Balzac hat als junger, noch unbekannter Autor dieses witzige zeitlose "Handbuch des Handelsrechts" veröffentlicht, das "als hehre Wissenschaft die abscheuliche Kunst etabliert, einem ehrenhaften Gläubiger schöne Worte statt bares Geld zu geben". Kein anderer war so wie er berufen, über dieses unerschöpfliche Thema zu schreiben: sein ganzes Leben lang litt Balzac unter chronischem Geldmangel. Er hatte zugleich mehrere Wohnungen mit geheimen Ausgängen, in die und aus denen er sich vor den jeweiligen Gläubigern flüchtete. Zum Vergnügen des Lesers aber hat er aus seiner Not eine Tugend gemacht und mit dieser amüsanten Abhandlung den schlagenden Beweis angetreten, "daß unbezahlte Schulden ein unbestreitbarer Beweis für das Glück dessen sind, der sie gemacht hat". ". gruppiert er eine vollständige Geschichte der französischen Gesellschaft, aus der ich, sogar in den ökonomischen Einzelheiten (zum Beispiel die Neuverteilung des realen und persönlichen Eigentums nach der Revolution), mehr gelernt habe als von allen berufsmäßigen Historikern, Ökonomen und Statistikern dieser Zeit zusammen genommen." Friedrich Engels 1888
Aktualisiert: 2022-03-28
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Erst im 88. Lebensjahr hat Arndt seine Wanderungen mit dem Freiherrn vom Stein verfaßt; er tat dies in einer lebhaften und anschaulichen Sprache, die ein feines politisches und psychologisches Gespür verrät. Neben skizzenhaften Porträts bedeutender Zeitgenossen, denen er und Stein begegneten, neben völkerpsychologischen Exkursen und physiognomischen Charakteristiken kehrt er immer wieder zu Stein als der Hauptperson zurück; in ihm sieht er die politische Lage personifiziert. Seiner reichsritterlichen Herkunft voll bewußt, tritt Stein, von Arndt oft als der "Löwe" bezeichnet, mit klarer politischer Zielvorstellung und moralischer Energie den Großen seiner Zeit gegen über. Arndt rühmt an ihm immer wieder Mut und Verstand, Redlichkeit und Wahrheitsliebe, an denen er - oft grob und heftig - Egoismus, Feigheit und Verantwortungslosigkeit der deutschen Fürsten mißt. Umgekehrt findet er lobende Anerkennung für jeden, der sich für das große Ziel der Befreiung und Neuordnung Deutschlands tatkräftig einsetzt. Arndt hat mit seinen Wanderungen das Bild des Freiherrn vom Stein nachhaltig geprägt.
Aktualisiert: 2022-03-28
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Bei der Lektüre von Fouqes 1813 erstmals erschienenem großen Mittelalter-Roman „Der Zauberring" nähern Sie sich dem literarischen Urgrund der heutigen „Fantasy Fiction" der Tolkiens, Normans und Endes und ihrer Nachfolger. Bei Fouque ist bereits alles versammelt, was das Genre auch heute noch aus der Vergangenheit herbeizuholen pflegt, um „gegen- oder mittelirdische" Szenarien jenseits der banalen Gegenwert zu entwerfen: heidnische Urmythen, ritterliche Männlichkeit und magisch begabte Weiblichkeit. Fouques war auf diesem literarischen Feld wirklich fruchtbar und einflußreich - direkt und über Umwege. Edgar Allen Poe: „Für einen Fouque gebe ich vierzig Molieres".
Aktualisiert: 2022-11-23
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Der dritte Band der Werkausgabe versammelt die Gedichte und Aphorismen.
Als Fachmann für blitzschnelle Doppelbelichtungen und heimtückische Zeitzündereffekte widmete Horstmann beiden Gattungen, denen er über Jahrzehnte die Treue hielt, ein gutes Dutzend Buchveröffentlichungen. Und von den Miniaturen aus der Menschenleere über »leicht verderbliche« Göttinnen bis zum Rückstau mit seinen rotstichigen Auffahrern und Kolonnenspringern erwarten den Leser die Zumutungen und Wonnen des unverwandten Blicks.
