Die „Eingeborenen“ Deutsch-Südwestafrikas

Die „Eingeborenen“ Deutsch-Südwestafrikas von Bollig,  Michael, Möhlig,  Wilhelm J.G., Scheulen,  Peter
Der Autor rekonstruiert in dieser Studie anhand von Artikeln und bildlichen Darstellungen in Kolonialzeitschriften das Bild, das sich die deutschen Kolonialherren in der Zeit von 1884 bis 1918 von den einheimischen Untertanen ihrer Kolonie Deutsch-Südwestafrika machten. Es wird in diesem Werk erstmals eine Quellenart ausgewertet, die entgegen gängiger Vorstellungen deutlich zeigt, dass sich Kolonisatoren und Kolonisierte damals in einer Art Dialog befanden, der zwar objektiv durch die Ungleichheit der Teilnehmer gekennzeichnet war, dennoch aber zu einer gegenseitigen Beeinflussung nicht nur der Vorstellungen voneinander, sondern auch des aufeinander bezogenen Handelns führte. Letzteres war durchaus nicht immer gegeneinander gerichtet. Häufig ergab sich bei gleichgerichteten Interessen auch ein Miteinander. Die Vorstellungen von den Einheimischen waren auf Seiten der Deutschen entsprechend den unterschiedlichen Gruppeninteressen (Repräsentanten der Kolonialverwaltung, Missionare, Händler, Siedler) nicht einheitlich. Außerdem unterlagen sie in 34 Jahren der deutschen Herrschaft auch einer historischen Entwicklung, wobei die Tendenz zum Negativen gegen Ende eindeutig überwog. Die in dieser Studie gewählte Perspektive ist die eines heutigen Ethnologen. Daraus ergibt sich bei der Quellenauswertung ein kontrastives Vorgehen: Einerseits werden die Aussagen der damaligen Epoche zusammengetragen und zu kohärenten ethnographischen Bildern verdichtet, andererseits werden vor diesem Hintergrund aus heutiger Sicht die damaligen Konzepte und Vorstellungen abgeleitet. Der Darstellung der rechtlichen Bedingungen der Kolonisierten in Deutsch-Südwestafrika ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ebenso geht der Verfasser auf einige der damals im Kaiserreich vorherrschenden Stereotype von den Bewohnern Afrikas ein. Diese Untersuchungen bieten den wichtigen Interpretationsrahmen für die Analyse des eigentlichen Quellenmaterials.
Aktualisiert: 2019-02-18
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Sprachgeschichte im West-Mande

Sprachgeschichte im West-Mande von Kastenholz,  Raimund, Möhlig,  Wilhelm J.G.
Unter dem Gliederungsbegriff Mande werden in der Afrikanistik etwa vierzig Sprachen zusammengefasst, die hauptsächlich zwischen dem Gambia-Fluss im Westen und dem zentralen Burkina Faso im Osten, sowie vom Grenzgebiet Mauretaniens mit Mali im Norden bis in den Regenwald von Côte d’Ivoire und in das Küstengebiet Guineas hinein gesprochen werden. Erst Delafosse (1929) unterscheidet klar die Begriffe Mande als Bezeichnung für die Sprach(unter)familie einerseits und dem Manding für das große, dieser Sprachfamilie zuzurechnende Dialektkontinuum, das namentlich so bekannte Sprachformen wie Bambara, Maninka, Dyula und Mandinka umfasst. Zu den West-Mande-Sprachen gehören z.B. Azer, Soninke, Bozo, Tigemaxo (Tiéyaxo), Xanyaxo und weitere. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, an der Empirie orientierte Grundlagen für eine historisch-vergleichende, also genealogische, Forschung in den sogenannten Mande-Sprachen zu erstellen. Das Hauptziel dieser Arbeit ist es, an der Empirie orientierte Grundlagen für eine historisch-vergleichende Forschung in den sogenannten Mande-Sprachen zu erstellen. Historisch-lautvergleichende Untersuchungen innerhalb von afrikanischen Sprachen unterscheiden sich zwangsläufig von solchen im Indo-Europäischen und einzelner anderer Sprachfamilien, da schriftliche Dokumente als Evidenz für frühere Sprachformen fehlen. Daraus ergeben sich zwei große Problembereiche für die historische Rekonstruktion: zum einen das weitgehende Fehlen chronologischer Indikatoren, zum anderen die fehlende diachrone Evidenz phonologischer und lexikalischer Art. Mit der historisch-lautvergleichenden Methode werden sprachliche Divergenzerscheinungen erfasst, nicht jedoch konvergente Entwicklungen. Soweit man bei Konvergenzerscheinungen aus lexikologischer Sicht von Entlehnung sprechen kann, stellen diese für die Methode inhärent kein Problem dar - vorausgesetzt, die Lehnwörter lassen sich als solche identifizieren. Der bisherige Forschungsstand legt es nahe, mit einer adaptierten historisch-lautvergleichenden Methode zunächst in Hinblick auf die verschiedenen Proto-Ebenen die als Divergenzerscheinungen beschreibbaren sprachhistorischen Entwicklungen zu erfassen. Kapitel 1 dieser Arbeit fasst die Forschungsgeschichte der vergleichenden Mandeistik kurz zusammen. Gegenstand von Kapitel 3 ist der Einsatz von (vorläufigen) Gliederungen als Konzeptionen zur relativen Chronologie einer Sprachgruppe oder Sprachfamilie in Hinblick auf die Anwendung der historisch-lautvergleichenden Methode. Die Lexikostatistik als umstrittene Methode, die einerseits Sprachgliederungen liefert, andererseits unabhängig vom historischen Lautvergleich ist, bedarf dabei der genaue Prüfung hinsichtlich der Grenzen dessen, was sie zu leisten vermag. In diesem Sinne werden in 3.2 einige Probleme der Lexikostatistik angeschnitten. In Kapitel 4 wird die Anwendbarkeit der historisch-lautvergleichenden Methode auf afrikanische Sprachfamilien und -gruppen und speziell auf die Mande-Sprachen, bzw. die notwendigen Adaptationen und veränderten Zielsetzungen derselben, diskutiert. In diesen Rahmen gehört auch der Vorschlag eines rekursiven (induktiv-deduktiven) Rekonstruktionsverfahrens. Kapitel 5 schließlich befasst sich mit der Methode der inneren Rekonstruktion unter dem Aspekt ihrer Kombinierbarkeit mit der historisch-lautvergleichenden Methode. In Kapitel 6 werden dann die vorab entwickelten Prinzipien für die Rekonstruktion in den Mande-Sprachen angewendet Anwendungsfeld ist dabei ein (klassifikatorischer) Ausschnitt der West-Mande-Sprachen, der der Unterabteilung „Northwestern“ der neueren Literatur entspricht. Ein Index dient als Querverweis zwischen den lexikalischen Rekonstruktionen auf den verschiedenen Proto-Ebenen. Dr. Raimund Kastenholz, der mit diesem Werk seine Habilitationsschrift vorlegt, ist Professor für Afrikanische Philologie am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Aktualisiert: 2023-04-17
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Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Sumatra

Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Sumatra von Krikellis,  Alexander, Petersen,  Helga, Sibeth,  Achim, Wagner,  Wilfried, Winkler,  Johannes
Johannes Winkler wurde als sechstes von zwölf Kindern am 20. März 1874 in Uichteritz bei Weißenfels a.d. Saale geboren, wo sein Vater das Pfarramt innehatte. Nach anfänglichem Hausunterricht erhielt Johannes die weitere Schulausbildung in der Bürgerschule und am Gymnasium von Mühlhausen, das er 1893 mit dem Abitur abschloss. Johannes Winklers Wunsch, Missionsarzt zu werden, reifte in den letzten beiden Schuljahren heran. Die Nähe zur Rheinischen Missionsgesellschaft (RMG) war ihm durch den Vater vertraut, der mit ihrem damaligen Direktor August Schreiber befreundet war, dessen Sohn Julius im Jahre 1900 das Missionshospital in Pearadja gründete. Im April 1893 begann Johannes Winkler das Medizinstudium in Halle, das er ab 1895 in Marburg/Lahn fortführte und im Jahre 1898 mit dem Staatsexamen abschloss. Im Anschluss daran bewarb er sich bei der RMG als Missionsarzt. Da in Deutschland eine Ausbildung zum Missionsarzt wegen fehlender Einrichtungen zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, wurde Winkler von der RMG zur Fortbildung nach Edinburgh geschickt, wo schon 1841 eine ärztliche Missionsgesellschaft (EMMS Edinburgh Medical Missionary Society) gegründet worden war. Nach einem Aufenthalt von dreieinhalb Monaten reiste er nach London, um am ersten Fortbildungskurs in Tropenmedizin an der neu eröffneten London „School of Tropical Medicine“ teilzunehmen. Die Deputation der RMG bestimmte Johannes Winkler am 12.2.1900 für die missionsärztliche Arbeit auf der Insel Nias (vor der Westküste Sumatras gelegen). Hierfür musste er jedoch zunächst das niederländische Arztdiplom erlangen, das er am 26.7.1901 an der Universität Utrecht ablegte. Im September 1901 wurde Johannes Winkler schließlich von der RMG als Missionsarzt nach Sumatra berufen und begann seine Arbeit am 15.1.1902 am neu gegründeten Hospital der großen Missionsstation in Pearadja auf der Hochebene des Silindung-Tales. Für viele Ethnologen, vergleichende Religionswissenschaftler und Missionshistoriker ist Johannes Winklers Buch „Die Toba-Batak auf Sumatra in gesunden und kranken Tagen“ eine wahre Fundgrube über die traditionellen religiösen Vorstellungen und medizinischen Kenntnisse der Toba-Batak im Norden Sumatras. Seit vielen Jahrzehnten ist dieses Buch nur noch in Fachbibliotheken und vereinzelt in Antiquariaten zu finden. Mit dem vorliegenden Band hat die Herausgeberin, eine Enkelin Johannes Winklers, sein Werk nicht nur überarbeitet, ergänzt und mit bislang unveröffentlichten Passagen des Originalmanuskriptes angereichert, sondern zudem eine höchst informative Biographie ihres Großvaters und seiner Familie zusammengestellt, die viel Privates aus dem Leben des Missionsarztes berichtet. Im Anhang finden sich sowohl einige kürzere Texte, die Winkler für Fachzeitschriften geschrieben hat, als auch ein Verzeichnis all seiner publizierten Bücher und Artikel sowie der handschriftlichen Manuskripte, die sich noch im Nachlass befinden. REZENSIONEN: „Winklers Missionsstation Pearadja lag im Norden Sumatras, im Gebiet der Batak in der Nähe des Toba-Sees. Dort gewann er die Freundschaft des Heilkundigen Ama Batuholing. Dieser „Zauberdoktor“, wie Winkler ihn nannte, weihte den Missionsarzt in die Kunst ein, „Krankheiten im animistischen Sinne zu heilen“. Er erläuterte dem Deutschen „Schrift und Bedeutung der Zeichnungen in den Zauberbüchern“ und führte den Freund sogar in die Rituale für die vielen Orakel ein, nach denen sich Unglück oder Segen vorhersagen, „die Wünsche der Geistermächte“ interpretieren und mit Hilfe des Zauberkalenders günstige oder ungünstige Tage berechnen ließen. Winkler schrieb schließlich ein Buch über die Kultur der Toba-Batak, die ihn so sehr faszinierte.“ (dhe in „Schwäbisches Tagblatt“, 5.9.2007) „[...] können wir dieses neuaufgelegte Buch ohne Weiteres als eine große Bereicherung der wissenschaftlichen Literatur zur Ethnologie, Geschichte und Religion der Batak in Nord-Sumatra (Indonesien) werten. Auch wenn heutzutage eine kritische Betrachtung und Reflexion der protestantischen ärztlichen Mission im damaligen Niederländisch Ost-Indien durchaus angebracht und notwendig ist, so muss das große kulturhistorische Verdienst dieses Dokumentes doch deutlich vor dem Hintergrund der regionalen und lokalen kolonialpolitischen und missionsideologischen Bedingungen in der ersten Hälfte des 20. Jhs. verstanden werden. Dass dieses Buch nichtsdestoweniger von Aktualität ist, zeigt die Tatsache, dass die eigenen Toba-Batak-Gelehrten Johannes Winklers Buch auch heute noch als eines der wichtigen Referenzwerke ihrer Kultur konsultieren.“ (Peter van Eeuwijk in „Anthropos“ 103, 2/2008, 616-617) „Winklers Schriften sind eine wissenschaftliche Rarität. Schon allein die Tatsache, dass er über die Toba-Batak schrieb, ist aus heutiger Sicht etwas Besonderes, denn er war zu einer Zeit auf Sumatra, als die lokalen Ethnien starkem Veränderungsdruck ausgesetzt waren. Kontakt mit europäischen Missionaren zwang sie zu kulturellem Wandel, dessen Ausprägungen heute beobachtet werden können. Deshalb bietet Winklers Datensammlung einzigartiges Material für Vergleichsuntersuchungen. […] Winklers Vorgehen ist bis heute unter Medizinern selten, und war zu seiner Zeit selbst unter Ethnologen nicht weit verbreitet. […] Insgesamt ist die Veröffentlichung ein gut recherchiertes Zeitdokument, das Historikern, Regional- und Religionswissenschaftlern, wie auch Sozial-, Kultur- und Medizinethnologen wertvolles Datenmaterial zum Vergleich mit heute Beobachtbarem – nicht nur bei den Batak – bietet.“ (Susanne Rodemeier in „Curare“ 31/2+3, 2008, 248-250) “This volume includes the new edition of Winkler’s book “Die Toba-Batak auf Sumatra in gesunden und kranken Tagen”, published in 1925, and other texts by Winkler, the missionary physician belonging to the Protestant mission of the “Rhenish Missionary Society”, as well as photographs owned by his family. The editors want to contribute to the present debate on western medicine and traditional healing because Western doctors encountered indigenous cultures in many forms, which resulted in (pre-conceived) generalizations about indigenous cultures about: “heathenism”, superstition, ineffective diagnosis and treatment, and quack medicine, added by the attitude of potential superiority of Christianity and western medicine. So, traditional healers were, in the first phase, frequently seen as phenomena of the “Antichrist”. In later years the accounts of indigenous culture became more qualified. Winkler’s other texts deal with midwifery, village life, Beriberi, the beginnings of medical mission, music of the Batak, the Batak script, the Usir game, the 6000-year calendar, and the book has maps, a list of Winkler’s publications, and a list of ethnographic artifacts.” (Ulrich Oberdiek in „Anthropological Abstracts“, www-7/2008, 7074)
Aktualisiert: 2023-02-17
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The Blacksmiths of Kano City

The Blacksmiths of Kano City von Cyffer,  Norbert, Jaggar,  Philip J, Jungraithmayr,  Herrmann
In seinem Werk beschreibt der Autor auf der Grundlage eigener Felderfahrungen den erstaunlichen Weg der Anpassung der Schmiede Kanos und einiger umliegender Dörfer an die moderne Entwicklung von der Kolonialzeit bis ins Jahr 1971, wobei er besonders die Stellung der Schmiede innerhalb der Gesellschaft berücksichtigt. Das Buch gibt Antworten auf geschichtliche, wirtschaftliche und ethnologische Fragestellungen im Zusammenhang mit den Umwälzungen im Handwerk, die durch die Veränderung der politischen Landschaft ausgelöst wurden. So werden beispielsweise der zweite Weltkrieg und seine Implikationen für Kanos Schmiede genauso thematisiert wie die Entwicklung einer Strategie zum Umgang mit importierten Produkten oder die Substitution von Eisen, das bis dahin traditionell hergestellt worden war, durch Schrott. Die zahlreichen Biographien einzelner Schmiede ermöglichen dem Leser, sowohl die Ansicht der Betroffenen kennenzulernen als auch die Sichtweise des Autors einzunehmen. REZENSIONEN “This excellent case study is almost twenty years old. [...] But despite some signs of age [...] Jaggar's tightly focused, well-documented investigation is a fresh and welcome addition to the literature on African economic history. That this would be so only underscores that in the intervening years most scholars continued to ignore the history of craft production in Africa and how particular craft occupations changed over time. Some critics will rush to judgment and call this study a relic from a bygone Africanist past. Others might fault it for not adopting a different focus, say, on slavery or on technology. But to most scholars, I would hope, the treasure of detail in this otherwise modest volume will signal a reminder that there is always room for careful empirical work that can stand the test of time and open up neglected areas of historical research.” (Colleen E. Kriger in „Journal of African History“, 37/1 (1996), 165f) „Für die Darstellung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Schmiede und die raschen Veränderungen ihrer Arbeitsbedingungen in Kano ist der vorliegende Band ein wertvolles und unersetzbares Dokument. Insbesondere die an die Gegenwart heranreichende Periode wird durch ihren Reichtum an Details und durch die Lebensläufe sehr plastisch beschrieben.“ (Hans Peter Hahn in „Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft“, 146/2, 1996, 650-652)
Aktualisiert: 2023-02-27
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Die libysch-berberischen Inschriften der Kanarischen Inseln in ihrem Feldbildkontext

