vertrauen können, aber trotzdem miteinander Geschäfte machen wollen. Kryptos garantieren einen Markt ausserhalb sozialer Bindungen und Verpflichtungen, sie sind das Geld der libertären Ideologie. Die Blockchains als ewige Liste vergangener Transaktionen sind ihre Geschichten.
Aktualisiert: 2023-04-05
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Psychosomatik

Psychosomatik von Schneider,  Peter, Wilson,  Elizabeth A.
Was können naturwissenschaftliche Theorien zum heutigen Verständnis der Verleiblichung in den Geistes- und Sozialwissenschaften beitragen? Und inwieweit begünstigt besonders die neurowissenschaftliche Forschung neue Theorien von Geist und Körper? Feministinnen werfen den Neurowissenschaften seit Langem biologischen Reduktionismus vor, doch wie Elizabeth A. Wilson darlegt, sind neurologische Theorien – und insbesondere einschlägige Beschreibungen von Depression, Sexualität und Gefühlen – für feministische Theorien des Körpers durchaus nützlich. Anstatt sich auf die Neigung zum Festschreiben des Althergebrachten in den Neurowissenschaften zu verlassen, betont Wilson deren Potenzial zur Neuerfindung und Transformation. Wilson geht auf Einzelheiten der Nervenverbindungen, der subkortikalen Pfade und des Reflexhandelns ein und gelangt so zu dem Schluss, dass Zentral- und vegetatives Nervensystem wirkmächtig mit der Sexualität, mit Affekten, Gemütszuständen und kognitiven Vorlieben sowie mit anderen Organen und Körpern in Verbindung stehen, ohne dass die feministische Literatur sich damit bisher vollumfänglich auseinandergesetzt hätte. Ob anhand ihrer Erörterung von Simon LeVays Hypothese über die Gehirne schwuler Männer, Peter Kramers Modell der Depression oder Charles Darwins Herleitung des Zitterns und Errötens: Wilson gelingt es zu zeigen, dass und wie sich die Neurowissenschaften zur Erneuerung feministischer Körpertheorien eigenen.
Aktualisiert: 2023-05-02
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Psychosomatik

Psychosomatik von Wilson,  Elizabeth A.
Was können naturwissenschaftliche Theorien zum heutigen Verständnis der Verleiblichung in den Geistes- und Sozialwissenschaften beitragen? Und inwieweit begünstigt besonders die neurowissenschaftliche Forschung neue Theorien von Geist und Körper? Feministinnen werfen den Neurowissenschaften seit Langem biologischen Reduktionismus vor, doch wie Elizabeth A. Wilson darlegt, sind neurologische Theorien – und insbesondere einschlägige Beschreibungen von Depression, Sexualität und Gefühlen – für feministische Theorien des Körpers durchaus nützlich. Anstatt sich auf die Neigung zum Festschreiben des Althergebrachten in den Neurowissenschaften zu verlassen, betont Wilson deren Potenzial zur Neuerfindung und Transformation. Wilson geht auf Einzelheiten der Nervenverbindungen, der subkortikalen Pfade und des Reflexhandelns ein und gelangt so zu dem Schluss, dass Zentral- und vegetatives Nervensystem wirkmächtig mit der Sexualität, mit Affekten, Gemütszuständen und kognitiven Vorlieben sowie mit anderen Organen und Körpern in Verbindung stehen, ohne dass die feministische Literatur sich damit bisher vollumfänglich auseinandergesetzt hätte. Ob anhand ihrer Erörterung von Simon LeVays Hypothese über die Gehirne schwuler Männer, Peter Kramers Modell der Depression oder Charles Darwins Herleitung des Zitterns und Errötens: Wilson gelingt es zu zeigen, dass und wie sich die Neurowissenschaften zur Erneuerung feministischer Körpertheorien eigenen.
Aktualisiert: 2023-04-30
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Die Olé Olé Bar.