Aktualisiert: 2022-11-23
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Neben der industriellen Revolution bezeichnet die politische der Franzosen eine Kulturschwelle, als "große" ist sie Menetekel, Prophetie und schreckliche Erfüllung zugleich. Der vielberufene "Zivilisationsbruch", der hier erstmals erscheint, impliziert fast alle Momente totalitärer Herrschaft. Wie aber konnte der "Block" von 1789-99 zum Gründungsmythos werden, Aufklärung und Terror zum Regulativ unserer Welt? Zwischen Masse und Einzelnem, Anarchie und Despotismus oszilliert die totalitäre Moderne, so faßte auch Hippolyte Taine ihr Prinzip. Sein Revolutionswerk behauptet sich bis heute in der Forschungsgeschichte. Im Gegensatz zu anderen populären Darstellungen der Französischen Revolution - von Adolphe Thiers, Jules Michelet oder Alphonse Aulard - stellte sein Werk den Sinn der Revolution radikal in Frage.
1875-93 publizierte Hippolyte Taine (1828-93) seine "Entstehung des modernen Frankreich", eine in Konzeption und Ausführung gewaltige Studie zu sechs Bänden, ein klassisches Werk seines Jahrhunderts. Sein Werk suchte die Gründe freizulegen. Es tut dies dreiteilig, beginnt beim Ancien Régime, entfaltet den mittleren Verlauf der Revolution, die letzten Bände widmen sich Napoleon und seinem Staatsneubau. Das weniger dem klassischen Historismus verpflichtete als strukturgeschichtlich gearbeitete Werk wirkt modern durch massive Einbeziehung sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtlicher Fakten. Exorbitant die Quellenbasis und meisterhaft die Darstellung.
Aktualisiert: 2021-08-01
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Ulrich Horstmann (1949-2022) nennt sich einen Gattungsstreuner. Aber wie es sich gehört, lassen sich seine Aphorismenbände (1984, 1994, 1998, 2006) an einer Hand abzählen. Und mit Schlußlichterloh sind wir beim kleinen Finger angekommen, um den er das wickelt, was sich andere mit geballten Fäusten vom Leib zu halten suchen.
Aktualisiert: 2022-11-23
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Franz Grillparzer hat über sechzig Jahre hinweg, seit 1808, Tagebücher geschrieben. Überhaupt spielt das Autobiographische bei ihm eine sehr große Rolle. Im Nachlaß fand sich das umfangreiche Manuskript einer Selbstbiographie, die Grillparzer 1853 auf wieder- holtes Drängen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften begonnen und bis ins Jahr 1836 geführt, aber offenbar niemals zu veröffentlichen beabsichtigt hatte. Diese autobiographischen Dokumente, vor allem aber die Tagebücher und die zu ihnen gehörigen Reisetagebücher, zählen zu den bedeutendsten Exempeln ihres Genres im neunzehnten Jahrhundert. Sie stehen in der Tradition von Goethes 'Dichtung und Wahrheit' sowie der 'Italienischen Reise' und neben den Tagebüchern seines Opponenten Friedrich Hebbel. Doch die Vergleichsmomente reichen sehr viel weiter. So ist die starke Beziehung zu Rousseaus berühmten 'Bekenntnissen' nicht zu leugnen, und Grillparzer hat darauf 1822 selbst hingewiesen: 'Ich lese Rousseaus Confessions und erschrecke, darin mich selbst zu sehen.' Was das Tagebuch der 1819 unternommenen Italienreise angeht, so steht der Dichter in dem großen Strom derer, die in den Süden flohen, um ihre geistige Existenz wiederherzustellen, oder die in Mode kom- mende Bildungsreise antraten. Von Winckelmann über Herder und Goethe, Heinse und Karl Philipp Moritz, Tieck und August Wilhelm Schlegel, Seume, Rückert und Platen, Heine, Gutzkow und Laube, Hebbel, Conrad Ferdinand Meyer, Gregorovius und Nietzsche, Heyse und George, Dehmel und Hauptmann bis zu den Brüdern Mann, zu Ricarda Huch, Hofmannsthal und Rilke haben sie alle — trotz ihrer unterschiedlichen, ja oft gegensätzlichen ästhetischen Doktrinen und literarischen Richtungen — an dem Italienbild der deutschsprachigen Literatur mitgeschrieben.
