Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Seeland

Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Seeland von Walser,  Robert
»die bedeutendsten Prosaarbeiten aus meinem bisherigen Schafen« in der Druckfassung von 1920 Mit der Sammlung Seeland hat Robert Walser nach eigener Aussage sein schweizerischstes Buch veröfentlicht, das zugleich entschieden europäisch gemeint war. Es erschien 1920 im Max Rascher-Verlag in Zürich. Die Entstehungsgeschichte reicht zurück bis Anfang 1917, als Walser mit dem Huber-Verlag über einen Sammelband, »Studien und Novellen«, verhandelte. Dieses Projekt wurde zwar nicht realisiert, aus ihm entwickelten sich aber die beiden Bücher Poetenleben und Seeland. Dem Verlag gegenüber äusserte Walser über die sechs Texte der Sammlung Seeland, die zuvor an verschiedenen Orten einzeln erschienen waren, er habe sie »für die Buchherausgabe neu und so vorteilhaft wie möglich geformt, Satz für Satz aufmerksam geprüft und inhaltlich teilweise stark bereichert«. Beim Huber-Verlag kam eine Veröfentlichung nicht zustande. Walser bot die Sammlung dann umgehend dem Rascher-Verlag an, der sich bereit erklärte, das Buch unter der Bedingung zu verlegen, dass Karl Walser es illustriere. Gegen den Wunsch des Autors, das Buch lieber »unillustriert« zu lassen, stattete der Verlag es als »Luxusausgabe« aus und erhofte sich dank der Illustrationen des damals bekannten Buchkünstlers einen Verkaufserfolg bei Liebhabern. Schliesslich erschien es erst 1920 – zu einem Zeitpunkt, als die Infation die Gewinne aus dem Verkauf jedoch zunichte machte. In der KWA werden der Druck von 1920 und das Manuskript jeweils in einem eigenen Band ediert. Nachwort und Dokumentation des Druckbandes (KWA I 11) ma- chen die Entstehungsgeschichte von Seeland nachvollziehbar. In KWA IV 3 wird das Manuskript vollständig faksimiliert und in einer diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Die Zeitschriftenfassungen der Texte werden in den jeweiligen Bänden von Abt. II integral ediert, so dass ein Nachvollzug der gesamten Textgenese möglich wird. Die Bände werden von einer elektronischen Edition online begleitet, in der alle Materialien in digitaler Form zugänglich sind.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Vorabend

Vorabend von Kurzeck,  Peter
Im Jahr 1982 in Frankfurt-Eschersheim ein langes Wochenende im Herbst. Der Erzähler ist mit Frau und Kind bei Freunden zu Besuch. Vielleicht das letzte Wochenende, bevor die Freunde nach Südfrankreich ziehen. Der Erzähler ist müde. Will schlafen. Um ihn her der Nachmittag und die vertrauten Stimmen und dazu die Stimmen in seinem Kopf. Und dann muß er erzählen! Eine lange Reise. Und wir begleiten ihn in das Land seiner Kindheit. Das Oberhessen aus der Zeit nach dem Krieg und bis in die Siebziger Jahre. Gestern noch hier und jetzt ein versunkenes Land. Man muß die ganze Gegend erzählen, die Zeit! Und dazu die Menschen. Kleinbauern, Handwerker und Gießereiarbeiter. Die Oberdorfwitwen, die alten Leute und ihre Geschichten. Und die Kinder, als wir alle noch Kinder waren. Die alten Kaufläden. Flohmarkt- und Flüchtlingsgeschichten. Wie es bei der Arbeit zugeht. Lebensläufe, Vergangenheiten, die Zeit. Was die Zeit mit uns macht. Das Fernsehen. Die Liebe. Drei Paargeschichten. Wie man mitten im Pferdefuhrwerk- und Dampflokzeitalter als Sechsjähriger in Lollar am Güterbahnhof bei der amt lichen Waage steht (neben einer großen Pfütze) und weiß vom Hörensagen, die Erde ist eine Kugel. Ein langer Herbstnachmittag und er ist sechs und muß sich alle Stimmen und Farben und jede Einzelheit merken. Hier will er ein Dichter und groß werden! Wenn man auf einem Berg wohnt, führt jeder Heimweg am Ende bergauf. Die Nachkriegs-, die Not-, die Hunger-, die Hamster-, die Schwarzmarkt- und dann die neue und immer noch eine neuere neue Zeit. Der Fortschritt. Und fängt dann zu fahren an. Baustellen, der Straßenbau, Autobahnen, Schnellstraßen und Autobahnzubringer. Staatssekretäre, Ehrenjungfrauen und das Weltbild der Igel. Eine vergessene alte Landstraße, die leer in der Sonne liegt. Supermärkte, Einkaufsfahrten, Räubergeschichten, ein gelungener Amoklauf und die langen Sommer der späten Sechziger Jahre. Ein ganzes Zeitalter und jeder Augenblick fängt zu reden an. 'Schon mein ganzes Leben lang wollte ich dieses Buch schreiben.' (Peter Kurzeck) Seit Mitte der neunziger Jahre arbeitet Peter Kurzeck an dem großen autobiographisch-poetischen Projekt Das alte Jahrhundert. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen: Übers Eis (1997) Als Gast (2003) Ein Kirschkern im März (2004) Oktober und wer wir selbst sind (2007). 'Über das Autobiographische hinaus entsteht eine faszinierende Zeitgeschichte.' (Norbert Wehr im WDR) '…vielleicht werden es ja noch mehr, die einen der größten zeitgenössischen deutschen Schriftsteller für sich entdecken.' (Bettina Schulte in der Badischen Zeitung) Vorabend wurde im Sommer 2010 von Peter Kurzeck im Literaturhaus Frankfurt öffentlicht diktiert.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Drucke in der Prager Presse

Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Drucke in der Prager Presse von Walser,  Robert
Von größter Bedeutung für Walsers schriftstellerische Entwicklung in der 2. Hälfte der 1920er Jahre war seine Verbindung zur Feuilletonredaktion der »Prager Presse «. Über 200 Beiträge, weit mehr als in irgend einer anderen Zeitung, sind dort erschienen. Diese hohe Präsenz hatte ihren Grund im besonderen kulturpolitischen Auftrag dieses Feuilletons. Der Kulturteil der nach Gründung der tschechischen Republik ins Leben gerufenen, mit staatlichen Mitteln finanzierten Zeitung sollte einerseits die Bindung der deutschsprachigen Minderheit an den tschechischen Staat befördern, andererseits im Ausland das hohe Niveau des tschechischdeutschen Kulturlebens repräsentieren. Die Redaktion war daher mit den entsprechenden Mitteln ausgestattet und um namhafte Beiträger bemüht. Ein breites Spektrum der literarischen Moderne von Peter Altenberg bis Stefan Zweig war hier vertreten. Die Lektüre im Kontext dieser Zeitung eröffnet neue Perspektiven auf Walsers späte Berner Prosa, etwa auf die besondere Nähe ihrer »poetologischen Modernität« zu den avantgardistischen Bestrebungen der Prager Literatur- und Kunstszene nach 1918. Auch genrespezifische Fragen und Beobachtungen lassen sich mit Walsers Prager Veröffentlichungen verbinden. So sind die zahlreichen Gedichte, die (fast) nur hier zu lesen waren und die eine neue Periode der lyrischen Produktion in Walsers Spätwerk hörbar werden lassen, eine Besonderheit der Veröffentlichungen in der »Prager Presse«. Aber auch die übrigen Publikationen in der »Prager Presse« bilden innerhalb von Walsers Spätwerk ein eigenes Corpus, das sich beispielsweise von den Publikationen in der »NZZ« oder im »Berliner Tageblatt« signifikant unterscheidet. Da ein großer Teil der Druckmanuskripte in der Sammlung des Chefredakteurs Arne Laurin überliefert ist, ist hier ein analytischer Vergleich von Zeitungsdrucken und Manuskripten (die in KWA V 2 ediert werden) in einzigartiger Weise möglich. Das Editorische Nachwort charakterisiert die Zeitung und Walsers Beziehung zu ihr. Der Dokumentarische Anhang versammelt die zahlreichen Briefe an den Feuilletonredaktor Otto Pick und weitere Zeugnisse, die über diese Beziehung Aufschluss geben können oder Aussagen zu bestimmten Texten enthalten. Die elektronische Edition enthält die Faksimiles der originalen Zeitungsdrucke.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Prager Manuskripte

Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Prager Manuskripte von Groddeck,  Wolfram, Thut,  Angela, Walser,  Robert, Walt,  Christian
Sehr verehrter Herr. Indem Sie sicher begreifen werden, daß nicht alles, was aus der Feder eines Vielbeschäftigten springt, abdruckbar und kunstkritikwiderstandbar sein kann, schicke ich Ihnen im Drang der Geschäfte, womit ich mich überhäuft erblicke, vier neue Prosastücke und grüße Sie eifrig, d.h. aus einem gewissen Eifer heraus, hochachtungsvollst Ihr sehr ergebener Robert Walser [an Otto Pick, 29.11.1926] »Robert Walsers Prager Reinschriftmanuskripte zum ersten Mal kritisch ediert« Mit den Prager Manuskripten erscheint der erste Band der Abteilung V der Kritischen Robert-Walser- Ausgabe, in der die Manuskripte zur kleinen Form nach Standorten zusammengefasst präsentiert werden. Der vorliegende Band versammelt 103 Reinschriftmanuskripte, die heute im Museum der Tschechischen Literatur bewahrt werden. Sie wurden fast alle in der Prager Presse gedruckt. Die in deutscher Sprache erscheinende tschechische Zeitung veröffentlichte so viele Beiträge Walsers wie kein anderes Blatt; zwischen 1925 und 1937 erschienen hier mehr als zweihundert Texte. Die Handschriften sind in Originalgröße faksimiliert, einer diplomatischen Umschrift gegenübergestellt und mit einem Kommentar zur Entstehung und Datierung versehen. Im Zusammenspiel mit der Edition der Zeitungsdrucke in der Prager Presse (KWA III 4) und der Mikrogramme in der Abteilung VI – zu fast allen der in Prag gedruckten Texte sind mikrographische Aufzeichnungen erhalten – erlaubt dieser Band den Nachvollzug von Walsers Arbeitsweise ab Mitte der 1920er-Jahre und damit einen Einblick in sein spezifisches Schreibverfahren für das Feuilleton.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Drucke in der „Neuen Rundschau“

Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Drucke in der „Neuen Rundschau“ von Heerde,  Hans-Joachim, Robert,  Walser, Socha,  Caroline, von Reibnitz,  Barbara
»Guten Tag, Riesin!« Sprühende Evokationen der »Weltstadt« Berlin, Satiren auf den journalistischen Jargon, ironische Porträts des hauptstädtischen Gesellschaftslebens, atmosphärisch dichte Schilderungen der Stadt-Landschaft, klassische Reportage-Texte – eine Vielfalt feuilletonistischer Genres hat Robert Walser zwischen 1907 und 1927 in Samuel Fischers ›Neuer Rundschau‹ veröffentlicht. Dabei ändern sich Ton und Sujet seiner Beiträge nach der Rückkehr zu Beginn des Jahres 1913 in die Schweiz deutlich. In der Berliner Zeit war Walser, oft in unmittelbarer Nachbarschaft von Peter Altenberg, regelmässig in der Rubrik »Rundschau« bzw. »Anmerkungen« zu lesen, einer Rubrik, die nach der Vorstellung des Redakteurs Oscar Bie die Mitte halten sollte »zwischen einer produktiven und einer mehr kritischen Art«, um so den »schweren Anfang« des essayistischen Hauptteils »in ein leichteres Spiel des Geistes aufzulösen«. Später rückten Walsers Texte in den opulenter gestalteten Hauptteil auf, erschienen seltener, wurden experimenteller. Zwischen dem 1920 gedruckten Dramolett Das Christkind und der letzten Veröffentlichung, den 1927 erschienenen, auf mikrographische Entwürfe zurückgehenden Drei Studien, war Walser in der »Neuen Rundschau « nicht vertreten. In diesen Jahren wandelte sich die Zeitschrift äusserlich und inhaltlich. In der Ausgabe der Drucke in der »Neuen Rundschau« wird den einzelnen Texten Walsers jeweils eine Kontextdokumentation vorangestellt. Die Faksimiles der Originalbeiträge sind in der begleitenden elektronischen Edition der KWA zu finden. Im Editorischen Nachwort wird die Beziehung Walsers zur Zeitschrift und zum S. Fischer Verlag beschrieben – ergänzt durch einen Dokumentarischen Anhang mit Briefen und weiteren Zeugnissen, die seine Beziehung zur Redaktion illustrieren können.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Seeland (Manuskript)

Kritische Robert-Walser-Ausgabe / Seeland (Manuskript) von Gossenbacher,  Fabian, Groddeck,  Wolfram, Sprünglin,  Matthias, Walser,  Robert
»in mühsamer Winterarbeit … die bestmögliche Form« als Faksimile und diplomatische Umschrift Das Druckmanuskript der Sammlung Seeland erlaubt einen genauen Blick auf Robert Walsers schriftstellerische Arbeitsweise und illustriert den hohen Anspruch, mit dem er die Auswahl der bereits in verschiedenen Zeitschriften veröfentlichten Texte für die Buchausgabe um- und neu geschrieben hat. »Die sechs Stücke werden im Druck gut aussehen«, schrieb er in einem Brief an den Journalisten und Schriftsteller Emil Wiedmer. Der intensive Arbeitsprozess lässt sich an einer relativ grossen Anzahl von Bearbeitungsspuren, die sich auf den Blättern des Seeland-Manuskripts fnden, gut ablesen. Die überlieferten Romanmanuskripte, die Reinschriften der Kurzprosa oder die Mikrogramme weisen nicht dasselbe Ausmass solcher Korrekturen von Walsers Hand auf. Das Seeland-Manuskript gewährt daher einen bislang noch wenig bekannten Einblick in Walsers poetische Werkstatt.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Indiander

Indiander von Kretzen,  Friederike
Sie sind wieder da, die lange vergrifenen Indiander, mit denen die Schule der Indienfahrer ihren Anfang genom- men hat. Wir lassen alles liegen und gehen die Hauptstrasse hoch in die Stadt zum Bayerkaufhaus, wo die Campingmöbel im Freien stehen. Eine Hollywoodschaukel ist eine Wolke, die mit Geld auf die Welt geschaft worden ist. Wir setzen uns sofort hinein. Und sie passt zu den Haaren. Wer das schreibt, ist das Kind, das in Indiander ein Kind werden will. Mitten in den westdeutschen Wirtschafts- wunderzeiten sitzt es in der Küche der Grossmutter über sein Heft gebeugt und sieht die Buchstaben auf ihren ganz eigenen Bahnen wie Katzen im Schnee ge- hen. Denn das Leben, zu dem das Kind in der Schule einen Aufsatz schreiben soll, schneit in diesem Buch unablässig herein. Und wie soll es dem anders gerecht werden können als in einer abwegigen Schreibweise? Kein Wunder also, dass es eine Rechtschreibschwäche hat. Weswegen es Diktat üben muss. Wilfred, der ein Berg ist, diktiert, und während sich die Kleine dem Diktat unterwirft, erschreibt sie sich zugleich die notwendigen Öfnungen in der Sprache, durch die sie, auf den Armen und Beinen der Wörter entkommen kann. So erfährt sie, dass der hingeschriebene Tisch, die Bank, der Apfel auf dem Blatt wie Dinge zu hausen beginnen. Und zugleich können sich die Wörter aufmachen, aus der Tür treten, weiter durch den Flur und raus aus dem Fenster, wo sie zum Rhein laufen, um mit der Fähre ans andere Ufer überzusetzen. dass sie als Von Friederike Kretzen bei Stroemfeld lieferbar: Übungen zu einem Aufstand. Roman 195 Seiten, geb., ISBN 978-3-87877-814-1 Natascha, Véronique und Paul. Roman 210 Seiten, geb., ISBN 978-3-86600-008-7 Schule der Indienfahrer. Roman 264 Seiten, geb., ISBN 978-3-86600-272-2 Die Autorin: 1956 in Leverkusen geboren, Studium der Soziologie und Ethnologie, Arbeit als Dramaturgin am Residenz- Theater München. Seit 1983 freie Autorin in Basel. Ver- fasserin zahlreicher Romane, u. a. »Indiander«, 1996, »Ich bin ein Hügel«, 1998, »Übungen zu einem Auf- stand«, 2002, »Natascha, Véronique und Paul«, 2012. Neben der schriftstellerischen Arbeit als Literaturkriti- kerin, Essayistin und Dozentin an der ZHdK und am Li- teraturinstitut Biel tätig. Seit 1996 Leitung der Schreib- arbeit an der ETH Zürich. 2018 Schweizer Literaturpreis für »Schule der Indienfahrer«. Schreiben, Schrift, Diktat und Dichtung wirken als Hauptakteure Schule. In der uns die Geschichte einer erschriebenen Kindheit eine Sprache beibringt, die das Ungesagte be-
Aktualisiert: 2019-03-15
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anfangen mit freud