Die Olé Olé Bar. von Eisenring,  Yvonne, Feusi,  Dominique, Stoll,  Lara, Thomas,  Haemmerli, von Stuckrad-Barre,  Benjamin
Die OléOlé-Bar ist eine Zürcher Institution. Im «Chreis Cheib» an der Langstrasse gelegen, ist sie seit ihrer Gründung 1966 ein Refugium für Durstige, Einsame und Feierwütige. Stammgäste wie Lara Stoll und Benjamin von Stuckrad-Barre, Yvonne Eisenring und Dominique Feusi «schnurren» und erzählen Anekdoten. Freunde wie Dieter Meier und Thomas Haemmerli liefern Skizzen aus ihrem Innenleben. Und als Herzstück bietet der Band faksimiliert Einsicht in die «Barbie-buch» genannten Tagebücher. In denen protokolliert die Frauencrew, die seit zehn Jahren die OléOlé-Bar betreibt, allabendlich wer da war, was liegengeblieben, geklaut oder beschädigt wurde, ob getanzt, geflirtet oder gar begattet wurde. Und wie es an einem Brenn-punkt so zu und hergeht, an dem die Gesellschaft sich Abend für Abend dem Rausch anheim gibt. Gestaltet von Jonas Voegeli/Kerstin Landis und reich bebildert mit Fotos und Zeugnissen aus dem Innenleben der Bar ist Die OléOlé-Bar. Geschichten aus dem Barbiebuch, ein vergnügliches Stück Zürcher Sozial- und Sittengeschichte.
Aktualisiert: 2023-04-30
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Paradoxer Schattenboxer

Paradoxer Schattenboxer von Halpern,  Emanuel
Wir leben in einer Welt grösster Widersprüche – dies zeigt Emanuel Halpern in seinem neuen Buch "Paradoxer Schattenboxer" ganz deutlich. Wir folgen Hunn und Altermann durch einen unverkennbar schweizerisch inspirierten, dystopischutopischen retro-sci-fi  Öko-Krimi bester Film-Noir- Machart mit Boss Al Pacone, seinen Gangstern und korrupten Beamten. Natürlich dürfen auch ein CEO-Fiesling und die Kreuzfahrtflotte Preperline nicht fehlen; ‚eine Dolce-Vita-Weltuntergangssekte, auf dem neusten Stand verfügbarer Technik gegen alle denkbaren Katastrophenszenarien gerüstet“. Akut bedroht ein gelegter Waldbrand den Schauplatz und versperrt das Grenzgebiet zwischen Pappstadt und Puerto Paradisio. Allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt es doch, den Brand schliesslich einzudämmen und ein drei Tage andauernder Landregen bringt der geschundenen Flora die ersehnte Linderung. Happy End! Oder? Nahezu exzessiv treffen verschiedenste Genres, Charakteren und Themen in der kurzen Geschichte collagenartig aufeinander. In saloppem Erzählton werden auf engstem Raum Religion, Politik, Kunstgeschichte, Klima und Umwelt adressiert und nicht nur beiläufig die grossen Fragen gestellt: Gibt es ein richtiges Leben im Falschen? Worin unterscheiden sich Kultur von Propaganda, Kunst von Sport? Den dringlichen, ja todernsten Themen entgegen steht auch in der anschliessenden Bildergeschichte Emanuel Halperns fantasievolle, anheimelnd vertraut wirkende Bildsprache; die Farben Kinderbuch-bunt und die Konturen angenehm weichgezeichnet. Man könnte sich fast einreden, dass es um die Welt doch nicht so schlimm stehe. Aber nur fast. Eine Realität, die sich dermassen der Katastrophe zuneigt, kann man eben doch nur komisch darstellen.
Aktualisiert: 2022-10-31
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Die Verzauberung des Werts.

Die Verzauberung des Werts. von Papadopoulos,  Alexandra, Schneider,  Peter
Ohne Kryptographie wäre vielleicht das ganze Internet noch immer jenes kleine, offene, dezentrale und frei zugängliche Spielfeld für Nerds, Gamer:innen Wissenschaftler:innen und Hacker:innen, ohne Widerspruch zwischen Öffentlichkeit und Privatheit und der Notwendigkeit, die Identität und Authentizität aller Teilnehmenden sicherstellen zu müssen. Gleichzeitig wäre Handel und E-Commerce nicht möglich. Kryptographie ist die Technologie, die sichere Transaktionen zwischen Teilnehmenden, die sich nicht kennen, ermöglicht. Der Wert einer funktionierenden Kryptowährung liegt allein in ihrer pseudonymen und dezentralen Transaktionform. Eine Kryptowährung scheint eine gute Lösung zu sein, wenn sich sehr viele Menschen aus sehr guten Gründen nicht vertrauen können, aber trotzdem miteinander Geschäfte machen wollen. Kryptos garantieren einen Markt ausserhalb sozialer Bindungen und Verpflichtungen, sie sind das Geld der libertären Ideologie. Die Blockchains als ewige Liste vergangener Transaktionen sind ihre Geschichte.
Aktualisiert: 2023-04-05
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Trans. Gender und Race in einer Zeit unsicherer Identitäten