Aktualisiert: 2020-10-05
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Schopenhauers vernichtende Kritik an den meisten Philosophen seiner Zeit ist bis heute in ihrer bissigen Schärfe, die gleichwohl die argumentative Gegensätzlichkeit zu benennen weiß, unerreicht geblieben. Liebste Gegner sind ihm der 'Windbeutel' Fichte, der 'Schwätzer' Schelling und als Objekt einer stets abrufbaren, nicht mehr zu überbietenden Wut der 'ekelhafte Unsinnschmierer' Hegel mit seiner 'Bierwirts-Physiognomie' und dem Gefolge seiner 'erbärmlichen Gesellen'. Schopenhauers brillante Polemik Dieser mit 'heiligem Zorn' und boshafter Maßlosigkeit geführte Rundschlag gegen die 'Kathederphilosophen' ist in erster Linie ein besonderes Lesevergnügen, das die Kunst der Polemik auf hohem Niveau vorführt.
Aktualisiert: 2022-02-23
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Diderots Wirkung in Deutschland ist im allgemeinen auf den Erfolg seiner Romane und Erzählungen beschränkt geblieben. Wohl hat Karl Rosenkranz – um die Mitte des 19. Jahrhunderts – mit seiner Monographie „Diderots Leben und Werke“ den Versuch unternommen, breiteren Kreisen des Bildungsbürgertums die ästhetischen und philosophischen Anschauungen des französischen Materialisten zu vermitteln. In Deutschland sind nur wenige philosophische Schriften Diderots – vollständig oder auch nur auszugsweise - erschienen, und erst recht keine Gesamtausgabe. Zum Teil erklärt sich diese sonderbare Tatsache aus der Vorherrschaft des Idealismus an den deutschen Universitäten der Vergangenheit, insbesondere aus den starken Vorbehalten der meisten Philosophieprofessoren gegen die sogenannte „platte Nüchternheit“ der französischen Aufklärung; zum andern hängt die verhältnismäßig geringe Popularität des Philosophen Diderot in Deutschland - und übrigens auch in Frankreich - wohl mit dem komplizierten oder eigentümlich unsystematischen Charakter seiner Denkweise zusammen.
Aktualisiert: 2020-02-19
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Es charakterisiert Josef Hofmiller, wenn er in seinem 1932 geschriebenen Aufsatz „Die Bücher und wir“ sich den Ausspruch von Alfons von Kastilien zu eigen macht, der Mensch brauche drei Dinge, um glücklich zu sein: gute Freunde zur Gesellschaft, guten Wein zum Trinken und gute Bücher zum Lesen – er dann aber schließt: „die guten Freunde sterben uns einer nach dem andern, der gute Wein ist noch vergänglicher als die guten Freunde – was sich aber am besten hält, sind die Bücher. Sie sterben nicht, sie werden nicht sauer, sie sind immer bereit zu uns zu sprechen, sofern wir nur den guten Willen haben, ihnen zuzuhören.“
Aktualisiert: 2021-08-01
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Noch ehe die Französische Revolution ihre eigenen Kinder verschlang, warnte der britische Publizist und Politiker Edmund Burke vor dem kommenden Unheil. In seinen 'Reflections an the Revolution in France', die am i. November 1790 in Form eines langen Briefes an einen französischen Freund bei Dodsley in London publiziert worden sind, prophezeite er ein Terrorregime, dem eine Militärdiktatur folgen würde. Tatsächlich trat drei Jahre später Maximilien Robespierre seine Schreckensherrschaft an, und sechs Jahre danach ergriff General Napoleon Bonaparte die Macht.
