Aus der Einleitung:
Mit diesem Band liegen Johann Christian Kittels
Vierstimmige Choräle mit Vorspielen erstmals in einer
vollständigen Neuausgabe vor. Vor allem die Vorspiele
dieser Sammlung sind keine unbekannten
Kompositionen, sie haben in der Vergangenheit
immer wieder das Interesse auf sich gezogen, erschienen
in praktischen Teilausgaben und wurden
auch in der wissenschaftlichen Literatur behandelt.1
Knappe und überwiegend leicht auszuführende
Choralvorspiele bildeten in der Zeit um 1800 eine
Gattung der Orgelliteratur, die eher selten im
Druck herauskam. Wenn solche Stücke veröffentlicht
wurden, dann meist wie bei Kittel im Zusammenhang
mit einem mehr oder weniger umfangreichen
Choralbuch. Auch methodisch–praktische
Anweisungen zum Improvisieren solcher Vorspiele
entstanden in dieser Zeit, und Kittel selbst war auf
diesem Feld besonders aktiv. Von seiner großen Orgelschule,
Der angehende praktische Organist, erschien
der erste Band 1801 im Druck.2 Der zweite Band,
erschienen im gleichen Jahr wie die Vierstimmigen
Choräle, behandelt ausführlich das Choralvorspiel
mit zahlreichen Beispielsätzen. Drucklegung und
Entstehung beider Sammlungen sind also eng miteinander
verbunden, wenn es auch keine inhaltlichen
Überschneidungen zwischen den Vorspielen
des Choralbuchs und denen der Orgelschule gibt.
Zweifellos stellen die Vorspiele der Vierstimmigen
Choräle einen bemerkenswerten Beitrag zu dieser
Gattung dar, denn in ihnen zeigt sich die schon von
den Zeitgenossen als besonders empfundene Art
der Orgelbehandlung, in der sich Elemente aus liturgischem
Orgelspiel der Bachzeit, des galanten
bzw. empfindsamen Stils und eine harmoniebetonte
Fassung überkommener Klangfolgetechnik
finden. Kittel war als notorischer „letzter Bachschüler"
vor allem einem Fachpublikum bekannt
und in den Jahren um 1800 auf dem besten Weg,
eine lebende Legende zu werden. Er selbst hatte
viele Organisten ausgebildet, von denen einige bereits
dazu übergingen, ihrem alten verehrten Lehrer
Kompositionen zu widmen, und hochgestellte Personen
suchten Kittels Nähe,3 wodurch sie sich erfolgreich
als "Kenner" ausweisen konnten. Kittels
Orgelspiel galt als außergewöhnlich, und ein Cho-
1 Vgl. dazu die unten angegebene Literatur–Auswahl.
2 Kittels Orgelschule erschien in drei Teilen zwischen 1801 und 1808:
Johann Christian Kittel, Der angehende praktische Organist (...), Erfurt
1801, 1803 (2. Teil) und 1808 (3. Teil).
3 Vgl. dazu Gustav Fock, Zur Biographie des Bach-Schülers Johann Christian
Kittel, in: Bach-Jahrbuch, hg. von Alfred Dürr u. Werner Neumann, 49.
ralbuch mit Vorspielen von seiner Hand konnte alles
dies deutlicher zeigen, als eine „nur" liturgisch
inspirierte Sammlung sorgfältig ausgearbeiteter
Choralsätze. Die Vorspiele sind es also, die Kittels
Choralbuch auszeichnen, und es lässt sich sogar
fragen, ob die Vierstimmigen Choräle auch in anderer
Hinsicht überhaupt ein „klassisches" Choralbuch
darstellen. Tatsächlich verweigert Kittels Sammlung
nämlich, was viele zeitgenössische Choralbücher
mit besonderer Akribie behandeln: Längere
Ausführungen zur Beschaffenheit des Kirchengesangs
insgesamt und die Beigabe umfangreicher
Register, mit denen die vorgelegten Sätze auf den
Inhalt der zugehörigen kirchlich–staatlich verordneten
Gesangbücher abgestimmt werden. Mit beiden
„Paratexten" verfährt Kittels Choralbuch
höchst sparsam. Die Vorrede der Vierstimmigen Choräle
hebt dafür unmissverständlich den methodisch–
praktischen Charakter des ganzen Unternehmens
hervor: Ihr Ziel ist die Schulung bildungswilliger
Organisten und die Verbesserung des Kirchengesangs.
