Die Verteidigungssysteme Deutschlands und Frankreichs im Zweiten Weltkrieg an der Maginot-Linie und dem Westwall sind in Westeuropa allgemein bekannt und gut erforscht. Dass die Metaxas-Linie das griechische Äquivalent ist, weiß kaum jemand. Über die Schlacht um die Metaxas-Linie wurde viel geschrieben, aber eine detaillierte Beschreibung der Verteidigungslinie liegt bis heute nicht vor. Die Bunkerlinie diente zur Abwehr möglicher bulgarischer Angriffe und wäre bei einem Angriff Bulgariens wahrscheinlich auch erfolgreich gewesen, doch wurde sie 1941 von der Wehrmacht unter großen Schwierigkeiten überwunden.
Heinz A. Richter beschreibt in seiner Studie die topographischen, militärischen und festungstechnischen Details der Metaxas-Linie auf der Basis einer 1942 veröffentlichten und bisher nicht als Quelle ausgewerteten Denkschrift der Wehrmacht.
Aktualisiert: 2020-08-06
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Während der Aufbau des lutherischen Kirchenwesens in der Region Philadelphia/Pennsylvania unter Heinrich Melchior Mühlenbergs Leitung bereits Gegenstand einiger Publikationen war, haben die dreizehn Pastoren, die zwischen 1745 und 1786 von Halle aus nach Pennsylvania entsandt wurden, in der Forschung weitaus weniger Beachtung gefunden. Diese „zweite Generation“ lutherischer Prediger, die ab 1764, also nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, ihre Arbeit aufnahm, zeigte indes ein deutlich anderes Profil als die erste Generation um Mühlenberg.
Anhand der Biographie des von den Glauchaschen Anstalten bei Halle entsandten Pastors Johann Christoph Kunze (1744–1807), der von 1770 bis zu seinem Tod als Pastor in Philadelphia und New York City wirkte, stellt Markus Berger die grundlegenden Veränderungen innerhalb der nordamerikanisch-lutherischen Kirche während der Revolutionszeit und in der Frühen Republik dar. In der Analyse offenbart sich ein grundlegend neues Amtsverständnis der Pastoren der zweiten Generation, die sich im Gegensatz zu Mühlenberg nicht primär auf die Gemeindearbeit fokussierten, sondern sich darüber hinaus etwa als Universitätslehrer oder in philanthropischen Gesellschaften engagierten. Zudem werden aber auch die Konflikte innerhalb dieser zweiten Generation sichtbar, die wichtige Grundsatzfragen der eigenen deutsch-lutherischen Identität zunehmend unterschiedlich beantwortete. Insbesondere Kunze trat für eine offene und stärker amerikanisch geprägte Kirche ein, in der Prediger in deutscher und englischer Sprache predigten, Laien mehr Mitbestimmungsrechte besaßen und theologische Einflüsse anderer protestantischer Denominationen Eingang fanden.
Aktualisiert: 2020-07-31
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Den weitverbreiteten Rechtssystemen der Spätantike, namentlich dem römisch-byzantinischen, zoroastrisch-sasanidischen, islamischen, rabbinischen und kanonischen (christlich-nestorianischen) Recht, ist gemein, dass sie differenzierte Fachsprachen mit einer Vielzahl von technischen Termini entwickelt haben. Im Rahmen dieser traditionsbezogenen Systeme üben Rechtsbegriffe meist eine stabilisierende Funktion aus, provozieren jedoch auch in ihrer historischen Entwicklung und in der reziproken Interaktion mit anderen Rechtssystemen Wissensbewegungen. In diesem Kontext wird vorgeschlagen, solche Prozesse als Transfers zu beschreiben.