Es bedurfte freilich nicht erst der Erfüllung von Burkes blutiger Prognose, um sein Buch weithin bekannt zu machen- es schlug sofort wie ein Blitz ein: Ende November 1790 sollen bereits zwölftausend Exemplare davon verkauft gewesen sein, in zwölf Monaten erschienen elf Auflagen, und 1793 lag die zwölfte vor. Diesen Erfolg verdankte das Buch in erster Linie seinem Charakter als brillanter Streitschrift gegen die Französische Revolution, mit der hier auf der Basis philosophischer Kritik leidenschaftlich abgerechnet wurde
Aktualisiert: 2021-10-22
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Die Briefe an Lucilius bilden wohl den Höhepunkt von Senecas philosophischem Schaffen. Denn nicht als Briefe dürfen sie gelesen und beurteilt werden, sondern durchaus als philosophische Abhandlungen über allerlei Themen. Möglich ist ja, daß einige wirkliche Briefe an den Freund Lucilius den Grundstock bildeten. Aber aus dem Weiteren geht es deutlich hervor, daß hier ein für die Öffentlichkeit bestimmtes Werk heranwuchs, von dem sich Seneca die größte Wirkung auf die Nachwelt versprach. Manche dieser Briefe werden also wohl kaum zur Absendung gekommen sein, sondern wurden nur zum Ausbau der Sammlung geschrieben. Sind sie doch auch sämtlich keine brieflichen Mitteilungen, wie ihr Titel vermuten läßt und wie wir aus dem Altertum die besten Muster im richtigen Sinne des Wortes besitzen. Seneca nimmt diese Form nur als Mittel, seine Gedanken über die verschiedensten Themen auszusprechen, oft auch auf eine wohl nur gedachte Antwort aufs neue einzugehen. Wir haben intime kleine Predigten vor uns, die von edelster Ethik erfüllt sind, und wir können uns daher auch gut vorstellen, daß auf die beginnende christliche Epoche von allen Schriften Senecas die Briefe wohl am meisten einwirkten.
Aktualisiert: 2020-02-19
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Der Jurist und Rechtsdenker Rudolf von Jhering war nichts weniger als ein ledernes Exemplar seiner Zunft. Mit allen fünf Sinnen konnte er an der Welt sich freuen, zuweilen auch „einen gründlichen Unsinn“ vollführen und dem Freund unter vier Augen anvertrauen, daß ihm die Jurisprudenz immer langweiliger werde. Aber die heiße Vollnatur ist im Innersten doch vom großen Ernst der Fragen um Recht und Gesellschaft bewegt und will auch die Mitwelt in die Kraft und Richtung ihres Willens zwingen. Dieser Wille wirkt auf dem Wege einer Idee, die vom reifen Manne und seinem Leben Besitz ergriffen hat. Über die herrschende Meinung seiner juristischen Zeitgenossen, als sei das Recht etwas organisch und naturhaft aus der Vernunft der Menschheit in ihrer Geschichte Gewordenes, strebt er hinaus in der Erkenntnis, daß die Rechtsgebungen jeweils von den Zwecken der menschlichen Gemeinschaften her bestimmt sind — „der Zweck ist der Schöpfer des Rechts“. Hierin lag der Versuch, positives Recht und Rechtssätze aus den Funktionen zu verstehen, zu denen sie von ihren Urhebern her, die den Zwecken des menschlichen Zusammenlebens entsprechen wollten, berufen waren. Um diesen Mittelpunkt des „Zwecks im Recht“, genauer gesagt der Zwecke in den Rechtssätzen, baut Jhering die Untersuchungen seines bedeutendsten Werkes; aber indem er sich das Ziel immer weiter steckt und vollends in den Entwurf einer Gesellschaftslehre überhaupt gerät, zerläuft ihm der ursprünglich gebundene Strom in ein Delta von Strömen, die ihrem Schöpfer in der Trennung nicht mehr gehorchen. Wie er schon das andere Hauptwerk, den vierbändigen „Geist des römischen Rechts“, als Torso aufgegeben, so auch den ,Zweck im Recht“. Dennoch hat es seither sich als eine Leistung von der Art bewiesen, nach welcher der Verfasser selbst verlangt hat. „Wie selten“, sagt er von einigen andern, „sind solche zündenden Bücher in unserer juristischen Literatur“. Die Wirkung ins Breite war sein Wunsch und sein Ehrgeiz. „Was nützt uns der objektive Reichtum der Wissenschaft, wenn nicht in der Masse der Heißhunger erregt wird, sich dieser Schätze zu bemächtigen?“