Die libysch-berberischen Inschriften der Kanarischen Inseln in ihrem Feldbildkontext von Springer Bunk,  Renata Ana, Stroomer,  Harry
Die libysch-berberischen Inschriften der Kanarischen Inseln sind wichtige geschichtliche Zeugen der Ureinwohner aus der Zeit vor der Eroberung. Sie weisen auf ihre Herkunft aus Afrika, bilden somit einen Identitätsnachweis für die heutige Bevölkerung und werden oft auch als Symbole benutzt. In der Forschung haben diese Eigenschaften oft eine große Rolle gespielt, und Sprache und Schrift haben sich als wesentliches Beweismaterial für die wachsenden Forderungen nach Anerkennung einer berberischen Identität erwiesen. Geschichtsschreiber und Chronisten der Eroberung sammelten zahlreiche Wörter und einige Sätze der Sprache der Ureinwohner jeder Kanarischen Insel, die sich zusammen mit den Ortsnamen bis heute erhalten haben. Damit lieferten sie unwiderlegbare linguistische Fakten dafür, dass es sich bei den alten Kanariern um Berber-sprechende Gruppen handelte. Die ersten libysch-berberischen Inschriften wurden auf dem Archipel allerdings erst im 19. Jh. gefunden. Die Entdeckungen halten weiter an und sind bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen, wie vor allem in letzter Zeit durch zahlreiche Neufunde belegt werden konnte. Geographisch gesehen bildet der kanarische Archipel den westlichsten Rand des Gebietes der berberischen Sprache und Schrift. Gleichzeitig findet man hier eine extrem hohe Anzahl von libysch-berberischen Inschriften mit einer enormen Raumdichte im Vergleich zur geringen Oberfläche der Inseln. Allerdings ist für die Archäologie nicht ausschließlich die Menge der Entdeckungen maßgebend, sondern vielmehr, dass diese eine Grundlage für die Deutung des Ursprungs der alten Bevölkerung liefern und damit auch den ungefähren Zeitpunkt der Besiedlung der Inseln bezeugen, der mit dem des Gebrauchs dieser Schrift im Norden des afrikanischen Kontinentes übereinstimmt. Das vorliegende Buch dokumentiert den aktuellen Stand der Forschung nach mehreren Jahrzehnten kontinuierlicher Studien und beinhaltet gleichzeitig die neuesten Untersuchungen und Ergebnisse in einer allgemeinverständlichen Darstellung. REZENSION: „Cet ouvrage, sobre mais dense, précis mais clair, est une parfaite réussite. [...] L'ouvrage aura pour effet, je l'espère, de lui donner toute la place qu'elle mérite. L'auteur a choisi d'écrire dans sa langue maternelle, mais RSB [Renata Ana Springer Bunk] est en fait parfaitement intégrée depuis longtemps dans la société canarienne. [...] L'ouvrage de RSB marque une importante étape de la recherche sur la situation des Canaries préhispaniques. Il offre la synthèse la plus sûre et la plus commode de la documentation actuelle. De plus, (et ce n'est pas le moindre effet du livre, car les Canaries demeurent quand même éloignées de l'Europe), je vois dans ce livre un rappel très clair de la présence de nos collègues insulaires dans le monde de la recherche européenne et mondiale.“ (Lionel Galand in „Epigraphie Libyco-Berbère – Répertoire des Inscriptions Libyco-Berbères“ 20 - 2014, 1-2) Unter den nachfolgenden Verweisen finden Sie weitere Werke zu libysch-berberischen Inschriften, zu libyschen Berbersprachen sowie zu Felsbildforschungen in Nigeria und Südafrika: „Guddiri Studies – Languages and Rock Paintings in Northeastern Nigeria“, ISBN 978-3-89645-103-3. „Origin and Development of the Libyco-Berber Script“, ISBN 978-3-89645-394-5. „Rock Paintings of the Klein Karoo and a Link to a Local Story“, ISBN 978-3-89645-879-7. „Towards Interdisciplinarity – Experiences of the Long-term ACACIA Project“, ISBN 978-3-89645-886-5. „A Grammar of Awjila Berber (Libya) – Based on Paradisi’s Work“, ISBN 978-3-89645-941-1. „A Grammatical Sketch of Ghadames Berber (Libya)“, ISBN 978-3-89645-940-4. „Ferhat – An Everyday Story of Berber Folk in and around Zuara (Libya)“, ISBN 978-3-89645-396-9. „Zuaran Berber (Libya) – Grammar and Texts“, ISBN 978-3-89645-926-8. Über die Autorin: Renata Ana Springer Bunk – sowohl Philologin als auch Archäologin – beschäftigt sich bereits seit über 30 Jahren mit der Erforschung der libysch-berberischen Inschriften. Das analysierte Schriftmaterial wurde durch Feldbegehung und Dokumentation auf den Kanarischen Inseln sowie in verschiedenen Gegenden von Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mali gewonnen. Die Autorin ist nicht nur Spezialistin für libysch-berberische Inschriften, sondern ebenfalls Kennerin der Geschichte und Kultur der untersuchten Region, vor allem aber der komplexen Vielfalt der nordafrikanischen und kanarischen Felsbilder, was ohne Zweifel ihrer Arbeit noch größeren Wert verleiht.
Aktualisiert: 2022-03-08
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Glauben – Leben – Hoffen

Glauben – Leben – Hoffen von Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission,  Wuppertal, Besten,  Julia, Girsang,  Irene
INHALT Regine Buschmann: Geleitwort Irene Girsang/Julia Besten: Vorwort Sylvia Bukowski: Was kann man im Alter noch Großes erwarten? Noch dazu als Frau? Irene Girsang: Alles, was ihr seid, verdankt ihr eurer Mutter Käthe Glücks: Erhörte Gebete, erfüllte Hoffnungen Sophia Lizares Bodegon: In der Gemeinschaft Schätze finden Natalia Oinike Harefa: Die Knospen der Rosen im Frühling Nicky Widyaningrum: Auf dem Pilgerweg meines Lebens Junita Rondonuwu Lasut: Begegnungen mit Menschen ohne Obdach Christel Tötemeier: Die Himmelstür steht für euch offen Elisabeth Steinhard: Tiorina Katja Romanek: Ein kleiner Funke Hoffnung Elisabeth Riemann: Gottes Geist übersetzt, was wir nicht sagen können Margrit Schankweiler: Der Sand soll blühen, und die Wüste Früchte tragen! Irmgard Kahre-Geißler: Segen geben und Segen empfangen Irene Girsang: Die Ideen kommen von Gott Marie-Luise Dahlhaus-Floeck: Heimgehen Jakobus Beukes: Sie hielt die Hand des Herrn fest (Nachruf zur Beerdigung von Kathrin Izaaks) Irene Nöh: Mein Name ist Hoffnung (nacherzählt) Renate Jasper: Wir lebten beide von der Hoffnung Brigitte Bahr: Ein Zauber lag in der Luft Anonym: Gott kennt keine hoffnungslosen Fälle Hannah Wolf: Gedichte Jeaneth Harris Faller: Hoffnung teilen Lermianna Girsang: Eine weise Frau Erna Ruiters: Eine Gemeinschaft von Frauen schenkt neue Hoffnung Rosmalia Barus: Gerechtigkeit für Maria Newstar Mwombeki: Öffnet eure Augen – Die BULULA-Frauengruppe Siegfried Zöllner: Dr. Enny Kenangalem – Die erste Papua-Ärztin Ursula Wörmann: God first – Gott zuerst: das Lebensmotto einer starken Frau Karin Helmreich: Diese Schule ist eine gute Nachricht für alle Ian Yeshua Aoanan Velunta: Vorher war mir Gott nicht wichtig Hannah Wolf: Das ist Hoffnung Edzard Rohland: Ein hoffnungsvoller Neubeginn Annette Lübbers: Die Träume des einen sind die Albträume des anderen! Ursula Wörmann: Das Geheimnis des Teilens Hanna Kessler: Sie verbrannten ihre Fetische und ließen sich taufen Sarah Vecera: Denn er hat seinen Engeln befohlen Ursula Wörmann: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende Irene Nöh: Das Gesicht Afrikas dauerhaft verändern Angélique Uwumuremyi: Gott hat mein Leben verlängert Barbara Jordans: Ein Zimmer in der Fremde Anonym: Meine geistliche Beraterin und mein Vorbild Elisabeth Falkenroth: Radikale Nebenwirkungen Inge Sandner: Vor Gott sind alle Menschen gleich Anonym: Eine andere werden – äußerlich und innerlich Patrizia Höfer: Minna Sachs – Ein Leben im Dienst der Mission Hannah Wolf: Lass das Feuer brennen und die Hoffnung lebt Maria Gruner: Heimweh nach dem Anderen Irma Mepico-Balaba: Ich schaue zurück Jutta Beldermann: Ich danke nicht euch, aber ich danke Gott Gerda Spelsberg: Von Gott getragen Renate Schatz: Hoffnung auf Gleichstellung Kornelia Kachunga: Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben Irene Nöh: Der Glaube ist ein Tragering Marie-Luise Dahlhaus-Floeck: Engel der Hoffnung Helen Kijo-Bisimba: Frauen, die mutig vorangehen Ute Hedrich: Hoffnung auf Veränderungen Bettina von Clausewitz: Im Angesicht der Täter Elsie Joy de la Cruz: Sich dort einsetzen, wo man gebraucht wird Mariyam Magdalena: Als Christin muslimische Frauen begleiten Julia Besten: Weitermachen Mariyam Magdalena: Gehen, stehen bleiben und wieder gehen Marthe Maleke Kondemo: Bildung – Ein Schlüssel zur Selbstbestimmung Ursula Thomé: Bildung ist der Schlüssel Magnolia Nova V. Mendoza: Ein Lied der Hoffnung Sonia Parera-Hummel: Ein langer, schöner Weg – Unser Leben mit einem Kind, das anders ist Hartini Sinaga: Wie sieht das Leben nach der Heilung aus? Sylvia Bukowski: Das Buch Ruth – Eine biblische Hoffnungsgeschichte aus zwei Perspektiven Biografische Daten
Aktualisiert: 2022-04-20
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Tonrelationen in Luba-Sprichwörtern