Die Beiträge in diesem Band befassen sich mit Transferprozessen normativen Wissens in diesen Rechtssystemen und fokussieren dabei auf die Entwicklung und die Wirkweisen der in den juristischen Quellen gebrauchten Fachsprache. Anhand von konkreten Beispielen untersuchen die Autorinnen und Autoren endogene wie exogene Faktoren des Rechtstransfers von Begriffen, Ideen und Argumentationsmustern sowohl innerhalb der historischen Entwicklung eines Systems als auch im Wechselspiel der Rechtsordnungen.
Aktualisiert: 2021-01-12
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Als im Jahr 1945 das sozialistische Jugoslawien gegründet wurde, ging die Kommunistische Partei Jugoslawiens davon aus, dass sich die Muslime als „national unbestimmte“ Gruppe im Laufe der Zeit als Serben oder Kroaten national deklarieren würden. In den 1960er-Jahren wurde diese politische Position jedoch einer grundlegenden Revision unterzogen und mündete in die politische Anerkennung einer muslimischen Nation. Was aber veranlasste die kommunistische Parteiführung dazu, die Muslime nicht mehr als religiöse Gruppe, sondern als Nation zu betrachten? Und wie wurde diese Idee in einem politischen Einparteiensystem, dessen Ideologie davon ausging, dass Nationen mit der Zeit sowieso verschwinden würden, formuliert und durchgesetzt?
Ausgehend von bisher unveröffentlichten Quellenbeständen des Bundes der Kommunisten und aus öffentlichen Debatten untersucht Iva Lučić den Verlauf der politischen Aufwertung der Muslime und die ihr zugrundeliegenden Handlungslogiken für den Zeitraum von 1956 bis 1971. Die empirisch dichte Analyse geht der initialen Thematisierung des nationalen Bekenntnisses der Muslime in den parteiinternen Sitzungen nach und verfolgt den Mobilisierungsprozess bis hin zur Durchsetzung eines bundesweiten politischen Konsenses über eine muslimische Nation. Der Vorgang wird dabei auf der Bundes-, Republik- und Gemeindeebene analysiert. Über die Untersuchung des politischen Formierungsprozesses der muslimischen Nation hinaus bietet die Studie neue relevante Erkenntnisse nicht nur über die Nationalitätenpolitik im sozialistischen Jugoslawien, sondern auch über weitere Nations- und Staatsbildungsprozesse unter sozialistischem Vorzeichen.
Aktualisiert: 2020-05-12
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Der „Ka“ nimmt zu allen Zeiten eine zentrale und komplexe Rolle in der ägyptischen Religion ein. Als Lebenskräfte und Wesensaspekte des Sonnengottes tritt er in 14 namentlich benannten Ka-Aspekten (die Göttergruppe der „14 Kas des Re“) in diversen Quellen auf. Seit der Zeit Ptolemaios VIII. sind die 14 Kas des Re in der Gestalt von Gabenbringern im Sockelbereich belegt, wobei ihnen als weibliche Entsprechungen die Hemuset-Göttinnen zugeordnet werden. Obwohl in einem Zeitraum von ca. 250 Jahren in nicht weniger als elf Heiligtümern Prozessionen der Ka-Genien und der Hemuset-Göttinnen nachgewiesen werden können, ist ihnen in der Forschung bislang nicht dieselbe Aufmerksamkeit zuteil geworden wie anderen Prozessionstypen.
Bettina Ventker geht in ihrem neuen Beitrag zu den der Frage nach, wodurch sich die Prozessionen der Kas und Hemusut auszeichnen, wie sie sich von anderen abgrenzen und welche spezifische Bedeutung den Genien in diesem Kontext zukommt. Hierzu werden alle Inschriften, bei denen es sich teilweise um Paralleltexte handelt, transliteriert, übersetzt und kommentiert und mit weiteren Quellen zu den 14 Kas außerhalb der Soubassement-Dekoration in Beziehung gesetzt. Die erstmals vollständig analysierten Texte zeigen einen wesentlichen Aspekt des vielschichtigen Ka-Begriffes auf, der vor allem im Soubassement seinen Ausdruck findet: Die Ka-Aspekte garantieren als dynastisches Prinzip die Legitimität und Kontinuität der weltlichen und göttlichen Herrschaftsordnung.