anfangen mit freud von Heinrich,  Klaus
anfangen mit freud – ein Appell, der Aussperrung bis 1945 nicht eine zweite folgen zu lassen, die einer Provinzialisierung gleichkäme. Für die Geisteswissenschaften in unserem Land – anders als in Frankreich – ist die Psychoanalyse kein Ferment der Reflexion geworden. Nur eine Philosophie, die den Menschen als bedürftiges und begehrliches Wesen ernstnimmt, vermag auch den Aufklärungsanspruch ernstzunehmen, den die psychoanalytische Deutung erhebt, und den Psychoanalytiker als Bundesgenossen eigenen Erkennens. Ihr vornehmstes Ziel heute ist, den Schleier der Faszination zu durchdringen, der den Selbstzerstörungswunsch der Gattung umgibt.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Angst

Angst von Fischer,  Jeannette
Die Angst ist ein Bindemittel menschlicher Beziehung. Sie konstituiert und stabilisiert die bestehenden Machtverhältnisse. Sollen diese nicht gefährdet werden, darf sie an Bedeutung nicht verlieren. Der gängige Diskurs, der Beziehungen definiert und etabliert, ist ein hierarchischer. Seien es politische, gesellschaftliche oder jene zwischen zwei Individuen – Beziehungen werden im Gefälle eingerichtet. Die Angst hat in diesem Narrativ eine beachtliche Hebelfunktion. Als Folge der Entmachtung der Aggressionen im Dienste des Ich bleibt sie unentbehrlich für die Regulierung hierarchischer Beziehungen. Diese Aggressionen ermöglichen uns, mit einem Schrei auf die Welt zu kommen, uns gestalterisch in diese einzumischen und als eigenständiges und verantwortliches Subjekt Entwicklung und Entfaltung zu erwirken. Die Entbehrung dieser Aggressionen bedeutet Ohn(e)macht – und das ist Angst. Der bestehende Schuld- und Opferdiskurs ist mass geblich verantwortlich für deren Enteignung. Die gängige Annahme, dass die Angst ein Gefühl ist, ein lebensnotwendiges Gefühl, das uns vor Gefahren schützt, vermag uns Einblick zu geben in ihre Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit für die bestehenden Machtverhältnisse. Es ist nicht die Angst, die uns vor Gefahren schützt, es ist die Furcht. In der Furcht haben wir keine Angst: Die Aggressionen im Dienste des Ich bleiben dabei unbeschädigt. Damit kommt der Angst eine ganz andere Bedeutung zu: Sie ist nicht Indikator einer bevorstehenden Gefahr, sondern einer bestehenden Form von Gewalt, mit der Hierarchien geschaffen und Machtverhältnisse eingerichtet werden. Die Angst ist ausschliesslich ein Bindemittel hierarchischer Beziehungen – und kein Schutzfaktor. Es ist die Angst, die gefürchtet werden muss. Im intersubjektiven Diskurs ist die Unterscheidung der Individuen nicht mehr im hierarchischen Gefälle ablesbar, sondern in der Gleichwertigkeit der Differenz. Die Anerkennung des Andern als anders als Ich, als Nicht- Ich, bleibt das einzig Verbindende. In dieser Dynamik wird ein Raum der Kommunikation, des Konfliktes und des Begehrens eröffnet. In diesen Beziehungen wird nicht die Schuld und nicht die Angst als verbindendes Element eingesetzt, sondern die Anerkennung der Differenz. Intersubjektive Beziehungen erfordern Arbeit, viel Arbeit an sich selber – und nicht am Anderen –, um die Verortung als Subjekt ständig zu regulieren, die Differenz und gleichzeitig die Variabilität von Ich auszuhalten, ja auszuhalten, Ich im intersubjektiven Raum erst zu konstituieren. Dieser Paradigmenwechsel ermöglicht Subjekt der Aggression zu werden und nicht ein Objekt der Angst. Er bedeutet, die Verantwortung für die eigenen Aggressionen zu übernehmen und sie nicht über Projektionen auszulagern, um dann als Opfer Schuld zuweisen zu können. Gesellschaft, Kultur und Frieden gelingen in der Bestätigung, dass das einzig Verbindende zwischen Menschen die Differenz ist.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Theorie der Popliteratur