Tonrelationen in Luba-Sprichwörtern von Möhlig,  Wilhelm J.G., Weier,  Hans-Ingolf
In dieser Studie wird versucht, ein Gliederungsprinzip für Sprichwörter herauszuarbeiten. Basis hierfür ist die im Ciluba vorhandene Tonalität. Mit Hilfe der Methode des Argumentenvergleichs, die auch schon in der generativen Phonologie erfolgreich angewendet wurde, können tonale Reimrelationen identifiziert werden. Sie basieren auf dem in der traditionellen Dichtung bekannten Prinzip der Wiederholung, die entweder vollständig oder partiell sein kann. Vollständige tonale Wiederholung belegt die schon von Stappers beschriebene Form des einfachen Tonparallelismus; partielle Wiederholung führt – je nach Stellung – zu nun zusätzlich definierbaren tonalen Reimformen in Sprichwörtern. Es handelt sich u.a. um den Anfangs-, End-, Binnen- und Außenreim sowie um (tonalen!) Kettenanschluß und Chiasmus. Zusätzlich konnte bei fast allen Reimrelationen Reversivität beobachtet werden, eine Erscheinungsform, bei der sich die harmonisierenden Relationen tonal entgegengesetzt verhalten. Die aufgeführten Reimformen sind auch miteinander kombinierbar. Die verwendete Methode ist ohne Schwierigkeiten auf andere Sprachen übertragbar und eröffnet somit ein zusätzliches komparatives Arbeitsfeld. Die vorliegenden Analysen ergänzen die vom Verfasser herausgegebene Sprichwortsammlung: „Luba-Sprichwörter – Übersetzte, erweiterte und überarbeitete Ausgabe einer anonymen Sammlung aus Zaïre", ISBN 978-3-927620-61-2. REZENSION "Le grand mérite de l'ouvrage de Weier est de mettre en évidence l'existence de structures tonales précises, qui se superposent à cette structure sémantico-syntaxique, si bien que l'on peut dire que le proverbe lubà est doublement articulée. Nous espérons que la méthode appliquée par l'auteur stimule d'autres chercheurs à faire des investigations analogues afin de voir dans quelle mesure les structures tonales mises en évidence en lubá ou du moins des manipulations analogues avec la tonalité sont généralisables." (Ngo Semzara Kabuta in „Anthropos” 91/1996, 314f.)
Aktualisiert: 2021-02-12
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Dialektologie des Komorischen

Dialektologie des Komorischen von Full,  Wolfram, Heine,  Bernd, Möhlig,  Wilhelm J.G.
Die Arbeit erweitert im methodologischen Bereich den von W.J.G. Möhlig in die Afrikanistik eingeführten Ansatz der Dialektometrie, indem erstmals neben dem lexikalischen auch der morphologische Bereich umfassend in den quantitativen Vergleich einbezogen wird. Hierzu fließt außer der lautlichen Form der Morpheme auch ihre Stellung innerhalb der Wortstruktur mit in die Bewertung ein. Das Ziel ist, auf diese Weise eine repräsentative Auswahl lexikalischer und grammatischer Morpheme in den untersuchten Varietäten nach einem einheitlichen Schema miteinander zu vergleichen. Angewendet wird diese quantitativ-vergleichende Methode auf das Komorische, eine Bantusprache mit über 800.000 Sprechern. Sie ist die indigene Sprache der Komoren, einer Inselgruppe auf halbem Wege zwischen der ostafrikanischen Küste und der Nordspitze Madagaskars. Die zugrundeliegenden empirischen Daten stammen aus einer einjährigen vergleichenden Feldforschung in insgesamt 56 Orten auf allen vier Hauptinseln des Archipels. Sowohl bezüglich der Anzahl der Dialekte als auch deren Stellung zueinander ergeben sich dabei Abweichungen zu bisherigen Publikationen, die auf weniger fundiertem Datenmaterial beruhen. Die zentralen dialektometrischen Analysen werden ergänzt durch die Untersuchung interessanter Einzelisoglossen, sowohl für einzelne Inseln als auch für den Gesamtarchipel. Eingerahmt werden die Hauptkapitel von einer ausführlichen historischen Einleitung zu den Komoren sowie von einem Vergleich mit ausgesuchten Bantuvarietäten vom afrikanischen Festland zur Abklärung der Außenbeziehungen des Komorischen.
Aktualisiert: 2022-01-14
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Räumliche Öffentlichkeit in Afrika

Räumliche Öffentlichkeit in Afrika von Förster,  Till, Martin,  Birgit, Mayer,  Barbara, Rödiger,  Iris, Spittler,  Gerd, Stolleis,  Friederike, Wildemann,  Heike
INHALT: Birgit Martin: Kein Platz für Frauen – Männer nehmen Platz In ihrem Beitrag stellt die Autorin geschlechterspezifische Räume in dem Dorf el-Korey im nördlichen Nil-Sudan dar. In el-Korey leben vier ethnische Gruppen, Shaigîya, Sûdânîya, Hawâwîr und Hassanîya, die auch heute noch in getrennten Vierteln leben. Endogamie ist in allen vier Ethnien die Regel. Die Autorin stellt die privaten und öffentlichen Männer- und Frauenräume in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung, wobei besonders die Eingrenzung des weiblichen Bewegungsraums thematisiert wird. Dieser wird durch die männlichen Verwandten der Frau bestimmt. Dennoch zeigt die Autorin, daß die Gleichsetzung von Männern mit Öffentlichkeit und Frauen mit Privatheit nur bedingt richtig ist, und daß sich beide Sphären einander immer weiter annähern. Die Trennung der Geschlechter geschieht heute eher faktisch, z.B. durch das Aufteilen des Wohnraumes, während früher die Geschlechtersegregation vor allem durch die Verinnerlichung von Werten aufrechterhalten wurde. Heike Wildemann: Yir kang Nir – Mensch aus einem anderen Haus Dieser Aufsatz beleuchtet die Sichtweise der Dàgàrà-Frauen auf ‘Ort’ und ‘Raum’. Die gesellschaftliche Situation der Dàgàrà-Frauen ist vor allem durch den Wechsel ihrer Zugehörigkeit zu Ort und Clan ihres Ehemannes charakterisiert, der durch ihre Heirat entsteht. Die Autorin geht der Frage nach, wie die Frauen, denen selbst am Wohnort und im sozialen Milieu ihres Ehemannes nur der Status eines Gastes zugesprochen wird, den Ort ihrer Zugehörigkeit aus eigener Sicht definieren und welche Räume des Alltagslebens für Frauen Identifikations- und Handlungsspielraum darstellen. Bei ihrer Untersuchung stützt sich die Autorin auf zahlreiche Gespräche mit betroffenen Frauen, die sie während eines mehrmonatigen Forschungsaufenthalts bei den Dàgàrà führte. Iris Rödiger: Offenes Zusammenleben? Die Verfasserin beschreibt die räumliche Organisation in der Gesellschaft der Nyarafolo im Norden der Côte d’Ivoire und untersucht die Auswirkungen der Architektur auf das Zusammenleben der Menschen. Den Schwerpunkt bildet dabei eine Betrachtung der Gestaltung und Nutzung von Haus und Hof. Innerhalb einer Siedlung unterscheiden sich die Häuser für Frauen hinsichtlich ihrer Funktion und baulichen Merkmale von denen der Männer. So sind die Häuser der Männer traditionell rechteckig, die der Frauen aber rund. Daran anschließend geht die Autorin auf den Zusammenhang zwischen der offenen architektonischen Gestaltung des Dorfes und dem gemeinschaftlichen Leben der Menschen ein. Dabei stellt sie die Frage, ob die Offenheit von Häusern und Höfen auf die Offenheit der Gesellschaft zurückzuführen sei. Till Förster: Raum und Öffentlichkeit Der Autor geht von folgenden Fragen aus – Wie artikulieren sich Akteure in der dörflichen Öffentlichkeit und wo liegen die Chancen des Einzelnen, in dieser Öffentlichkeit gestaltend zu wirken? In den von ihm untersuchten Dörfern der westafrikanischen Savanne gibt es nur wenige Bereiche, die den Blicken der anderen verborgen bleiben. Der Autor unterscheidet zwischen kontingenten Räumen (Dörfer, Höfe, Häuser, Seh- und Sprechräume) und intentionalen Räumen (Vertraulichkeit und Intimität, Bewegungen und Begegnungen, Versammlungen) und kommt zu dem Schluss, dass in einer Gesellschaft, in der nahezu alles für Jedermann sichtbar und zugänglich sein kann, nur die in der Intentionalität eingebetteten Absichten des eigenen Handelns im Bereich des Nichtöffentlichen verbleiben. Absichten und Intentionen können bekundet werden, doch was der Andere sieht und erfährt, mag etwas anderes sein. Friederike Stolleis: Öffentliche Räume in islamischen Altstädten Anhand von ethnographischen, geographischen und islamwissenschaftlichen Quellen untersucht die Autorin Struktur und Wesen traditioneller islamischer Städte des Nahen Ostens und Nordafrikas. Die Darstellung ihrer spezifischen städtischen Öffentlichkeit zielt darauf hin, die tradierten kulturellen Zusammenhänge deutlich zu machen, innerhalb derer Menschen sich im öffentlichen Raum begegnen und miteinander agieren. Die Autorin untersucht den Öffentlichkeitscharakter verschiedener zentraler Bereiche und Institutionen islamischer Altstädte - städtische Märkte, Moscheen, öffentliche Bäder, Kaffeehäuser und Wohnviertel. Statt einer allen zugänglichen Öffentlichkeit besteht hier eine segmentäre, lokale Öffentlichkeit, die durch die Trennung von männlicher und weiblicher Öffentlichkeit, die räumliche Segregation verschiedener Bevölkerungsgruppen sowie die wichtige Funktion von Nachbarschaften als sozialen Einheiten bedingt ist.
Aktualisiert: 2021-04-15
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Jenseits der Dunkelheit