Aktualisiert: 2020-05-12
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Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich die Idee eines Zusammenschlusses aller Albaner in einem gemeinsamen Staat heraus. In diesem Prozess der nationalen Emanzipation sind verschiedene Facetten des albanischen Nationalismus in Albanien, Kosovo und Mazedonien entstanden. Die daraus resultierende Rivalität zwischen den politischen Kräften kennzeichnet bis heute die politische Kultur.
Unter Berücksichtigung der Rolle, die das Zusammenwirken subjektiver Kriterien wie Sprache, Geschichte und Religion in der nationalen Identitätsbildung spielen, untersucht Valbona Myteveli in ihrer Studie die sprachlichen, historischen und konfessionellen Besonderheiten, die als Fundament für das nationale Bewusstsein der Albaner gelten. Da die Herausbildung des albanischen Nationalismus sowohl defensive als auch offensive nationalistische Elemente einschließt, werden politische Entscheidungen beleuchtet, die nicht nur die Konsolidierung der nationalen Identität und der staatlichen Strukturen, sondern aus machtpolitischem Kalkül auch die Transformation des vorhandenen Wertesystems bezwecken. Zudem wird auch die Rolle externer Akteure betrachtet, die die politische Entwicklung der albanischen Gemeinschaft fortdauernd geprägt haben. Mytevelis Untersuchung schließt mit der Frage, ob die Integration dieser Länder in die Europäische Union noch eine reale Option für die Zukunft darstellt und ob diese Integration die nationalistischen Tendenzen in Albanien, Kosovo und Mazedonien neutralisieren kann.
Aktualisiert: 2021-01-12
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Was ist Prestige? Wie äußert sich Prestige als zwischenmenschliche und kulturell determinierte Wahrnehmungs- und Bewertungskategorie im Alltag?
„Mein Grab, mein Esel, mein Platz in der Gesellschaft“ versucht diesen Fragen auf den Grund zu gehen und ein grundlegendes Verständnis für das soziale Phänomen Prestige zu schaffen. Dieses Grundverständnis verknüpft der Autor mit dem Alten Ägypten. Im Mittelpunkt steht die Siedlung Deir el-Medine, die Heimstatt der Männer und ihrer Familien, die für den Bau und die Ausgestaltung der königlichen Grabanlagen im Tal der Könige zuständig waren.
Die Vielfalt der archäologischen Hinterlassenschaften der Arbeiter vermittelt ein umfassendes Bild dieser Gesellschaft und ermöglicht so die Betrachtung des historischen Materials aus einem sozialwissenschaftlichen Blickwinkel.
Das Werk „Mein Grab, mein Esel, mein Platz in der Gesellschaft“ entstand im Rahmen einer Forschergruppe zu Prestige in alten Kulturen und wurde mit dem Dissertationspreis 2009 der Fakultät für Kulturwissenschaften der LMU München ausgezeichnet. 2013 wurde dem Autor zudem der Dissertationspreis der Dr.-Walther-Liebehenz-Stiftung an der Universität Göttingen verliehen.
