Architektur der Gotik
Rheinlande
Johann Josef Böker, Anne-Christine Brehm, Julian Hanschke, Jean-Sébastien Sauvé
Die rheinischen Bauhütten, namentlich Straßburg, Freiburg und Köln, spielten für die Entwicklung der gotischen Architektur im deutschsprachigen Raum eine zentrale Rolle. Zahlreiche frühe, zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert stammende Baurisse aus diesen drei Bauhütten erhellen die Anfänge der mittelalterlichen Architekturzeichnung insgesamt. Ihre Erforschung förderte wesentliche neue Ergebnisse in Hinblick auf die Planungsgeschichte, vor allem der monumentalen Turmbauten, zutage.
Für Straßburg wie auch für Freiburg rückt die Persönlichkeit Erwins von Steinbach in den Vordergrund, dem nun auch Projekte in Thann, Breisach und Bacharach zugewiesen werden können. In Köln ist es der bislang wenig greifbare Michael von Savoyen, dem nun Konzept und Planung der zweitürmigen Domfassade zugeschrieben werden.
Andere Zentren der Region, die vor allem im späteren Mittelalter eine größere Wichtigkeit erlangten, sind Basel, Konstanz, Mainz und Frankfurt. Etliche erstmals identifizierte Baurisse zu deren Planungs- und Baugeschichte bedeuten eine entscheidende Erweiterung des bisherigen Kenntnisstandes.
Auffallend und in dieser Form erstmals herausgearbeitet ist die starke personelle Vernetzung der rheinischen Bauzentren untereinander wie auch mit den Bauhütten von Ulm, Regensburg, Prag und Wien, die Gegenstand der beiden bisher erschienenen Bände sind. Den engen historischen Zusammenhang mit dem Rheinland dokumentieren die ebenfalls hier einbezogenen Baurisse monumentaler Turmprojekte, die sich in belgischen Sammlungen erhalten haben.
Der abschließende dritte Band des Corpuswerks der gotischen Baurisse schließt eine große Lücke in der Entwicklungsgeschichte der frühen Architekturzeichnung und gibt der Forschung ein unverzichtbares Quellenwerk an die Hand.