Jenseits der Dunkelheit von Röhm,  Gerd, Solon,  Gidada
Das vorliegende Buch enthält die Lebensgeschichte von Gidada Solon, dem „Apostel der Oromo“, wie er sie selbst erzählt hat. Gidada Solon erblindete im Alter von fünf Jahren durch eine Pockeninfektion und kam erstmals mit zwanzig Jahren durch amerikanische Missionare mit dem Wort Gottes in Berührung. In den folgenden Jahren wurde er zu einem einflussreichen und erfüllten Wegbereiter und Prediger des evangelischen Glaubens. Er gründete zahlreiche Gemeinden der einheimischen Bethel-Kirche in Dembi Dollo im Westen Äthiopiens. Während der italienischen Okkupation des Landes zwischen 1936 und 1941 und später in den Auseinandersetzungen mit der äthiopisch-orthodoxen Kirche prägte er als Gemeindeleiter und prominentes Mitglied – selbst in Krankheit und im Gefängnis – die Geschicke und den Weg der neuen evangelischen Bewegung. Im Südwesten Äthiopiens wurde er Missionar für die Ghimeera-Kirche. Gidada Solons Einfluss reichte über die Kirchenarbeit hinaus, wie das folgende Zitat belegt: „Hätte ich nicht die Wahrheit der Bibel von ihm erfahren, ich denke nicht, dass ich da wäre, wo ich heute bin. Er lehrte mich insbesondere, die Bergpredigt zu lieben und mein Leben nach diesen Grundsätzen zu leben,“ bekannte sein Sohn Dr. Negasso Gidada (äthiopischer Staatspräsident 1995–2001). Die Geschichte Gidada Solons zeigt anschaulich, wie weit die Arbeit der christlichen Missionen in Afrika und speziell in Äthiopien gediehen ist, wo die Kirchen selbst missionsbewusst geworden sind und nun Missionare in die Welt aussenden. Damit stellen sich auch für Christen aus Gemeinden der Länder, die in der Vergangenheit Missionare ins Land entsandt haben, veränderte Aufgaben und Probleme für die Zukunft, die nach neuen Lösungen verlangen. Der Übersetzer und Herausgeber lebte mit seinen Eltern von 1955 bis 1959 in Dembi Dollo und konnte auf diese Weise Gidada Solon in seiner täglichen Arbeit persönlich kennenlernen.
Aktualisiert: 2021-09-29
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Sprachtypologie, TAM-Systeme und historische Syntax im Manding (West-Mande)

Sprachtypologie, TAM-Systeme und historische Syntax im Manding (West-Mande) von Kastenholz,  Raimund, Möhlig,  Wilhelm J.G., Tröbs,  Holger
Die Sprachen bzw. Dialekte der Gliederungseinheit Manding (Mande, Niger-Kongo-Sprachfamilie) sind eng miteinander verwandt und weisen große Ähnlichkeiten in Lexikon und Morphosyntax auf. Charakteristisch für dieses Kontinuum ist die aus typologischer Sicht seltene und daher sehr bemerkenswerte Konstituentenstruktur [S-AUX-O-V-Anderes] bzw. [S-AUX-DO-V-IO-PP]. Bei den Auxiliaren (AUX) handelt es sich um freie, invariable Portemanteau-Morpheme, die Tempus/Aspekt/Modus-Bedeutung (TAM) und Polarität in sich vereinen. Dieser Sprachtyp wird als „split-predicative“ bezeichnet, weil das Verb (V) durch das direkte Objekt (DO) vom Auxiliar mit seiner TAM-Markierung abgespalten ist. In der Arbeit werden die strukturellen Besonderheiten des Manding durch die Beschreibung der Entstehung und Entwicklung der TAM-Systeme erklärt. Hierzu werden neben der Grammatikalisierungstheorie zwei funktional-typologische Ansätze herangezogen, die es ermöglichen, sowohl die Grundprinzipien des Manding-Sprachbaus treffend darzustellen als auch die einzelnen grammatischen Phänomene in immer größeren Zusammenhängen, d.h. in Kausalzusammenhängen, zu verstehen. Es handelt sich hierbei um Hans-Jürgen Sasses „immanent-typologischen“ Ansatz sowie um das Kölner Universalien-Projekt (UNITYP). Unter Anwendung der oben erwähnten Theorien und Ansätze wird die Herausbildung der „Split-predicate“-Struktur des Manding und die damit verbundene fixe Position der Auxiliare durch das Zusammenwirken der Parameter „Patiensorientierung“ und „viewpoint“ (DeLancey 1982) erklärt. Über den Autor: PD Dr. Holger Tröbs, der mit diesem Werk seine überarbeitete Habilitationsschrift vorlegt, arbeitet am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Thematische Schwerpunkte seiner Arbeit sind: Funktional-typologische Sprachbeschreibung, Mande-Sprachen (insbesondere Bambara, Jeli, Samogo), Swahili. Regionale Schwerpunkte sind: Mali, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Tansania.
Aktualisiert: 2020-01-21
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Siedler am Tschadsee