Aktualisiert: 2020-01-03
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Der Dominikaner Ricoldus de Monte Crucis (auch: Riccoldo da Monte di Croce) war einer der führenden Islam-Experten des Mittelalters. Seine Werke wurden unter anderem von Nicolaus Cusanus und Martin Luther rezipiert. In Tractatus seu disputatio contra Saracenos et Alchoranum befasst er sich eingehend mit dem Prophetentum Muhammads und dem Islam insgesamt. Sein Ziel ist die Widerlegung beider. Dazu stellt Ricoldus vier Merkmale auf, anhand derer sich wahres Prophetentum überprüfen lässt. Muhammad erfüllt diese Merkmale freilich nicht: Der Prophet habe ein ausschweifendes Sexualleben, verbreite Lügen, habe niemals Wunder (z.B. die Spaltung des Mondes) gewirkt und moralisch bedenkliche Gesetze erlassen. Ricoldus zeichnet Muhammad als Antipropheten. Entsprechend könne auch der Islam keine wahre Religion sein. Ricoldus stützt sich bei seinem Widerlegungsversuch auf die polemische Tradition des lateinischen Westens und ein breites Repertoire von islamischen Quellen, zu denen unter anderem der Qur'an, die großen Hadith-Sammlungen Buhari und Muslim und die Prophetenbiografie (Sira) des Ibn Ishaq gehören. Zahlreiche Stellen dieser Schriften werden im Tractatus ins Lateinische übersetzt und zitiert. Das vorliegende Buch ergänzt die bisher bekannten Schriften um den Tractatus, der als „Anti-Muhammad-Werk“ des Ricoldus bezeichnet werden kann. Die Ausgabe legt erstmals eine kritische Edition mit deutscher Übersetzung und einen wissenschaftlichen Kommentar vor.
Aktualisiert: 2020-05-08
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Nicht nur in Europa sind Mehrsprachigkeit und kulturelle Pluralität gesellschaftliche Realität geworden. Das östliche Europa ist seit jeher von entsprechenden Traditionen tief geprägt. Die teils gewaltsame Entflechtungsgeschichte des 20. Jahrhunderts hat aber bewirkt, dass diese Erfahrung und die gegenwärtigen Entwicklungen nur sehr unvollständig im öffentlichen Bewusstsein präsent sind.
Das komplexe historische Erbe und die aktuellsten Erfahrungen dokumentiert dieser Sammelband, dessen Ergebnisse in einer engen Kooperation von Vertreterinnen und Vertretern der Sprachwissenschaft, der Geschichte, der Literatur- und Kulturwissenschaft, der Soziologie, Philosophie und Politikwissenschaft erarbeitet worden sind. Anhand einer großen Auswahl von Referenzbeispielen widmet sich der Band den vielfältigen Aspekten von Sprachenpolitik und Sprachsituation, ethnischen, kulturellen und sprachlichen Kontaktsituationen, kulturellen und literarischen Repräsentationen von gesellschaftlicher Vielfalt, Nations- und Urbanitätsentwürfen und auch dem weiten Feld von Sicherheit und Gewalt.
Der Band präsentiert die Beiträge der Auftaktkonferenz des Thematischen Netzwerks „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“, das vom Gießener Zentrum Östliches Europa (Justus-Liebig-Universität Gießen) in Kooperation mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung Marburg koordiniert wird. Partner in diesem Netzwerk sind Universitäten in Kasan, Kiew, Lodz, Minsk, Cluj und Almaty.
Aktualisiert: 2020-05-11
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Abū ʿUbaida (gest. 825), Mitbegründer der arabischen Philologie, schuf mit Maǧāz al-Qurʾān einen der frühesten Kommentare zum Koran. Dieser konzentriert sich auf sprachliche Aspekte der Offenbarungsschrift und wird daher meist als Wegbereiter der erst später voll ausgebildeten arabischen Exegese, Sprachwissenschaft und Rhetorik gelesen. Entgegen dieser Perspektive auf die frühislamische Kommentarkultur als vorsystematische Phase arabischer Schriftgelehrsamkeit betrachtet Nora Schmidt den philologischen Kommentar Abū ʿUbaidas als eigenständigen und lehrreichen Teil einer spätantiken Philologiegeschichte.
Mithilfe literaturwissenschaftlich orientierter Methoden erarbeitet sie die Techniken des philologischen Korankommentars selbst und diskutiert die Bedeutung der Epochenkonstruktion „Spätantike“ für die Beschreibung frühislamischer geistiger Errungenschaften. Das Herkunftsmilieu der Koran-, aber auch der arabischen Sprachwissenschaften wird anhand einer für „die Spätantike“ zentralen hermeneutischen Streitfrage, der Haltung zu allegorischer oder aber literaler Auslegung heiliger Schriften, nachvollzogen. Mittels Allegorese und literaler Interpretation werden nicht nur hermeneutische, sondern vor allem auch religionspolitische Standpunkte unterschiedlicher Gemeinschaften vertreten. Diese Dynamik wird in diesem Buch auch für die Deutung der frühen Koranexegese beansprucht.