Aktualisiert: 2020-02-19
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Die Schwierigkeit gegenüber Hippolyte Taine beginnt bezeichnenderweise damit, daß es sich kaum in eine Formel bringen läßt, was er war. Er begann als Literarhistoriker über Lafontaine und Livius und als Geschichtsschreiber der englischen Literatur. Er hat mit der spiritualistischen Kathederphilosophie seiner Zeit ein Duell ausgefochten in einem kleinen Buche, in dem jeder Satz ein wuchtiger Hieb ist oder ein tödlicher Stich. Er schrieb glänzende Reiseschilderungen, geistsprühende Pariser Feuilletons, ein grundlegendes Werk über Probleme der Erkenntnistheorie, Vorlesungen über die Kunst, die Künstler, die Heimatländer der großen Kunst. Auf Tocqueville fußend gab er eine auf mühsamen Quellenstudien beruhende Darstellung des Ancien régime, durch die er sich die Monarchisten zu Todfeinden machte. Als sein dreibändiges Werk über die Revolution erschien, scholl es wie ein Schrei der Wut aus den Reihen der Republikaner. Als endlich sein Werk über Napoleon herauskam, tobte die Entrüstung der Bonapartisten, und die Prinzessin Mathilde kündigte ihm in aller Form eine langjährige Freundschaft. Er war so anständig, daß er es mit allen Parteien verdarb. Als Denker, der nicht müde wurde, an immer neuen Gegenständen seine Anschauung zu entwickeln, bleibt Taine eine geistige Macht. Ob seine Kriterien vom Milieu, von der faculté maîtresse usw. das letzte Wort bedeuten, ist gleichgültig. Nur Unmündige brauchen einen Doktrinär, um dessen Dogmen nachzusagen, und es ist ein bescheidener Zimmersport, einen Denker zu „widerlegen“.
Aktualisiert: 2020-10-05
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Seneca schrieb aus der Fülle des Lebens heraus. Er war kein blasser Theoretiker; er kannte sein Gebiet und hat seine Lehren, trotz mancher spöttischer Anzweiflung seiner Zeit, nicht nur selbst gelebt, sondern – ein bewußtes Gegenstück zu Sokrates – sogar mit dem Tode besiegelt. Dieser Märtyrernimbus verlieh seinen Werken einen besonderen Glanz; er erhöhte die Lebenswärme, die von ihnen ausstrahlte, und prägte durch das konkrete Beispiel mit überzeugender Eindringlichkeit ein, was ohne diesen heroischen Abschluß vielleicht etwas mehr „Literatur“ geblieben wäre. Nächst diesem bewiesenen Gehalt seiner Schriften ist es wohl vor allem die Universalität ihres Verfassers, die fesselt und interessiert. Seneca stand nicht nur in der Fülle, sondern auch auf den Höhen des Lebens. Ein Redner, Staatsmann, Dichter, Naturforscher, Philosoph, ein viel gereister, seine Güter sorgsam verwaltender Landedelmann, all das einte sich in seiner Person und bot seinem glänzenden Geist die mannigfaltigsten Gebiete, um sich allerorten vollendet zu betätigen. Geboren im Kulminationspunkt einer der größten weltgeschichtlichen Epochen, ward er von der Woge des Glücks sogar bis an die Spitze seiner Mitwelt getragen. Seneca regierte in Wahrheit eine Anzahl Jahre das römische Reich und hielt in seinen Händen die ganze Gewalt und Machtfülle, die sonst nur der kaiserlichen Würde zustand. Hier wurde Platos Ideal lebendig; der Philosoph saß zwar nicht auf dem Throne, aber die Funktionen der Herrschaft waren ihm in Vertretung übergeben, und die Welt hat sich über dies Experiment nicht zu beklagen gehabt.
Aktualisiert: 2020-02-19
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Wer sich näher mit Grillparzers Persönlichkeit beschäftigt, wird sehr bald bei der Lektüre seiner 'Selbstbiographie' darauf kommen, daß hier ein äußerst schwieriger Charakter am Werke war. Die Nachwelt hat hier bessere und tiefere Einblicke, als seinen Zeitgenossen vergönnt war. Diese kannten nur den 'literarischen' Grillparzer, wenn sie nicht gerade mit dem Dichter persönlich bekannt waren. Der eigentliche Mensch blieb ihnen eher unbekannt. Sein ganzes Leben rang Franz Grillparzer auf der Suche nach dem eigenen Ich mit sich selbst, und diese 'Selbstbiographie' ist ein Zeugnis dieses 'Kampfes'.