Trans. Gender und Race in einer Zeit unsicherer Identitäten von Brubaker,  Rogers, Kustenaar,  Patricia Claire, Schneider,  Peter
Im Sommer 2015, kurz nachdem sich Caitlyn Jenner zu ihrer Identit t als Transgender bekannt hatte, wurde Rachel Dolezal, Präsidentin einer Ortsgruppe der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) durch ihre Eltern als weiss ‚geoutet“. In der Folge entbrannte in den Medien eine hitzige Debatte über die Fluidität von gender und race. Wenn Jenner sich rechtmässig als Frau identifizieren konnte, konnte sich Dolezal nicht ebenso als schwarz identifizieren? Ausgehend von der kontroversen Koppelung von ‚transgender“ und ‚transracial“, zeigt Roger Brubaker, wie gender und race, die während langer Zeit als stabil, angeboren und unzweideutig verstanden wurden, in den letzten Jahrzehnten – auf unterschiedliche Art und in unterschiedlichem Ausmass – als wandelbar und einer Wahl zugänglich betrachtet wurden. TransgenderIdentitäten haben sich in schwindelerregendem Tempo von der Peripherie in den Mainstream bewegt und Grenzen der Ethnizität und der race wurden unscharf. Obwohl sex im Unterschied zu race eine biologische Fundierung hat, findet die Wahl bzw. Änderung von sex oder gender paradoxerweise eine viel grössere Akzeptanz als die Wahl oder Änderung der race. Während Dolezals Behauptung, sie sei schwarz, von wenigen akzeptiert wurde, verstärkt sich die Fluidität von racial Identitäten in dem Masse, wie die Abstammung – zunehmend als gemischt verstanden – ihre Vorherrschaft über Identität verliert und race und ethnicity wie auch gender, als etwas gesehen werden, was wir tun, und nicht als etwas, was wir haben. Indem er race und ethnicity durch die facettenreiche Linse der Transgender-Erfahrung neu betrachtet – nicht nur als eine Bewegung von einer Kategorie zur anderen, sondern auch als Position zwischen und jenseits von bestehenden Kategorien –, unterstreicht Brubaker die Formbarkeit, Kontingenz und Beliebigkeit der Kategorien von race. In einer Zeit, in der gender und race neu definiert und rekonstruiert werden, erkundet dieses Buch fruchtbare neue Wege, um über Identität nachzudenken.
Aktualisiert: 2023-03-31
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Eingeweide, Pillen, Feminismus

Eingeweide, Pillen, Feminismus von Engelmann,  Herwig, Schneider,  Peter, Wilson,  Elizabeth A.
In Eingeweide, Pillen, Feminismus fordert Elizabeth A. Wilson Feministinnen auf, ihre ablehnende Haltung gegenüber biologischen und pharmazeutischen Daten zu überdenken. Sie stellt die Frage, welches begriffliche und methodische Neuland sich die feministische Theorie erschliessen kann, indem sie sich der Biologie gegenüber weniger instinktiv ablehnend verhält. Wilson nimmt sich Forschungen zu Antidepressiva, Placebos, Übertragung, Fantasie, Essstörungen und Suizidneigungen vor, um zwei Punkte herauszuarbeiten: inwieweit pharmazeutische und biologische Daten der feministischen Theorie nutzen können und welchen unverzichtbaren Stellenwert Aggression in der feministischen Politik hat. Eingeweide, Pillen, Feminismus provoziert die feministische Theoriebildung mit der Behauptung, dass sie wirksamer wäre, wenn sie sich mit biologischen Daten auseinandersetzen und ihr eigenes aggressives Potenzial zulassen könnte.
Aktualisiert: 2022-01-31
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NO PONTE