Aktualisiert: 2020-05-08
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Der österreichische Althistoriker Franz Hampl (1910-2000) gilt als ein besonders „kritischer Geist“ seiner Zeit, womit nicht nur seine Persönlichkeit umrissen, sondern insbesondere auch sein Werk und sein Wirken als Professor in Innsbruck (1947-1981) charakterisiert werden. Sein Leben und sein akademischer Werdegang waren geprägt von den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts. Wissenschaftlich sozialisiert wurde er bei Helmut Berve in Leipzig, einem der einflussreichsten Althistoriker in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Auswirkungen seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg auf sein Geschichtsdenken sind kaum zu überschätzen. Nach 1945 gehörte Franz Hampl zu den wenigen Althistorikern seiner Generation, die sich um eine erneuerte Althistorie bemühten. Er hinterfragte gängige Geschichtsbilder, wandte sich gegen eine „beschönigende Historie“ und stand häufig quer zur "communis opinio".
Claudia Deglau rekonstruiert auf Grundlage der archivalischen Überlieferung erstmals umfassend Franz Hampls wissenschaftlichen Werdegang und analysiert Werk und Geschichtsverständnis im Verlauf der Zeit. Indem sie Hampls intellektuelle Biografie mit den gesellschaftlichen und (hochschul-)politischen Strukturen sowie den zeitgenössischen Strömungen im Fach Alte Geschichte kontextualisiert, wird anhand seines individuellen Werdegangs ein umfassendes Bild der Entwicklung der Althistorie in einem „Zeitalter der Extreme“ geboten.
Aktualisiert: 2020-05-11
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Bis Mitte der 1990er Jahre erlebte Nepals Teppichindustrie eine nie dagewesene Blütezeit mit von Hand geknüpften Teppichen als wichtigem Exportgut. Warum aber war es ausgerechnet der Tibet-Teppich, der den Ausschlag zu dieser Entwicklung gab?
Der Zürcher Ethnologe Christoph Müller verfolgt in seiner Monographie die Entwicklung der Teppichproduktionszentren von Kathmandu, Pokhara und Chialsa. Dort gelang es der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit in den 1960er Jahren mit dem Programm , den seit 1959 ankommenden tibetischen Flüchtlingen ein wirtschaftliches Auskommen zu bieten. Mittels auf den Export ausgerichteter Maßnahmen legte man auch die Grundlagen für den Aufschwung der Teppichindustrie Nepals. Auf diese Weise entstand ein bedeutender Paradigmenwechsel in der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit und bewirkte die Transformation von der individuellen Auftragsarbeit zur kommerziell organisierten Produktion. Was einst kulturell eingebettete anspruchsvolle Handwerkskunst war, in der das Können einzelner und dessen Weitergabe wichtig waren, wandelte sich zur anonymen Fabrikation, die sich den Bedürfnissen eines internationalen Marktes anpasste. Diese Weiterentwicklung der Teppichproduktionszentren hatte wiederum vielfältige Auswirkungen auf die zunächst noch traditionelle Gesellschaft in den tibetischen Siedlungen.