Zumindest das zweite dieser beiden
Ziele teilt Kittels Choralbuch mit vielen anderen
Choralbüchern, bei den Vierstimmigen Chorälen aber
ist gerade dieser Vorsatz auf besondere Weise mit
den Entstehungsbedingungen insgesamt verbunden.
Aktualisiert: 2022-02-03
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Biographie zu fünf bedeutenden deutschen Klarinettisten des 19. Jahrhunderts
Aktualisiert: 2021-02-10
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Die Gründung des Bureau de Musique durch Franz Anton Hoffmeister und Ambrosius Kühnel gegen Ende des Jahres 1800 erfolgte während einer ausgesprochenen musikhistorischen Schlüsselzeit: Johann Sebastian Bach fand ein rundes halbes Jahrhundert nach seinem Tod wieder langsam in das Bewusstsein einer interessierten Öffentlichkeit zurück; die Rezeption des 1791 verstorbenen Wolfgang Amadeus Mozart begann an Dynamik zu gewinnen; das Interesse an der Person und an den Werken des 30jährigen Ludwig van Beethoven stieg zusehends, und über allem thronte gleichsam Joseph Haydn, der uneingeschränkt bewunderte musikalische Übervater. Natürlich darf man nicht den Fehler begehen, die Befassung mit einem Musikverlag allein durch die Nennung der dort erschienenen Werke der allbekannten Meister zu rechtfertigen, obwohl natürlich hervorzuheben ist, dass das Bureau de Musique erstmals überhaupt den Versuch einer Bach-Gesamtausgabe unternahm, neben einigen Erstausgaben zwei Editionsreihen von Werken Mozarts vorlegte, weiterhin mit der Ausgabe der Streichquartette Haydns Editionsgeschichte schrieb und nicht zuletzt von Beethoven zum Originalverlag von dessen Erster Sinfonie und weiterer Kompositionen ausgewählt worden war. Insgesamt sind es aber mehr als 1100 Titel, die Ambrosius Kühnel, bis 1806 gemeinsam mit Franz Anton Hoffmeister, publizierte, bevor das Bureau de Musique 1814 von Carl Friedrich Peters erworben wurde. Gerade das Nebeneinander von musikalischen »Heroen« und schon damals kaum bekannten Hobbymusikern, das breite Spektrum an Formen und Gattungen, die Vielfalt der sich zeigenden Ansprüche charakterisieren den Verlag und eröffnen einen Blick auf das Musikleben jener Jahre, der nicht durch bewusste Selektionsmaßnahmen bzw. den Schattenwurf der Meister getrübt ist.
Aufgrund einer vergleichsweise sehr günstigen Quellenlage (mehrere Tausend Briefe, Notizen aus mehr als 50 Periodika, dazu der Nachlass Kühnels und weitere Dokumente) war es möglich, die Geschichte des Unternehmes detailliert nachzuzeichnen. Spezielle Kapitel wenden sich der Zusammenarbeit des Verlags mit seinen Komponisten zu, weiterhin den Werbemaßnahmen, Handelsbeziehungen, den rechtlichen Verhältnissen, der Betriebsorganisation und nicht zuletzt der Herstellung und Ausstattung der Notendrucke. Das vollständige Verzeichnis der Verlagsprodukte – mehr als 95 % waren physisch zu ermitteln – bietet neben diplomatisch genau zitierten Titeln den Ausgabenstatus, Presseanzeigen und Fundorte, vor allem aber (sofern überliefert) wesentliche Ausschnitte aus der Korrespondenz zwischen Verlag, Komponisten sowie weiterer beteiligter Personen zum jeweiligen Titel. Mit Hilfe mehrerer Verzeichnisse und Übersichten ist der gesamte Inhalt zu erschließen.