Theorie der Popliteratur von Zöller,  Marco
Mitte der neunziger Jahre wurde die literarische Öffentlichkeit durch eine Reihe neuartiger Romantexte aufgerüttelt, die wenig Rücksicht auf tradierte literarische Konventionen nahmen und dabei sehr viel näher am Puls der wiedervereinigten Bundesrepublik waren als die meisten anderen Texte dieser Zeit: der Begriff der »Popliteratur« war plötzlich in aller Munde. Mehr als zwanzig Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem Christian Kracht mit seinem 1995 erschienenen Roman Faserland den Startschuss für die Diskussion um eine neue Schreibweise gesetzt hat. Trotz intensiv geführter Debatten herrscht jedoch bis heute keineswegs Klarheit darüber, worin die Besonderheit popliterarischen Erzählens besteht. Hier setzt die vorliegende Studie an. In enger Auseinandersetzung mit den literarischen Texten sowie den bereits vorliegenden Theorieangeboten entwickelt sie eine Systematik der popliterarischen Schreibweise. Dabei macht der Autor deutlich, dass die Popliteratur, obwohl sie erst in den Neunzigern von einer breiten Leserschaft wahrgenommen wurde, bereits in den achtziger Jahren entstanden ist. Die Ausdifferenzierungen in vielen wesentlichen Bereichen des kulturellen, sozialen und ökonomischen Lebens, die sich in diesem Jahrzehnt potenziert haben, erscheinen dabei ebenso als entscheidende Faktoren für die Entstehung und Etablierung der Popliteratur wie auch ein allgemeiner Wandel der Werte: etwa eine veränderte Haltung zum Konsum, eine Abkehr von der radikalen Politisierung der siebziger Jahre oder die Individualisierungstendenz hinsichtlich aller Fragen des Lebensstils. Die Popliteratur reflektiert diesen umfassenden, gesamtgesellschaftlichen Einschnitt. Die besonders seit dieser Zeit zu beobachtende massive Zunahme an Zeichen und Zeichensystemen – im Bereich der Medien, der Marken und Produkte, der populären Musik, der Mode und Selbstinszenierungen, des Alltags und der Freizeitgestaltung usw. – liefert ihr das Ausgangsmaterial, das in den Erzählungen in kreativer und spielerischer Weise verarbeitet wird. Dabei folgt die Popliteratur dem gestalterischen Prinzip, das die amerikanische Pop Art bereits für den Bereich der bildenden Kunst etabliert hatte. Die systematischen Überlegungen plausibilisiert die Studie am Beispiel zentraler popliterarischer Werke, etwa von Rainald Goetz, Thomas Meinekke, Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Männerphantasien

Männerphantasien von Theweleit,  Klaus
Im Herbst 1977 erschien bei uns der erste Band von Klaus Theweleits Männerphantasien: Frauen, Fluten, Körper, Geschichte. Und 1978 – vor vierzig Jahren! – folgte der zweite Band: Männerkörper. Zur Psychoanalyse des weißen Terrors. Männerphantasien wurde unser erfolgreichstes Buch, hundertfach besprochen, mit Übersetzungen ins Englische, Serbokroatische, Schwedische, Italienische, Japanische, Polnische und Französische und Taschenbuch- Lizenzausgaben bei Rowohlt, dtv, Piper. Seit ein paar Jahren vergriffen, wird der Doppelband hier endlich wieder vorgelegt. Er ist noch so aktuell wie damals. »Theweleit berührt im ersten Band seiner phantastischen Erzählungen über ›Frauen, Fluten, Körper, Geschichte‹ Bilder von scheinbarer Heimlichkeit, löst sie aus ihrer verwunschenen Erstarrung, daß man ihn manchmal schnell umarmen möchte … es ist hier nicht möglich, den vielfältigen Bewegungen des Buches zu folgen – man muß es lesen.« – Gisela Stelly, DIE ZEIT »Gegenstand seiner staunenswert phantasiereichen, umfangreichen und heiteren Darstellung ist der Bürger als Abwehr- und Verdrängungs-Akrobat … untersucht wird von Theweleit, wie aus dem wilhelminischen Manne, der den Zwängen zur Ich-Autonomie, wie sie das bürgerliche Selbstbewußtsein postuliert, nur durch Anlegen eines Charakterpanzers standhalten kann, der faschistische Held wird … die Disposition zum Faschisten wird jeder an sich erkennen, der keiner ist! Theweleits Arbeit ist der bisher am weitesten führende Beitrag linker Theoretiker zur Faschismusdebatte. « – Bazon Brock, DIE ZEIT »Vielleicht die aufregendste deutschsprachige Publikation dieses Jahres … ein vermischendes, ein entgrenztes, ein verschwenderisch überfließendes Diagnostizieren der männerrechtlichen Eroberungskultur.« – Rudolf Augstein, DER SPIEGEL »Männerphantasien ist die gleichzeitig schönste, spannendste und für den Alltag wichtigste Neuerscheinung des Jahres.« – Reinhard Hübsch, Stuttgarter Nachrichten Zwar findet der Historiker Sven Reichardt einiges ›überholt‹ (wie Historiker müssen), schließt aber: ›Ein besserer Ersatz ist immer noch nicht zu erkennen‹. Das war 2006. (2018 auch noch nicht).
Aktualisiert: 2019-03-15
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Das Floß der Medusa