Aktualisiert: 2020-05-11
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Verlegerische Geschäftskorrespondenz, flankiert von einem sich zunehmend professionalisierenden postalischen System, das fortan Zustellung und Versendung planbar machte, war im 18. Jahrhundert eine der bedeutendsten Errungenschaften in der Privatkommunikation wie auch im internationalen Handelsverkehr. Neben der Planbarkeit des schriftlichen Austausches, die sich in der Einrichtung von speziellen Briefstunden und Posttagen niederschlug, an denen die Briefschreiber keinen Besuch empfingen, waren die Beschleunigung und Dynamisierung der Kommunikation auch im globalen Buch- und Verlagshandel zu spüren. Daher achteten Kaufleute, Autoren und Verleger darauf, ihr Arbeitsumfeld zweckmäßig und die Arbeitsabläufe ökonomisch zu gestalten. Zugleich geht das Verhältnis von Autor und Verleger häufig über das rein Geschäftliche hinaus und spiegelt ein persönlich-freundschaftliches Verhältnis wider, das einen tiefen Einblick in die Entstehungsgeschichte der verlegten Werke ermöglicht.
Der von Thomas Bremer und Christine Haug herausgegebene Sammelband zeigt erstmals an verschiedenen Fallbeispielen die Strukturmerkmale verlegerischer Geschäftskorrespondenz sowie die Arbeitsvorgänge und logistische Organisation des Bücherverkehrs über das Verlagskontor auf, die Schaltstelle eines jeden Verlagsunternehmens im 18. Jahrhundert.
Aktualisiert: 2020-05-12
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Die Provokation der Reduktion, mit der sich die Soziologie seit ihren Anfängen konfrontiert sieht, hat eine ontologische und eine epistemologische Dimension. In ontologischer Hinsicht geht es um die Frage, ob das Soziale eine eigene, sogenannte emergente Seinsqualität hat oder „nur“ aus Konfigurationen sozialer Handlungen besteht, die aus psychischen und physischen Eigenschaften der handelnden Menschen entstanden sind. In epistemologischer Hinsicht geht es dementsprechend um die Frage, ob man Theorien über das Soziale aus Theorien über das Psychische und Physische ableiten kann oder nicht. Die Soziologie sieht sich seit jeher durch den Reduktionismus in ihrer Existenz bedroht. Sie flüchtet sich in einen ontologischen und epistemologischen Pluralismus, der ihre Kontur als wissenschaftliche Disziplin vollkommen verschwimmen lässt. Die Beiträge dieses Bandes widmen sich der Klärung dieser komplexen Problematik.
Aktualisiert: 2020-05-11
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Als Zeugnisse tiefer Religiosität dokumentieren die persönlichen Gebete der Hethiter aus dem 2. Jahrtausend v.Chr. das menschliche Leiden und die Hoffnung auf Hilfe durch die Götter. Neben den einfacheren Gebeten aus der einheimisch-anatolischen Ritualtradition entstand – zunächst in enger Anlehnung an mesopotamische Vorbilder – seit mittelhethitischer Zeit eine neue Textgattung, deren hoch entwickelter literarischer Ausdruck sich zunehmend eigenständig weiterentwickelte.
Auf der Grundlage einer neuen Edition der hethitischen Gebetstexte inklusive deutscher Übersetzung bietet der vorliegende Band eine umfassende textsortenlinguistische und stilistische Analyse. Während auf der Ebene der Makrostruktur jeder Gebetstext als ein in sich kohärenter Einzeltext begriffen wird, der eine Klassifikation seiner Strukturelemente und ihrer argumentativen Beziehungen zueinander erlaubt, zeigt die Analyse der Mikrostruktur, auf welchen sprachlichen Ebenen die hethitischen Verfasser vorgegebenen Textmustern gefolgt sind und wo sich ihnen Spielräume zur individuellen Gestaltung boten. Dabei offenbaren sich die hethitischen Gebete als ein zentraler Bestandteil der hethitischen Literatur, der über ein reiches Sortiment an Stilmitteln ebenso verfügt wie über ein hohes Maß an poetischer Tiefe und intertextuellen Bezügen. Daraus folgt eine grundlegende Neubewertung der hethitischen Gebete als Textsorte und literarische Gattung.