Aktualisiert: 2021-06-03
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Diese Neuausgabe ist praktisch ein neues Werk mit vielen Verbesserungen (Fußnoten, Literatur-Angaben nach jedem Kapitel), und auf dem neuesten Stand. Das Werk behandelt nicht nur alle Aspekte der Geschichte der Klarinette und des Chalumeaus, allen hohen und tiefen Klarinetten, Viertelton-Klarinetten, sondern auch von allen Instrumenten, die mit einem Klarinetten-Mundstück (einfaches Rohrblatt) gespielt werden (Saxophon, Heckel-Instrumente, Conn-O-Sax, Tàrogatò, Oktavin, Caledonica). Außerdem werden Sonderformen wie Stock-Klarinette, Schwanenhals, Meloni-Cor, Klavier-Klarinette, Klarinet-Fiol und der Androide Klarinettist ausführlich beschrieben und abgebildet. Ein Kapitel beschreibt die Unterrichts-Werke (Schulen, Methoden, Grifftabellen) für alle genannten Instrumente, die bis ca. 1900 erschienen sind.
Aus den vom Verfasser gesammelten Unterlagen (ca. 250 Bücher, viele Zeitschriften- und ca. 2000 Fachartikel) konnte wörtlich, vielfach auch in der Original-Sprache, zitiert werden, deshalb auch der Zusatz im Titel "Dokumentation". Diese Unterlagen stehen dem Leser als Kopie zur Verfügung und ersparen vielleicht eine lange Suche. Auch alle Sammlungen, die Klarinetten enthalten, werden aufgeführt, sowie wichtige Dissertationen und Hochschulschriften.
Aktualisiert: 2020-06-30
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Frédéric Chopin hatte sich seit seiner Ankunft in Paris im September 1831 einen großartigen Ruf als Lehrer erworben, der ihn in die Lage versetzte, sich ab 1835 fast vollständig vom Konzertpodium zurückzuziehen und seinen Lebensunterhalt primär durch Unterrichten zu verdienen. Eine sei-ner Lieblingsschülerinnen Anfang der 1840er-Jahre war die Wienerin Friederike Müller (1816 –1895), die während ihres Pariser Aufenthaltes in mehr als 230 (bislang verschollen geglaubten) Briefen an ihre Tanten in Wien ausführlich über ihren Unterricht bei Chopin und das zeitgenössische Pariser Musikleben berichtete.
Das Besondere an diesem Material sind die Unmittelbarkeit und Prägnanz der Darstellung, denn Müller erzählt nicht, wie es bei derartigen Schüler-Berichten häufig der Fall ist, in großem zeitlichem Abstand aus der (möglicherweise verklärten) Erinnerung, sondern aus dem direkten, unmittelbaren Erleben. Sie beschreibt nicht nur detailreich fast jede ihrer mehr als 170 Lektionen bei Chopin, sie gibt sogar viele Gespräche mit ihm im Wortlaut wieder und lässt so direkt miterleben, wie er über sein eigenes Werk und über andere Musiker urteilt und seine Unterrichtsprinzipien formuliert. Darüber hinaus berichtet Müller (mitunter sehr kritisch) über Konzerte und musikalische Novitäten, über Chopins persönliches Umfeld (gibt auch manchen von Chopins Diener an sie herangetragenen Klatsch weiter) und zeichnet so, durchaus mit jugendlichem Witz und Ungestüm, ein äußerst anschauliches Bild des Pariser Musik- und Gesellschaftslebens jener Zeit.
Bei diesen hier erstmals veröffentlichten Briefen Müllers (die durch Übersetzungen der französischen Passagen und einen umfangreichen Kommentar- und Erschließungsapparat ergänzt werden) handelt es sich also nicht nur um eine unglaublich reiche Primärquelle für alle, die sich für Chopin und die Musik¬geschichte des 19. Jahrhunderts interessieren, sondern darüber hinaus auch um eine durchaus amüsante und anregende Lektüre
Aktualisiert: 2019-04-18
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Aktualisiert: 2019-10-16
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Aktualisiert: 2018-11-15
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