Das Floß der Medusa von Heinrich,  Klaus
Aus dem Vorwort: "Floß der Medusa ist nur ein anderer Name für das von Katastrophen bedrohte Vehikel der Zivilisation, das die Geschlechterspannung, dank der wir leben, im Zustand der Erstarrung transportiert. Das Verhältnis zwischen Perseus und Medusa harrt bis heute der Aufarbeitung - so viel wenigstens haben uns die frühen Intellektuellen, die wir Mythologen nennen, und die Artisten bis heute gezeigt ... Allen drei Studien gemeinsam ist die Annäherung an den Aufklärer Ovid, dessen Andenke ich dieses Buch widme."
Aktualisiert: 2019-03-15
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Ursprung des deutschen Trauerspiels

Ursprung des deutschen Trauerspiels von Benjamin,  Walter, Reuss,  Roland
Benjamins als Habilitationsschrift geplante Studie über den »Ursprung des deutschen Trauerspiels« ist nicht nur wegen der »erkenntniskritischen Vorrede« eine seiner berühmtesten und zugleich methodisch anspruchsvollsten Arbeiten. Sie hat sowohl im engeren Kreis der Barockforschung wie in der Allgemeinheit philosophisch-literaturwissenschaftlicher Fragestellungen tiefe Spuren hinterlassen. Der hier erstmals als Faksimilenachdruck vorgelegte Text war von Benjamin bis in die typographische Gestalt hinein geplant worden. Die lebenden Kolumnentitel und die verwendete Schwabacher spielen für die Lektüre des Textes eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ihre Bedeutung für das Verständnis des Textes wird in dem sorgfältigen Faksimilenachdruck wieder erkennbar. Das Nachwort von Roland Reuß orientiert über die textkritischen Probleme, die das Original aufweist. Es bietet außerdem eine ausführliche Darstellung der Druckgeschichte des Textes.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Historisch-Kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und… / Das Schloss

Historisch-Kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und… / Das Schloss von Kafka,  Franz, Reuss,  Roland, Staengle,  Peter
Mit der Edition der Handschriften zu Kafkas »Das Schloss« legt die Franz Kafka-Edition (FKA) nach »Der Process« (1997) den zweiten umfangreichen Roman- Entwurf Kafkas in Faksimile und chronologisch differenzierter diplomatischer Umschrift vor. Es handelt sich um Kafkas letzten, Fragment gebliebenen Versuch, einen Roman zu schreiben. Begonnen wurde er im Winter 1922 zu Beginn des Kuraufenthalts in Spindlermühle, unterhalb der Schneekoppe, unweit der heutigen tschechischen Grenze zu Polen. Die Handschrift erstreckt sich über sechs Hefte und ist – im Unterschied zum Manuskript von »Der Process« – durchgängig linear organisiert, wobei die FKA in Heft 1 erstmals die Problematik des doppelten Anfangs sinnfällig macht, die in den früheren Ausgaben Max Brods und Malcolm Pasleys zugunsten einer einfacheren Lektüre in den Anhang bzw. textkritischen Apparat verbannt wurde. Sinnlich wahrnehmbar wird in der FK A auch erstmals Kafkas Kniff bei der Destabilisierung der Erzählperspektive, einen zunächst als Ich-Erzählung beginnenden Text durch den bruchartigen Übergang zur Er-Perspektive nach ca. 50 Seiten (bei rückwirkender Änderung des Personalpronomens der zunächst geschriebenen Passagen) zu befremden. Die Handschrift selbst ist, wie häufg bei Kafka, ohne vorausliegenden Plan unmittelbar in die überlieferten Hefte geschrieben. Die Spuren der äußeren Umstände ihrer Entstehung (Ortswechsel) lassen sich an den manchmal begegnenden Änderungen des Schreibmaterials (Bleistift, verschiedene Tinten) gut verfolgen. Die Transkription der FKA bemüht sich zugleich um größtmögliche Präzision und um gute Lesbarkeit. Die konsequente Faksimilierung der Handschriften ermöglicht die Überprüfung der editorischen Entscheidungen auf jeder Seite. Mit der historisch-kritischen Ausgabe von »Das Schloss« liegt ein weiterer Meilenstein der Kafka-Edition von Roland Reuß und Peter Staengle vor.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Kafka-Kurier / Kafka-Kurier No. 3

Kafka-Kurier / Kafka-Kurier No. 3 von Reuss,  Roland, Staengle,  Peter
Aus dem Inhalt: Guido Massino: "Der Unterschied ist Galizien und Budapest." Zum biographischen und kulturellen Hintergrund von Kafkas Erzählung "Ein Bericht für eine Akademie" 5-16 Hartmut Bind: Über Strindbergs Kelchkragen 17-18 Hans-Gerd Koch: Der junge Flaneur 19-22 Matthias Steinhart: "Ich habe über Dickens gelesen." Eine Lesefrucht zu einem Tagebucheintrag von Franz Kafka 23 Peter Widlok: Kafka und Josefine Mišek; Spuren zu einer Unbekannten 24-31 Eva Maria Mandl und Anthony Northey: Die reichen und einflußreichen Löwys 32-42 Alena Wagnerová: Ein Fund: Zwei Briefe von Oskar Pollak an Johannes Nádherný 43-46 Marit Müller: Max Benses Nachwort zur geplanten Neuauflage der "Theorie Kafkas" 47-48
Aktualisiert: 2019-03-15
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Anton Bruckner.