Aktualisiert: 2020-05-12
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Die 1599 veröffentlichte Geschichte der Vasen des mingzeitlichen Literaten Yuan Hongdao (袁宏道) reiht sich ein in eine seit der Song-Zeit bestehende Traditionslinie einer Sammler- und Liebhaberliteratur, die weit über ihre Funktion als Studienkompendium hinausgeht. In ihr drückt sich das kulturelle Selbstbewusstsein einer Elite aus, deren wichtigstes Gegengewicht, der Kaiserhof, als kulturelles und künstlerisches Gravitationszentrum zunehmend in den Hintergrund tritt. Dabei handelt es sich bei Yuan Hongdaos Werk keineswegs um eine Typologie oder tatsächliche Entwicklungsgeschichte chinesischer Vasenformen, sondern vielmehr um sehr persönliche Einlassungen zu Pflege und Arrangement unterschiedlicher Pflanzenarten in Bouquets und Sträußen sowie zu den Eigenschaften der Pflanzen und der entsprechenden Gefäße.
Die hier vorgelegte Arbeit leistet die erste Übersetzung des Traktates ins Deutsche und versieht diese mit einem Kommentar und weiterführenden Anmerkungen.
Aktualisiert: 2020-05-08
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Zur Referenz auf einzelne, vollendete Ereignisse begegnen einem in russischsprachigen Texten nicht nur perfektive, sondern auch imperfektive Verbformen. Diese sogenannte „allgemeinfaktische“ Interpretation des Imperfektivs wird für gewöhnlich als Strategie zur Vermeidung des Perfektivs beschrieben. Der imperfektive Aspekt werde gewählt, wenn das Handlungsresultat nicht betont werden soll, wenn die raumzeitlichen Begleitumstände des Ereignisses nicht interessieren, wenn der Zielzustand des Ereignisses nicht relevant ist, kurzum wenn nur die reine Tatsache kommuniziert werden soll, dass das Ereignis stattgefunden hat. Was aber ist der positive Gehalt allgemeinfaktischer Aussagen? Was ist anstelle des Handlungsresultats relevant? Wozu eigentlich soll kommuniziert werden, dass das Ereignis stattgefunden hat?
Mueller-Reichau stellt in seiner Studie dar, dass allgemeinfaktische Imperfektiva in systematischer Weise auf konventionalisierte Regeln im Hintergrundwissen der Sprechaktbeteiligten Bezug nehmen. So wird zusätzlich zur expliziten Botschaft, dass der Subjektreferent die Handlung durchgeführt hat, die implizite Botschaft kommuniziert, dass die aus der jeweils aktivierten Regel folgenden Konsequenzen auf den Subjektreferenten zutreffen. So besteht der positive Zweck allgemeinfaktischer Aussagen darin, dass die Aufmerksamkeit auf eben diese implizite Information gelenkt wird.
Aktualisiert: 2021-01-12
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Banditentum war eine der maßgeblichen historischen Triebkräfte der chinesischen Republikzeit (1911–1949). Es war ein pandemisches Phänomen, und die Übergänge zum jene Zeit prägenden Kriegsherrenmilieu waren fließend. Liu Guitang, auch „Liu Schwarze Sieben“ genannt, war einer der berüchtigtsten Banditen Nordchinas. Der ehemals einfache Ziegenhirte hatte innerhalb von nur 15 Jahren in seiner Heimatprovinz Shandong eine so große Macht erlangt, daß selbst Generäle es vorzogen, mit ihm zu verhandeln, anstatt gegen ihn zu kämpfen. Er stieg zum Militärführer verschiedener Kriegsherren und der Zentralarmee Jiang Kaisheks auf, marodierte mit seinen Männern kreuz und quer durch Nordchina und die Innere Mongolei, ritt als Kollaborateur auf den Wogen der japanischen Invasion mit und scheiterte letztlich als der große Gegenspieler der Kommunisten in Südshandong. Nils Graefe vermittelt tiefe Einblicke in die Gedanken- und Lebenswelt des chinesischen Banditenmilieus sowie in die „Lebenswirklichkeit“ der von Willkürherrschaft, Gewaltexzessen, Kriegsgräueln und Naturungemach gebeutelten Landbevölkerung, und er wirft erhellende Schlaglichter auf die Ränkespiele von Machthabern, Geheimdiensten und der „Unterwelt“ in einer zerrütteten Republik.