Siedler am Tschadsee von Jebens,  Holger, Kohl,  Karl-Heinz, Krings,  Matthias, Platte,  Editha
Als der Tschadsee in den 1970er Jahren in Folge der Saheldürren zu schrumpfen begann, zählten mobile Hausa-Fischer zu den Pionieren, die vom Wasser freigegebene Flächen fruchtbaren Seebodens in Ackerland und Siedlungsfläche verwandelten. Dieses Neuland stellte ein soziales und politisches Vakuum dar, wie es in Afrika zu dieser Zeit kaum noch existierte. Mehr als dreißig Jahre nach diesen Siedlungsgründungen bestehen komplexe soziale und ökonomische Netze – ähnlich den zahlreichen anderen Hausa-Siedlungen, die von Westafrika bis Nordostafrika zu finden sind –, die das angestammte Hausa-Land mit der Diaspora verbinden. Marktorientierter Feldbau und kommerzieller Fischfang bilden hierbei die wirtschaftliche Basis. Die vorliegende Arbeit untersucht, mit welchen Mitteln sich die Hausa am See etablieren konnten und auf welchen sozialen und ökonomischen Prinzipien ihr Erfolg als Siedler beruht. Der besondere Schwerpunkt liegt hierbei zum einen auf der ökonomischen Basis der Migranten, die von ihrem Zugang zu den stetig knapper werdenden Ressourcen Land und Wasser abhängt und zum anderen auf der sozialen Basis, der Reproduktion und damit den Überlebensstrategien der Siedler-Gemeinschaft. Die Geschichte der Migrationsforschung in Afrika weist in erster Linie Erkenntnisse über Formen von neuen Gemeinschaften und ihren Konstruktionsprinzipien in den urbanen Migrationszentren und damit der Situation von Lohnarbeitern auf. Die im Zentrum dieser Arbeit stehenden Siedler, die über den Zugang zu Anbauflächen und Fischgründen verfügen arbeiten hingegen als selbstständige Unternehmer, die mit dem Ziel der Überschussproduktion und damit der Teilnahme an den lokalen und überregionalen Märkten produzieren. Im 1. Kapitel stellt der Autor Kopytoffs „frontier process“ als idealtypisches Modell der Gemeinschaftsbildung in „frontier-Räumen“ des historischen Afrika und das Konzept der Hausa-Diaspora vor und überprüft die Übertragbarkeit auf das Besiedlungsphänomen am Tschadsee. Anstelle einer Diaspora-Theorie wird im 2. Kapitel ein Katalog der zentralen Merkmale dieser Gemeinschaften aufgestellt und die These einer "Diaspora-Technik" der Hausa vertreten, die den Siedlern dazu dient, sich als distinkte Gemeinschaften in fremden Umgebungsgesellschaften zu behaupten, um dort wirtschaftliche Aktivitäten zu entfalten. Das 3. Kapitel widmet sich den natürlichen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen der Kolonisierung des Naturraums Tschadsee. Am Beispiel der Siedlung Koloram werden im 4. Kapitel die sozialen Siedlungsstrukturen und im 5. Kapitel die ökonomischen und politischen Strategien der Hausa-Siedler dargestellt. Das 6. Kapitel stellt die Argumente vor, mit denen die Akteure ihre Rechte an Ressourcen behaupten und beschließt den Band mit der Frage nach den Zukunftsperspektiven der Migranten. Über den Autor: Dr. Matthias Krings, der hiermit seine überarbeitete Dissertation vorlegt, ist Professor für Ethnologie am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Gutenberg-Universität in Mainz.
Aktualisiert: 2022-05-06
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Zerrissene Entfaltung

Zerrissene Entfaltung von Förster,  Till, Heintze,  Beatrix, Kohl,  Karl-Heinz
„Zerrissene Entfaltung” ist die gekürzte und überarbeitete Fassung der Habilitationsschrift des Autors. Sie beruht in allen wesentlichen Teilen auf ethnographischen Daten, die der Autor zwischen 1979 und 1995 im Norden der Côte d'Ivoire sammelte. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Frage nach den gesellschaftlichen Zusammenhängen, in denen sich Kunst bildet, die Frage nach der Entstehung der Dinge und warum gerade diese Dinge als Kunst vereinnahmt werden. Das erste Ziel der vorliegenden Arbeit ist dabei ein ethnographisches, nämlich den Wandel dieser spezifischen gesellschaftlichen Zusammenhänge, in denen sich Kunst bildet, zwischen 1979 und 1995 aufzuzeigen. Dieser Wandel hat sich zwar vor dem Hintergrund der Kolonialisierung und später der Modernisierung der Unabhängigkeitsgesellschaft vollzogen und ist ohne diese nicht denkbar, aber er zeigt sich nichtsdestoweniger den eigenen Interessen und Zielen der handelnden Menschen verpflichtet. Er ist afrikanisch und kein Abbild eines europäischen oder irgendeines anderen Vorbildes. Hinter dem ethnographischen Ziel der Arbeit steht ein weiteres theoretisches Interesse mit der Fragestellung, ob sich die Entstehung von ‚Kunst’ anders beschreiben lässt, als wir es durch die Differenzierungsmethoden der westlichen Moderne gelernt haben, und wie dann das in Afrika Entstandene angemessen zu benennen wäre. REZENSIONEN „Ingesamt bereichert das umfangreiche Buch, das zahlreiche Abbildungen, Karten, Figuren und ein Glossar enthält, unsere Kenntnis von der Senufo-Gesellschaft.“ (Youssouf Diallo in „Zeitschrift für Ethnologie“ 125/2000, 308-311) „What life does an [artistic] object go through before it is exhibited in the idealised room of a museum? Under which circumstances does what we call art develop in an African society? With questions like these Till Förster introduces his work. [...] All in all, the work of Till Förster opens up a new and fascinating perspective on the lives of those living on the north side of the Ivory Coast. The detailed descriptions are of great interest to academics of different areas such as Africanists, anthropologists and sociologists and hopefully lead to additional investigations within related fields.“ (Antje Meissner in „FAB Frankfurter Afrikanistische Blätter, 11 (1999)“, 159-162)
Aktualisiert: 2021-10-27
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Ögedei mergen qan-u üliger (Die Geschichte vom weisen Qan Ögedei)

Ögedei mergen qan-u üliger (Die Geschichte vom weisen Qan Ögedei) von Schatz,  Merle, Schlee,  Günther
„Bensen üliger“ (Heftgeschichten) sind von ursprünglich schriftlicher Vorlage ausgehende mündlich tradierte moderne Spielmannsdichtungen der Inneren Mongolei. Bei den schriftlichen Vorlagen handelt es sich überwiegend um chinesische Romane oder Heldengeschichten, für die zum Teil auch mongolische Übersetzungen vorliegen. „Bensen üliger“ werden bis heute von Spielleuten (mong.: qururči) erzählt, die aus der Ost- und Südostmongolei stammen. Das hier zu untersuchende „bensen üliger“ Ögedei mergen qan-u üliger („Die Geschichte vom weisen Qan Ögedei“) stammt aus einer Sammlung von Tonbandtranskripten mongolischer volksiterarischer Texte aus dem Nachlass von Prof. Dr. Walther Heissig. Diese Materialien hat Prof. Heissig der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Düsseldorf vermacht. Ein großer Teil dieser Textsammlung ist bisher noch nicht bearbeitet bzw. noch nicht übersetzt worden. Die Handlung dieser Heftgeschichte spielt in der Yuán-Zeit und wurde im Herbst 1980 aufgenommen, die Aufnahmezeit betrug etwa 60 Stunden. Das vorliegende Werk enthält die uiguro-mongolische Transkription des „bensen üligers“ Ögedei mergen qan-u üliger nach dem System von Poppe (2006). Der formale Aufbau der Transkription entspricht der handschriftlichen Vorlage. In der Heftgeschichte Ögedei mergen qan-u üliger sind der Autorin spezifische Sprachkontaktphänomene aufgefallen, die für das vorliegende Werk von besonderer Bedeutung sind. Es zeigt sich, dass die zweisprachig aufgewachsenen Mongolen in der Inneren Mongolei je nach Region in unterschiedlicher Stärke Chinesisch und Mongolisch abwechselnd oder miteinander vermischt verwenden. Im Fall der Vermischung wird das Chinesische dabei maßgeblich verändert. Diglossie und Bilingualismus führen zum Sprachwechsel (Codeswitching) und damit verbunden zu verschiedenen linguistischen Transfererscheinungen. Diese lassen sich in den Bereichen der Lexik, Phonetik und Morphologie nachweisen. Da es sich bei den „bensen üliger“ um mündlich tradierte moderne Spielmannsdichtung handelt, treten verschiedene umgangssprachliche Elemente auf, beispielsweise eine große Anzahl an Sinismen (die mongolische Wiedergabe chinesischer Wörter und Begriffe). Die in diesem Band enthaltenen Sinismen sind sowohl ein Beleg für bestimmte Sprachkontaktphänomene in der Inneren Mongolei als auch dafür, dass diese ihren Eingang in das Repertoire der mongolischen mündlichen Tradition gefunden haben. Von derselben Verfasserin erschien bei uns: „Sprache und Identität der Mongolen Chinas heute“, ISBN 978-3-89645-222-1.
Aktualisiert: 2023-04-26
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Afrikanistik in Leipzig