Vielleicht Ende 1834 oder Anfang 1835 setzte Grillparzer ernstlich zu einer 'Selbstbiographie' an und führt den Leser – den es erst nach 1872 gegeben hat – in Kurzform in seine dreiundvierzig bzw. vierundvierzig Erdenjahre ein, wobei er auf ein reiches Schaffen zurückblicken kann, lagen doch damals alle Dramen bis zu 'Der Traum, ein Leben' vor und war der Dichter schon seit zwei Jahren wohlbestallter Direktor des Hofkammerarchivs.
Aktualisiert: 2020-02-19
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Fünfunddreißig Jahre aus dem geistigen Leben Europas, die man aus der Zeit unmöglich herausschneiden konnte, ohne auch die Jahre, die gefolgt sind, und mehr noch die, welche voraufgingen, zu berücksichtigen - ein Tribunal, vor das man den Menschen selbst zitierte und ihn wieder einmal befragte, ob er unschuldig oder schuldig geboren sei, ob er auf die Gegenwart oder auf die Ewigkeit setzen wolle.
Aktualisiert: 2020-02-19
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Klingers letzte Schrift, die Spitze der philosophischen Romane und der Abschluß seines gesamten schriftstellerischen Denkens und Wirkens, waren seine Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur (Leipzig 1803 bis 1805). Obgleich scheinbar wirr und abspringend durcheinandergeworfen, sind sie, wie der Verfasser selbst sehr bestimmt hervorhebt, doch von durchaus einheitlichem Geist und Sinn.
Peinvoller und dennoch siegreicher hat selten jemand den schweren Kampf zwischen Dichter und Weltmann bestanden als Klinger. Nie hat er im Trubel und Lärm der rauschenden Weltbegebenheiten den Blick und die ideale Begeisterung für die letzten und höchsten Ziele der Menschheit, nie im Glänze des Hofes seine warme Volks- und Freiheitsliebe, nie unter den Fährlichkeiten einer vielfach ausgesetzten, hohen amtlichen und gesellschaftlichen Stellung seinen tiefen sittlichen Ernst, seine unbeugsame Charakterstärke entweiht und verleugnet.
Wie kann der Deutsche solche Schätze seiner Literatur übersehen und vergessen? Nur die Maximen und Reflexionen Goethes sind vergleichbar. Klinger ist nicht so tief und in sich harmonisch wie Goethe; aber sein Merken und Sinnen geht nicht bloß auf die innere Welt der Bildung, Sitte, Wissenschaft und Kunst, sondern auch auf die großen Fragen und Anliegen des öffentlichen Lebens, auf den Gang der Politik und der Geschichte.
Aktualisiert: 2020-10-05
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Der erste Band der Werkausgabe umfaßt die Essays und Interviews.
Wenn Essay Versuch bedeutet, gibt Ulrich Horstmann keine Ruhe, bis er bei der Versuchung angekommen ist. Er denkt unbotmäßig: den Menschen als Untier oder beschwingten Unglücksraben, Gift als Labsal, den Lebensmüden als Kämpfernatur und das Ungeschehenmachen als die größte Herausforderung unseres Tatendrangs.
Auch wo sie Rede und Antwort stehen, halten der Interviewpartner Horstmann und sein Doppelgänger Klaus Steintal dieser gewitzten Widersetzlichkeit die Treue.
Aktualisiert: 2022-11-23
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Nach einer Ehetragödie läßt ein Wittwer 1887 seine vier Söhne im Stich. 1995 eröffnet der Urenkel die Jagd auf den Verschollenen und scheitert. Zehn Jahre später wird er rückfällig – als Spurenlöser und Schriftsteller. Diese Mal behält er seinen „Erzeugererzeugererzeuger“ im Visier, verfolgt ihn bis nach Südafrika und in den Burenkrieg. Während sich in der Gegenwart die Ausweglosigkeiten der Familiengeschichte zu wiederholen scheinen, wechselt der Totenbeschwörer die Seiten…
Ulrich Horstmann, Kleist-Preisträger und PEN-Bruder legt mit Rückfall seinen vierten Roman vor.
Aktualisiert: 2022-11-23
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