NO PONTE von Micciché,  Giuseppe
In den Sommerferien, in denen wir wie viele andere ins Ausland emigrierte Familien in unser Dorf zurückkehrten, waren der erste Geschmack der Heimat die Arancini, die es auf der Fähre vom italienischen Festland nach Sizilien zu essen gab. Von weitem sichtbar am anderen Ufer begrüsste uns die goldglänzende Madonnina, die Schutzpatronin von Messina. Erst viel später begann ich mich für den Küstenstrich um Messina zu interessieren, der seit der Antike geografisch und geopolitisch grosse Bedeutung hatte. Die Distanz zum italienischen Festland ist hier so gering, dass die Idee einer Brücke zwischen den Ufern Kalabriens und Siziliens die Köpfe der Bewohner seit Generationen obsessiv besetzt. Fasziniert von dieser Brücke, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist, begann ich das Küstengebiet 2006 fotografisch zu dokumentieren. Bereits von Mussolini in den Kriegsjahren angekündigt, weckte das höchst umstrittene Brückenprojekt das Interesse Berlusconis, der es in seiner Amtszeit als Premier zu konkretisieren begann. Wiederholt wurde dieses gigantomanische Prestigeprojekt diskutiert, geplant und schliesslich wieder verworfen. Es wäre die bisher längste und höchste Hängebrücke der Welt – erbaut auf erdbebengefährdetem, sandigem Grund. Für die einen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs Siziliens, schwebt die Brücke für die anderen wie ein Damoklesschwert über der Region und Italien.
Entstanden ist bei meinem Langzeitprojekt ein Porträt einer Region im Stillstand, im Zustand des gleichgültigen, frustrierten oder auch hoffnungsvollen Wartens. Es dokumentiert die Veränderung der (sub)urbanen Küstenabschnitte, die zögerlichen Versuche einer Aufwertung und zeigt Menschen in ihrem Alltag, wie die Fischer, deren Verdienst aus der Schwertfischjagd schon lange nicht mehr zum Leben reicht. No ponte ist ein Essay darüber, wie die Absenz von etwas uns so stark beeinflusst wie dessen Präsenz es tun würde. Ein Bild der Brücke wird in dieser Serie nie zu sehen sein. Die letzte Fotografie werde ich schiessen, wenn der Grundstein gelegt ist. – Giuseppe Micciché
Aktualisiert: 2023-04-18
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Sonne, Meer und nackte Menschen. Die Nudistenfilme des Schweizers Werner Kunz

Sonne, Meer und nackte Menschen. Die Nudistenfilme des Schweizers Werner Kunz von Uhlmann,  Matthias
Wer ab Mitte der 1950er-Jahre nackte Menschen im Film anschauen wollte, besuchte vorzugsweise die Vorführung eines Naturistenfilms von Werner Kunz (1926–2018). Die pionierhaften Werke des Schweizer Self-made-Filmemachers widmeten sich zu einem grossen Teil der Darbietung von Nudistinnen (weniger derjenigen von Nudisten) in ihren angestammten Habitaten – hauptsächlich bei sommerlichem Sport und Spiel an Land und im Wasser. Zu ihrer Zeit waren die Produktionen das (legale) Nonplusultra, was kinematografische Nacktdarstellungen anbelangte. Von einigen Filmzensurstellen als Ausgeburten von Unsittlichkeit verboten, gelangten Kunz’ Streifen andernorts als instruktive Dokumentationen über eine alternative Lebensweise zur Aufführung. Der Schauwert der unbekleideten Leiber blieb durch die dokumentarische Rahmung selbstredend unangetastet, und so verschoben Kunz’ Nudistenfilme mit der Zeit die Grenzen des zensorisch Erlaubten. Während eines Jahrzehnts verfügte Kunz mit seinen Filmen – bei denen er in Personalunion für Drehbuch, Produktion, Regie und Verwertung verantwortlich zeichnete – über das Monopol kinematografischer Nacktdarstellungen. Im Rahmen von rastlos veranstalteten Sondervorstellungen zeigte er seine Werke in grösseren und kleineren Mehrzwecksälen in Schweizer Städten und Ortschaften. Ab Anfang der 1960er-Jahre wurden sie regelmässig auch in den Kinos gespielt. Nicht zuletzt feierten seine Produktionen grosse Erfolge im Ausland. (Welcher Schweizer Film kann sich schon einer dreieinhalb Monate langen Spielzeit in einem New Yorker Kino rühmen?) Der Zürcher Filmwissenschaftler Matthias Uhlmann präsentiert in der ersten detaillierten Darstellung zu dem in Vergessenheit geratenen Schweizer Filmpionier Werner Kunz sämtliche überlieferten Filme hinsichtlich ihrer Produktion, Verwertung und Rezeption. Inhaltszusammenfassungen und zahlreiche Standbilder veranschaulichen die zwei Dutzend nudistischen Werke (darunter vier Langspielfilme); zudem illustriert reichhaltiges Bildmaterial aus dem Privatarchiv des Regisseurs das aufwendig recherchierte Buch. In Interviews, die der Verfasser mit dem Filmemacher führte, kommt der Wegbereiter der sexuellen Freizügigkeit im internationalen Film selbst zu Worte: als «Vater von all dem».
Aktualisiert: 2022-08-31
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