Afrikanistik in Leipzig von Brauner,  Siegmund
Der vorliegende Band befasst sich mit der bisher weniger bekannten Geschichte der Afrikanistik in Leipzig von 1895 bis 1945. Der Autor beschäftigt sich dabei mit ihren wichtigsten Vertretern Hans Stumme und August Klingenheben. Hans Stumme war zwischen 1895 und 1930 in der Afrikanistik in Leipzig tätig. Von Hause aus ausgewiesener Arabist und Berberologe, übte er sowohl großen Einfluss auf die Afrikanistik in Leipzig als auch in Deutschland allgemein aus. Stumme ebnete beispielsweise in Leipzig den Weg für die afrikanistische Sprachwissenschaft. August Klingenheben war von 1930 bis 1936 in der Leipziger Afrikanistik tätig, wo er 1920 mit einer Arbeit über den Hausa-Dialekt von Katagum promoviert wurde. Der vielseitige und methodisch versierte Klingenheben gründete in Leipzig ein selbständiges Institut für afrikanische Sprachen, das sich somit von der heterogenen Orientalistik emanzipierte. Klingenheben, ein Meinhof-Schüler, zeichnete sich außerdem durch seine beharrliche Ablehnung von national-chauvinistischen und rassistischen Theorien aus – eine Haltung, die für seine Zeit nicht selbstverständlich war. Neben diesen beiden großen Vertretern der Afrikanistik in Leipzig geht der Autor auch auf Aspekte des Schaffens von Klingenhebens Nachfolgern Melzian, Weydling und Lukas ein. Ein Schriftenverzeichnis von Hans Stumme sowie Publikationen dieser Wissenschaftler runden das vorliegende Werk ab. Vom selben Autor erschienen bei uns: „A Grammatical Sketch of Shona – Including Historical Notes” (ISBN 978-3-927620-18-6). „Einführung ins Schona” (ISBN 978-3-927620-04-9).
Aktualisiert: 2022-07-14
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Herrschaft, Macht und Einfluß

Herrschaft, Macht und Einfluß von Bollig,  Michael, Eckl,  Andreas Eduard, Möhlig,  Wilhelm J.G.
Das Werk untersucht die Frühphase kolonialer Kontakte in der Kavango-Region, als sich die Antagonisten (Deutsche, Briten und Portugiesen, katholisch-deutsche Missionare sowie einheimische Machthaber der fünf Kavango-Völker) noch auf gleicher Augenhöhe begegneten und allesamt die Vorstellung hatten, ihre jeweiligen Eigeninteressen gegenüber den jeweils anderen Mitspielern durchsetzen zu können. Die Interaktionen der traditionellen Machthaber, der von ihnen abhängigen Bevölkerung, der deutschen, britischen und portugiesischen Kolonialvertreter zu beiden Seiten der internationalen Grenze zwischen Angola und dem späteren Namibia sowie der Missionare waren von sehr unterschiedlichen, teils konkurrierenden, teils kongruenten Erwartungen und Vorstellungen geprägt. Diese veränderten sich in wenigen Jahren sowohl durch die Dauer des gegenseitigen Umgangs als auch unter dem Wechsel der weltpolitischen Rahmenbedingungen, die der Erste Weltkrieg trotz aller Abgelegenheit für die Kavango-Region bedeutete. Die Verhaltens- und Handlungsmuster der einzelnen Akteure vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Interessen, Optionen und Strategien im Hinblick auf das konkurrierende Streben nach Herrschaft, Macht und Einfluss sind das zentrale Erkenntnisinteresse dieser innovativen Studie. Ihre Basis bilden staatliche, kirchliche und private Archive sowie eine systematische Auswertung mündlicher Überlieferungen bzw. früher Aufzeichnungen von Missionaren und zeitgenössischen europäischen Beobachtern. Der Autor unternimmt den Versuch, sich von herkömmlichen Klischees der frühen Kolonialgeschichte zu befreien und alle an der kolonialen Situation Beteiligten, auch die afrikanische Bevölkerung, als eigenständige Akteure zu bewerten und ihren ökonomischen und machtpolitischen Interessen durch mehrfachen Perspektivenwechsel ein jeweils individuelles Profil zu verleihen. Auf diese Weise schafft er ein Paradigma, das teilweise zu ganz neuen Erkenntnissen und Erklärungsmustern führt. Der Autor war Projektmitarbeiter des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs 389 der Universität zu Köln „Kultur- und Landschaftswandel im ariden Afrika, Entwicklungsprozesse unter ökologischen Grenzbedingungen“ (1995-2007).
Aktualisiert: 2022-12-30
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Prowess, Piety and Politics

Prowess, Piety and Politics von Elyas,  Gebre I., Molvaer,  Reidulf K.
Die äthiopische Tradition im Schreiben von Königs-Chroniken reicht beinahe zurück bis zur „Salomonischen Restauration“ von 1270 und dauert bis zum Ende der Kaiserzeit 1974. Es wurde vermutet, dass diese Tradition mit der Chronik des Kaisers Menilek II. zu Ende ging, der 1913 starb. Der letzte Kaiser Haile Sillasie wollte das Schreiben seiner Geschichte nicht jemand anderem überlassen, weshalb er diese mit Hilfe ihm loyal gesinnter Gefolgsleute teilweise selbst abfasste. Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass für die Jahre zwischen Menilek II. und Sillasie, als Iyasu und Zewditu herrschten, keine Chronik geschrieben wurde. Dies geschah jedoch schon auf Wunsch der Kaiserin Zewditu (1916–1930). Als diese Chronik nach der italienischen Invasion zerstört wurde, verfasste derselbe Autor auf Verlangen von Haile Sillasie eine überarbeitete Chronik. Iyasu war ein jugendlicher Herrscher, der nie zum Kaiser gekrönt wurde. Man behauptete, dass er nicht gekrönt werden wollte, bis Äthiopien wirklich vereinigt war. 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – wurde er abgesetzt und Zewditu auf den Thron gebracht, mit Haile Sellasie (damals bekannt als Ras Teferi) als Herrscher. Iyasu war ein eigenwilliger Herrscher, der sich bei seinem Volk beliebt gemacht und sich viele einflussreiche Feinde geschaffen hatte. Während bislang der Blickwinkel seiner Feinde maßgeblich war, wird in dieser Chronik ein anderes Bild von ihm gezeichnet. Zewditu war hiernach eine fromme Frau, die schon bald von ihrem Herrscher verdrängt wurde. Für Ras Teferi war dies die Lehrzeit vor seiner Machtübernahme als Haile Sellasie im Jahre 1930. Diese Chronik ist somit ebensosehr die Geschichte von Ras Teferi wie von Iyasu und Zewditu. In dieser Chronik wird ein Abschnitt äthiopischer Geschichte behandelt, der bisher aufgrund des Fehlens von veröffentlichten Dokumentationen dunkel und verzerrt war. Stattdessen wurden Gerüchte als Geschichtsschreibung hingenommen, die von Gegnern Iyasus und Gefolgsmännern Haile Sellasies in Umlauf gesetzt worden waren. Die Publikation dieser Chronik soll dazu beitragen, daß ein wahrheitsgetreueres Bild dieser Jahre äthiopischer Geschichte und Gesellschaft entsteht. REZENSION „This edition [.] is a valuable historical source on a remarkable though brief period in modern Ethiopian history written by an Ethiopian insider. It is also an impressive piece of text-critical and historical editing by Dr. R. K. Molvaer, earlier known from his work on Ethiopian literature and society.” (Jan Abbink in „Anthropos“ 90/1995, 606ff.)
Aktualisiert: 2016-06-03
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Ordnungsformen der Gewalt