Aktualisiert: 2020-01-03
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Johann Adam Schall von Bell S.J. – geb. 1592 in Köln, gest. 1666 in Beijing – lebte und wirkte fast fünf Jahrzehnte als Missionar in China. Er gilt als einer der einflussreichsten Gelehrten des 17. Jahrhunderts, der dank seiner hervorragenden Ausbildung und Gelehrsamkeit wichtige Disziplinen der europäischen Naturwissenschaften im chinesischen Kaiserreich bekannt machte und damit auch den jugendlichen ersten Kaiser der neuen Qing-Dynastie beeindruckte. Doch Schalls Kenntnisse und wissenschaftlichen Erfolge brachten ihm nicht nur Bewunderung ein, sondern erregten auch Neidgefühle und Rivalitätsstreitigkeiten unter den einheimischen Fachkollegen, die ihn diverser Vergehen beschuldigten. All dies endete in einem mehrjährigen Prozess, in dem die obersten Gerichtsinstanzen den bereits todkranken Schall in mehreren Anklagepunkten und Verfahren zum Tode verurteilten – eine Entscheidung, die später jedoch abgemildert wurde.
Martin Gimm stellt in seinem neuen Buch Leben und Wirken von Adam Schall vor und zeichnet das Prozessgeschehen in seinen Anklagepunkten nach. Als einer der schwerwiegendsten Vorwürfe erweist sich dabei die angeblich absichtliche Fehlbestimmung des Bestattungstermins für den jung verstorbenen Prinzen Rong, den der Kaiser als seinen Thronfolger auserwählt hatte. In diesem Zusammenhang werden die historischen Begleitumstände beschrieben und die heute noch zugänglichen Materialien zum Verfahren des Prinzenbegräbnisses und zu den betroffenen Personen präsentiert. Die vom Kaiser verfasste Grabinschrift für Prinz Rong wird in Übersetzung vorgelegt und in die Diskussion über die Rangfolge des Prinzen Rong eingebettet.
Aktualisiert: 2020-05-12
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Das Bibliothekswesen wie auch das Buchhandels- und Verlagsgewerbe sahen sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit einem bis dahin unbekannten Ausmaß der Zerstörung konfrontiert: Eklatante Bücher- und Lagerverluste, ausgebrannte Bibliotheksgebäude, Produktions- sowie Verkaufsstätten waren zu beklagen. Unter welchen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen sowie infrastrukturellen Rahmenbedingungen gelang der Wiederaufbau der Literaturversorgung über Bibliotheken und Buchhandel in Deutschland und Italien? Welche Rolle spielten dabei die unterschiedliche Strukturierung und Organisation des Buchhandels- und Verlagsgewerbes in den beiden Ländern?
Ausgehend von den Ergebnissen der neueren buch- und bibliothekshistorischen Forschung zum 20. Jahrhundert, die sich in den letzten zehn Jahren nicht nur in der Bundesrepublik wesentlich zu einer Sozialgeschichte des Buch- und Bibliothekswesens entwickelt hat, analysieren die Beiträge des Bandes Bruch und Kontinuität der Nachkriegszeit im deutsch-italienischen Vergleich. In diesem Zusammenhang stehen vor allem Fragen nach den Handlungsspielräumen, Orientierungsmustern sowie Reflexions- und Diskursebenen im Zentrum des Erkenntnisinteresses. Buch und Bibliothek im Wirtschaftswunder vereint die ausgearbeiteten Vorträge der gleichnamigen deutsch-italienischen Tagung, die Anfang September 2016 auf Initiative des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte im Centro Italo-Tedesco per l'Eccellenza Europea der Villa Vigoni am Comer See stattfand.
Aktualisiert: 2020-05-13
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