Anton Bruckner. von Kohrs,  Klaus Heinrich
Anton Bruckner »ist ein armer verrückter Mensch, den die Pfaffen von St. Florian auf dem Gewissen haben« – dieser Satz von Johannes Brahms reißt schlaglichtartig eine unüberbrückbare Kluft auf zwischen dem ins gehobene Bildungsbürgertum integrierten Komponisten, in dessen Arbeitszimmer über dem Schreibtisch ein Reproduktionsstich der Mona Lisa und über dem Sofa ein Stich der Sixtinischen Madonna hing, und dem gesellschaftlich nur schwer einzuordnenden Bruckner, in dessen karg möblierter Wohnung sich hinter einem grünen Vorhang ein Foto der toten Mutter auf dem Sterbebett verbarg. Was es heißen könne, daß nach dem Ende unserer Zeit eine unausdenkbare Ewigkeit beginnt, wie Unermeßlichkeit musikalisch zu formulieren sei, darum kreisen Bruckners Reflexionen, die vor keinem Grenzgedanken zurückschrecken – so wie ihn auch Katastrophen oder die menschenleere, unvorstellbare Weite des Nordmeers und dessen letzte Inseln obsessiv beschäftigen. Schließlich ist es der Gedanke an den Allesvernichter Tod, der ihn zunehmend bedrängt und der zu einem Thema der letzten beiden Symphonien wird. Wie die Musik diese Abenteuer des Denkens und der Imagination, die eine nicht stillzustellende Krisendynamik erzeugen, strukturhomolog realisiert, soll hier gezeigt werden. Bruckner war alles andere als ein »Musikant Gottes«. Die durch zahlreiche Erinnerungsberichte und Anekdoten korrumpierte Vorstellung vom Menschen Bruckner bedarf noch immer einer rigorosen Kritik. Er war ein Krisenkomponist par excellence. Dies tritt umso mehr hervor, je strikter mit den Quellen verfahren wird. Kunst entsteht nicht aus der Ergebung in fromme Kontemplation dogmatischer Inhalte, sondern auf der Schwelle zum Unausdenkbaren, auf der es sich mit allen Kräften des Ichs zu halten gilt.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Jakob Michael Reinhold Lenz

Jakob Michael Reinhold Lenz von Babelotzky,  Gregor
Die Studie setzte sich erstmals systematisch mit der biographischen, stofflichen und poetologischen Spannung von Dichter und Prediger bei Lenz auseinander. Der Anspruch des Vaters, wie er Prediger werden zu sollen, und Lenz’ Versuch, in der Folge Literatur und Predigersein in verschiedenen Konstellationen zu vereinbaren, schlägt sich nicht nur stofflich in seinem Werk nieder, das von den frühen Straßburger bis zu den späten Moskauer Jahren in den Blick kommt. Indem die Studie Lenz’ Schaffen im Zusammenhang von Rhetorik, Literatur und Homiletik im Ausgang des 18. Jahrhunderts untersucht, zeigt sie auch jene dialektischen Beziehungen zwischen der Sphäre der Predigt und der Literatur auf, die entscheidend für Lenz’ poetologisches Problem sind, wie Literatur auf das Erkenntnisvermögen wirken kann, ohne den Freiheitsspielraum des Menschen, der seine Gottesebenbildlichkeit erst begründet, einzuschränken. Die »weltliche Theologie« erscheint bei Lenz in verschiedenen Schriften, die Gegenstand der Studie sind, im literarischen Gewand. Die »Meynungen und Stimmen « etwa, der »Grundstein« von Lenz’ poetischer Produktion, bringen als literarische Predigt Theologisches und Ästhetisches zusammen. Lenz’ poetologische Hauptschrift wiederum, die »Anmerkungen übers Theater«, führt die Ästhetik auf ein theologisches Fundament zurück: Lenz predigt den »Naturalismus«. Die Spannung zwischen Prediger und Dichter trägt schließlich auch zum Konflikt am Weimarer Hof bei und kulminiert in der Erzählung »Der Landprediger«. Wenig später markiert das Steintal einen entscheidenden Wendepunkt in Lenz’ Leben. Theologische Fragen werden dann auch in der Moskauer Zeit virulent: die Möglichkeit der Transformation des Menschen durch Umkehr zu Gott, die Aufgabe und Verantwortung des Dichters und Predigers. Lenz’ letzte umfassende literarische Schrift »Über Delikatesse der Empfindung« kehrt die Vorstellung einer zuvor angestrebten, paradoxen rhetorica contra rhetoricam um. Sie begegnet einer entstellten Sprache mit dem Gegengift einer noch entstellteren Sprache. Konstant bleibt über Lenz’ Werk und Biographie hinweg aber der Skrupel, den Leser zu bekehren oder hofmeistern zu wollen. Dichter und Prediger können zur Veränderung des Geistes nur einladen. Da bislang kaum ein Text von Lenz historisch-kritisch ediert ist, greift die Studie überwiegend auf den jeweils in Frage stehenden Materialzusammenhang selbst zurück. Bestimmte Materialien werden im Anhang der Studie erstmals mit Faksimile und zeichengenauer Umschrift kritisch ediert. Neben den bisher in unzuverlässiger Form publizierten Schriften existieren in Lenz’ Nachlass auch viele noch gar nicht edierte Manuskripte. Diese Studie nimmt an verschiedenen Stellen auf dieses bisher unveröffentlichte Material – auch auf den Nachlass Oberlins – Bezug. Der Einbezug dieser Bestände sowie die Revision der bisherigen Lenz-Edition erweitern das Verständnis von Lenz’ Biographie und Werk in entscheidender Weise und bildet zugleich die Grundlage für die interpretatorische Arbeit der Studie.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Schule der Indienfahrer