Ordnungsformen der Gewalt von Geissler,  Rainer, Hanser,  Peter, Neckel,  Sighard, Trotha,  Trutz von
Heute sind Polizei, Staatsanwaltschaft und staatliche Gerichte aus den Rechtsordungen aller Regionen der Welt nicht mehr wegzudenken, und doch ist über den Rechtsalltag der unteren Rechtsinstanzen in Dörfern und kleinen Provinzstädten immer noch so gut wie nichts bekannt. Peter Hanser und Trutz von Trotha haben in ihrem Werk die Bedingungen, Arbeitsweisen und Wirkungen der Rechtsordnung von Papua-Neuguinea untersucht. Besonders die lokalen Bedingungen der mehr oder minder hochformalisierten Einrichtungen des staatlichen Rechtssystems interessierte die Autoren. Sie untersuchten den Alltag und die Sicht der Dorfpolizisten, der reisenden Staatsanwälte und Richter. Die Studie über Papua-Neuguinea ist eingebettet in die Erörterung allgemeiner theoretischer und methodischer Probleme bei der Erforschung des Rechts und schließt mit einer Abhandlung über die „Zukunft des staatlichen Gewaltmonopols“. Diese Abhandlung begreift die Verhältnisse in Papua-Neuguinea als eine von fünf Typen weltweit zu beobachtender Rechtsordnungen und zeichnet einige wichtige Grundzüge des Wandels unserer ‚wohlfahrtsstaatlichen Ordnungsform der Gewalt‘ zu einer ‚präventiven Sicherheitsordnung‘ nach. Ihre These ist, daß die Verhältnisse von Papua-Neuguinea Teil einer globalen Veränderung der Stellung des Staates und des Rechts sind. Sie lässt die Autoren fragen, ob Papua-Neuguinea uns vielleicht näher ist, als der Blick auf eine Weltkarte nahelegt. BESPRECHUNGEN „Was bleibt? Eine auch sprachlich schöne und gelungene Vermittlung vom lokalen Zusammenhang zwischen äußerer Gerichtseinrichtung und dem tatsächlichen Versuch, im untersuchten Gebiet formal Recht zu sprechen; die Eindringlichkeit, mit der deutlich gemacht wird, wie verfehlt das angelsächsische Recht, insbesondere das Kreuzverhör, in der lokalen Situation Papua-Neuguineas sein kann; die Feststellung, daß es der Kolonialmacht Australien bis Beginn der staatlichen Unabhängigkeit Papua-Neuguineas nicht gelungen war, eine durchsetzungsfähige staatliche Rechtsordnung zu etablieren und daß dieser Mangel an geordneten staatlichen und juristischen Strukturen heute als „eine große Hypothek“ auf dem Land lastet (S. 185). Deutlich wird auch, daß die indigene Bevölkerung diese mangelnde Präsenz übergeordneter Strukturen negativ beurteilt und daß insgesamt eine deprimierende Grundstimmung vorherrscht. Bei allen Unterschieden zu Afrika – wiederholt sich in Papua-Neuguinea hier eine Entwicklung, die viele afrikanische Staaten an den Rand des Ruins geführt haben? Allerdings macht die Arbeit auch deutlich, daß, zumindest im untersuchten Gebiet, eine Rückkehr zu vorstaatlichen Strukturen weder gewünscht, noch wirklich möglich erscheint. Das Dorfgericht, wo Effektivität uns öffentliche Akzeptanz (durch den Versuch, „Gerechtigkeit“ auch unter Negierung tatsächlichen „Rechts“ herzustellen) am ehesten gegeben sind, hat eben in Papua-Neuguinea in vorstaatlicher Zeit gerade nicht existiert.“ (Hermann J. Hiery im „Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte“ 8/2008, 435-439) „Wer über die Problematik von Staatsbildung in Regionen der Dritten Welt informiert werden und den Zusammenhang von Rechtsentwicklung und Staatlichkeit bildhaft begreifen will, der wird kaum an diesem Buch vorbeigehen können [.] Hanser und von Trotha jedenfalls haben mit ihrem Buch wesentliche Anstöße gegeben, um die Debatte zum Zusammenhang von Staatszerfall und kriegerischer Gewalt weiterzutreiben.“ (Wolfgang Knöbl in „Soziologische Revue“ 27/2004, 193-195) „Das Buch stellt eine sehr anregende Verbindung zwischen Ethnologie und Rechtssoziologie her. [.] Für Politikwissenschaftler dürfte indes der dritte Teil, der sich mit der Zukunft des staatlichen Gewaltmonopols befasst, noch interessanter sein. Ausgehend von vier Ordnungsformen der Gewalt, entwirft von Trotha [.] das skeptische Szenario eines „undramatischen“ Zerfalls moderner Staatlichkeit. Im Zuge einer um sich greifenden Privatisierung werde in den liberalen westlichen Demokratien das wohlfahrtsstaatlich abgesicherte Gewaltmonopol von einer präventiven Sicherheitsordnung abgelöst, einem „Gefüge von zunehmend eigenständigen und unabhängigen Regierungen jenseits des Zentrums und außerhalb des öffentlichen Bereichs“.“ (MIR in „Zeitschrift für Politikwissenschaft“ 1/2004, 270-271) „Ein schönes Buch und ein vielversprechendes Buch. Man nehme sich Zeit, suche sich einen bequemen Stuhl und schon die Lektüre des ersten Kapitels („Statt einer Einleitung“) zieht einen mitten in das Geschehen, an „ein[en] einsame[n] Ort im Wilden Westen von Papua-Neuguinea“ hinein. [.] Zu den stärksten Lektüreeindrücken des Buches gehören die Briefe, die der Ethnologe an den Soziologen schickte, bevor dieser seinerseits diesem nachreiste. [.] Die Briefe vermitteln nicht nur das Dilemma, in dem sich der der Neutralität verpflichtete Feldforscher unversehens sieht und das er offenbar einfühlsam zu meistern und zu reflektieren versteht, sie vermitteln der Leserin auch einen ersten plastischen Eindruck von der Beziehungs- und Konfliktstruktur der Region.“ (Susanne Krasmann in „Kriminologisches Journal” 36/1, 2004, 73-75)
Aktualisiert: 2023-04-02
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Bitteres Gold

Bitteres Gold von Bierschenk,  Thomas, Brandstetter,  Anna-Maria, Kastenholz,  Raimund, Krings,  Matthias, Lentz,  Carola, Werthmann,  Katja
Seit Beginn der 1980er Jahren erlebt Westafrika einen Goldboom, der bis heute unvermindert andauert. Männer, Frauen und Kinder arbeiten im informellen, handwerklichen Bergbau. Am Beispiel des ländlichen Südwestens von Burkina Faso beschreibt dieses Buch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte des Goldbooms. Dabei kommen Bauern, Schürfer, Staatsbeamte und Kleinunternehmerinnen zu Wort. Das Buch schildert Auseinandersetzungen um die Aneignung von Land und Bodenschätzen ebenso wie die soziale Organisation des Bergbaus und hinterfragt Klischees über „gesetzlose Orte“ und das „sinnlose Verprassen“ von Gewinnen aus dem Bergbau. Der Goldbergbau führt einerseits zu Konflikten über Nutzungsrechte und Entscheidungsmacht, ermöglicht andererseits aber wirtschaftlichen Wandel sowie alternative Lebensweisen und Weltsichten. Anlässlich des Goldbooms werden Mensch-Umwelt-Beziehungen, Kosmologien, Generations- und Geschlechterbeziehungen neu definiert. Der exzessive Konsum in Minenorten ist eine Form von Redistribution, die zur sozialen Einbettung des Bergbaus beiträgt. Dieses Buch ist ein Beitrag zur sozialwissenschaftlichen und vergleichenden Untersuchung von Goldrauschphänomenen, zur Ethnographie und Geschichte Westafrikas, zum Verhältnis von Bodenrecht, lokalen Machtstrukturen und Staat in Afrika, und zur Ethnologie des Geldes. Über die Autorin: Dr. Katja Werthmann arbeitete am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und hat sich dort mit dieser Arbeit habilitiert. Zum Wintersemester 2012/2013 hat sie im Institut für Afrikanistik der Universität Leipzig die Professur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft übernommen und gibt dem Institut eine etwas veränderte Ausrichtung mit einem Schwerpunkt Wirtschaftsethnologie. Die Verfasserin hat in derselben Schriftenreihe den folgenden Sammelband mitherausgegeben: „Mining Frontiers – Anthropological and Historical Perspectives”, ISBN 978-3-89645-832-2.
Aktualisiert: 2021-01-22
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Sprachwandel durch Sprachkontakt am Beispiel des Nubischen im Niltal

Sprachwandel durch Sprachkontakt am Beispiel des Nubischen im Niltal von Bechhaus-Gerst,  Marianne, Sasse,  Hans-Jürgen, Vossen,  Rainer
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich theoretisch und in Form einer Fallstudie mit den Möglichkeiten und Grenzen eines soziolinguistischen Forschungsansatzes in der diachronen oder historischen Sprachwissenschaft. Die Fallstudie konzentriert sich auf zwei Sprachen, Nobiin und Dongolawi / Kenzi, die traditionell als genetisch definierte Untergruppe der nubischen Sprachfamilie angesehen worden sind. Auf der Grundlage eines systematischen Vergleichs der Morphologie der einbezogenen Sprachen wird dargelegt, dass sich gerade in diesem Bereich kontaktbedingte sprachliche Interferenzen feststellen lassen und dass sich die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen nicht auf eine enge genetische Verwandtschaft zurückführen lassen. Eine neue Interpretation der schriftlichen Quellen des nubischen Mittelalters macht deutlich, dass die komplexen sprachlichen Wandlungsprozesse als Resultat ebenso komplexer sozio-historischer Entwicklungen angesehen werden müssen. Die folgenden Werke zu Sprachkontaktphänomenen, Sprachwechsel und Mehrsprachigkeit sind ebenfalls in unserem Programm erschienen: „Codeswitching in Gambia“, ISBN 978-3-927620-24-7. „Ethnographie des Sprachwechsels – Sozialer Wandel und Sprachverhalten bei den Yeyi (Botswana). With an English summary“, ISBN 978-3-927620-25-4. “Fading Delimitations – Multilingual Settlements in a Convergence Area. Case Studies from Nigeria”, ISBN 978-3-89645-904-6. “Inheritance, Contact, and Change in Two East African Languages”, ISBN 978-3-89645-270-2. "Language Change under Multilingual Conditions – Case Studies from Africa", ISBN 978-3-89645-724-0. “Language Contact and Language Change in Ethiopia”, ISBN 978-3-89645-258-0. “Language Contact, Language Change and History Based on Language Sources in Africa”, ISBN 978-3-89645-093-7. “When Languages Meet – Language Contact and Change in West Africa”, ISBN 978-3-89645-257-3.
Aktualisiert: 2021-10-04
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