Wir leben in einer Gesellschaft, in der es grundsätzlich möglich ist, das
eigene Leben auf vielfältige Art und Weise zu gestalten: So ist zum Beispiel
gleichgeschlechtliche Liebe weitgehend akzeptiert, Frauen und Männer sind
gesetzlich gleichgestellt und können im Prinzip entscheiden, wie sie leben
wollen. Allerdings werden diese Errungenschaften von rechtspopulistischen
und christlich‑fundamentalistischen Kräften, aber auch aus der liberalen
Mitte heraus, zunehmend bekämpft oder infrage gestellt. Es gilt, dem etwas
entgegenzusetzen und für Freiheit und Selbstbestimmung einzutreten.
Nicht nur die Hetze gegen den Feminismus oder die Kritik an feministischen
Anliegen wie Lohngleichheit, Recht auf Abtreibung, sexuelle Selbstbestimmung
oder Quoten haben zugenommen. Auch der Begriff »Gender« selbst ist
ein Angriffsziel. »Gender« ist der englische Fachbegriff für Geschlecht. Gemeint
ist jedoch nicht das körperliche, sondern das soziale Geschlecht, also die Art
und Weise, wie Menschen Geschlechtsidentität in ihrem Alltag leben. Dies
kann jeweils sehr unterschiedlich sein und wird nicht nur durch biologische
Faktoren, sondern auch durch Erziehung, Kultur, Ökonomie und Machtstrukturen
beeinflusst. »Gender« zeigt, dass Menschen nicht passiv der Natur ausgeliefert
sind, sondern dass ihr Leben auch von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
abhängt und sie diese verändern und mitgestalten können.
Gender-Kritik und Anti-Gender-Hetze bilden eine Art Dach, unter dem sich sehr
unterschiedliche, teils gegensätzliche Akteur*innen, Organisationen, Parteien
und Gruppierungen bündeln und oft auch gemeinsam agieren. In Deutschland
sind das unter anderen die extreme Rechte, die AfD, Pegida, verschiedene
Männerrechtsgruppen, christlich-fundamentalistische Kreise sowie manche
Journalist*innen, Publizist*innen und Wissenschaftler*innen. Gender‑Kritik
ist auch in der bürgerlichen Mitte verbreitet und generell ein fester Bestandteil
öffentlicher Debatten. Gender-Theorien und Feminismus werden auch
innerhalb gleichstellungspolitischer, feministischer, wissenschaftlicher und
politisch linker bzw. liberaler Kreise kontrovers diskutiert. Es gibt hier keine
einheitliche Position. Im Unterschied zu diesen wichtigen Auseinandersetzungen
ist jedoch das Ziel von Anti-Gender-Hetze und Antifeminismus, falsche
Informationen zu geben, Hass zu schüren und gezielt Feindbilder aufzubauen.
Diese Broschüre trägt einige der falschen Behauptungen zusammen, stellt sie
richtig und formuliert auch Gegenargumente.
Aktualisiert: 2020-08-27
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