Schule der Indienfahrer von Kretzen,  Friederike
Ein Abend mit Engeln im Wald von Krofdorf, irgendwann in den siebziger Jahren, es schneit, ein Film wird gedreht. So beginnt das Buch, das eine Schule ist. Wer in sie eintritt, um den ist es geschehen. Denn die Schule der Indienfahrer ist wie das Leben – verwirrend, ungewiss und bis zuletzt gefährlich. Indien spielt dabei die Rolle des Monds, jenem trügerischen Verdoppler der Liebe und Sehnsucht. In seinem Licht mischen sich Zeiten, Lieder, Erinnerungen, werden Tänze fortgesetzt, tote Tiere leben auf, die Sterbenden sind da, wollen noch ein bisschen bleiben, die Leichtsinnigen folgen ihren Liedern und so fort. Wunderbar, sich in diesem Wirbel der Zeiten, der Geschichten, der Träume und Täuschungen auf ein Stück Himmelfahrt Richtung Osten mitnehmen zu lassen. So bunt, so grausam, so schön, so entsetzlich. Und immer wieder die Kinder, die von einst, die von heute, die einem ans Herz gehen. In 27 Lektionen begleiten wir die turbulente Lehre von Véronique und Kamal, der alles filmt, von Abdul, der mit den Freaks spricht, von Natascha, der Hüterin der Feen, von Camille, die gerne ein Vampir gewesen wäre und Helmudo, dem Ariel der Gruppe, dem irgendwann im Leben das Zaubern vergangen ist. Sie suchen ihre in Indien verschwundenen Freunde Alexander und Günther, mit denen sie in Giessen in der kleinsten Bäckerei der Welt das wilde Denken übten. So lange ist das her. Nun sind Filme aufgetaucht, verschollen geglaubte von Alexander, die in der Schweizer Botschaft in Delhi gezeigt werden sollen. Sofort ist klar, da müssen sie hin. Eine weite Reise. Sie führt durch Gegenden, in denen das Heimweh wohnt mit all seinen Gespenstern, den alten Wächtern der Geschichte. Und was wie eine Reise aussieht, ist die Zeit. In der sie noch immer vom Leben zu lernen versuchen, von sich, von dem, was war und das nicht aufgehört hat, zu ihnen zu sprechen. Was sie finden, ist die Sehnsucht. Ihr folgen sie mit dem Gefühl von einem ungeheuren Fehlen. Die Schule der Indienfahrer ist eine Erfindung ihrer Schüler, damit es sie eines Tages gegeben haben wird.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Der vorige Sommer und der Sommer davor

Der vorige Sommer und der Sommer davor von Kurzeck,  Peter
Es ist Herbst 1983, ein Morgen in der Jordanstraße in Frankfurt-Bockenheim. Carina zieht sich für den Kinderladen an, Sibylle in Jeans und dunkelblauem Pullover. »Es klingelt. Keine Sprechanlage. Man drückt den Öffner und fragt sich, wer kommt. Vierter Stock. Dachgeschoß. Einzeln. Ein einzelner Mensch die Treppe herauf und zur Tür herein. Mein Freund Jürgen. Müd sieht er aus.« Das »Sommerbuch« setzt da ein, wo Band 6 des Alten Jahrhunderts, »Bis er kommt«, aufhören sollte. Das Restaurant in Barjac hat Jürgen zurückgelassen, gescheitert, eine Flucht. Und Pascale ist verschwunden. Der Erzähler sitzt an seinem dritten Buch, ein Buch über das Dorf seiner Kindheit (das 1987 als »Kein Frühling« zum ersten Mal erscheinen sollte). Und dann erzählt er uns den Sommer, in dem er schon im Juni mit Sibylle und Carina nach Barjac trampte, erzählt von dem Restaurant, dem Regenbogen, den er über die Tür malte, und wie sie von Barjac per Anhalter über Arles nach Saintes-Maries-de-la-Mer kamen. Erzählt von der Camargue, den Pferden, dem Markt und den Geschäften, den Schaufenstern und Bars in Saintes-Maries. Von Carinas belgischer Freundin, von den Hippies und den Zigeunern. Aber auch vom Sommer davor, auch in Saintes-Maries, zusammen mit Jürgen und Pascale. Ein Buch über den Süden und das Trampen, und dann den Restsommer in Frankfurt, den griechischen Biergarten in Bockenheim und den Ausflug ins Mainfränkische. Peter Kurzeck schrieb an dem Text bereits Anfang der 2000er Jahre, geplant war das »Sommerbuch« als Nachfolgeband zu »Als Gast« (2004). Er stellte das unvollendete Typoskript aber zurück, als sich andere Erinnerungen vordrängten. Mit nachgelassenen Notizen zum Roman und einem Nachwort der Herausgeber
Aktualisiert: 2019-03-15
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